Mein letzter Renner

Ingolf, vielen Dank für die detaillierte Ausführung!

Punkt Temperatur:

Jetzt, wo du sagst „rotglühend“ wird klar, dass das Teflon „verliert“. Dauerhaft Temperaturstabil ist es ja bis ca. 260 Grad.

Da liegen wir dann fast bei der 2-fachen Temperatur. Dachte, man erwärmt das Messing nur.

Jetzt ist es aber klar ☺️
 
Ein kleines Detail, für viele nur eine Randnotiz, für andere eine wichtige Information - 2,4Ghz Empfänger-Antenne.

Ich verwende Antenensockel aus Alu, die im Deck verschraubt und zusätzlich mit E43 gesichert werden. Weiterhin ein farbiges, 3mm Kunststoffröhrchen (ähnlich einem Bowdenzugrohr) mit einer Abschlußkappe.

Zusätzlich gesichert (gg. Wasser und Abfallen) wird der Übergang Antennenhalter > Kunststoffrohr mit einem Silikonschlauch.

s-l500.jpg


Im verbauten Zustand:

DSC02676.JPG


Bei scale-Rümpfen aus Mahagoni, oder bei Bootsrümpfen aus GFK belasse ich die Empfänger-Antenne meines Futaba R304SB im Rumpf. Also keine Antenne nach außen verlegen. Das funktioniert auch wunderbar.

Bei Rümpfen aus Kohle/Kevlar sieht das gleich mal ganz anders aus. Das Kohle-Gewebe schirmt 2,4Ghz ab und der Empfänger verweigert seinen Dienst. Deshalb muß die Empfänger-Antenne zwingend nach außen. Die Jeti-Kollegen vom Flugmodellbau kennen das mit den Jeti-Empfängern und den 2 außerhalb vom Flugzeug-Rumpf verlegten Antennenkabeln.

Wasser mag 2,4Ghz auch nicht. Kommt es mit dem Rennboot zu einem Überschlag, der Rumpf landet auf dem Deck und die Antenne zeigt in Richtung Seegrund, dann ist es ebenfalls mit einem guten Empfang vorbei. Wohl dem, der ein Rettungsboot dabei hat.

Bei GFK-Rümpfen kann es schon vorkommen, dass der Empfang unter den selben Bedingungen wie zuvor beschrieben aufrecht erhalten werden kann. Das kann dann hilfreich sein, weil man mit der freiliegenden Schiffschraube Flugboot/Airboat spielen kann. Selbst eine kleine Schiffschraube mit nur 40mm Durchmesser schafft es einen umgekippten Rumpf zu bewegen.

Ich versuche die Empfänger-Antenne möglichst hoch auszurichten, denn auch das Spray, das so 1 oder 2 Oberflächenantriebe in die Luft blasen, kann zu Empfangsstörungen führen.

Noch ein letztes Thema - es wundert mich, dass sich noch niemand dafür interessiert hat, was für Schiffschrauben ich an der Drifter verwende.

DSC02677.JPG


Ich löse es mal auf. Das sind fahrfertig gekaufte, also geschliffene und gewuchtete, Aluminium 2-Blatt Propeller mit 34mm Durchmesser und einer Steigung von 1.4. Thema Steigung und dessen Wirksamkeit: Je geringer der Wert hinter dem Komma, umso entspannter ist das fahren. Die Propellerblätter sind flach angestellt.
Bei einem Wert 7 oder 9 hinter dem Komma wird es deutlich sportlicher und agiler, weil die Propellerblätter deutlich steiler angestellt sind.

Ich habe für mich errechnet, dass meine Drifter twin mit 2 x 34mm_1.4 Props an 2 x 3S knapp und 2 x 4500kv ca. 100km/h schaffen sollte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das mit den Propellern war mir klar.
Ich frage mich allerdings, ob genug Kühlwasser durch das Ruderblatt zu den vier Abnehmern gefördert wird.
Aber das wir die erste Testfahrt sicher zeigen.
 
Wenn nicht Buch, dann vielleicht ein Auszug der grundlegenden Inhalte und in einem Thema Einsteigertipps für Rennboote in dem nur Ingolf schreiben darf und oben anpinnen. Dann bleibt es schön übersichtlich und ist leicht zu finden. Ich finde auch andere Erfahrungen von Ingolf (nicht nur von ihm) so Klasse, dass sie zusammengefasst leicht auffindbar sein sollten.

Ulli
der trotz 80 auf dem Buckel gerne solche Lebenserfahrungen liest

Ulli, das ist so lieb von Dir. Ich könnte Dich knutschen💋

Ein ganz netter Vorschlag, der aber nicht zielführend ist. Was ich als "grundlegend" ansehe, sehen andere wieder ganz anders.

Wer mal im Schiffsmodellbau angefangen hat und der z.B. einen Krabbenkutter gebaut hat, der verfügt über die Grundkenntnisse ein Modellboot auf dem Wasser zu bewegen und er weiß, welche Antriebs- und RC-Komponenten er dafür benötigt hat.

Das reicht, um mal den Umstieg in die Rennbootfahrerei zu probieren, weil ein Rennboot mit genau den gleichen Komponenten angetrieben wird. OK, wahrscheinlich etwas "giftiger".

Weil eben nicht an jedem See 10 Rennbootfahrer stehen, ist es nicht ganz einfach auf Kontakte zurückzugreifen und durch Fragen Erfahrung sammeln. Dann ist halt auch mal der Autodidakt gefragt. Der, der einfach macht und probiert.

Aber die sind glaube ich gerade am aussterben, oder?
 
Ich frage mich allerdings, ob genug Kühlwasser durch das Ruderblatt zu den vier Abnehmern gefördert wird.

Das glaube ich schon Ragnar. Mehrfach so verbaut, hat sich bewährt und funktionierte..

Du hast aber Recht - Maiden ist immer etwas aufregendes. U.a. auch wegen der Wasserversorgung.
 
Hallo zusammen,
zuletzt habe ich mir einmal die Zeit genommen und habe meinen thread vom ersten bis zum letzten post gelesen. Da könnte der Eindruck entstehen "easy goin", da ist einer, der weiß, was er tut und das funktioniert vom ersten bis zum letzten Bauabschnitt.

So ist und so war es leider nicht. Ich könnte jetzt meine Fehler und Schwachstellen "unter den Teppich kehren". Ich bin aber der Meinung, dass es wegen der Vollständigkeit und für die mitlesenden Neueinsteiger wichtig ist, wenn ich auch über "Pleiten, Pech und Pannen" berichte.

Sollte ein Bootsmodell-Neubau in die eigene Badewanne passen, dann sollte man nicht an den See zur Jungfernfahrt gehen, ohne nicht zuvor in der hauseigenen Badewanne das Modell auf Dichtigkeit geprüft hat.
Es ist ratsam, den Rumpf ruhig mal länger im Wasser liegen zu lassen. Manchmal braucht es ein paar Minuten, bis sich das Wasser seinen Weg gebahnt hat.

Bei mir war das so. Beim ersten Badewannen-Test habe ich mich viel zu schnell mit einem angeblich trockenen Rumpf zufrieden gegeben. Bei einem 2. Test, bei dem der Rumpf so ca. 15 Minuten in der Wanne lag, kam für mich die Ernüchterung. Wasser im Rumpf - und nicht gerade wenig. Allerdings nur in der rechten Kufe des Katamarans. Es sollte sich später zeigen, dass ich die Rumpfdurchführung für das Stevenrohr nicht ausreichend mit E43 behandelt hatte.

DSC02685.JPG


Problem - Stevenrohr und die 3 Verschraubungen hatte ich bereits auch von innen satt mit E43 gesichert.


Für alle, die vielleicht auch mal vor diesem Problem stehen, nämlich "wie bekomme ich das ausgehärtete E43 aus dem Rumpf"? Das erste, was ihr braucht, ist Geduld. Dann ein Skalpell mit frischer Klinge oder ein schmales Cuttermsser. Das Silikon schlitzen und ritzen, so oft und so lange wie es nur geht. Danach mit der Spitzzange die Silikon-Stückchen rausziehen. Eine zeitraubende Arbeit, die aber funktioniert.

Ist so gut wie alles an Silikon raus, dann sieht es so oder so ähnlich, wie auf dem unten angehängtem Foto aus.. Kleine Silikonreste stören nicht, denn es kommt ja nach der erneuten Verschraubung wieder eine Lage E43 über Stevenrohr und Verschraubungen.

Was nicht zu verhindern ist - das Aramid-Gewebe wird je nach Heftigkeit der Skalpell-Klingen leicht beschädigt. Auch das ist kein Problem, weil die neue Lage E43 kommt.

DSC02688.JPG


Nicht ganz einfach ein gutes Foto in so einem dunklen Rumpf-Hinterteil zu schießen.

Heute vormittag habe ich die Operation am offenen Herz vorgenommen. Inzwischen ist der Antrieb, nach einer etwas ausführlicheren Behandlung mit E43 wieder an Ort und Stelle, um bis morgen auszutrocknen.

Dann kommt der 3. Badewannen-Test.

Ein weiteres Problem, welches mich eingeholt hat - das kürzen der Flexwellen.

Ich weiß nicht mehr, wieviele Flexwellen ich in meinem Modellbauer-Leben bereits mit der Proxxon und dem Dremel eingekürzt habe. Ich verwende dafür eine Diamantscheibe (keine Ahnung, ob das die richtige Bezeichnung ist. Ich nennen die Trennscheibe jetzt mal so). Was auch immer gut funktioniert hat.

DSC02680.JPG


Bei der ersten Flexwelle hat sich nach dem herausdrehen aus der Spannzange der Wickeldraht gelöst.

DSC02681.JPG


Das ist insofern gefährlich, weil an dieser Stelle die Flexwelle bei hoher Drehzahl reißen kann.

Was habe ich beim ersten Versuch falsch gemacht? Ich habe für die Diamantscheibe eine zu geringe Drehzahl an meinem Dremel eingestellt. Dadurch muß sich der Draht unbemerkt gelockert und verschoben haben. Den Rest bekam die Flex beim Einschieben in die enge Spannzange.

Lerneffekt: Eine Flexwelle immer mit hoher Drehzahl flexen, wenn gekürzt werden soll. "Flexwelle flexen" - nettes Wortspiel.

Die neue, gekürzte Flexwelle ist schon wieder da, wo sie hingehört - unfallfrei und unbeschädigt steckt sie in der Spannzange.
 
Ich könnte jetzt meine Fehler und Schwachstellen "unter den Teppich kehren". Ich bin aber der Meinung, dass es wegen der Vollständigkeit und für die mitlesenden Neueinsteiger wichtig ist, wenn ich auch über "Pleiten, Pech und Pannen" berichte.
Pleiten/Vehlversuche sind auch geeignet zu lernen. Ein schöner Bericht.
 
Hallo Ingolf
Diamantscheibe ist richtig ;)
Obwohl ich immer die Gewebe verstärkte Trennscheibe von Dremel benutzt habe. Hier mal als Beispiel: https://www.dremel.com/de/de/p/trennscheibe-32-mm-2615042632
https://www.dremel.com/de/de/p/trennscheibe-32-mm-2615042632Was habe ich beim ersten Versuch falsch gemacht? Ich habe für die Diamantscheibe eine zu geringe Drehzahl an meinem Dremel eingestellt. Dadurch muß sich der Draht unbemerkt gelockert und verschoben haben.
Ich habe immer eine Wicklung mit festem Klebeband um die Schnittstelle der Flexwelle gemacht. Dann die Proxxon auf Vollgas und durch. Anfang verrundet und gut. Und beim trennen die Flexwelle mit der Wickelrichtung drehen (also Drehrichtung bei fahren)
 
ch habe immer eine Wicklung mit festem Klebeband um die Schnittstelle der Flexwelle gemacht.

Genauso mache ich es auch - siehe Foto.

Dann die Proxxon auf Vollgas und durch. Anfang verrundet und gut. Und beim trennen die Flexwelle mit der Wickelrichtung drehen (also Drehrichtung bei fahren)

Alles richtig beschrieben, Michael. So praktiziere ich das seit vielen Jahren. Dennoch habe ich es vermutlich geschafft, die Flexwelle gegen die Wickelrichtung in die Spannzange zu drehen. Das ist mir in mehr als 10 Jahren nicht gelungen. Aber man wird älter - die Konzentration läßt nach und noch mehr die Sehkraft. "Shit happens"

Vielen Dank für Dein feedback👍
 
Nachdem die gestrige "Operation" am rechten Antrieb gut funktioniert hat, konnte E43 über Nacht sehr gut aushärten.

Jetzt sieht es wieder aus wie zuvor, nur mit dem Unterschied, dass der Rumpf jetzt dicht ist. Heute vormittag lag die Drifter 30 Minuten im eiskalten Wasser der Badewanne und es blieb aus, was der SuperGau aller Schiffsmodellbauer ist - "Wasser im Rumpf".

DSC02691.JPG


Meine Drifter ist dicht und nun schaun wir mal, wie sich die Temperaturen in den nächsten Tagen entwickeln. Im Moment schaut es noch ganz gut aus und die Chancen stehen gut, dass mein Fahrwasser vorerst eisfrei bleibt und einer ersten Testfahrt keine Eisschollen im Wege schwimmen.

Im letzten Jahr war ich am 06.12. (Nikolausi) mit einem Freund und 6 Powerbooten am See. Luft +2°, Wasser +6° - für die Piloten gabs Glühwein aus der Thermoskanne und die Lipos wurden im Heizkoffer mit 25° vorbehandelt.

Wie schon gesagt, hoffe ich das meine GoPro noch Lust hat. Dann werde ich mit einem Video vom maiden berichten.

Bleibt mir nur allen zu danken, die sich aktiv an meinem thread beteiligt haben und die Bitte an die stillen Mitleser - "traut Euch".

Last but not least wünsche ich allen Modellbauern und denen, die es mal werden wollen, einen schönen 1. Advent🎄
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Ingolf,
vielen Dank für den super Vortrag mit den perfekten Bildern. Ich habe sehr gerne und interessiert mitgelesen.
Da bekommt ein "Alter Flieger" ja auch noch mal Lust, unter die Bootsbauer zu gehen.
Viel Erfolg für die Jungfernfahrt und eine schöne Weihnachtszeit.
Viele Grüße
Ludwig
 
sehr cooler Bericht. Freue mich jedes mal, wenn es was Neues gibt und lese auch immer wieder gerne die älteren gepusteten Beiträge.
Dirk
 
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