Motorausfall bei Modellen mit zwei Motoren

TRX17

User
Mit einer Tigercat von FMS habe ich einige Versuche mit simulierten Antriebs Ausfällen durchgeführt. Meine Idee ist, dass ein normal begabter Pilot einen Ausfall überstehen und eine sichere Landung durchführen kann. Eingesetzt habe ich einen Kreisel zur Beruhigung des Modells (nur Dämpfung!), sowie einen Beschleunigungssensor um die Hochachse.

Ich unterscheide zwei Phasen:
  1. Automatische Reaktion sowie Ansage beim Ausfall eines Antriebs
  2. Anflug und Landung einmotorig
Phase zwei kann mit einem leistungsabhängigen Mischer auf das Seitenruder verwirklicht werden. Grundsätzlich müsste auch noch die Geschwindigkeit (TAS) mit einbezogen werden, das lasse ich im Moment aber noch weg.

Für Phase eins benütze ich einen Beschleunigungssensor um die Hochachse (Microvario von SM Modellbau). Dieser misst bei Ausfall eines Motors die seitliche Beschleunigung und bewirkt das Ausschlagen des Seitenruders gegen den laufenden Motor. Mit kleiner Verzögerung erfolgt die Ansage, welche Seite ausgefallen ist (Programmierung im Sender).

Technisch habe ich es so gelöst, dass ich mit einem seitlichen Drehgeber den defekten Motor abschalte (inkl Bremse, damit der Propeller still steht!) und so gleichzeitig den entsprechenden Mischer von Drossel auf Seitenruder aktiviere. Den Beschleunigungssensor braucht es in dieser Phase nicht zwingend, ich lasse ihn aber eingeschaltet.
Im Normalfall sind beide seitlichen Drehgeber eingeschaltet, im Leerlauf drehen die Propeller mit minimaler Drehzahl, was nicht nur scale ausschaut, sondern auch den Anflug vereinfacht (Bremswirkung!).

Reaktion: Bei Ausfall eines Motors Leistung stehen lassen oder sogar bis Vollgas erhöhen, Flieger ruhig halten und auf die Ansage warten. Dann den entsprechenden Motor mit dem seitlichen Drehgeber ausschalten.

Knackpunkt ist die Dämpfung des Seitenruders. Das Ruder muss bei Bedarf voll ausschlagen, darf aber nicht zu schnell reagieren. Mit Verzögerungen habe ich das so einigermaßen hinbekommen, trotzdem wird der Flieger bei böigem Wetter etwas unruhig um die Hochachse, wenn der Sensor aktiviert ist. Ebenfalls sind gewisse Flugfiguren wie Messerflug nicht möglich.

Ausblick: Ich könnte mir vorstellen, dass Kreiselhersteller wie Jeti oder Powerbox den benötigten speziellen Mode für zweimotorige Flieger einfügen könnten, der Beschleunigungssensor ist ja meist schon vorhanden.

Vorsicht! Die fliegerische Durchführung von simulierten Ausfällen ist anspruchsvoll. Wird die minimale Geschwindigkeit unterschritten, geht das Modell extrem schnell in eine Vrille. Ich habe fast alle Versuche mit genügend Höhe und nicht zu grosser Distanz durchgeführt. Der Durchstart ist extrem schwierig und nicht zu empfehlen, weil man in der Startkurve fast immer zu stark wegsteigt. Dann hilft nur noch das rechtzeitige Zuschalten des abgestellten Motors. Die Tigercat ist zwar sehr gutmütig, hat aber im Grunde genommen etwas zu wenig Seitenruder Ausschlag, was die minimal notwendige Geschwindigkeit einmotorig noch zusätzlich erhöht.

Ich freue mich auf eure Erfahrungen und Vorschläge zu diesem Thema,

Walter

PS: Es ist klar, dass die einfachste und sicherste Variante Leerlauf und Gleitflug zur Landung ist, sofern man die nötige Höhe hat!
 
Mein Tip...


Den ganzen Technik Quatsch, wie Mischer und Kreisel abschalten. Höhe gewinnen..

Bei allen Flugmanövern immer über den laufenden Motor kurven..

Dann den 2. Motor auch abstellen und im Segelflug landen.

Passiert es in Bodennähe, dann lieber sofort drosseln und irgendwo aufsetzen, auch dann, wenn das Gelände dort nicht so optimal ist.. dann lieber ein bischen kaputt als ganz im Eimer.

Habe ich auch schon 2 Mal in über 30 Jahren erlebt, ist wirklich keine große Sache. Ein gut wirkendes Seitenruder vereinfacht die Sache, das ist klar..
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Walter,
es ist nicht anders. Ich habe schon ein paar mal Absteller gehabt. Rechts und links. Am wichtigsten: Seitenruder auf Vollausschlag und Tempo halten. Dann möglichst über den laufenden Motor kurven. Notfalls geht es je nach Flugzeug auch anders herum, besser als über die Zuschauer. Dann muss die Kurve aber sehr groß werden.
Gruß Andreas
 

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Alte Regel aller Zwei-Mot, egal ob groß oder klein:
„Kreise niemals über den stehenden Motor.“

Ansonsten ist der Einsatz von viel Technik eine mögliche Option. Ob die Beste zeigt sich erst im unverhofften Praxiseinsatz. Man muss ja erst mal merken, dass ein Motor steht um das Notfallprogramm zu aktivieren. Sekunden können da schon entscheidend sein….
 

TRX17

User
Man muss ja erst mal merken, dass ein Motor steht um das Notfallprogramm zu aktivieren. Sekunden können da schon entscheidend sein….

Nein, der Beschleunigungssensor kann während dem ganzen Flug eingeschaltet bleiben. Bei einem überraschenden Absteller bewirkt er den korrekten Ausschlag des Seitenruders und ebenso die Ansage (z.B. "Linkes Triebwerk ausgefallen").
Erst danach stelle ich den linken Motor über den seitlichen linken Drehgeber ab und aktiviere so gleichzeitig den Mischer.

Das Seitenruder muss ich nicht selber steuern, das macht im ersten Moment der Sensor, danach die Mischer.

Gruss, Walter
 

TRX17

User
Ich habe wieder ein dutzend Anflüge mit stehenden Motor durchgeführt (alternierend links-rechts) und bleibe dabei, ein kontrollierter Anflug geht über den stehenden, wie auch über den laufenden Motor. Kontrolliert heisst, genügend Geschwindigkeit, wenig Querlage und korrekt dosiertes Seitenruder (durch den Mischer!).
Ich empfinde das Eindrehen in den Endanflug über den stehenden Motor sogar als angenehmer.

Die Durchführung war immer gleich: Auf ca. 50 Meter über den Platz, einen Motor ausgeschaltet, in den Gegenanflug, Fahrwerk raus und Klappen Stufe 1, eindrehen in den Endanflug. Auf ca. 5 Meter Höhe den Motor wieder zugeschaltet, --> kein Durchstart einmotorig!
Ich denke, eine Landung wäre problemlos möglich gewesen, möchte aber (noch) nichts riskieren.

Ich habe auch ausprobiert was passiert, wenn man zu langsam wird. Langsam ist relativ, die minimale Geschwindigkeit zur Aufrechterhaltung der Kontrolle über das Seitenruder ist sehr hoch (Seitenruder zu klein!). Dreht man über den stehenden Motor, geht der Flieger in eine Spirale nach unten. Dreht man über den laufenden Motor, wird der Flieger noch mehr steigen und ebenfalls sehr schnell unsteuerbar. Zudem wird der vorgesehene Flugweg zur Aussenseite verlassen und damit eine Aussenlandung erzwungen, falls kein Durchstart möglich ist.

Gruss, Walter
 
Hallo Walter,
ein interessantes Konzept zur Kontrolle und Steuerung bei einseitigem Motorausfall. Kannst Du mir bitte noch einige Details zu Deinem Aufbau geben und welche Fernsteuerung Du dazu benutzt.
In mein 2mot-Modell kann ich einen GPS-Logger3 einbauen und steuern tue ich mit einer Jeti dc-16. Damit könnte ich den Beschleunigungswert um die Hochachse bei einseitigem Ausfall anzeigen und ansagen lassen. Die von Dir beschriebene sofortige Ansteuerung des Seitenruders ist mir nicht so ganz klar. Mit welchem g-Wert muss man als Auslöser rechnen und wird das Seitenruder dann proportional oder auf Vollausschlag gesteuert?
Vielen Dank für Deine Antworten und viele Grüße
Horst
 

TRX17

User
Hallo Horst,
Ich hatte zunächst auch den GPS Logger verwendet, das Micro Vario ist einfach günstiger. Mein Sender ist ein Jeti DS16 II. Den Range des Sensors habe ich auf +/- 0.7g begrenzt (Telemetry Controls). Wenn ich den Flieger mit ca. 80° Querlage halte geht das Seitenruder langsam auf vollen Ausschlag. Der Filter steht auf 10 (max) und Type auf "Proportional". Ich habe dann aber noch einen logischen Schalter mit 2 Sekunden Verzögerung zwischen geschaltet, erst dann geht es auf den Mixer für das Ruder.

Die Protection umzusetzen ist noch relativ einfach und übersichtlich. Will man aber auch Anflüge trainieren und Ausfälle simulieren wird es sehr aufwändig. Wie schon erwähnt, könnte z.B. Jeti die Protection im Assist als speziellen Mode implementieren. Das wäre keine grosse Sache und alles wäre sehr viel einfacher. Jemand mit einem guten Draht zu Jeti müsste das denen erklären. Ein Antrag von mir hätte kaum Effekt, da hatte ich bisher nie Erfolg.

Falls du interessiert bist kannst du mir per PN deine E-Mail geben und ich sende dir die Modelldatei sowie das Schema.

Gruss, Walter
 
Hallo Walter,
herzlichen Dank für die prompte Antwort. Ich vermute, dass die Beschleunigungswerte der SM-Modellbau Sensoren in meinem Fall wenig nützen, denn ich fliege Verbrenner und da erzeugen die Vibrationen in allen drei Achsen Werte von -4 bis + 4g!
Aber interessiert bin ich trotzdem an Deiner Modelldatei und dem Schema, denn das Konzept imponiert mir (siehe PN).

Viele Grüße
Horst
 

TRX17

User
Nun ist schon mehr als ein Jahr her, seit ich diesen Thread begonnen habe. Ich bin die Tigercat etliche Male geflogen inklusive Anflüge und Landungen mit einem Motor. Alles ohne manuellen Einsatz des Seitenruders; entweder wurde das Ruder durch den Beschleunigungssensor oder dann durch einen Mischer in die richtige Position gebracht.

Die FMS Tigercat ist von der Ausrüstung ein idealer Flieger für solche Versuche, einzig die Lageerkennung von der Seite ist durch die Farbgebung und die Bulligkeit der Motorgondeln manchmal schwierig. Das hat dann auch prompt zu zwei brenzligen Situationen geführt, habe aber Glück gehabt.

Meiner Meinung nach kann ein technisches Device eine Hilfe sein, eine zweimotorige Maschine nach einem Motorausfall unter Kontrolle zu bringen! Zwar ist Leerlauf und Landen die einfachste und beste Variante, aber manchmal ist das wegen Hindernissen nicht praktikabel oder man möchte ganz einfach auch in dieser Situation etwas "Scale" unterwegs sein.

Beste Grüsse,
Walter
 

Georg Funk

Vereinsmitglied
Hätte da noch eine Idee zur weiteren "Automation", bei Jeti kann man doch Telemetriewerte auch als Geber benutzen. könnte man damit nicht automatisch den Mischer aktivieren?
 

TRX17

User
Hallo Georg, genau so funktioniert die automatische Variante! Ich verwende den Beschleunigungssensor von einem Vario (Y-Achse). Wenn ein Motor ausfällt wird das im Telemetriegeber ausgewertet und sendet verzögert über einen logischen Schalter das Signal zum Mixer. Dieser lenkt das Ruder abhängig von der Motorleistung gegen den laufenden Motor aus. Die Auswertung erlaubt sogar das Auslösen einer Ansage, welcher Motor ausgefallen ist, was für mich eine sehr grosse Hilfe ist!

Grundsätzlich wäre es möglich, als Update beim Assist einen speziellen Mode für 2-Mot zu programmieren, weil der Assist neben den Kreiseln auch über die nötigen Beschleunigungssensoren verfügt. (Der Endanwender kann die MEMS leider nicht einzeln auslesen). Allerdings gehe ich davon aus, dass eine Anfrage von mir bei Jeti aus verschiedenen Gründen wenig Sinn macht. Aber es gibt ja auch noch andere Hersteller von elektronischen Helferlein.

Gruss, Walter
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten