Projekt V-JX

akay

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Jup - da fühl ich mich angesprochen....... und dann gibts viele die sich wundern wenn ein top F3b-Modell um die 2000 Euros kostet.... - ich sag immer - das ist günstig - klar die Serie macht den Preis - aber trotz Schablonen und Bauhilfen - arbeit ists ohne Ende....
2k€ sind echt günstig. Bereits zu Zeiten von Ralf Decker und Dieter Pfefferkorn wurde der Wert von F3B Modellen in Schalenbauweise von einem professionellen Luftfahrt Schadensgutachter auf fünfstellige DM Summen geschätzt. Die Bauweise war damals schon recht ähnlich der gezeigten, wenngleich etwas weniger aufwendig und perfekt. Der Keller von Dieter sah aber ähnlich aus :-).

Ich war damals Mitglied im MCM, ich weiß den genauen Zusammenhang nicht mehr aber ein verlustig gegangenes Modell sollte von der Versicherung bezahlt werden.
 

Jojo26

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Hallo

... und sorry, dass hier nun schon so lange "Schreibstille" ist! Leider haben sich die vorgesehenen Flugtests ziemlich verzögert.

Bisher konnten nur einige wenige Flüge bei sehr schwachen Bedingungen gemacht werden. Die gute Nachricht dabei: V-JX fliegt! 😉
Es zeichnet sich ab, das V-JX auf dem Niveau aktueller F3F-Flieger recht zügig unterwegs ist. Die Flugeigenschaften sind unkritisch.
Wir hoffen in nächster Zeit ausführlicher berichten zu können.

Inzwischen ist Fläche #5 im Bau. Durch den Krieg ist die Beschaffung hochtwertiger CFK-Gelege schwierig geworden. Fläche #4 wurde daher ganz klassisch mit 160er-Gewebe außen und innen mit 50er-GFK-Gewebe gebaut.

Die Leitwerksformen sind fertiggestellt (wir werden darüber in Bälde berichten) und auch an die Rumpfform hat sich die Fräse nun rangemacht.

So weit in aller Kürze

Jochen & Mario
 

Jojo26

User
Um uns die Wartezeit auf die Ergebnisse der ersten Flugtests zu verkürzen, starten wir nun schon mal mit dem Design und dem Bau des Leitwerks, das später einmal einen kompletten V-JX schmücken soll...


Leitwerk - Auslegung

V-JX_Wing_Tail.png

Bei der Auslegung der Leitwerksflächen wurde weitgehendst auf bewährte Erfahrungswerte zurückgegriffen – also zunächst keine Experimente, um in das zukünftige Gesamtsystem „V-JX“ nicht noch weitere "Risikovariable" hineinzubringen.

Mit dem eher kleinen Öffnungswinkel von 97 Grad wird der Akzent auf gute Richtungsstabilität und Dämpfung um die Hochachse gelegt. Typischerweise liegt der Öffnungswinkel bei F3F-Modellen zwischen 97 und 102 Grad. Ich bin hier gerne der Empfehlung von Mario gefolgt, der ein überzeugter 97er-Fan ist …

Mit dem Standardwert von 10% projizierter Fläche zum Flächeninhalt der Tragfläche ergeben sich 5,49dm² projizierte Fläche für das Leitwerk. Mit dem Öffnungswinkel von 97 Grad bekommen wir damit 7,31dm² Gesamtfläche des Leitwerks.

Die Wurzeltiefe wurde auf 120mm festgelegt, um indirekt eine ausreichende Streckung zu bekommen ( -> induzierter Widerstand). Praktisch alle Leitwerke bewegen sich derzeit zwischen 120 und 130 mm Wurzeltiefe.

Die Ruderlinie erhielt wie die Tragfläche eine kleine Vorpfeilung von 0,7 Grad vor allem um Tragfläche und Leitwerk aus „einem Guss“ wirken zu lassen.

Mit diesen Vorgaben sind weiteren künstlerischen Freiheiten bereits enge Grenzen gesetzt. Die Festlegung der weitere Leitwerkskontur erfolgte daher direkt im CAD. Auf eine Optimierung der Tiefenverteilung mit FLZ_vortex wurde bewusst verzichtet, da sich mit der angestrebten „optischen Formähnlichkeit“ von Tragfläche und Leitwerk automatisch ein hinreichend gesunde Auftriebsverteilung ergibt.


Rudertiefe

Bei der Festlegung der prozentualen Rudertiefe muss eine Abwägung bzw. ein Kompromiss zwischen den Vor- und Nachteilen bei kleinerer oder größerer Rudertiefe gefunden werden.

Vorteile große RudertiefeVorteile kleine Rudertiefe
hohe Wirksamkeit bei kleinen Ausschlägenpotenziell längere ungestörte laminare Laufstrecken
mehr Steghöhe am Ruderkasten, leichter zu bauen, höhere Steifigkeit des Rudersgrößere Ausschläge – weniger empfindlich auf Spiel in der Ruderanlenkung, kürzere Ruderhebel

Die Rudertiefe wurde schließlich auf eher großzügige 30% festgelegt (Ein kleiner Vorgriff: Der Rumpf wird hinten einen kleinen „Knuppel“ bekommen, um längere Anlenkungshebel verwenden zu können).

Damit ist der Entwurf des Flächengrundrisses fertig:

V-JX_Tail.png

Profilierung

Im Rahmen der Entwicklung des JX-GS-Straks wurde am Ende auch ein Mini-Strak JX-E für das Leitwerk entwickelt. Der Strak zusammen mit einigen Überlegungen rund um Leitwerksprofile ist hier zu finden.

Die beiden Profile wurden für den Einsatz bei V-JX noch hinsichtlich geringem Widerstand zwischen ca = 0,0 – 0,4 bei gleichzeitigem robusten alpha-max optimiert. Der neue JX-Fe-Strak hat 7,2% Dicke an der Wurzel und 7,0% Dicke an der Flächenspitze.

JX-Fe_Polars.png

Da symmetrische Profile für geringsten Widerstand bei abnehmenden Re-Zahlen eine „Einschnürung“ im hinteren Profilbereich benötigen, profitiert das Wurzelprofil durch seine höheren Re-Zahlauslegung mit einer größeren Steghöhe im Ruderbereich (gut für die Anlenkung…).

JX-Fe.png

Die beiden Profile sind wie immer im Anhang zu finden.


Xfoil/Xflr5 Special …

Damit es nun nicht gar zu oberflächlich bleibt oder gar langweilig wird 😉 , möchte ich gerne einen kleinen Sidetrack zu einer xfoil-Eigenheit machen:

Angefangen hat die Geschichte, als ich in der cl(cd)-Polare eines Profils eine sehr kleine Delle bei cl=0.5 entdeckte. Mmh. Auch nach Änderungen der alpha-Sequenz zur Berechnung der Polare blieb die kleine Delle an ihrem Platz. Die Oberfläche des Profils war perfekt gleichmäßig. Das gibt’s doch nicht! – mein Forscherdrang war geweckt…

Auf der Suche nach der Ursache blieb mein Blick schließlich auf der „Umschlags-Kurve“ xtr bot (cl) hängen. Die kleine Delle passiert just bei dem cl-Wert, an dem der Umschlagspunkt auf der Unterseite die Hinterkante des Profils erreicht. Aha. Aber warum? Testweise gab ich dem bisher spitzen Profil einen kleinen Hinterkantenspalt (en: TEgap) und siehe da, die kleine Delle war weg. Das musste die Spur sein! Zunächst aber ein wenig Theorie:

Bei der (Xfoil) Berechnung der Zirkulation (-> Auftrieb) kommt der Hinterkante eine besondere Bedeutung zu. Dort gilt die Kuttasche Abströmbedingung:


Die scharfe Hinterkante eines Tragflügels wird nicht umströmt, sondern die anliegende Strömung fließt dort glatt ab. In einer anliegenden Strömung über einen zwei- dimensionalen Körper mit einer scharfen Hinterkante baut sich eine Zirkulation auf, die gerade so groß ist, dass der hintere Staupunkt in der Hinterkante liegt.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Formulierung scharfe Hinterkante. Im Fall eines Hinterkantenspaltes fügt Xfoil ein zusätzliches Panel ein, um diesen Spalt zu schließen und auch um die Bedingung eines geschlossenen Profils zu erfüllen. Offensichtlich führt diese nun stumpfe Hinterkante (en: blunt trailing edge) zu einem geänderten Algorithmus zur Berechnung der Zirkulation und auch zu der kniffligen Frage, wie unterschiedliche Zustände laminar-turbulent auf der Ober- und Unterseite an der Hinterkante zusammengeführt werden.

Und tatsächlich: In der Xfoil-Routine zum Einfluss der TE (trailing edge) findet sich dann auch diese Code-Zeile

SHARP = DSTE .LT. 0.0001 * CHORD d.h. Xfoil behandelt alle Hinterkantenspalte < 0,01% als „sharp“ – größere Spalte sind „blunt“.

Im Fall von „blunt“ wird für das Abschluss-Panel eine Wirbelstärke angesetzt, die dann Einfluss auf die Gesamt-Zirkulation des Profils nimmt. Die Unterschiede sind bei normalen Profilberechnungen vernachlässigbar – außer

  • bei der Berechnung des Momentenbeiwerts cm, wo die geänderte Druckverteilung an der Hinterkante bedingt durch den langen Hebelarm einen starken Einfluss auf cm hat (wichtig bei der Bewertung von Nurflügelprofilen).
  • bei symmetrischen Profilen und niederen Re-Zahlen wo sich Ablöseblasen an der Hinterkante munter zwischen Ober- und Unterseite bewegen und zum „Dead Band Effekt“ beitragen. Die Effekte werden mit einem kleinen Hinterkantenspalt deutlich kleiner.
Als ehemaliger Protagonist einer scharfen Hinterkanten bin ich nun reumütig geläutert und setze nun bei all meinen Profilberechnungen und Vergleichen das „TE gap“ auf sichere 0,03%.

Tja, die Natur hat’s hier deutlich einfacher. Sie lässt die Luft einfach über die Hinterkante strömen, als ob da nichts wäre. Wenn die wüsste, wie kompliziert das eigentlich ist… 😉



Abschluss

Damit ist das Design des Leitwerks abgeschlossen und es kann wie bei der Tragfläche an die Umsetzung gehen. Mir bleibt daher nur wieder zu sagen: Meister Mario übernehmen Sie!
 

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Max2

User gesperrt
ich habe nun doch schon einige Flüge mit den Flächen der V-JX gemacht:

Flügel +Verbinder wurden direkt vom Konstrukteur in der Börse hier angeboten (Vielen Dank Mario).
Rumpf gebraucht modifiziert f.Elektro Europhia für 4 S Lipo.

Entwicklungsziel V-JX lt.link:
„Wenn’s gut trägt, soll es ein schneller, wendiger zugleich gutmütiger Kracher werden …“
Ja V-JX würde ich in der Spitzenklasse einordnen,eine tolle Konstruktion,wie von Mario (Konstrukteur Viper Solaris Thor..?.. Vantage) + Jochen zu erwarten war.

Ich fliege div. F3F Wasabi Pike Precision 2 Freestyler 3 Drops299 u.v.a. alle elektrisch.
also ich habe schon sehr viel Erfahrung mit diesen modernen Topleistern.

ABER
Wettbewerbspiloten haben ev. andere Kriterien.
Ich fliege am Hang und viel in der Ebene (da soll das Modell auch sehr gute Thermikeigenschaften haben).

Meine Meinung mit den V-JX Flügeln und dem "dicken" Europhia Elektro Rumpf (für 4 S Lipo):
ein bischen schlechter in der Thermik als der 2,2kg Pike Precision 2.
V-JX 2,8kg ein bischen schneller als der 2,7kg Wasabi;
die Unterschiede sind sehr gering

V-JX geht auch in der Thermik und im Langsamflug sehr gut (Thermikstellung WK QR ca 3mm n.unten).
Mit dem zu erwartenden neuem dünnen Seglerrumpf ist eine weitere Leistungssteigerung zu erwarten.
Die Entwicklung in F3F F3b geht ja zu immer dünneren Rümpfen.
Elektro bremst immer etwas trotz versetztem Spinner...(am Hang immer wieder bewiesen im Speedvergleich Segler/Segler mit Elektro).

Liebe Konstrukteure:da habt ihr wirklich Flächen der Spitzenklasse (Rumpf gibts ja noch nicht) entwickelt. Vielen Dank
 

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vanquish

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Grüß euch,

Erstmal vielen Dank für die aufmunternden Worte hier im Thread und auch per PN! 🤩

Wie Jochen bereits erwähnt hat, haben sich die Tests mit #2 leider etwas verzögert und die wenigen Erfahrungen bisher wurden eher bei sehr schwachen Bedingungen gesammelt. Vielen Dank auch an Max2 für seine Rückmeldung! Es freut mich, dass #1 in neuem Kleid wieder in der Luft ist und offenbar Spaß macht! 🙂

Flächensatz #3 ist fertig bis auf die Servos.
Flächensatz #4 ist am fertig werden und sollte in den nächsten Tagen zusammen mit einem Rumpf und Leitwerk vom Vantage Richtung Stuttgart aufbrechen
Flächensatz #5 im ukrainischen Design ist in der Form. Es fehlen noch die Innenlagen.
Zum Bau der einzelnen Flächensätze werde ich bei Zeiten wohl etwas schreiben, aber aktuell gibt´s da nicht großartig viel Neues zu berichten. Mittlerweile geht es mit der Verfügbarkeit der gute Gelege auch wieder bergauf. Ich konnte bei CCM einige Rollen AeroST bestellen... Produktion und Versand scheinen langsam wieder in Fahrt zu kommen, aber klarerweise ist´s aktuell noch etwas holprig. Alex und seine Kollegen wollen zwar arbeiten und machen das auch so gut es geht, sind aber natürlich auch mit dem Wiederaufbau und anderen Problemen eingedeckt.

Jochen hat ja zur Auslegung des Leitwerks schon detailliert seine Gedanken geschildert. Ich hab das dann praktisch umgesetzt bzw. bin gerade dabei. Die Flächenformen haben wir ja bekanntermaßen aus Plexiglas GS direkt als Negativform gefräst. Das würde natürlich auch beim Leitwerk funktionieren. Nach Rücksprache mit Jochen haben wir uns diesmal aber für eine etwas andere Vorgehensweise entschieden. Dafür gab es zwei Gründe:
a) wir wollen in diesem Bericht mehrere "Techniken" vorstellen um den Mitlesern einen Eindruck der jeweiligen Vor- und Nachteile vermitteln zu können und
b) ist die Fortführung des Projekts noch offen. Sprich es könnte vielleicht eine Serienfertigung geben oder vielleicht eine Art Urmodellverleih... schau ma mal, was die Zeit so bringt.

Soll heißen: Für die Leitwerke gibt es Urmodelle aus polierbarem Blockmaterial (PW-920), welche später abgeformt werden.
Nachdem ich von Jochen die Profildaten und Geometrie bekommen hatte, konnte ich mich ans CAD machen. Die Vorgehensweise ist dabei im Großen und Ganzen die selbe, wie bei den Flächen. Für´s erste ist es nämlich egal, ob später Positiv oder Negativ gefräst wird. Hier mal ein Screenshot vom fertigen CAD-Modell:
CAD_Leitwerk_001.JPG
Wie ihr seht, habe ich im Bereich der Wurzelrippe eine flache Ebene konstruiert. Ich mache das deshalb, weil ich an der späteren Negativform an der Wurzel ein Einlegeteil aus Alu -vergleichbar mit dem an den Flächen- verwenden werde. Natürlich könnte man an dieser Stelle aber auch gleich die Dummys für Verbinder und Torsionsstifte konstruieren und mitfräsen. Mir persönlich sagt meine Variante beim späteren Arbeiten aber besser zu.
Das gute an Leitwerken ist, dass sie in der Regel symmetrisch profiliert sind. Man benötigt also nur zwei gespiegelte Urmodelle, was den halben Material- und Fräsaufwand zur Folge hat.
Nachdem das CAD fertig war, konnte ich in Fusion360 die Schrupp- und Schlichtdateien für die Fräse erstellen. Selbiges galt für die Passstifte, Blutrinne und die kleine Nut an der Nasenleiste. Am Ende hatte ich so dann insgesamt 8 Fräsoperationen mit 5 unterschiedlichen Fräsern:
CAD_Leitwerk_002.JPG

Glücklicherweise hatte ich noch einen passenden Block PW920 in 30mm Stärke zu Hause herumliegen. Also ab damit auf die Fräse und los gings mit der Staubproduktion:
0197.jpeg
Nach dem Fräsen folgt dann auch bei Urmodellen die bekannte Schleiforgie. Angefangen mit K600, über K1000, K1500 rauf zu K2000. Gott sei Dank sind die Urmodelle relativ klein. Also kann da auch mal Abends der Couchtisch vorm Fernseher als Unterlage herhalten:
0198.jpeg

So, jetzt mal wieder genug. Beim nächsten mal geht´s mit dem Rumpf weiter...

Liebe Grüße,
Mario
 
Hallo Jochen,
Hallo Mario,
Ich lese seit beginn die Threads und als Nicht Formenbauer kommt bei mir folgende Frage auf ...
Jochen hat in seinen Thread für die Berechnung des Profils im Hundertstel Millimeterbereich optimiert. Wenn ich Mario richtig verstehe, dann schleift er nun von Hand die Urmodelle. Mit K600 wird im Hundertstel Millimeterbereich Material abgenommen. Wird hierdurch nicht das theoretisch optimierte Profil nun händisch "de-optimiert"? Sorry falls es eine blöde Frage ist.

Auf jeden Fall tolle Beiträge von euch und auch den anderen, die sehr themengebunden sind und kein Geschwafel.

Vielleicht sieht man sich am kommenden Wochenende beim Nockalm Pokal.
Lieber Gruß aus Cantiano (Hangsegelurlaub)
Volker
 

vanquish

User
Servus,

Ja, also alles was im Computer passiert ist schon sehr genau bzw. hochauflösend. Spätestens mit dem Schritt ins Real Life, müssen wir usn davon irgendwie verabschieden.
Das fängt ja schon beim Fräsen an. Nicht umsonst gibt es klimatisierte CNC Bearbeitungszentren im Gegenwert einer Villa und selbst bei denen gibt es -im Vergleich zum PC- Abweichungen. Unsere Portalfräsen sind verglichen damit Spielzeug...
Es geht dann weiter über die Materialwahl (muss man es lackieren/versiegeln? wie verändert es sich mit der Temperatur?) und die händische Nachbearbeitung, bei der man definitiv Fehler hineinbringt und endet dann am fertigen Bauteil, dass bei 30° am Berg in der prallen Sonne liegt und dann keine Öffnungen für den Druckausgleich hat...

Die "gerechnete" Genauigkeit wirst du nie und nimmer am fertigen Flügel haben. Aber egal ob da dann Freestyler, Pitbull, Diana, Quintus oder V-JX drauf steht: dieses "Problem" haben sie alle.
Und ich habe so das Gefühl, die Strömung ist doch irgendwie ein bissl gechillter als XFoil und Co...

Liebe Grüße,
Mario
 
Jochen hat in seinen Thread für die Berechnung des Profils im Hundertstel Millimeterbereich optimiert.

Soweit ich das auf der ersten Seite des Threads lese, wäre das Profil ja für ein breites Optimum gemacht worden. So wie ich es verstehe, würde man dann in der Realität eventuell links oder rechts dieses flachen Tops liegen. Und da dürfte der Schlüssel zum Erfolg sein, denn in der Realität wird man, wie Mario ja ausführt, nie an die gerechneten Werte rankommen.

Aber wie schon damals zu Styro-Abachi Zeiten... lieber von einem guten theoretischen Entwurf ausgehen und ein wenig (ver)schleifen als von einer theoretischen Krücke und hoffen dass man durch Bauungenauigkeiten den Glückstreffer landet, oder?

Es gab auch bei den Großen mal eine Zeit (LS 7, DG-600 und ich glaube ASW 24), da hat man sich auch vergaloppiert und die theoretischen Ergebnisse in der Praxis nicht umsetzen können, weil auf zu enges Optimum gerechnet wurde.

Grüße,
Christian
 

vanquish

User
Grüß euch,

Bevor es dann gleich mit dem Rumpf weitergeht, reiche ich noch drei Bilder der fertig polierten LW-Urmodelle nach. Die bin ich ja noch schuldig geblieben:
LW_005.jpeg LW_003.jpeg

Bei den gefrästen Negativformen (Fläche) habe ich ja für eine scharfe Nasenleiste einen Grat stehen lassen, der nach dem Polieren weggeschliffen worden ist. Wenn man von Urmodellen abformt, sollte man das auch machen. Ich fräse dazu beim Urmodell an der Nasenleiste eine kleine Nut. Dazu verwende ich einen 2-3mm Fräser; die Tiefe der Nut liegt bei 0.8mm:
LW_004.jpeg
Bei meinen ersten Urmodellen (Solaris) hatte ich eine deutlich tiefere Nut. Ich denke, es waren damals 3mm. Ein so tiefe Nut muss vor dem Abformen irgendwie aufgefüllt werden. Ich hatte seinerzeit dazu Knetmasse verwendet. Füllt man eine so tiefe Nut nicht auf, bricht das Formenharz mit sehr leicht aus. Das ist nicht empfehlenswert... Die ~0.8mm Tiefe sind tief genug, um eine scharfe Kante zu erhalten und flach genug, damit das Formenharz nicht bricht...

Liebe Grüße,
Mario
 
Hallo Mario,
Frage:
Bekommst Du bei einer "nur" 0,8 mm tiefen Nut keine Probleme, die Nasenleiste bis zur Senkrechten, also den Nasenradius mindestens exakt bis zu Trennebene sauber zu schleifen und zu polieren?

Deinen Bericht finde ich TOLL. Mach weiter so.

Mit freundlichen Grüßen
Paul

 

vanquish

User
Jetzt geht´s an den Rumpf. Auch hier haben Jochen und ich uns ein paar Gedanken gemacht und dabei auf verschiedene Erfahrungswerte und Rückmeldungen zurückgegriffen.

Zu aller erst haben wir uns überlegt, in welche Richtung der Rumpf gehen soll. Soll er etwas "voluminöser" werden, um sich beim RC-Einbau nicht zu sehr die Finger zu verrenken und vielleicht auch Platz für einen Rumpfballast haben? Oder soll er möglichst kompakt werden um den Stirnwiderstand und die umspülten Flächen zu reduzieren. Ein dickerer Rumpf hätte den Vorteil, das er einfacher bzw. mit weniger Materialeinsatz steif genug zu bekommen ist, ein schlanker Rumpf schaut aber besser aus und sollte trotz mehr Materialeinsatz unterm Strich nicht schwerer werden. Mit "mehr Materialeinsatz" meine ich die Gesamtsumme der Gewebebelegung in g/m²...
Jochen hat bei der aerodynamischen Auslegung der Profile großen Wert auf geringsten Widerstand gelegt. Letzten Endes wollten wir das beim Rumpf weiterführen...
Der Querschnitt vom Vantage liegt irgendwo zwischen Freestyler5/6 und Pitbull2 und ist somit bereits relativ schlank. Er ist also eine gute Ausgangsbasis für den V-JX Rumpf. Als Servos wird aktuell vermehrt die 12mm Klasse (zB KST X12 / MS320) verwendet. Seit kurzem gibt es aber auch kleinere Servos von KST und MKS, die auch sehr gut für´s V-Leitwerk geeignet sind. Ich denke da an MKS HV75k bzw. KST HS-08. Auf diese Servos haben wir uns auch hauptsächlich festgelegt. Ich habe aber versucht, den Rumpf in der Höhe so zu gestalten, dass trotzdem noch die 12mm Servos verbaut werden können. Dann muss aber das Rumpfboot wie beim Pit2 mit Ausschnitten versehen werden. Im Vergleich zum Vantage ist der V-JX Rumpf nun um 2mm in der Höhe geschrumpft, die Gesamtbreite ist gleich geblieben. Oben der Schnitt vom Vantage mit 42mm Bauhöhe am Übergang Haube/Rumpf, darunter der entsprechende Schnitt vom V-JX Rumpf mit KST X12:
0205.JPG
und hier der V-JX Rumpf mit KST HS-08:
0206.JPG

Ob das in der Praxis dann auch so funktioniert, wie im CAD, wird sich erst zeigen müssen...
Die Wandstärke der Steckhaube wurde bewusst recht hoch gewählt, weil sie sehr hohe Kräfte bei unsauberen Landungen aufnimmt und entsprechend gebaut werden muss.
Die Anlenkung des V-Leitwerks ist extrem wichtig, besonders bei den schnellen F3x-Zeiten. Die Erfahrung zeigt, dass moderne F3f-Modelle sehr empfindlich auf Höhenruderausschläge reagieren oder anders gesagt, brauchen sie relativ wenig Ausschlag. Gleichzeitig soll die Anlenkung steif bleiben. Eine zu weiche oder nicht fein genug dosierbare Anlenkung wird irgendwann unfliegbar. Man muss bedenken, dass die Modelle auf engstem Raum nah an der Kante bewegt werden. Man kann sich hier behelfen, indem man einerseits hoch auflösende und genaue Servos einsetzt, und/oder man die Hebellängen am Leitwerk möglichst lang gestaltet. Aus diesem Grund haben viele Rümpfe unterm Leitwerk diesen Knuppel. So auch der V-JX:
0236.JPG

So, nun wären noch die einzelnen Längen interessant. Die Flächentiefe ist mit 230mm an der Wurzel bereits vorgegeben. Das Leitwerk hat eine Tiefe von 120mm. Spannend ist die Frage, wie lange man den Rumpf vorne raus macht und wie lange der Hebelarm hinter der Fläche sein soll. Ich bin der Meinung, dass es sowohl für die Länge der Nase, wie auch für die Länge hinten raus keinen exakt perfekten F3f-Wert gibt, sondern einen gewissen Bereich, der im Großen und Ganzen funktioniert. Da man sich aber zwangsläufig auf einen Wert festlegen muss, sollte man sich überlegen, was ich mir vom Modell erwarte. Beide Längen wirken sich stark auf das Flugverhalten aus... Je länger Nase uns Rumpfröhre sind, desto stabiler wird sich Modell um die Hochachse verhalten. Beim V-JX haben wir die Werte ein bissl aus dem Bauch heraus gewählt.
Bei der Länge der Rumpfröhre sind wir bei 680mm hängen geblieben. Das ist kürzer als Pitbull2 und Vantage, aber länger als bei den Freestylern. Vorne raus geht der Trend ja aktuell zu deutlich kürzeren Nasen... Ein Extrembeispiel ist der Pitbull3 mit -ich denke- 260mm Länge vor der Fläche. Wir folgen dem Trend zwar auch, aber bei weitem nicht so extrem. Der V-JX hat vorne eine Länge von 320mm. Das sollte einerseits kurz genug sein, für schnelle und enge Wenden und andererseits in Kombination mit dem steilen Leitwerk lang genug für einen stabilen Geradeausflug besonders bei schnellen Zeiten:
0237.JPG
0207.JPG
0208.JPG
0210.JPG

Ob der Rumpf nun optisch gefällt oder nicht, ist natürlich Ansichtssache. Ich denke aber, er fügt sich gut in das Gesamtkonzept (wenig Widerstand) ein. Das damit gewisse Einschränkungen in der Auswahl der RC-Komponenten verbunden sind, liegt in der Natur der Sache.

Bevor es im nächsten Teil ans Fräsen geht, hier mal Screenshot vom V-JX, wie er irgendwann mal aussehen könnte:
0229.jpg
0230.jpg
0231.jpg
0232.jpg
Liebe Grüße,
Mario
 
Hallo Mario,
Ich nutze die KST HS-08B im Freestyler Elektro Rumpf (hinter der Steckung verbaut) und bin mit diesen sehr zu frieden. Bei 8.0V Versorgung bringen diese gemessene 5,6kgcm (Wassereimer über Servohebel anheben bis zum Stall). Ihr hattet geschrieben, dass ihr den Bürzel etwas höher auslegt für längere HLW Anlenkungen. Das begrüße ich sehr. Ich bin F3F Anfänger und fliege meinen Freestyler5 in der Speed Flugphase mit 3,5mm Höhenruderausschlag und daraus ergibt sich nur ein geringer Weg am Servo (6.3mm Servoarm). Eine HLW Anlenkung die ca.3mm länger als beim FS5 ist wäre aus meiner Sicht toll.
Lieber Gruß aus Cantiano
Volker
 

G.B.

User
Wow...ein superschöner Flieger, was allein der Flügel ja schon vermuten liess... 😃😊.aber Rumpf und Ltw passen m.E. auch perfekt dazu...ein Design aus einem Guss !
Mir gefällt auch das große Ltw mit gleichzeitig kleinem Öffnungswinkel. Beim Vantage kann man gut merken, was die paar Grad weniger ausmachen... !
Gruß Götz
 

mipme_kampfkoloss

Vereinsmitglied
Teammitglied
Schöne Doku!

mehr Nasenlänge - stabiler um die Hochachse!? Das habe ich anders in Erinnerung...
Glaube Drela hat ja seine Flieger auch mit kurzer Nase gebaut und Zusatzblei in Kauf genommen
für mehr Rudder-Authority und besseren Geradeauslauf...
 

sgies

User
Hab in einem Model die HS08 und in zwei anderen die X08.
Da gefallen mir die HS08 besser. Weniger Spiel nach 1 Jahr. UND:
Es schauen keine Kabel unten raus. In der Regel passiert da ja nichts, aber bei HS08 sind die halt geschützt.

Das mit dem Spiel kann natürlich auch Zufall sein.

Gruß
Sebastian
 
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