Problem: Überhöhter Zelldruck verkürzt Lebensdauer.
Lösung: Überhöhten Zelldruck vermeiden
1. Indem er gar nicht erst entsteht
2. Indem man ihm Zeit läßt, sich abzubauen
Leider haben Zellen keinen Druckanzeiger, daher weiß man nicht, wie hoch der Innendruck ist. Kein Wunder, dass die meisten Empfehlungen in die Richtung gehen, den Zellen Zeit zum Abbau des Drucks zu lassen, bevor man diesen womöglich durch weitere Ladung/Entladung noch erhöht. Soweit ok,
sicher ist sicher.
Klar, wer seine Akkus wettbewerbsmäßig quält, sollte das nicht auch noch mehrmals am Tag tun. Dass aber auch Spaß- und Feierabendpiloten sorgfältig auf lange Ruhepausen achten, scheint mir eher ein Nachahmungseffekt zu sein
Wann und warum entsteht der Druck:
Wie Eike schon schreibt: Druck baut sich bei hoher Belastung auf. Und zwar dann, wenn die chemische Umwandlung im Akku überfordert wird. Die Überlast setzt bei Ni-Zellen Wasserstoff aus dem Elektrolyten frei. Bis zur Druckgrenze des Ventils ist das unschädlich, darüber wird der Akku irreversibel geschädigt. Bei Unterlast oder Ruhe rekombiniert er wieder mit dem Elektrolyten, was einige Zeit braucht.
Der wichtige und oft übersehene Punkt ist aber:
Überlast ist relativ, und zwar zum Ladezustand.
Zwischen 15% und 85% der Kapazität sind alle Oberflächen in der Zelle an der chemischen Reaktion beteiligt. Hier ist der Akku am höchsten belastbar, egal ob Ladung oder Entladung.
Außerhalb dieses Kapazitätsbereiches nehmen die an der Reaktion beteiligten Flächen ab, ein Problem der geometrischen Form der Zelle. Damit nimmt auch die Belastbarkeit ab, und die Neigung zur Gasbildung steigt.
Hohen Druck vermeiden:
Wer seine Akkus nicht leerquält, sondern, um Hausnummern zu nennen, bei hoher Belastung 15% oder bei mittlerer Belastung 10% Kapazität drin läßt, hat mit Druckaufbau durch Entladung kaum Probleme. Erkennbar ist das im Zweifelsfall durch nur mäßige Erwärmung bei der Entladung.
Etwas ähnliches gilt für die Ladung. Wer darauf verzichtet, seinen Akku mit hohem Strom bis zum Rand "vollzuballern", hat auch beim Laden wenig Druckaufbau. Ebenfalls erkennbar an der Temperatur.
Fazit
Überlastung läßt sich weitestgehend über die Temperatur erkennen. Solange der Akku anfaßbar bleibt (Hand drum und festhalten), sind Ruhepausen nicht wirklich nötig. Gerhard hat nicht unrecht, wenn er das zum Kriterium erhebt. Allerdings reicht es nicht, einen überlasteten und unter Druck stehenden Akku nur erkalten zu lassen. Faustregel: ist er zu heiß, um ihn fest und dauerhaft anzufassen, sollte er möglichst lange ruhen.
Nicht gerade der Lebensdauer förderlich ist bei NiMH die oft gelesene Empfehlung, die Akkus möglichst heiß zu betreiben, da sie dann besonders viel "Druck" haben. Dies ist in zweierlei Hinsicht richtig
Heiße NiMH haben höhere Spannung, das ist anders als bei NiCd. Das ist kein Problem, solange die Akkus
extern erhitzt werden. Viele Schlaumeier haben aber festgestellt, dass sich die Akkus durch Überladung ebenfalls erhitzen.. und das ist ja viel einfacher. Kann man machen, aber dann sind es Druckpatronen, die man ruhen lassen sollte, wenn sie moderat entladen werden, und die man zerstört, wenn man sie auch noch gnadenlos unter hohem Strom leersaugt.
Grüße, Ulrich