Piper J3 (M 1:3 - Paolo Severin/Toni Clark): Baubeschreibung

Fredcarl

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Hallo Kollegen,

für diesen Winter habe ich mir eine J3 in 1:3 von Paolo Severin gegönnt. Der Bausatz wird von Toni Clark gefertigt und vertrieben. Er basiert auf der Grasshopper und wird kunden-individuell angepasst. Das dauert etwa zwei Wochen. Die Grasshopper von Paolo fasziniert mich seit ihrem Erscheinen. Mit einem 50 ccm Boxer wog der Prototyp 13,5 kg. Ein so großes Modell so leicht zu gestallten, das ist schon eine Leistung.

Ich habe mich für die J3 entschieden, weil ich mit dem Modell auch schleppen möchte. Die großen Glasflächen auf dem Rumpfrücken würden dabei zwangsläufig den Blick auf die ganze Schlepp-Mimik zulassen - das hat mir nicht gefallen. Auch bei der J3 wird man etwas sehen- aber sicher nicht so viel.

Zusätzlich habe ich mir den "Sitz-Bausatz" gekauft, mit dem man buchstäblich Leben in die Bude bringen kann. Die Steuerknüppel bewegen sich synchron mit den Ruder-Bewegungen.

Das nachzubauende Original ist eine "Flitfire"

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Mit diesen Flugzeugen wurde 1941 Geld für die RAF in den USA gesammelt.
 

Fredcarl

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Angetrieben wird die Piper elektrisch. Das Setup besteht aus einem Hacker Q80 L 6 V2. Ich habe den Vorläufer in meiner Bellanca und bin mit dem Kraftpaket hoch zufrieden : eine 25 x 12 Engel Super Silence dreht der Motor mit fast 7000 U/min. Der Standschub ist beeindruckend. Nur um das klarzustellen : niemand zwingt einen, ständig mit Vollgas über den Platz zu brettern, aber wenn man es kann ist es doch ganz schön. Und wer schon mal einen großen Oldtimer mit Kufe geschleppt hat, freut sich über den Standschub beim Anziehen.

Als Regler kommt ein YGE 205 HVT zum Einsatz. Als Sicherheit setze ich zusätzlich zum BEC des Reglers einen EMCOTEC 2S Lilon-Akku mit 2900 mAh Kapazität ein. Diese Akkus kann man im Modell lassen, sie blähen nicht und brennen auch nicht ab. Über ein Jeti BEC stelle ich die Spannung für den Empfänger ein.

Rechnet man alle Komponenten des Antriebs zusammen, kommt man auf fast 4,7 kg – der 50er Kavan wiegt ohne Schalldämpfer, Zündung und Tank 2,45 kg, ein 80er Valach Boxer ohne Sprit 3,120 kg. Man ist elektrisch, rechnet man den Sprit dazu, also nicht viel schwerer-hat aber natürlich viel mehr Leistung .

Um die Gewichtsbilanz nicht zusätzlich durch Blei zu belasten, habe ich die beiden 10.000 Ah SLS APL auf einer Rutsche positioniert, die ich sieben Zentimeter bewegen kann um den Schwerpunkt einzustellen. Immerhin hat mein „Trimmgewicht“ fast 2,7 kg. Die Aufnahme für Rutsche, Regler, Pufferakku und BEC habe ich in TurboCAD gezeichnet und dann aus 4 und 6 mm Birkensperrholz gefräst. Der mitgelieferte Motorspant musste entsprechend großzügig ausgenommen werden, um alles passend zu machen.



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Da die Haube vorne recht schmal ist, ragt der Motordom nur 8 cm vor. Als Motorhalterung habe ich die gedämpfte Ausführung von Hacker gewählt. Am Motorspant habe ich bereits 1,5 Grad Zug berücksichtigt. Die Halterungen sind so ausgelegt, dass man auch dort noch Zug und Sturz einstellen kann, ohne den Motor abnehmen zu müssen.

Die gedämpfte Halterung benutze ich erstmalig und bin schon wirklich gespannt. Auch wenn Elektroantriebe keiner Lärmgrenze unterliegen – wir alle wissen, wie laut sie werden können wenn z.B. die Blattspitzen zu schwingen anfangen.

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Und so sitzt alles an Ort und Stelle

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Ich komme auf diese Weise sehr gut durch die große Seitentür an die Akkus und den BEC-Schalter.

Obwohl die Piper mit fast 3,6 m beindruckende Abmessungen hat, werde ich auf eine Akku-Weiche verzichten. Mein Ansatz ist minimalistisch. In der Piper werkeln 5 HV Servos : 2x Querruder, Höhe, Seite und Schleppkupplung. Den BEC des Reglers stelle ich 7,2 V ein und den des Pufferakkus auf 7,0 V. Damit wird niemals aus dem Pufferakku Energie entnommen, es sei denn das BEC des Reglers fiele aus. Ich mache das schon seit bestimmt zehn Jahren so und es funktioniert sicher.
 

Fredcarl

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Schleppkupplung muss sein ! Ich wollte aber auf jeden Fall vermeiden, dass sie aus dem Rumpf ragt. Deswegen habe ich auf das Prinzip die „Ur-Piper“ von Toni Clark zurückgegriffen. Damit ist es möglich, die Schleppkupplung bündig mit der Rumpfoberkante abschließen zu lassen. Der Mechanismus selbst wird aus Messingrohr hart gelötet und ist sehr einfach : Ein Draht wird horizontal durch ein Messingrohr geführt und hält / löst die Schleppleine. Den Draht habe ich über einen Bowdenzug abgelenkt. Der Servo sitzt im Servobrett und nicht direkt an der Schleppkupplung. Damit ist die Mimik am Dachfenster der J3 klein und fällt nicht auf.


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Die Schleppkupplung ist oben noch mit zwei Buchendübeln abgestrebt. Die Last ist hier auf Zug, nicht Druck.

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von unten

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...und von oben. Die Buchendübel sind nach dem Bespannen nicht mehr zu sehen. Das Dreieck mit der Kupplung werde ich entweder mit Aluclad beschichten oder überbügeln. Die ganze Konstruktion ist übrigens sehr stabil.

beste Grüße
Fred
 
Ein Traum von Modell! Ich finde die Konstruktionen von Paolo Severin sind wirklich besonders. Werden die Bausätze tatsächlich bei TC gefertigt?
Bekommst du bei der Schleppkupplung wirklich richtigen Zug aufgebaut, wenn der Draht einen 180° Bogen beschreibt?

Gruß Mirko
 

PeterKa

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Ich war dort, als die Produktion aufgebaut wurde und habe lange darüber mit Gerd Reinsch geredet. Sie hatten anfangs das Problem, daß sie etwa die doppelte Zeit benötigten für einen Rumpf wie Paolo Severin. Und sie haben damals nicht herausgefunden, woran das lag. Wie es jetzt aussieht weiß ich nicht.

PeterKa
 

Fredcarl

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Mirko, die Schleppkupplung funktioniert sicher. Ich habe sie bei der "kleinen" Piper von Toni Clark kopiert. Mit der habe ich schon über 2000
(tausend) Schlepps gemacht. Der dickste Brocken war ein 6m Fafnir mit 16 kg.

Gruß
Fred
 

ROMA

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Hallo Fred,
sehr schön dass du die Severin Piper baust und hier berichtest 👏. Und das ganze noch elektrisch, ganz mein Geschmack😀.
Ich habe das ganze gleich mal unter Beobachtung gestellt und freue mich auf die kommenden Einträge von dir.
Ich wünsche dir viel Spass beim Bau dieser aussergewöhnlichen J3....

Gruß Roland.
 

TG

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Finde das auch mit "ein Traummodell", lese auch sehr gerne mit. Steht auch noch auf meiner Wunschliste.

Ich denke alle Modelle von Paolo Severin die noch im Handel sind werden bei TC gefertigt. Die Konstruktionen von Paolo Severin wurden ja auch von Gerd Reinsch begleitet.
Ich habe selber den Vergleich zwischen TC und PS Produktion, da sieht man schon etwas Unterschied (positiv für TC). Diese Modelle sind etwas außergewöhnliches, man hat das Gefühl ein echtes Flugzeug zu bauen - und zu fliegen.
Berichte weiter!

Thomas
 

Fredcarl

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Hallo Kollegen,

Danke für den Zuspruch - Dieter: den Albatros habe ich noch nicht in der Luft gehabt- nächstes Frühjahr gibt es also zwei Jungfernflüge 😊 Erst war es zu windig, jetzt ist es mir zu kalt - man wird nicht jünger !

Die Tragflächenanformungen werden aus 4 mm Birkensperrholz aufgebaut und liegen als Frästeile bei. Jede Seite besteht aus zwei Rippen und zwei Distanzstücken. Nach dem Verleimen, werden die Anformungen nach etwas Anpassarbeit an den Rumpf geschraubt und später mit Blecht abgedeckt.





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Die Anlenkund des Höhenruders erfolgt über eine CFK-Schubstange. Sie ist nur abzulängen und die beiliegenden Gewindestangen sind mit UHU-Plus einzukleben. Die Schubstange wird in dem langen Rumpf mittels Nylonlagern abgefangen. Im hinteren Rumpfviertel wird über einen Umlenkhebel (ebenfalls in Nylon gelagert) die eigentliche Anlenkung des Höhenruders getrieben. Ich habe alles probeweise montiert : da ist absolut kein Spiel drin !

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Fredcarl

User
Eine echte Besonderheit ist die verstellbare EWD. Die Nasenrohre der Höhenruder laufen durch zwei gelochte Laschen, die unten mit einer leichten aber stabilen Konstruktion verbunden sind. Dadurch läuft eine M4 Innensechskantschraube, die sich gegen eine Brücke im Rumpf über eine Unterlegscheibe abstützt. Dreht man die Schaube, bewegen sich die beiden Laschen. Um alles genau fixieren zu können, wird von außen durch die Laschen eine Feder geschoben. Das funktioniert auch, wenn das Modell bespannt ist, denn an dieser Stelle bleibt der Rumpf an beiden Seiten offen. Im Plan ist genau vermerkt, durch welche Löcher in den Laschen die Feder für den Erstflug gesteckt werden muss, um die richtige EWD zu haben.

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Fredcarl

User
Das Rumpf-Vorderteil wird mit Stahlblech beplankt. Die Beplankung liegt einteilig, mit (fast) allen Befestigungslöchern und der Aussparung für die Tankfüllanzeige bei. Man muss sie also nur zurechtbiegen und anschrauben – dachte ich. So einfach ist war es dann doch nicht. Zur Abstützung der Beplankung oben, ist ein Viertelspant einzusetzen. Dieser liegt gefräst bei. Ich hatte ihn mit UHU-Plus befestigt. Was ein Glück, so konnte ich ihn schnell wieder mit der Heissluftpistole lösen. Der Spant muss auf die Kontur der Beplankung angepasst werden. Am Rumpf ist das schwierig.
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Verschraubt man zuerst die Beplankung, kann man den Spannt viel einfacher anpassen und schließlich wieder mit UHU-plus festkleben.

Die Beplankung wird an beiden Rumpfseiten an jeweils einer gelochten Schiene verschraubt. Dazu sollten eigentlich Zylinderkopfschrauben M 1,5 mm mit Muttern verwendet werden. Das war mir zu fummelig. Ich habe die Schienen mit Kiefernleisten ausgefüllt und Holzschrauben genutzt. Die Löcher wurden mit Sekundenkleber gehärtet. Zur Not kann man die Kiefernleisten auch schnell ersetzen.

Vorne wird die die Beplankung mit dem Motorspant verschraubt, diese Löcher muss man dann selber bohren.
 

Fredcarl

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Auch das beiliegend Instrumentenbrett weist mit dem sphärischen Kompass ein Highligt auf. Das eigentliche Panel ist aus Edelstahlblech fertig geschnitten und gebogen. Die Aussparungen für die Instrumente sind ebenso bereits vorhanden, wie die Löcher für die Befestigung im Rumpf. Die Instrumente selbst werden aus Resin-Formteilen, zwei Lagen Vivak und den fertig bedruckten Ziffernblättern aufgebaut. Dem Bausatz liegen noch gefräste Zeiger bei – die braucht man eigentlich nicht. Erstens haben die Ziffernblätter schon Zeiger nebst Schatten aufgedruckt – zweitens sind die Instrumentenverglasungen etwas übermaßig. Wollte man die Zeiger einsetzen, müsste man sie genau über den gedruckten anbringen und die Verglasungen anpassen – besser neu fräsen. Für mich war da einfach das Potenzial der Verschlimmbesserung zu groß. Die Instrumententafel sieht auch so stark aus. Ist alles fertig, sind aus einem beiliegenden Sperrholzstreifen Haltelaschen zuzuschneiden, an denen dann das Instrumentenbrett mit dem Rumpf verschraubt wird.
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Fredcarl

User
Nachdem das Instrumentenbrett fest im Rumpf saß, habe ich eine Probemontage der Frontscheibe durchgeführt. Das geht völlig problemlos. Die Scheibe ist aus Vivak gefräst, alle Löcher sind bereits vorhanden. Sie wird mit M 1,5 mm Schrauben an der „A-Säule“ befestigt. Am Rumpfvorderteil wird sie mit einem Stahlblechstreifen abgefangen, der bereits mit allen Löchern versehen fertig dem Bausatz beiliegt. Liegt er richtig an, bohrt man durch die Löcher des Blechstreifens in die vordere Blechbeplankung. Mit kleinen Blechschrauben (1,6 x 8 ) wird alles gesichert.

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Fredcarl

User
Ich habe mir den Sitzausbausatz gegönnt . Er umfasst neben den Sitzen die beiden Sticks für Lehrer und Schüler, die Polstersitzkissen, das Gurtzeug und die Steuerbordverkleidung nebst Gashebeln, Trimmung und Tankventil. Die Steuerknüppel werden über zwei Servos, Quer und Höhe, angesteuert. Sie sind mittels Gestänge miteinander verbunden und bewegen sich absolut synchron.
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Fredcarl

User
Ausserdem habe ich mir einen 3d-Drucker zugelegt. Ich finde, das braucht man. Er ist die letzte Woche Tag und Nacht gelaufen und raus kam als Erstlingswerk nach der obligatorischen Winkekatze der Bausatz für einen Continental Motor-Dummy. Habe ich aus Thingiverse und dann hochskaliert. War viel einfacher als ich gedacht habe.

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Schönes Wochenende
Fred
 

TG

User
Super Fred!

da geht ja richtig was vorwärts, bei Dir 👍

Das Modell ist schon 🤩

Meinst Du die TC Albatros?
Meine fliegt schon

Grüße
Thomas
 

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