Mistral 2.0 von robbe

Mistral 2.0 von robbe

Stephan zu Hohenlohe


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Sie sind die Sportwagen unter den Elektroseglern: Hotliner. Klar, man kann mit einem solchen Modell auch in der Thermik segeln. Doch ganz ehrlich: Spaß macht das nicht, da gibt es Besseres. Vollgas, senkrecht in den Himmel, Abschwung und mit Karacho über den Platz fegen. So fliegt man Hotliner.


Viel Kohle für viel Bargeld?

Wie für einen Sportwagen, kann man auch für einen solchen Hotliner ganz schön viel Bares auf den Tisch legen. Dafür bekommt man dann ordentlich Kohle(-faser), einen edlen Antrieb und das sichere Wissen, heute der Schnellste auf dem Flugplatz zu sein.
Robbe zeigt, dass auch mit weniger Kohle (Achtung Wortspiel) viel Flugspaß möglich ist. Mit dem Mistral finden wir einen gemäßigten Hotliner in Gemischtbauweise im Programm. Der Mistral 2.0 ist ganz neu und erst wenige Tage auf dem Markt.
Anders als der Mistral ist die 2.0-Version mit Styro-Abachi-Tragfläche ausgestattet. Das bringt nach Angabe von robbe zwar 150 g mehr auf die Waage, soll aber für ein stabileres Tragwerk sorgen.

Für den Test hat mir Lindinger die PNP-Version des robbe Mistral 2.0 zur Verfügung gestellt. In dieser Variante sind Motor und Servos bereits fertig eingebaut, der Kabelbaum ist gelötet und betriebsfertig. Ruderhörner, Anlenkungen, Akkubrett... alles ist fertig.
Was noch erledigt werden muss, ist schnell aufgezählt: Die Anlenkung des Höhenruders ist mit dem in der Seitenflosse eingebauten Servo zu verbinden und das Brett-Höhenleitwerk wird mit zwei M3-Schrauben befestigt.

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Der Mistral 2.0 hat ein Seitenruder, eigendlich unnötig für einen Hotliner.

Gut gemacht: Die Löcher im Balsaleitwerk sind ausgebuchst. Mit fertig konfektionierten Anlenkungen, bestehend aus 1,5-mm-Draht mit Gewinde und Schraub-Gabelköpfen, werden die vier Klappen der Tragfläche angelenkt. Die Klappen selbst sind betriebsfertig angeschlagen und Augenschrauben dienen als Ruderhörner. Auch gut gemacht: Die Querruder sind oben, die Landklappen dagegen unten angeschlagen.


Kabelbaum ist eingezogen.

Die Servokabel sind bereits werksseitig pro Tragfläche in einer MPX-Buchse zusammengefasst. Zwei passende Gegenstücke, verlötet mit den Servoanschlusskabeln zum Empfänger, finden sich im Zubehörbeutel.

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Die Servos sind eingeschrumpft und in der Fläche eingeklebt. Unter dem Servo sieht man das Gewebe der Tragflächenstruktur.

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Nicht so schön: Die Servoabdeckungen aus weißem ABS.

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Die Abdeckungen kann man gut mit "Canopy-Glue" befestigen. Die Verklebung härtet klar aus und bleibt flexibel.

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Die Servokabel sind auf einer MPX-Buchse zusammengefasst.


Als Letztes wird der Regler unter das Akkubrett gelegt. Der 60 A-Regler ist allerdings nicht im Set enthalten und muss, wie auch ein 4S-2.200 mAh-Akku, zusätzlich geordert werden. Kleine Kritik: Während am Motor des Mistral 2.0 PNP die Goldstecker bereits angelötet sind, müssen die Buchsen am Regler selbst verlötet werden. Da ich glaube, dass die Zielgruppe für ein PNP-Modell eine eher spartanisch ausgestattete Werkstatt hat, sollte robbe den Regler mit betriebsfertigen Steckern liefern. Für zukünftige Modelle hat Lindinger diese Anregung gerne angenommen.

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Der Regler wird unter...

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...das Akkubrett montiert


Gut gemachte Anleitung.

Die Programmierung des Modells ist einfach, robbe gibt alle Ausschläge in der Anleitung an. Abweichend vom Handbuch fahre ich bei der Landung nicht nur die Landklappen um 15 Millimeter nach unten. Bei meinem Modell kommen zur Funktion Butterfly auch 10 Millimeter Querruderausschlag nach oben dazu.
Wichtig: Im Regler muss die Bremse aktiviert werden. Das geht über die Programmierung via Drossel-Stick ganz einfach. Anschließend lege ich bei einem Elektrosegler die Motorfunktion auf einen Schalter. Auf dem Drossel-Stick habe ich dann die Funktion Butterfly.

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Der Spinner mit versetzten Blatthaltern.

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Die Flächen werden mit M3-Schrauben am Rumpf befestigt.

Erst ganz zum Schluss montiere ich die ansonsten betriebsfertige Klappluftschraube. Zu groß ist die Gefahr, dass auf der Werkbank der Motor anläuft. Schön ist, dass robbe dem Modell einen Spinner mit Versatz beilegt. Damit liegen die 11x8 Zoll-Propellerblätter im Segelflug sauber am Rumpf an.

Auf dem Flugfeld geht es schnell.

Robbe gibt in der Anleitung einen Schwerpunktbereich von 67 bis 72 Millimeter an. Ich habe mit dem empfohlenen 4S 2.200 mAh Akku den Schwerpunkt bei 69 Millimeter eingestellt, ganz ohne Zugabe von Trimmgewichten. So geht es dann auch zum ersten Flug.
Der Zusammenbau auf dem Flugfeld gestaltet sich einfach: Die Tragflächen werden mit dem 8 mm-Kohlestab verbunden, hinten greift eine Verdrehsicherung aus 2 mm-Stahldraht. Die MPX-Stecker habe ich farblich markiert, damit ich sie beim Zusammenstecken nicht verwechsle. Mit zwei M3-Schrauben wird die Tragfläche auf dem Rumpf befestigt. Die große Rumpfabdeckung, wegen ihrer schreiend orangen Lackierung kann ich da nicht von Kabinenhaube sprechen, hat vorne und hinten Haltelaschen.


Geht senkrecht.

Ein erster Gasstoß am Boden zeigt, da ist Dampf drin. Das UniSens von SM-Modellbau misst knapp 65 A bei über 900 W. Damit ist der 60 A-Regler am Limit. Beim späteren Flug wurden auch im senkrechten Steigen kaum mehr als 55 A gemessen.
Der Mistral 2.0 lässt sich gut werfen. Man sollte dem Modell ein wenig Geradeausflug gönnen, bevor man es senkrecht hoch zieht. So kann die Luftschraube besser packen und der Flieger liegt stabil am Ruder. Seitenzug und Sturz des Antriebs sind stimmig, man könnte einen Millimeter Tiefenruder zum Motor mischen, es geht aber auch so. Der Abfangbogen ist bei den gewählten 67 Millimetern Schwerpunkt moderat, mir gefällt das so.
Wie eben schon erwähnt, zieht der Antrieb im Flug maximal 55 A bis 56 A. Damit geht es natürlich senkrecht nach oben. Das UniSens meldet eine Steigrate um die 28 m/s, das sind ungefähr 100 km/h. Runter geht es natürlich schneller. Dabei muss sich das Modell im Vergleich mit Voll-GfKlern nicht verstecken. Aus bis zu 300 Metern habe ich die sogenannten "Ablasser" geflogen, da flattert nichts und normalerweise biegt sich auch nichts. Härtetest war ein Abschwung aus etwa 250 Metern mit anschließendem Viereck-Looping. Dabei war tatsächlich ein Biegen der Flächen zu sehen. Aus größerer Höhe würde ich das allerdings nicht machen.

Mein Timer steht auf 1:30 Minuten: Zeit, die Landung einzuleiten. Das Modell lässt sich in Butterflystellung schön reinholen, benötigt allerdings auch Platz zum Ausschweben. Klar, knapp zwei Kilo bei zwei Metern Spannweite landet man nicht mehr in der Hand. Der LiPo-Checker zeigt 27 % Restkapazität an, also alles richtig gemacht.
Nachträglich habe ich den Höhenruderausschlag aus der Anleitung ein wenig reduziert, das war es.


Bei weiteren Flügen habe ich auch die Flugphase „Thermik“ mit fünf Millimetern abgesenkten Klappen ausprobiert. Klar, das Modell wird etwas langsamer, ich habe mich im Hangaufwind auch etwas besser halten können. Aber ein Thermiksegler wird der Mistral 2.0 damit nicht, dafür gibt es andere Modelle. Ob das Modell mit Klappen in Speedstellung, ein Millimeter nach oben, schneller wird, mag ich nicht beurteilen.

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Ausschnitt aus der Logdatei: Im Steigflug.

Mein Fazit

Mit dem Mistral 2.0 von robbe kann man nicht viel verkehrt machen. Zielgruppe ist nicht der Modellbauer, sondern der Modellflieger, der wenig Talent für's Bauen, keine Zeit oder aber keine Werkstatt hat. Die alternative zum PNP-Modell ist dann nur das Gebrauchte.
Der Aufbau des Modells ist stabil, die Komponenten klug gewählt.
Einen kleinen Minuspunkt gibt es wegen des noch selbst zu lötenden Reglers, weil er so nicht zur Zielgruppe passt.
In der Luft macht der Mistral 2.0 viel Spaß, vor allem an Tagen, an denen der Wind ein wenig stärker weht und andere Modelle am Boden bleiben. Da ist so ein Hotliner zum Austoben die beste Wahl.

Den robbe Mistral 2.0 gibt es in der PNP-Version für 450 Euro und in der ARF-Version für 300 Euro.
Regler: RO-CONTROL 6-60 2-6S -60(80)A BRUSHLESS REGLER 5V/5A SCHALT-BEC
Akku: RO-POWER EVO V5 35(70)C 14,8 VOLT 4S 2200MAH LIPO AKKU
 
Schwierigkeiten mit dem Schwerpunkt

Schwierigkeiten mit dem Schwerpunkt

Hallo zusammen,

Du hast erwähnt, bei dem empfohlenen Lipo erreichst Du den Schwerpunkt, wenn der Lipo ganz vorne ist.
Wie schwer ist Dein Lipo bitte? Meiner wiegt 280gr. und ich muss so weit nach hinten wie es gerade noch geht :-)


Gruß
Maik
 
Hab eine Frage: beim Zusammenbau der ARF-Version ist als nunmehr letzte Schwierigkeit die Passgenauigkeit der Flächenauflage aufgetaucht. Vorne die Zapfen im Loch, mittig aufstehend, hinten "Luft".
Bevor ich anpasse - kann mir jemand mit der EWD helfen ? Ich finde nirgends eine Angabe dazu. Wäre toll.

Hans-Peter
 
Mein Mistral 2.0 RR ist eingetroffen. Die Flächen sind ziemlich faltig foliert worden. Ich habe eine Stunde investiert und die Falten rausgebügelt. Beim Regler habe ich die Kabel zum Motor ziemlich gekürzt, damit kein Kabelsalat im Motorraum entsteht. Bei einem Außenläufer muss man etwas aufpassen, sonst schleift der Motor die Anschlusskabel zusammen.
Frage: Wie habt ihr die Antennen verlegt, ab der Fläche ist ja Karbon im Rumpf verbaut?
 
Ich war nun zwei Monate in Spanien und Portugal unterwegs und hatte den Mistral mit dabei wegen dem kleinen Packmaß. Über "Slope Soaring Sweet Spots" habe ich einige schöne Hänge erkunden können. Der Wind war meist stark, 25-35 km/h mit Böen die noch stärker waren. Der Mistral fliegt bei diesen Bedingungen wie eine Jochdole, auf engstem Raum kann man ihn wenden, wenn ihn eine Böe erwischt etwas Zug mit dem Motor dazu geben und alles ist gut. Beim Landen hatte ich ab und zu Probleme bei böigem Wind, dass eine Fläche am Boden streift und er dann ein Rad schlug. Das mag der Rumpf nicht wirklich. Risse vor und hinter der Flächenbefestigung sind entstanden. Superkleber und Aktivator und weiter gings. Eine Kohlenstoff Längsverstärkung würde dem Rumpf gut tun. Ich wollte mir einen Ersatzrumpf kaufen, es gibt nichts auf Lager. Ein einziger ARF-Bausatz war verfügbar.
Neben dem Mistral fliege ich noch den Heron von MPX und den Robbe Avalanche. Da ich aber gerne mit Rucksack einen entsprechenden Hang erklimme, ist der Mistral nun mein Hauptflieger geworden.
 

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Zum Standardantrieb der PNP Version möchte ich noch sagen, dass der Antrieb am Hang völlig überdimensioniert ist und mir mit der mitgelieferten Luftschraube zu laut war. Ich habe den Gasausschlag auf 60% begrenzt und eine andere Luftschraube montiert, damit ist er wesentlich leiser. Ich will am Berg niemanden mit meinem Motorgeräusch belästigen.
 
Hallo, ich möchte mir einen Mistral zulegen..
Jetzt stellt sich mir die Frage welchen Akku ich nehme..
4s 2200-2500mah gibt Robbe an..
Hat jemand größere Akkus(mehr Ah) verbaut bekommen?
Würde gerne 4s 3000mah dort nutzen..

Viele Grüße Nils
 
Ich habe 4s 2200 mAh, damit passt der Schwerpunkt ohne Gewichte. Mit 3000 wird es mit dem Platz schon sehr knapp. Wenn du deinen Mistral eh schon zum Schwergewichtler machen möchtest, empfehle ich dir den Rumpf von vorne bis hinten mit einem Carbonschlauch zu verstärken. Der Rumpf vom Mistral hält überhaupt nichts aus. Nur beim Landen am Berg ist mir der Rumpf mehrfach gebrochen. Ich habe dann einen Carbonschlauch darübergezogen und eingeharzt, seither hält das Ding und Thermikschleicher ist er ohnehin keiner.
 
Ok, gut zu wissen!
Habe gerade mal nach so einem Schlauch geschaut..
Welche Grösse hast du verwendet? Denke mal das der etwas dehnbar ist, bzw. scheint der wenn er zusammen geschoben wird vom Durchmesser größer zu werden..
 

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