Milan ARF von robbe

Milan_01.jpg


Robbe liefert den Milan, mit Kastenrumpf und Knickfläche, nun als ARF-Modell aus
E s gibt sie noch: Die klassischen Segelflugmodelle mit Kastenrumpf und Knickfläche. Für eine Zeitschrift habe ich schon vor drei Jahren den Milan von robbe getestet. Klaus Conzelmann brachte ein Vorserienmodell mit zur Tannenalm. Die Flugeigenschaften überzeugten mich und schon war das Testmuster geordert. Da gab es nur einen kleinen Nachteil für Thermikschnüffler, die nicht so gerne bauen: Den Milan gab es bisher nur als Bausatz. Nun legt robbe nach und bietet das Modell auch als ARF-Version an. An den tollen Flugeigenschaften ändert das nichts, aber an der Schnelligkeit, in die Luft zu kommen.

Auch der ARF-Milan ist komplett aus Holz gebaut. Die dreiteilige Tragfläche ist im Nasenbereich teilbeplankt. Das ergibt ein leichtes, aber stabiles Tragwerk. Der Mittelteil der Tragfläche ist als Rechteck ausgelegt, die steckbaren Ohren laufen trapezförmig aus. Das ist einer der Gründe für die Gutmütigkeit des Modells. Wenn der Milan zu langsam wird, reißt die Strömung am Mittelteil zuerst ab und der Segler taucht nur mit der Nase ab. Der Milan ist mit Querrudern und Landklappen ausgestattet, eine Verwölbung ist nicht vorgesehen. Auch der Rumpf ist konventionell aufgebaut, er besteht aus Spanten, Gurten und Seitenteilen. Die Leitwerke sind profillos in Gitterbauweise erstellt. Bespannt ist der ARF-Milan mit Bügelfolie.

Milan_10.jpg

Das Design des Milan ist konventionell

Der Aufbau des Modells ist schnell erledigt...
Die Servos, hier die empfohlenen ROVOR SERVO S0009 9G, sind schnell montiert. Alle Anlenkungen sind beigefügt. Vorbildlich: robbe hat festgestellt, dass die Anlenkdrähte für Quer- und Landeklappen etwas zu dünn geraten sind und legt ein Schreiben zur Produktverbesserung mit etwas stabileren Drähte bei. Die meiste Arbeit würde ein Kabelbaum für die Verkabelung der Fläche machen. Ich habe es mir einfach gemacht und verwende vorkonfektionierte Servoverlängerungskabel (2 x 500 mm und 2 x 300 mm). Diese Kabel werden wie üblich mit vom Hersteller eingelegten Schnüren eingezogen.

Milan_02.jpg

Die Anlenkung des Leitwerks erfolgt mit Z-Anlenkungen

Der Milan ist sehr transportfreundlich konstruiert. Das Flächenmittelteil wird von einer 6 mm Kunststoffschraube gehalten, die Flächenohren werden mit Kohlestäben verbunden. Ein starker Magnet hält sie am Mittelteil fest. Überraschenderweise ist auch das Kreuzleitwerk abnehmbar. Eine M4-Schraube hält es von unten fest. Allerdings erfolgt die Ruderanlenkung von Seiten- und Höhenruder mit Z-Anlenkungen. Daher lassen sie sich nicht trennen. Wer das Modell tatsächlich komplett zerlegen möchte, muss hier Gabelköpfe und Löthülsen verwenden.

Milan_05.jpg

Die Ohren werden gesteckt und von Magneten gehalten

Ich habe das empfohlene Antriebset mit dem ROBBE RO-POWER TORQUE 2834 850 K/V im Milan eingebaut. Mit dem 11x8-Zoll-Klappluftschraubenset habe ich im Steigflug 20 A gemessen. Das ergibt eine Eingangsleistung von knapp 220 W. Diese Leistung ist für den Elektro-Segler mit einem Startgewicht von etwa 1.000 g mehr als ausreichend. Wer will, kann damit senkrecht steigen.
Ein kleiner Fünfkanalempfänger von Jeti passt prima in den Rumpf hinter der Tragfläche. Die Programmierung des Seglers ist schnell erledigt. Ich habe trotz Vierklappenfläche auf das Anlegen von Flugphasen verzichtet. Die Wölbklappen werden nur zum Bremsen des Modells in der Butterfly-Stellung verwendet und von vorneherein der Bremse großzügig Tiefenruder beigemischt. Dabei fällt auf, dass die Landeklappen von unten mit einem mit Folienscharnier angeschlagen sind. Das ermöglicht einen starken Ausschlag von nahezu 90° nach unten. Leider sind auch die Querruder unten angeschlagen, was bei “Butterfly” nur einen geringen Ausschlag nach oben ermöglicht.

Milan_04.jpg


Der Schwerpunkt kann mit einem 2.200 mAh-Dreizeller eingestellt werden kann; dieser wird fast unter die Tragfläche geschoben.

Milan_07.jpg

Landeklappen für Vollbremsung.

Milan_08.jpg

Leider haben die Querruder nicht so viel Ausschlag nach oben.

Flugerprobung
Bereits nach etwa 15 Sekunden steilen Steigens ist der Milan auf ausreichender Höhe und der Motor kann ausgeschaltet werden. Das Modell geht in den Gleitflug, Trimmkorrekturen sind fast nicht nötig. Der erste Flug wurde sogleich genutzt, um die Ruderausschläge, die Differenzierung und die Mischer einzustellen.

Milan_14.jpg

Wenn es sein muss, geht der Milan auch senkrecht

Dabei habe ich darauf geachtet, möglichst eng zu kreisen, um auch kleinere Aufwindfelder nutzen zu können. Außerdem habe ich die Butterfly-Funktion optimiert. Nun kann das Modell mit voller Bremse auf den Kopf gestellt werden, ohne dass eine nennenswerte Geschwindigkeitszunahme erfolgt. Trotzdem bäumt es sich nach einem solchen Abstieg nicht auf – der Milan kann aus dem gebremsten Sturzflug direkt gelandet werden. Natürlich habe ich den Milan auch ein wenig gescheucht: Rolle, Looping und Turn sind kein Problem, wenn man beachtet, dass man kein "Schalentier" am Knüppel hat. Kurz und bündig: Die ARF-Version unterscheidet sich fliegerisch nicht von der Bausatz-Version.

Milan_13.jpg


Diese Variante hatte ich schon öfter auf der Tannenalm im Einsatz. Der Transport des Milan in der Dachbox ist kein Problem. Sie drei Flächenteile und der schmale Rumpf nehmen kaum Platz weg. Leider ist das Leitwerk des Modells aber zwar abnehmbar, doch das Kreuzleitwerk braucht Platz und ist empfindlich. Fliegerisch ist der Milan hingegen ein Volltreffer: Über dem Zillertal konnte ich mit dem kleinen Vierkläppler selbst kleinste Aufwindfelder ausgekurben. Größere Voll-GfKler hatten da schon ihre Probleme, oben zu bleiben. Die Landung, mit dem Wind und bergauf, ist mit diesem Modell ein Kinderspiel. Dank der Klappen kann das Modell bis auf Augenhöhe runtergeholt und dann horizontal auf den Hang zugeflogen werden. Der Milan ist dabei stabil genug, um auch bei ruppigeren Wetterbedingungen geflogen zu werden.

Milan_11.jpg


Fazit
Ich habe inzwischen einige Flugstunden sowohl mit dem Modell in der ARF-Version als auch mit dem Bausatzmodell verbracht und konnte keine Schwächen erkennen. Der Milan ist ein prima Allrounder, kann aber auch gut zum Thermikschnüffeln eingesetzt werden. Das von robbe empfohlene Zubehör ist gut auf das Modell abgestimmt. Wer Spaß am Modellsegeln hat, sollte sich den Milan auf seinen Wunschzettel schreiben.

Das Flugvideo der Bausatzversion (Tannenalm) und des ARF-Modells

Technische Daten

Spannweite:1.945 mm
Rumpflänge:1.170 mm
Fluggewicht Testmodell:1.040 g
Flächeninhalt:33,75 g/dm2
Flächenbelastung:31 g/dm2
Flächenprofil:S 3021
Motor:ROBBE RO-POWER TORQUE 2834 850 K/V
Regler:ROBBE RO-CONTROL 3-40 2-3S -40(55)A
Akku:3S, 2.200 mAh, max. 23 x 34 mm im Querschnitt
Luftschraube:ROBBE KLAPPLUFTSCHRAUBENSET 11X8" 38 mm SPINNER
Schwerpunkt:65 mm
RC-Funktionen:Höhe, Quer, Klappen, Motor
Ruderausschläge
Querruder:+10/-8 mm
Höhenruder:+/- 8 mm
Seitenruder:+/-15 mm
Butterfly(Bremse)Wölbklappen -30 mm
Querruder +10 mm
Höhenruder -7 mm

Milan_10.jpg
 
Toller Bericht!

Ich glaub der Flieger könnte ein Ersatz für meinen in die Jahre gekommenen Leichtwindsegler sein.

Ich hatte bis jetzt als Alternative den Rock 4k-x von Scheibelhofer bzw. den Slope Infusionen von Höllein / Grüner im Blick. Diese müssen aber gebaut werden. Kann jemand vielleicht seine Meinung hierzu kund tun bezüglich der zu erwartenden unterschiedlichen Flugeigenschaften?

P. S. Im ersten Absatz steht: "..... Der Milan ist mit Querrudern und Landklappen ausgestattet, eine Verwölbung ist nicht vorgesehen....." - ist das so gewollt und richtig? Er hat doch eine 4 Klappenfläche? Oder bietet sich das aufgrund des Profiles eher weniger an?

Danke für den Bericht, Daumen hoch,

Stephan
 
Hallo,
ja der Bauaufwand ist beim 4K Rock und beim Slope deutlich größer. Den 4K Rock gibt es jetzt auch mit Kreuzleitwerk. Die Unterschiede im Flugverhalten ergeben sich hauptsächlich aus der Profilwahl. Der 4K Rock hat eine HQ1,5 9 Profil. Das Selig 3021 ist etwas mehr auf der Thermikseite. Dafür ist das dünne HQ widerstandsärmer, also schneller unterwegs. Für das fliegen am Hang nicht schlecht.
Gruß Kafo
 
Hallo,
das Selig 7012 des Slope Infusion liegt zwischen den beiden Profilen, aber etwas mehr in Richtung des HQ 1,5 9.
Gruß Kafo
 
Wenn du lieb beim Robert fragst und brav bist, dann baut er dir vielleicht sogar einen fix und fertig... 😉 Allerdings gibt es da wohl schon eine Warteliste und da steht der Weihnachtsmann sicher ganz oben! 😜
Jedoch selber bauen ist einfach der doppelte Spaß am Model und der Bausatz vom Rock4K ist absolut top!
 
Zum MILAN hatten wir hier schon mal was.
Nur, die Begeisterung hielt sich da in Grenzen ;)

Gruß KH
 
Wie schafft man es mit einem 5 Kanal Empfänger, eine Butterfly Stellung mit Querruder hoch zu programmieren? Querruder müssten doch auf einem Kanal sein, oder?
 
Seite, Höhe, 2xQuerruder, 2xWölbklappen, Motor = 7 Kanäle
Ok - fassen wir die Klappen zusammen = 6 Kanäle

Nun wird's etwas schwieriger auf 5 Kanäle zu kommen...

Möglichkeit 1: ohne Motor
Möglichkeit 2: ohne Seitenruder
Möglichkeit 3: bei FrSky am S.Port das S-Bus Signal abgreifen, S-Bus auf PWM Decoder kaufen und darüber den Motor ansteuern

Musst du wissen ob das Sinn macht...
 
... oder die Querruder auf einen Kanal mit Y-Kabel ... muss man dann mechanisch penibel einstellen und differenzieren. Ich selbst würde das nie mit 5 Kanälen probieren, schon die Klappen zusammenzufassen ist eine mechanische Frickelei. Meine 4-Klappen-Motorsegler haben alle 7 Kanäle. ... oder einen Konverter (z.B. https://www.amazon.de/Qwinout-Empfä...9CX80VKFN21&psc=1&refRID=81SDTRPZN9CX80VKFN21) verwenden um von einem Summensignal auf separate 8 Kanäle zu kommen.
 
Yo - sicher. Poffi wollte jedoch Butterfly nutzen und dann kann ich nicht die Querruder auf ein Y-Kabel zusammenfassen, da ja dabei mal die Drehrichtung der Klappen gleichsinnig wird und im Normalgebrauch gegensinnig ist...
 
Könnt aber einfach ein Schreibfehler gewesen sein. 8-Kanal Empfänger rein und fertig. Sonst baut man sich doch eher nur Probleme ein. Liebe Grüße, Schorsch
 
Zum MILAN hatten wir hier schon mal was.
Nur, die Begeisterung hielt sich da in Grenzen ;)

Gruß KH
In der verlinkten Diskusion geht es vor allem um die Tragflächenbefestigung. Kritisiert wird, dass bei härteren Landungen die Tragfläche durch Verdrehen den Rumpf beschädigt. Lösungen zur Verstärkung bishin zu dem Bekleben der Tragflächenunterseite mit Schleifpapier(!) werden dort angeboten.

Ich selbst bin den Milan, vor allem die Bausatzversion, viel und oft am Hang geflogen. An der Tannenalm beispielsweise muss mit Rückenwind Hangaufwärts gelandet werden. Passiert ist bei meinen Milans nichts. Aber das heisst ja nichts:

Das Problem, dass die Tragfläche wegen des langen Hebelarmes den Rumpf bei einem "Ringelpietz" beschädigt, haben alle Segler. Die Kräfte müssen ausgeleitet, nicht eingeleitet werden. Ein Blick auf die Retro-Abteilung zeigt, wie das früher gelöst wurde: mit Gummis. Ziel ist es nicht, die Tragfläche möglichst stabil mit dem Rumpf zu verbinden. Vielmehr muss der Tragfläche die Möglichkeit gegeben werden, sich bei einer "schiefen" Landung auf dem Rumpf zu drehen. Gerade ein Holz-Kastenrumpf kann die Kräfte sonst nicht aufnehmen.
Wenn man die Tragflächen-Befestigung des Milan modifizieren möchte, sollte man den hinteren Bolzen im Tragflächen-Mittelstück entfernen und durch einen Balsadübel ersetzen. Im Flug hat der Bolzen keine Funktion, die Schraube hält die Fläche an ihrer Position. Der Bolzen sorgt dafür, das beim Zusammenbau die Fläche gerade aufliegt, wirklich notwendig ist er nicht.
Nach dem Tausch des Dübels ergibt sich folgendes: Bei einer härteren Landung oder wenn die Fläche an einem Grasbüschel hängen bleibt, kann nun der Balsadübel abschehren und die Tragfläche kann sich gewollt auf dem Rumpf verdrehen...so, wie früher eine mit Gummis befestigte Fläche. Damit ist der Rumpf prima geschützt. Die Kraft wird ausgeleitet. Der Balsadübel ist schnell ersetzt. Bei Eigenbauten setze ich im Übrigen Zahnstocher als Verdrehsicherung ein, auch die brechen im Falle einer doofen Landung.

Viel Spass weiterhin,
Stephan
 
Hallo Stefan,
Ich habe meinen Milan in diesem Jahr so richtig lieb gewonnen. Geschätzt hat der Flieger 100 Hangflüge mit teils harten Landungen hinter sich. Das war allerdings NUR möglich, nachdem ich die Flügel-Rumpfbefestigung verbessert habe.
Die Methode die Festigkeit der Flügelbefestigung mittels zusätzlicher Schraube und SCHLEIFPAPIER, geklebt unter der Tragfläche, zu erhöhen konnte somit sehr erfolgreich qualifiziert werden.
Die Theorie dahinter: Der Rumpf hat einen relativ steifen Mittelkasten, der durch Sperrholz verstärkt erbliche Lasten aufnehmen kann. Damit die Lasten möglichst homogen in den Rumpf eingeleitet werden, habe ich die Lösung mittels 2ter Schraube und Schleifpapier umgesetzt. Beide Schrauben sorgen dafür, dass die Fläche möglichst großflächig auf den Rumpf gepresst wird. Damit die Fläche bei Ringelpitz nicht auf dem Rumpf dreht habe ich die Reibung durch Schleifpapier erhöht.
Die Lösung mittels Balsadübel ist auch möglich. Ein erheblicher Nachteil ist aber, dass der Dübel immer wieder auf dem Flugplatz repariert werden muss. Und ausserdem denke ich, dass sich das weiche Balsa schnell abnutzen wird und dann keine saubere Passung zwischen Dübel und Flächenloch entsteht.

Eine Bitte habe ich noch : Jeder hat die Möglichkeit seine Ideen hier vorzustellen, allerdings sollten andere Lösungen nicht öffentlich diskreditiert werden.
Servus
Ralf
 
Herzlichen Dank für diesen Bericht!
Eine Frage: Wieviel Motorlaufzeit gibt es ungefähr mit ein 2200Mah Akku? Macht es Sinn ein kleineres und leichteres Akku zu nehmen fürs Thermik seglen?
Servus,
Ben
 
Bei Thermikbedingungen bzw. Hangflug ist die Motorlaufzeit mit einem 2200 mAh länger als Du fliegen kannst. Ich habe den Akku nie leer geflogen. Es sei denn zum Schluß mit einigen Turnübungen... Ein kleinerer Akku macht jedoch aus meiner Sicht keinen Sinn, da für die Schwerpunkteinstellung sonst zusätzlich Gewicht in der Nase benötigt wird. Ausserdem fehlt dann Masse für den Hangflug.
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten