Manometersiphon

Volker Cseke

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Hallo,

vor einigen Tagen ereilte mich die Frage eines Dampfkumpels, wo gibts es für meinen Kessel und mein Manometer ein passendes Anschlusssiphon?

Nach einigem hin und her stellten wir fest, der Kesselanschluß ist ist einem netten ME oder Zoll-Gewinde ausgestattet, für das er über keinen Gewindeschneider verfügt. Nach kurzer Bedenkzeit und in Erwartung der kommenden Ostertage mit schlechten Wetter habe ich mich aus dem Fenster gelehnt und gesagt, schick mir die Abschlußschraube, ich mach dir das Ding eben. Die vorhandene Abschlußschraube deshalb schicken, damit ich messen und meinen Fundus an Gewindewerkzeugen durchsehen kann, ob ich was passendes habe. Wenn nicht, kann ich die Schraube als Grundstock nehmen und was dranarbeiten.

Gesagt - getan, rechtzeitig vor den Feiertagen kam die Schraube an und es konnte losgehen.

Nachdem heute Besuch bei meiner lieben Schwiegermama angekündigt war, durfte ich als Vorbereitung noch einen Augenblick in die Werkstatt. :D Sozusagen als vorbeugende Maßnahme gegen Unzufriedenheit. Habe halt eine tolle Frau.

Angefangen habe ich mit dem Abgang am Kessel. Die zugesandte Schraube auf die Werkbank und dann ein Gang durch die Gewindeschneidervorräte. Und Glück gehabt, ein passendes Schneideisen habe ich da. Somit brauchte ich nicht die vorhandene Schraube umarbeiten, sondern konnte gleich eine neue Schraube aus dem Vollen machen.

Ausgangsmaterial ist Sechskantmessing MS58 SW8 (Schlüsselweite 8mm). Auf die Drehmaschine das kleine Futter aufgesteckt und dann los.


Den Sechskant erst mal plandrehen und eine kleine Zentrierung anbringen. Da die Dampfbohrung nur 1,5mm wird, brauchen wir nur eine wirklich kleine Zentrierung.

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Volker Cseke

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Weiter geht es...

Dann den Nenndurchmesser andrehen, in diesem Fall habe ich mich für 5mm entschieden. Auf diesem Durchmesser sitzt dann der Übergabering für die Dampfleitung.

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Die Freistiche rechts und links vom Übergabedurchmesser verbessern die Dichtmöglichkeiten, hier kann sich das überschüssige Dichtungsmaterial hin ausgleichen. Ferner ist der rechte Freistich gleichzeitig der Gewindeauslauf für das Befestigungsgewinde am Kessel.

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Das Gewinde ist geschnitten, das hier zum Einsatz kommende N10-32 UNF hat einen Außendurchmesser von 4,85mm, damit geht unser Übergabering hübsch hinweg.

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Die Dampfbohrung wird gebohrt, den 1,5mm Bohrer nicht zu sehr quälen, der ist auf der Drehmaschine mir ihren großen Antriebsleistungen und Schwungmassen ruck zuck abgerissen.

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Anfasen nicht vergessen, jetzt geht es noch gut, wenn erst abgestochen ist, kann man nur noch sehr eingeschränkt spannen.

Beim Abstechen ist das wichtigste ein scharfer Meißel und dicht am Futter. Die Meißelhöhe sollte recht gut stimmen.

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Volker Cseke

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Nach dem Abstechen den Kopf planen, Breite habe ich mit 3,5mm festgelegt und dann die Fase andrehen

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So, jetzt noch etwas putzen und dann weiter auf der Bohrmaschine.

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Für die Querbohrung anzentrieren, ankörnen bekommt den kleinen Bauteil nicht gut, mit einem 1mm Zentrierbohrer in der Bohrmaschine geht des viel besser.

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Dann die Querbohrung machen, damit der Dampf unter den Dampfübernahmering gelangt. Die Bohrung hat einen Durchmesser von 1,2mm und geht nur bis zur Mitte. Wenn die beiden Bohrungen sich gerade überschneiden, hat man gut gemessen.

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Jetzt noch mal kurz auf die Drehmaschine und den Dampfkanal über der Querbohrung eingestochen. Ich mache dies immer nach dem bohren, da sonst die Zentrierung der Querbohrung auf Grund der Nut noch schlechter zu machen ist. Den Sechkant der Schraube kann man gut ins Dreibackenfutter nehmen. In die zentrale Bohrung kommt eine Reitstockspitze, diese sorgt dann für guten Rundlauf.

So sieht dies Bauteil dann nach dem Putzen aus.

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Das nächste Bauteil ist der Dampfübergabering für die Siphonleitung. 8mm Messing MS58 wird mit den Arbeitsgängen zentrieren, vorbohren 3mm, aufbohren 4,8mm und aufreiben 5,00 H7 vorbereitet. Überdrehen und Abstechen.

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Jetzt den Ring auf der anderen Seite fertigstellen, auf Endmaß bringen - 5mm Breite. Dann die Fasen nicht vergessen.

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Schraube und Ring zusammen gelegt und so weit fertig, als nächstes wird der Ring noch für die Siphonleitung gebohrt.

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Volker Cseke

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So sieht die Zusammenstellung aus, der Ring sitzt passig auf den Übergabedurchmesser.

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Wieder die gleichen Vorgänge, zentrieren

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vorbohren

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bohren

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Loch ist drin und im Hintergrund sieht man schon das Kupferrohr für den Siphon, dies ist ein dünnes Kupferröhrchen mit den Abmessungen 2,3mm Außen- und 1,5mm Innendurchmesser. In seinem vorherigen Leben war es mal ein Kapillarröhrchen von einem Druckschalter, vor dem Dampfmodellbauer ist kein Stückchen Metall sicher.

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morgen geht es weiter
 

Volker Cseke

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noch laß ich euch nicht in Ruhe :D


Jetzt ist die AUfnahme für das Manometer dran, das kleine Manometer meines Kumpels hat M5 als Anschlußgewinde, 5mm lang. Hierfür wird ein kleiner Aufnahmekörper angefertigt, an den dann die Dampfleitung kommt.

Wieder das nette Spielchen, planen und zentrieren und überdrehen.
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Zentriert habe ich in diesem Fall etwas tiefer, da das Aufbohren auf Kerndurchmesser für M5 mit einem Fräser gemacht wird. Später sieht man den tieferen Zweck.

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Der Fräser hat eine Schneide über die Mitte, ist also zum Bohren geeignet.

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Gewindeschneiden mit dem Sacklochgewindebohrer.

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Und schon fertig.

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Hier im Überblick, wie weit wir sind. Das Aufnahmeteilchen für das Manometer wird nach dem Gewindeschneiden abgestochen und das Ende verrundet, das Auge will auch leben.

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morgen mehr
 

Volker Cseke

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Hier ist die Bohrung für das Siphonrohr schon drin, habe euch das Zentrieren und Bohren erlassen...

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Hier sieht man den Grund für den Fräsereinsatz beim Bohren des Kernlochs für das Manometeranschlußgewinde, die Bohrung bildet jetzt einen Halbrund quer durch den Grund des Anschlusses und sorgt so dafür, das in jedem Fall der Dampfdruck bis ans Manometer kommt, auch wenn das Befestigungsgewinde bis auf den Grund des Anschlusskörpers reicht.

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Jetzt kommt das Kupferröhrchen ins Spiel. Eine ausreichende Länge wird noch mal ausgeglüht und dann auf der Biegevorrichtung vorgebogen.

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Dann schön gerichtet und abgelängt. Ganz wichtig, alle Kupferspäne vom ablängen aus dem Röhrchen entfernen und die Enden sauber entgraten. Dann kann die erste Anprobe erfolgen.

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Beide Rohrenden müssen ganz in die Anschlußkörper eingesteckt sein, jedoch auch nicht zu weit, damit Manometer und Übergabeschraube sich noch montieren lassen.

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Jetzt wird alles zum Hartlöten vorbereitet. Die Kontaktflächen der Messingdrehteile brauchen nur noch mal mit Entfetter behandelt werden, die Kupferenden des Rohrs müssen geschmirgelt und entfettet werden. Dann etwas Flußmittel auftragen und die Teile zusammenfügen. Wenn die Teile nicht von allein in der richtigen Lage liegen bleiben, muß fixiert werden. Gelötet habe ich auf einer Schamottunterlage, habe da einige Steine von einer alten Baustelle von mir. Jetzt die Lötnähte von aussen noch mal mit etwas Flußmittel nachversorgen. Als Lotstab habe ich SIlberlot mit einer Schmelztemperatur von 620 Grad C genommen, Flußmittel ist von Felder.

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So sieht es nach dem Löten aus, nicht gerade hübsch, aber das wird noch.

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Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Kurz abkühlen lassen und die Nähte kontrollieren. Das Röhrchen im Übergabering steht etwas nach innen, dies ist nicht weiter schlimm, einmal mit der Reibahle durch und es passt.

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Jetzt das Ganze in ein Glas mit Essigkonzentrat und ca. 30 Minuten weichen lassen. In der Zwischenzeit kann man dann schon mal die Maschinen putzen :D . Aus dem Essig und unter Wasser gewaschen kann man schon die guten Anlagen erkennen.

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Gewudelt und geschnudelt ist hier dann das Ergebnis.

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So sieht die Zusammenstellung der Einzelteile aus, jetzt kann man die Funktion erkennen.

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Volker Cseke

Moderator
Teammitglied
Damit dann auch klar wird, wie es mal aussehen soll, hier noch eine Zusammenstellung mit einem Manometer, nur leider hat mein Manometer in dieser Bauform, für die dieser Siphon ist, ein anderes Anschlußgewinde.

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Viel Spaß beim Nachbauen

Viele Grüße

Volker
 

KNO3

User
Volker, das ist ja super toll wie du das gebaut hast. Sieht so einfach aus <grins>, leider ist das ohne Maschinen unmöglich. Kann kaum warten den Syphon an der Cheddar/Stuart Maschine anzubringen. Vielen Dank!
 
Hallo Volker,

genau so stell’ ich mir eine gute Baubeschreibung vor. Sieht man nicht so häufig in den Foren. Gratuliere.

Gruß
Hans-Jürgen
 

RSO

User
Hallo Volker,

meine oszillierende ist auch bald fertig. Wenn ich so weit bin stelle ich die mal
vor. Vom Nurflügelfräser-> zum Dampfmaschinenerbauer der steinige Weg :D

@Hans-Jürgen
das hat sich der Volker irgendwo abgeguckt mit den Bauberichten ;)

Grüsse von Raimund der zur Zeit auch Dampfmaschinen baut.
 
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