Motoren- und Antriebskonzepte für Boote

molalu

User
In einem meiner Nachbar-threads wurde die Empfehlung ausgesprochen einen Sammelthread zum Thema "Motoren- und Antriebskonzepte für Boote" aufzumachen.

Die Idee ist gut und deshalb möchte ich der Empfehlung gerne nachkommen.

Egal ob Newbie, Quereinsteiger (meistens Flugmodellkollegen), oder Gelegenheits-Kapitäne - die immer wieder auftretenden Fragen/Probleme:


  • welcher Motor für mein Boot? Brushless oder Bürste?
  • wenn brushless - wieviel kv oder Watt? Außenläufer oder Innenläufer?
  • Wasserkühlung - ja/nein?
  • welcher Regler - wieviel Ampere Leistung?
  • Wasserkühlung - ja/nein?
  • Strom - Lipo oder NiMh? Wieviel Zellen mit welcher Ampereleistung und welcher C-Rate?
  • Wellenanlage - starre Welle, Flexwelle oder Federstahlwelle? Durchmesser? Länge? Welche Kupplung?
  • Dauerbrenner-Thema Schwerpunkt - wo positioniere ich Motor, Regler und Akku?
  • Propeller - Durchmesser? Anzahl der Blätter? Steigung der Blätter? Befestigung per Gewinde oder DriveDog?
  • Wellenschmierung - wie, womit und wie oft muss die Antriebswelle geschmiert werden? Welches Schmiermittel?
  • Ruder - wie und wo positioniere ich das Ruder? Rudergröße und Ruderform? Ruderanlenkung?
Dazu kommt, dass viele Neueinsteiger nicht wissen, welche Rumpfform vor ihnen auf dem Tisch liegt. Also, Verdränger-Rumpf, Gleiter oder Halbgleiter? Welchen Anspruch habe ich nach Fertigstellung an mein Modell? Will ich meine gemütlichen Runden, möglichst mit langer Fahrzeit, drehen? Oder möchte ich mit flotter Fahrt das Optimum aus meinem Boot rausholen?

Wenn diese Fragen geklärt sind, kann man sich an die oben aufgeführten Punkte heranwagen.

Deshalb möchte ich diesen Beitrag öffnen, um all denen, die bisher nicht wußten wo sie die diversen Fragen loswerden, an dieser Stelle einen Einstieg zu geben.

Also dann "Feuer frei"
 

molalu

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Hallo unbekannter, hallo pefi,

der Ultra 900 ist dem 700BB haushoch überlegen und für Dein Projekt perfekt geeignet.
700BB - 11.600 Umdrehungen/Leerlauf
Ultra 900 - 20.000 Umdrehungen/Leerlauf.
700er wiegt 350 g; Ultra 900 wiegt 315 g, dafür ein paar Zentimeter länger.

Mit dem richtigen Regler - meine Empfehlung wassergekühlter, lipofähiger 60A Bürstenregler von modellbauregler.de - und einem 3S SLS - 3500mAh - 30C sollte der Oldie zusammen mit einem gut gekühlten 900er Ultra so um die 60 km/h laufen.

40er Prop ist dann aber zu heftig und überhitzt ziemlich sicher Motor und Regler.
Überhitzung können die Ultras überhaupt nicht ab. Da die Ultras aus der Produktion von Plettenberg kamen, sollten auch die Kohlen über eine separate Wasserkühlung verfügen, die Du unbedingt nutzen solltest. Also Gehäuse- und Kohlekühlung.

Bei der Propwahl würde ich mit 36mm anfangen und in 2mm-Schritten steigern. Die Graupner K-Props sind bestens geeignet.

Ich bin ein absoluter Fan der Plettenberg-Bürsten. Ein Motorsound, der jeden BL blass aussehen lässt und ein Drehzahl-Spektrum, das viel Spielraum für die Anzahl der Zellen lässt.
 

molalu

User
Du hast mit dem 900er Ultra an 3S ein sehr giftiges SetUp, deshalb würde ich den Motor niemals ohne Kühlung fahren.
Man kann bei Plettenberg einen passenden Kühlmantel für das Motorgehäuse kaufen, kostet aber sehr viel Geld. Es gibt 2 Varianten von Gehäusekühlungen.

Das ist einmal der sogenannte Vollmantel:

1665756188240.jpeg


Oder die Kühlspirale aus Alurohr - hier an einem 800er Ultra angelegt:

1665756246041.jpeg


Ich würde in jedem Fall die Vollmantel-Kühlmanschette empfehlen, weil die einfach wirkungsvoller ist als die Spirale.

Der Ultra 900 hat einen Gehäusedurchmesser von 44mm. Also solltest Du nach einem Kühlmantel mit 44mm Innendurchmesser suchen.

Für die Kühlung der Kohlen verwendet Plettenberg abgewinkelte 3mm Messing-Röhrchen, die an der Halterung für die Kohlen verlötet werden. Eine Arbeit, die nachträglich nicht ganz einfach ist.

Ich habe bei mir noch einen Ultra mit Silikon-Kühlmantel rumliegen. Ich weiß aber nicht, ob mein Ultra 44mm Gehäuse hat. Sollte mein Kühlmantel für den 900er Ultra passen, gebe ich den gerne ab.
 

molalu

User
Hier ein Foto von meinem Graupner Ultra, dessen Baugröße ich leider nicht kenne. Auf dem Gehäuse sind keine Angaben. Eventuell ein 1200er??

Der Gehäusedurchmesser im Bereich der Silikon-Kühlmanschette beträgt 46mm. Länge Motorgehäuse 10,7 cm. Gut erkennbar sind die Kühlnippel für die Wasserkühlung der Kohlen mit einem Silikonschlauch.

Besonders auffällig bei meinem Motor ist das Thermo-Klebeband mit den Temperaturanzeigen in Celsius und Fahrenheit. Offensichtlich hat man diese Klebebänder angeboten, oder im Auslieferzustand bereits angebracht, weil man wußte, dass die Motoren sehr temperaturanfällig sind.
Ich vermute, dass sich in dem Klebeband Leuchtmittel befinden, die sich je nach Motortemperatur in den Farben gelb, grün und rot verändern.

Vielleicht gibt es Mitleser, die dazu mehr sagen können.

1665759658861.jpeg
 

molalu

User
Hier noch ein Foto von der Kühlung Kohlen am Beispiel eines 355er Plettenberg (einer meiner Lieblingsmotoren):

1665760167328.png
 

molalu

User
Wäre hier für ein Ultra 900 9,6V geeignet.
verstehe ich jetzt nicht. Du hast doch nach dem 900er Ultra gefragt.

Was gibt es den für Alternativen? Gerne auch Brushless.

Die Frage von mir - warum eine Alternative zum 700er BB? Der 700er kann problemlos mit einem 3S Lipo und einem guten lipofähigen Bürstenregler betrieben werden. Für einen Oldtimer wie den AVANTI ist dieser Motor meiner Meinung nach völlig ausreichend.

Wenn es dann unbedingt brushless sein soll, dann etwas mit ca. 3400kv, ebenfalls an 3S, oder besser mal mit 2S anfangen. Bei brushless würde ich dann eher einen Außenläufer nehmen, weil die bei Fahrzeiten von unter 10 MInuten auch ohne Kühlung auskommen.
 

molalu

User
Hatte nur gedacht 3S sind Zuwenig da er ja mit 14 Zellen gefahren ist.

der 700er BB verträgt auch 4S, oder auch 2 x 2S, was vielleicht angebracht ist, um den richtigen SP korrekt zu bestimmen. Bitte nur eins bedenken - je höher der Strom, desto höher die Lastdrehzahl. Dementsprechend Prop-Größe nach unten anpassen. Ansonsten gibt es thermische Probleme an Motor und Regler.
 
Das ist einmal der sogenannte Vollmantel:

1665756188240.jpeg
Hier sieht es so aus, dass das Kühlwasser direkten Kontakt mit dem Motorgehäuse hat. Da sollte auch ein Eigenbau möglich sein
Messingrohre auch in 55x0,5
Die Fa. Parker Prädifa soll auch O Ringe mit 40 Shore haben. Die passen vermutlich preislich nicht zum Motor

Ich hatte mal einen Speed 500 BB Race mit Wasserkühlmantel ausgerüstet.
Bei dem wollte ich keinen Wasserkontakt am Blechgehäuse haben. (Korrosion)
- aus 0,5 mm MS Blech ein Rohr gelötet, das stramm auf das Gehäuse passte
< zu breiten Streifen geschnitten (breiter als der Motor lang ist)
< die Enden etwa 45° schräge geschnitten
< Länge= DMotor*pi+Längenzuwachs aus dem 45° Ende+3mm
< den Streifen über ein Rohr rund geformt
< das "Rohr" auf dem Motor mit Schnur stramm gebunden
< ein Ende so lange eingekürzt, bis sie nicht mehr übereinander, sondern mit max 0,1mm Abstand zueinander passen
< Jetzt den Rohling an den Enden des Stoßes verlöten
< Rohling vom Motor nehmen und fertig verlöten
- ein weiteres Rohr mit etwa 4 mm größerem Innendurchmesser (zum Außendurchmesser des 1. Rohres) gelötet
- auf das größere Rohr 2 MS Rohrnippel gelötet. (entgegengesetz und mit tangentialer Richtung)
Das Einlaufrohr kleiner als den Ablauf, um Druck gering zu halten
- An den Stirnseiten zwischen die beiden Rohre Silikonschläuche als Abstandhalter 1-2mm tiefer gedrückt (hatte ich mit SeKu zu Ringen geklebt)
- Die Stirseiten noch mit Silkon aufgefüllt Dichtung
Bilder habe ich nicht
 

molalu

User
Ulli, der von Dir beschriebene Selbstbau einer Wasserkühlung hört sich sehr gut an, aber glaubst Du allen Ernstes, das die Generation der ARTR = allways ready to race - "Modellbauer" so etwas schafft anzufertigen?

In Verbindung mit den Ultra-, Mabuchi-, Keller und anderen Bürstenmotoren höre ich immer wieder und etwas abwertend den Begriff "Blechmotoren".
Grundsätzlich ist die Bezeichnung ja richtig, aber manche meinen mit den bürstenlosen Motoren den "Heiligen Kral" gefunden zu haben. In vielerlei Hinsicht sind die Bürstenmotoren, z.B. von Plettenberg, den BL`s noch immer haushoch überlegen. Deswegen muss man ja nicht auf Strom aus Lipos verzichten.

Du hast es schon richtig erläutert. Ein Ultra-Motor mit Blechgehäuse und Vollmantel für die Kühlung birgt das Risiko des Gehäuse-rostens. Wenn Du Dir das von mir eingestellte Foto des Ultra mit dem Silikonmantel anschaust und wenn Du genau hinschaust, wirst Du unter dem Silikonmantel einen metallisch schimmernden Streifen erkennen, der sich deutlich vom schwarzen Blechgehäuse abhebt.

Ich bin auch neugierig geworden was das wohl ist, denn wenn man den Silikomantel etwas anlupft, findet man den Schriftzug "Graupner". Tatsächlich ist das ein hauchdünner Metallring, geschätzt 0,2mm, der über einen Kunstoff-Überzug mit dem Graupner-Schriftzug verfügt.

Das ist schon clever gemacht, denn damit wird genau das verhindert, was Du beschrieben hast - das nämlich das Motorgehäuse irgendwann mal rostet.

Ich habe keine Ahnung, ob Graupner/Plettenberg die Motoren in diesem Zustand ausgeliefert haben, oder ob dieser rostfreie Ring ein Zukaufteil war.

Vielleicht gibt es mitlesende Kollegen, die darüber etwas sagen können.
 
Ich habe keine Ahnung, ob Graupner/Plettenberg die Motoren in diesem Zustand ausgeliefert haben, oder ob dieser rostfreie Ring ein Zukaufteil war.
Graupner hatte wassergekühlte zumindest im Katalog gelistet, was suggeriert, daß es die so zu kaufen gab. Das dürfte der Katalog '97 sein, den ich zwar in Papier habe, aber jetzt habbich nur meine Festplatte gefragt:

Graupner_Ultra-Motoren_neu_.jpg

AKA ich weiß nicht, ob Dein festgestellter Rauschgoldring ein "Tuningteil" war.

Mein einziges Motorboot ist die Krick Lady, damals[TM] mit 550er Mabuchi und einem Sanyo-Rot-Sechszeller-Autolesakku gefahren. Ohne Kühlung, drum hatte ich mal ein paar Luftlöcher für Durchzug reingeschnitten. Dann immer wieder Wasser ausgeleert. Und dann halt einfach stehen gelassen - irnkwie ja auch 'ne Lösung ....

servus,
Patrick



edit:
In Verbindung mit den Ultra-, Mabuchi-, Keller und anderen Bürstenmotoren höre ich immer wieder und etwas abwertend den Begriff "Blechmotoren".
[...]
Ein Ultra-Motor mit Blechgehäuse [...]
Die Plettis, Ultras, Webras, Unger-Kellergeister haben ein geschlossenes Rohr, entweder aus dem Vollen gedreht oder aus einem nahtlosen Rohr nach dem Mannesmann-Pilgerschrittverfahren. Zwecks "besserem" Aussehen kann man ja nochmal mit 'ner Drehbank rüber ;-) Ein Blechmotor (konnotativ abwertend gemeint) ist sowas:

großer_Buehler.jpg

(geklaut aus einem gerade laufenden Angebot bei Ebay Kleinanzeigen)

Den hat Herbert Krottenmüller in zwei Größen bei Bühler für den Carrera Optimus machen lassen, als seine Interpretation von "prima Preis-Leistungsverhältnis." Mit dem kleineren hat Rudolf Hermann 1978 seinen Höhenrekord von 1976 überboten, damals mit Mabuchi-Blechmotor. Ja, das schaut halt e weng aus wie diese Aufziehdinger zu Weihnachen, die nicht vom Tisch fielen, trotzdem aber Ostern meist nicht mehr erlebt hatten. Fürn Weltrekord hatte es trotzdem nicht gereicht, weil die FAI das damals gar nicht als Klasse definiert hatte.

;-)

edit 2:
Schiffe von Kawasaki Heavy Industries wurden auch aus (ab irgendwann lasergeschnittenen) Blechen hergestellt. Damals passten die aber noch durch den Suezkanal wie auch durch die Elbe nach HH rein.
 
Zuletzt bearbeitet:

S_a_S

User
Besonders auffällig bei meinem Motor ist das Thermo-Klebeband mit den Temperaturanzeigen in Celsius und Fahrenheit. Offensichtlich hat man diese Klebebänder angeboten, oder im Auslieferzustand bereits angebracht, weil man wußte, dass die Motoren sehr temperaturanfällig sind.
Ich vermute, dass sich in dem Klebeband Leuchtmittel befinden, die sich je nach Motortemperatur in den Farben gelb, grün und rot verändern.
das ist eine Flüssigkristallanzeige - vermutlich vom Vorbesitzer angebracht. Wiegt wenig und zeigt recht genau an, hier in Deiner Ausführung.
Wenn es vom Hersteller wäre, würde er nicht-reversible benutzen.

Grüße Stefan
 

pefi

User
Hallo
Bin heute dazu gekommen mal einen Test mit Probefahrt zu machen. Der Motor zieht mit 3s und 40er Schraube beim festhalten 21A. Bin dann noch eine kleine Rund gefahren. Gefühlsmäsig war der Motor nach den 2-3min Fahrzeit zu warm. Werde jetzt mal auf eine 37,5er Schraube runter gehen.
 
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