Man sollte die normale Entwicklung und zeitliche Änderung von Marktsegmenten nicht als Entfremdung sehen, bzw. klagen, dass Änderungen stattfinden.
Meine Erfahrungen begannen ca. 1970 wo mein modellfliegender Vater mir als Bub den ersten kleinen Uhu geschenkt und mit mir gebaut hat. Ich bin übrigens damals nicht eingestiegen in den RC-Flug, mir war Fussballspielen und Baumhäuser bauen wichtiger. Zudem hätte ich finanziell voll an meinem Vater gehangen (damals unbezahlbar ohne gutes Einkommen) und er hätte mir erstmal die Flieger bauen müssen, oder mir es beibringen müssen. Zugegeben, war mir zu zeitintensiv. Bauen ist das Stichwort, er musste alles selbst bauen, bestenfalls gabe es gut gemachte Bausätze. Da wurden im Winter ein bis zwei Flieger gebaut (meist 2-3 m Motorsegler (Mosquito etc.) oder Segler (Amigo, Recorder was es so gab), Semiscale Segler etc. Wenn es schlecht lief, gab es beim Erstflug im Frühjahr gleich Bruch und es ging wieder in die Werkstatt. Und jetzt, was für mich im Nachhinein interessantes, ca. 1970 begann mein Vater mit einem Vereinskollegen aus einem Styroklotz frei Hand mit einem Heissdrahtbogen einen Hegi Bergfalke Rumpf zu schneiden, dieser Flieger war sein Favorit, da hatte er einige und eine kpl. selbstgebaute massiv modifizierte Variante, die ich erbte und noch heute gelegentlich fliege. Ich erinnere mich nur dumpf, das das Styro mit Holzeinbauten, insbesondere der kpl. Flügelsteckung verklebt wurde. Dann wurde geschliffen, beschichtet und lackiert. Leider war der Rumpf kaum leichter als das Original. Sah halt etwas moderner, glatter aus. Das setzte sich nicht durch bei ihm und doch hat er schon vor 50 Jahren einen "Schäumling" ausprobiert. Er sagte, das ist die Zukunft, man braucht nur bessere Schäume und muss Konstruktionstechniken entwickeln. Carbon war damals auch noch kein Thema.
Ich bin mir sicher, mein Vater hätte mit Kusshand heutige Modelle wie MPX Heron etc. genommen, um eben schnell nen Segler fertigzumachen und zu fliegen. Sicher hätte er auch weiterhin seine Holzmodelle gebaut, bzw. GFK-Bausätze ausgebaut, auch das gab es Anfangs kaum.
Nicht jeder kann/will erst Monate bauen, bevor er über haupt fliegen "probieren" kann. Wer dann Bruch baut, hat doch gleich die Nase voll, da Monate Arbeit erstmal futsch sind.
Hier liegt der Vorteil heutiger fertiger Modelle in Schaum- und Lichtbauweise, man hat bessere Chancen mit geringer Flächenbelastung, die bezahlbar ist, anzufangen. Und wenn es kracht sind wenige Risse/Brüche ruckzug klebbar und es kann weitergehen. Man hat keinen Spreiselhaufen danach....
Für mein Empfinden hat sich der RC Flugmodellbau sehr gut entwickelt: bezahlbarer, (fast)fertig Trainermodelle, (fast)fertig Modelle aller verfügbaren Klassen, weiterhin Holzbausätze, kpl. Eigenbau geht eh immer (solange es gekauft wird, wird das alles weiter laufen), GFK, CFK, E-Antriebe mit Leistungen bis oberhalb von Verbrennern, Lipos wie Kraftwerke (im Vgl. zu NiMH), bezahlbare irrsinnig flexible Computersender. Die robbe Luna meines Vaters hatte 2 Knüppel und 4 Trimmer, einige Schalter, mehr nicht (damals 900 DM
).
Zurück zur Frage, ja es wird angeboten, was gut geht, was gewünscht wird. Das ist nicht genau vorhersagbar, das ändert sich kontinuierlich. So gesehen keine Angst vor der Zukunft, Stillstand ist das schädlichste überhaupt. Jeder wird nach seiner Fasson glücklich