Red Bull X-Alps 2021 -Von Lermoos (TP5) zum Säntis (TP6)-

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Text: Claus Eckert
Fotos: Daniel Schulz, Team GER 1 - zooom Productions GmbH - Andi von Dach​

Mittwoch, der vierte Tage des Rennens um die Red Bull X-Alps 2021 begann. Im Camp von Manuel Nübel (GER1) ging es am frühen Morgen noch ruhig zu. Erst gegen 6.30 Uhr machte sich Manuel auf den Weg. Sein erstes Ziel war Lermoos, der Turnpoint 5 in in der Zugspitzarena.

Doch vorher musste er die Zugspitze nördlich umrunden. Ob das fliegend oder laufend gemacht wird ist egal. Wobei Letzteres nur über Garmisch-Partenkirchen möglich ist. In den Regeln ist genau vorgeschrieben, wie die Turnpoints zu bewältigen sind.

Die Spitzengruppe mit Chrigel Maurer (SUI1), Patrick von Känel (SUI2) und Benoît Outters (FRA2) war am Arlberg unterwegs. Benoît flog um kurz vor sieben Uhr in der Nähe von Stuben am Arlberg im Tal. Chrigel und Patrick waren bereits auf über 2200 m Höhe geklettert. Am frühen Morgen, während der geneigte Leser sich vielleicht noch einen Kaffee zu Gemüte führt und über den Sinn des kommenden Tages nachdenkt, hatten die Athleten schnell mal einen Alpengipfel erklommen.

Sepp Moritz, der Wirt des Wessner Hof am Turnpoint 4 in Marquartstein, meinte am Vortag zu mir:“Des is doch da Wahnsinn was de machen. Wia ko a Mensch des nua aushoiten?“ (Übersetzung: „Das ist doch der Wahnsinn was die machen. Wie kann ein Mensch das nur aushalten?“)

Diese Frage drängt sich unweigerlich auf, wenn man die Red Bull X-Alps seit ein paar Jahren verfolgt. Es ist aber nicht nur der Athlet, auch sein Beträuerteam trägt ganz maßgeblich zum Erfolg bei. Die Supporter sind immer nah am Athleten. Sie steigen nicht nur mit ihm auf die Gipfel sondern fliegen teilweise sogar mit. Im Minutentakt prasseln über alle möglichen Kanäle Informationen auf sie ein. Diese müssen analysiert und nach Wichtigkeit geordnet werden. Das sind Informationen über die nächstliegenden möglichen Startstellen, über regionales Wettergeschehen, die beste Route zu Fuß und vieles mehr. Auch die Begleitfahrzeuge müssen strategisch günstig platziert werden. Die Aufgaben sind exakt verteilt. Andernfalls wäre das Chaos programmiert.
Also ein gewaltiger Aufwand für alle Beteiligten.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um mal mit einigen Gerüchten aufzuräumen.
Eine Veranstaltung von Red Bull wie die X-Alps wird keineswegs von Red Bull für die Athleten finanziert. Großer Irrtum. Alle Athleten haben ihre eigenen Sponsoren, die sie beim Wettbewerb finanziell unterstützen. Das bedeutet, dass sich die Athleten schon im Vorfeld um ihre Kosten Gedanken machen müssen. Da geht es um Budgets im hohen fünfstelligen Bereich.

Deshalb werde ich hier in loser Reihenfolge die Sponsoren des Teams GER1 vorstellen.

Grillfans sagt "SKOTTI" was? Die Jungs der Firma SKOTTI waren gestern Abend in Wallgau und haben für das Team gegrillt. Das kam natürlich gut an. Musste die Bordküche nicht das Abendmenü bereiten.

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Der erste Test des SKOTTI-Grills zu Hause auf der Terrasse...

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... und standesgemäß belegt, gestern Abend im Nachtlager von Team GER1.​

Gegen 8.00 Uhr waren die Schweizer Chrigel Maurer (SUI1) und Patrick von Känel (SUI2) bereits auf über 2600 Höhenmeter aufgestiegen.
Für Flachlandtiroler ein paar Informationen am Rande. In Deutschland und Österreich werden die Wegezeiten auf den Schildern in den Bergen mit durchschnittlich 300 Höhenmeter/Stunde angegeben.
In der Schweiz sind es 400 Höhenmeter/Stunde. Schweizer sind somit für den schnellen Aufstieg grundsätzlich schon konditioniert. Steht ja auf den Schildern….

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Kurz vor neun Uhr starteten Chrigel Maurer (SUI1) und Patrick von Känel (SUI2). Sie flogen in Richtung Säntis. Benoît Outters (FRA2) war inzwischen auf dem Weg nach oben zu einem Startpunkt am Arlberg.
Chrigel und Patrick kämpften in schwacher Thermik, um die verlorene Höhe wieder zu gewinnen. Selbstverständlich gelang das gut und sie konnten auf südlichem Kurs Richtung Säntis (TP6) fliegen.

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Manuel Nübel (GER1) war zu Fuß auf dem Weg Richtung Garmisch-Partenkirchen. Gegen 14.30 Uhr traf er in Lermoos am Turnpoint 5 ein.

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Zur gleichen Zeit kämpften sich Aaron Durogati (ITA1), Chrigel Maurer (SUI1) und Patrick von Känel (SUI2) zum Turnpoint 6 am Säntis. Dort mussten sie in den in den Zylinder mit einem Radius von zwei Kilometer kommen. Am Nachmittag war es so weit.
Aaron hatte als Erster den Turnpoint 6 geschafft. Er konnte kurz danach wieder starten. Chrigel und Patrick waren ebenfalls in dem tiefen Taleinschnitt zwischen Wildhuser Schafberg und dem Säntis. Umgeben von bis zu 1000 m hohen Wänden kam es jetzt auf die richtige Strategie an. Zumal der Säntis von Wolken verhüllt war.
Also starteten beide Athleten Richtung Tal, um an den westlichen Ausläufern des Säntis Aufwind mitzunehmen. Ein paar Kreise und schon waren 400 Höhenmeter gewonnen.
Aaron konnte seine Höhe nicht nutzen und musste vorzeitig im Tal landen und zu Fuß weiter.
Kurze Zeit später erwischte es auch Patrick. Er war zu tief und musste ebenfalls landen. Nur Chrigel Maurer (SUI1) konnte noch ein Stück weiter fliegen, musste dann aber auch landen. Die Beiden trennten circa 300 Höhenmeter.

Genauso erging es Maxime Pinot (FRA1). Er war als Fußgänger zum Säntis unterwegs. Auch er konnte den Turnpoint 6 nicht fliegend erreichen.

Benoît Outters (FRA2) kämpfte noch immer fliegend einige Kilometer vor dem Säntis. Irgendwie musste er versuchen, in den Zylinder zu kommen. Seine geringe Höhe deutete aber auf einen drohenden Fußmarsch hin, den er dann auch bald antreten musste.

Am Grubigstein, oberhalb von Lermoos, bereitete sich Manuel Nübel (GER1) auf seinen Nachmittagsflug vor.

Simon Oberrauner (AUT2) flog Richtung Säntis. Er war dicht hinter Benoît Outters (FRA2), allerdings sah es nicht so aus, als ob er mehr Glück hätte, als die vor ihm Laufenden.

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Paul Guschlbauer (AUT1) war bereits auf der anderen Talseite zu Fuß unterwegs. Er war ein paar Kilometer hinter Simon.

Tobias Grossrubatscher (ITA2) und Markus Anders (GER2) waren ein gutes Stück weiter entfernt. Auch sie liefen zu Fuß.

Michal Gierlach (POL) machte ebenfalls einen Fußmarsch Richtung Turnpoint 6 am Säntis.

Von den Athleten auf den ersten zehn Platzierungen flog gegen 16.00 Uhr nur noch Simon Oberrauner (AUT2)

Weiter östlich war das Wetter noch etwas flugfreundlicher. Tom de Dorlodot (BEL) flog zur gleichen Zeit in etwa 3000 m Höhe Richtung Säntis. Er war über dem Arlberg aber auch der Einzige in der Luft.

Kurz nach 16.00 Uhr ging Manuel am Grubigstein in die Luft. Wie lange kann er heute noch fliegen?
Seine Statistik zeigt, dass er heute 41 km zu Fuß zurückgelegt hat. Das kostet ihn immens viel Kraft, da es ja nicht immer nur geradeaus geht.
Bereits kurz nach dem Start fand er Thermik mit bis zu 1 m/s Steigen. Nachdem er so 100 m Höhe gewonnen hatte, ging er auf die Strecke. Er nahm jeden Bart mit und nutzte so auch den kleinsten Aufwind. Auf dem Livetracker sah man hervorragend seinen Flug.

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Wer Manuel kennt, kann sich gut in ihn hineinversetzen. Nach über 40 km Laufen endlich fliegen zu können und damit seine ganze Stärke auszuspielen, das ist sein Metier.
Gegen 18.00 Uhr endete die fliegende Aufholjagd und Manuel musste wie alle anderen landen. Ungefähr 10 km vor ihm lief Tom de Dorlodot (BEL) und in annähernd gleicher Entfernung Toma Coconea (ROM).

Paul Guschlbauer (AUT1) schaffte am frühen Abend noch den Turnpoint 6 am Säntis.
Michal Gierlach (POL), Markus Anders (GER2), Tobias Grossrubatscher (ITA2) und Damien Lacaze (FRA5) konnten den Turnpoint 6 an diesem Abend nicht mehr erreichen.

Die ihnen folgenden Athleten waren am Abend noch fast 40 km vom Turnpoint 5 entfernt und werden erst im Laufe des kommenden Vormittages den Turnpoint 6 am Säntis passieren.

Alle Artikel:

Der Prolog

20. Juni Start in Salzburg bis nach Wagrain

21. Juni Von Wagrain nach Lermoos

22. Juni Vom Chiemsee nach Lermoos

23. Juni Von Lermoos zum Säntis

24. Juni Von Lermoos nach Fiesch

25. Juni Vom Säntis nach Fiesch

26. Juni Von Fiesch zum Mont Blanc

27. Juni Vom Mont Blanc zum Piz Palü

28. Juni Vom Piz Palü ins Ziel

29. Juni Der Kampf um Platz 2

01. Juli Der Kampf um die Platzierung

02. Juli „Comeback-Nübel“ landet auf dem sechsten Platz


Extra:
23. Juni Das I-Clip Gewinnspiel
 
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