Teil 1: Reglement und Rückblick
Teil 3: Speed-Geschichte in Bildern
Modellmotoren
von Erich Däubler.
von Erich Däubler.
Modellmotoren gab es, in Sammlerkreisen wohlbekannt, schon vor mehr als 70 Jahren. Bereits vor rund 60 Jahren wurden aber vorwiegend in den USA diverse Speed-Motoren serienmäßig gefertigt. Als „technisches Highlight“ war sicherlich der „Doooling 61“ zu bezeichnen, der als Rennmotor seit Ende der vierziger Jahre von den Dooling-Brothers hergestellt wurde und jahrzehntelang wettbewerbsmäßig und stets erfolgreich im Einsatz blieb.
Allerdings, bezogen auf unsere RC-Speed-Kategorie etwas aus dem Blickfeld, wurden diese Rennmotoren in der rc-armen bzw. -losen Zeit fast ausschließlich für die gefesselten Rennautos und die Fesselfliegerei und, weniger verbreitet, für gefesselte Rennboote verwendet. Im „RC-Bereich“ begann man sich, nach entsprechenden Veröffentlichungen in Fachzeitschriften, erst Ende der 60er Jahre für diese Art bzw. Sparte der extremen Modellfliegerei zu interessieren. Während man sich damals auf Schauflugveranstaltungen mit spektakulären Vorführungen (schnell - tief - hochdrehend - laut) stets der ungeteilten Aufmerksamkeit des sensationshungrigen Publikums sicher sein konnte, entstand nebenher langsam der wettbewerbsmäßige Vergleich, wobei diszipliniertes Fliegen Voraussetzung war. Eine andere Voraussetzungen ist zweifelsfrei der Antrieb. Ab diesem Zeitraum galt es nicht mehr nur das Publikum zufrieden zu stellen, sondern seinem Triebwerk die maximal mögliche Höchstleistung zu entlocken. Wie die Ergebnisse zeigten, waren in dieser Kategorie natürlich die aktiven Pylon-Wettbewerber deutlich im Vorteil, betätigten sie sich doch ansonsten in einer ähnlichen Wettbewerbs-Kategorie - speziell in Bezug auf die Motoren. Ob nun die verwendeten Motoren im Originalzustand oder fast kaputt getunt waren - es gab immer Grund für Diskussionen und langweilig sind diese Gespräche auch heute noch nicht.
Nun folgt sowohl eine Auswahl älterer Speed-Motoren als auch die am meisten verwendeten der Speed-Ära aus den 70er und 80er Jahren. Da das sportliche (FAI-Rekorde) und auch verbandsseitig vorgeschriebene Hubraum-Limit (DMFV-Speedcup) bis vor wenigen Jahren maximal 10 cm³ betrug, handelt es sich daher fast ausschließlich um Motoren der 60er Kategorie (0.60 cubic-inch = 10 cm³).
1946
Bereits vor rund 60 Jahren gab es überwiegend in den USA etliche Speed-Motoren, als Beispiel der „McCoy 60“, überwiegend in „Benzin-Ausführung mit Zündung“.
1947
Bis 1963 gebaut und jetzt einer der begehrtesten Sammlermotoren ist der amerikanische „Dooling 61“ der gleichnamigen Brüder aus Californien. Dieser Rennmotor fand jahrzehnte lang in der Praxis Verwendung und wurde teils Anfang der Neunziger des vergangenen Jahrhunderts noch bei diversen Car-Wettbewerben (gefesselt) eingesetzt. Sofern nicht auf „Glow“ umgerüstet, kommen, wie bei allen Benzinern, natürlich noch Zündspule, Kondensator, Batterie, Kabel usw. dazu.
1949
Kurze Zeit später gab’s dann auch den kleineren Bruder - den „Dooling 29“ in Glow-Ausführung. Fast unglaublich, mit welcher Präzision bereits damals die Gussgehäuseteile gefertigt worden waren.
1958
Ähnlich bekannt bei den Glow-Motoren ist der „McCoy 60 Red Head“. Hier mit Drosselvergaser; bekannter und häufiger produziert wurde der Motor allerding in Speed-Ausführung mit Venturivergaser.
19??
Oftmals tauchen heutzutage auch noch seltene Speed-Motoren auf dem Sammlermarkt auf, die nicht immer zeitlich einzuordnen sind, wie hier z.B. dieser „MVVS-10cm³-Prototyp“ (Sandgussgehäuse, Kolben mit zwei Kolbenringen).
19??
Ein italienischer „Super-Tigre 60“ Rennmotor, der zur Zeit der Produktion wohl hauptsächlich dem Lager der „Fesselflieger“ zuzuordnen sein dürfte. Die Geschwindigkeits-Kategorie F2A in Italien, Schweden, USA, Canada usw. wurde nicht nur in der 2,5 cm³-Kategorie sondern auch in höheren Hubraumklassen wettbewerbsmäßig geflogen.
1967
Auch im fernen Japan wurde in „Sachen Speed“ experimentiert. Bei diesem „OS Max - H60 Speed Racing” soll es sich um einen Prototyp handeln, ansonsten war die serienmäßige Bezeichnung des Renn-Motors „OS Max - H60R“.
1964
Dieser amerikanische „AERO 35“ war zum einen für die Lassogeier-Fraktion (Fesselflieger) gedacht, damit sie ihre Scalemodelle wie z.B. Turboprop-Verkehrsflugzeuge möglichst originalgetreu ausgestalten konnten. Aber er war auch für Pylon-Modelle vorgesehen, damit die Racer im Frontbereich möglichst widerstandsarm zu bauen waren. Allerdings war dieser Motor sehr teuer und zum Fliegen damals wie heute fast zu schade – die Sammler freut’s!
Mitte der Sechziger
„Der Power-Motor schlechthin“ war zu dieser Zeit unbestritten der italienische „Rossi 60“, den es in RC-, Speed-, Flug-, Boots-, Ein- und Zweikerzen-Ausführung usw. gab. Er war zu dieser Zeit einer der leistungsstärksten Modellverbrennungsmotoren mit Querstromspülung (Nasenkolben). In RC-Ausführung mit Kavan-Vergaser musste man 1969 240,-- DM auf den Tisch legen, rund die Hälfte mehr als für einen Standardmotor. 1968 wurde dann mit dem 10 cm³-Hirtenberger bereits die Ära der umkehrgespülten Modellmotoren eingeleitet. Rossi sollte noch acht Jahre benötigen, um erst 1976 den ersten 60er RC-Frontvergasermotor der neuen Generation als „Vorzeige-Motor“ auf ersten Wettbewerben der Öffentlichkeit zu präsentieren.
1968
Der Traummotor jeden Sammlers:
Der Super Tigre „ST G60 Spezial“ - original der speziell gefertigte Werksmotor, mit dem Werner Käseberg beim Speed-Wettbewerb in Harsewinkel den damaligen Weltrekord von 320 km/h aufstellte.
Dieser Motor ist gegenüber der anschließend für den Verkauf gefertigten Serie mit einem „Ring-Düsen-Vergaser“ ausgerüstet, sowie mit erkennbar anderen, größeren bzw. zusätzlichen Spülfenstern versehen. Noch war die Neugier nicht so groß, um auch die „Innereien“ einer eingehenden Inspektion zu unterziehen.
1969
Ein Jahr nach dem RC-Geschwindigkeits-Weltrekord kam der Super Tigre dann als „ST G.60 Racing RV ABC“ in etwas abgeänderter Form offiziell in den Handel. Er war aber damals so oder so das heißeste Triebwerk auf dem Markt und soweit noch in Erinnerung „schweineteuer“!
Anfang der Siebziger
Nun war der neue italienische Motorenhersteller „OPS“ (jetzt: RC-Power) auf dem Markt. Wie so oft, entstand die Firma aus dem Modellsport heraus. Die Brüder Muzio waren lange Zeit begeisterte Fessel-Speedflieger, wovon speziell Piero Muzio mit dieser Firma sein Hobby zum Beruf machte. Bruder Manfredo betätigte sich unter anderem mit der Glühkerzenfertigung und dem Verchromen der Zylinder für OPS. Anfang der Achtziger verließen mit Gualtiero Picco, einem der Konstrukteure, und mit dem speziell in Italien bekannten RC-I-Wettbewerbsflieger Carlo Lenti, einem der Geldgeber, die Firma, um die Modellmotoren-Fabrik „PICCO“ zu gründen.
Oben: Einer der frühen OPS-Speed-Motoren mit Drehschieber System-Zimmermann (?), das aus einer im Gehäuse beidseitig geführten, dünnen Stahlscheibe besteht. Der Vergaser ist hier lediglich die RC-Ausführung und einer der ersten Zweinadel-Typen von Super-Tigre.
1976
Auch OS fertigte von Zeit zu Zeit Speed- und Pylon-Motoren. Hier der „OS MAX 60 RSR“, den gab’s auch zeitgleich als 65er mit blauem Kopf. Großteils bei uns unbekannt, da Graupner als hiesiger General-Importeur natürlich nicht das gesamte OS-Motoren-Programm importierte.
OS MAX 65 RSR (10.65159ccm) Quelle: Rainer Seubert
Ab Mitte/Ende der 70er
Zu dieser Zeit war, nach K&B, Hirtenberger und später MVVS, der „OPS 40 Speed SPP PYL“ der Standard-Speedmotor der 6,5er-Klasse. Nicht nur für Pylon-Racer, sondern häufig auch in Speed-und Show-Modellen bei Flugtagen, wurde dieser Renn-Motor eingesetzt.
1978
Der „OPS 60 Speed VAE“ war nicht nur optisch ein Leckerbissen. Zusammen mit dem „Rossi 61 RV“ beherrschte dieses Triebwerk Anfang der 80er Jahre in der 10 cm³-Kategorie die Szene. Mit einem Auslassöffnungswinkel von 168° waren zwar schon Speed-Drehzahlen angesagt, allerdings konnte man damit auch noch relativ „dicke Props“ fliegen, wobei mit „dick“ natürlich auf die drehmomentstärkere Wirkung hingewiesen werden soll.
1979
Wie bereits angedeutet tauchten 1976im Sommer in Italien auf Wettbewerben die ersten Vorserienmotoren der neuen, umkehrgespülten Generation als Frontvergaser-Seitenauslass (FISE) auf. Den ersten RIRE (wie abgebildet) bekamen wir im Frühjahr 1978 in der Fabrik in Cellatica (Brescia) für unsere damaligen Wettbewebszwecke (Kunstflug) allerdings mit RC-Vergaser. Ansonsten die übliche 3-Kanal-Spülung, Flachdrehschieber, Ringgarnitur und anfangs noch die „dünne“ Kurbelwelle mit 7 mm Propelleraufnahme. Später dann mit 8 mm Kurbelwelle, ABC-Ausführung und nach Trennung der Gebrüder Rossi (Ugo blieb und Cesare gründetet NOVAROSSI) nochmals später dann auch mit 5-Kanal-Spülung und auch mit Rohrdrehschieber.
Der hier abgebildete Motor hatte einen Auslass-Öffnungswinkel von 174° und war für eine maximale Leistung bei 20.000 U/min. ausgelegt. Durch Anheben des Zylinders um 0,4 mm mittels Stahlunterlegscheibe (Zubehör) konnte das Leistungsmaximum bei 178° auf 24.000 U/min. angehoben werden.
1982
Von Mitte bis Ende der 80er Jahre begann der „OPS 60 Super SPP VAE“ dann langsam im Speed-Bereich die Oberhand zu gewinnen und war später für das Erreichen der damals erflogenen Spitzen-Geschwindigkeiten ausschlaggebend. Werksmäßig hatte dieses Triebwerk einen Auslass-Öffnungswinkel von 180°, Überström 130° und der Einlasswinkel betrug 198° (222°-60° n.OT), was gegenüber dem Vorgängermodell eine Verschiebung des Leistungsmaximums in Richtung höher Drehzahlen bedeutete. OPS war auch der erste Hersteller von 5-Kanal-gespülten 10 cm³-Serienmotoren. Vermutlich schien diese Art anfangs irgendwie patentrechtlich geschützt gewesen zu sein, da die anderen Hersteller erst viele Jahre später nachzogen. Lediglich PICCO sah offensichtlich die Umgehung dieses Fortschritts in einer Version mit vier Spülkanälen.
1987
Der „PICCO“ in 4-Kanal-Ausführung. Wettbewerbsmäßig beim DMFV-Speedcup wurde dieses Triebwerk als 60er neben anderen Teilnehmern in einer Spezialausführung von Hans Sagemüller mit Erfolg verwendet. Offensichtlich nur in geringen Stückzahlen auf den Markt gekommen, ist solch ein Motor wohl nur noch durch Zufall zu bekommen. Hauptsächlich in den USA werden ähnliche Typen noch in der 67er-Ausführung gehandelt. In Sammler-Kreisen sind dafür dann je nach Zustand aber auch 250 – 400 US-$ anzulegen. Für FAI-Rekordversuche sind die wegen Überschreitung des Hubraum-Limits allerdings ungeeignet.
1998
Ein offensichtlich nie in Serie gegangener Prototyp eines 60er Speed-Motors des amerikanischen Motoren-Herstellers K&B. Als „K&B 10cc RI-RE Proto Type Hyper Racing Engine“ scheint es sich um eine 3-Kanal- und ABC-Ausführung mit Flachdrehschieber zu handeln. Der Motor wurde 2005 in EBAY von einem japanischen Sammler (amerikanischer Herkunft) angeboten und wurde für knapp 600 US-$ nach Deutschland verkauft.
Auf der ganzen Welt gibt es Bastler, Tüftler und Feinmechaniker, die ihre Ideen auch (mehr oder weniger) in die Tat umsetzen. Hier ein HP, der zum Abgasturbolader umgebaut worden ist.
Ein Bekannter im Tessin hat z.B. einen 5 cm³-Super-Tigre-Frontvergaser älterer Bauart mit einem über Zahnriemen angetriebenen Verdichter (2,5-fache Drehzahl) zu einem reinrassigen Rennmotor getunt, der dann rund 36.000 U/min. drehte !
Die Arbeit eines Feinmechanikers: Ein Modellmotoren-Leistungsprüfstand
Um genaue Motorleistungsdaten zu erhalten und auch praxisgerecht umsetzen zu können, wäre solch ein Prüfstand eine wichtige Voraussetzung. Jeder möchte sicherlich gern wissen, wo das Leistungs- und Drehmomentmaximum seines Triebwerks liegt, um die Propelleranpassung auf die optimale Flugdrehzahl vornehmen zu können.
Und hier zum Abschluss noch das Power-Triebwerk, mit dem in Kürze
500 km/h (klick)
diese Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht werden könnten - sofern man es schafft, das Modell klein genug zu bauen!
Der weltweit stärkste Rennmotor seiner Hubraumklasse bei 22.000 U/min!
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