Red Bull X-Alps 2021 -Von Salzburg nach Wagrain (TP2)-

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Text: Claus Eckert
Fotos: Daniel Schulz, Team GER 1 - zooom Productions GmbH - Claus Eckert​

Salzburg, 20. Juni 2021: Auf dem altehrwürdigen Mozartplatz zählen die versammelten Fans im Chor den Countdown.Bei "Null" starten 28 Athleten zum längsten Abenteuerrennen der Welt. Das Red Bull X-Alps 2021 hat begonnen. Die Vorfreude und Aufregung der letzten Wochen ist vergessen, dafür sind jetzt nur noch Konzentration, Kraft und Ausdauer gefragt.

Die Temperatur hat bereits die 30 °C-Marke überschritten. Die Hitze macht den Athleten zu schaffen. Jeder muss sein Gleitschirm-Equipment auf dem Rücken tragen. Rund 8 kg wiegt so ein Rucksack. Das Bergauflaufen bei diesen hochsommerlichen Temperaturen bringt die Sportler gleich am ersten Tag an ihre Belastungsgrenze. Die Supporter der Teams sind gefordert. Wasser ist jetzt das Wichtigste. Irgendwie müssen sie an den Athleten dranbleiben. Das E-Bike steht bei der Wahl der Mittel ganz oben.

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Im schattigen Bergwald wird es etwas angenehmer. Der erste Turnpoint am Gaisberg ist nach etwa 60 Minuten erreicht. Tommy Friedrich (AUT3) war der Erste auf dem Gaisberg. Jetzt hieß es schnell in die Luft zu kommen. Dort oben blies der Wind mit rund 30 km/h. Die Schirme sind zwar auch für höhere Geschwindigkeiten konzipiert, dennoch war jetzt schon die ganze Erfahrung der Piloten gefragt.

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Oben angekommen.

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Manuel beim Start am Gaisberg

Manuel konnte zwar starten, doch er musste nach einiger Zeit wieder landen. Ein erneuter Start ließ ihn dann wieder den Anschluss finden. Doch es war wie verhext. Im Laufe des Nachmittags bahnte sich ein Drama an.
Während alle anderen Piloten in Richtung Turnpoint 2 in Wagrain fliegen konnten, blieb Manuel im Bereich des Gaisberges hängen. Erst nach einiger Zeit konnte er auf Strecke gehen. Doch das Wetter machte genau das, was befürchtet wurde. Die Thermik setzte aus.
Manuel musste gegen 16.00 Uhr landen.
Jetzt galt es, möglichst schnell hochzusteigen, um noch mal in die Luft zu kommen. Er kämpfte sich durch steiles und unwegsames Gelände. Aber er war nicht alleine unterwegs. Gavin Mc Clurg (USA1) und Théo de Blic (FRA3) begleiteten ihn. Zwei Schicksalsgenossen, die auch den Kampf mit der Thermik verloren hatten.
Zur gleichen Zeit waren aber fast alle anderen Piloten ebenfalls zu Fuß in Richtung Turnpoint 2 unterwegs. Doch der Abstand zur Spitzengruppe betrug inzwischen etwa 40 Kilometer.
Am frühen Abend stellte sich also die Frage: Werden die drei noch einmal starten können, um wichtige Kilometer gutzumachen?
Simon Oberrauner (AUT2) und Cody Mittanck (USA2) waren noch in der Luft. Simon versuchte, zur Spitzengruppe aufzuschließen. Diese war nur wenige Kilometer entfernt vor ihm bereits wieder zu Fuß unterwegs .
Der Erstplatzierte Maxime Pinot (FRA1) war zwar rund 300 m höher, aber auch zum Fußgänger geworden. Maxime wollte unter allen Umständen den Turnpoint 2 in Wagrain erreichen.

Andrei Mashak (RUS) und Publikumsliebling Toma Coconea (ROU) hatte es ebenfalls erwischt. Beide befanden sich etwas östlich der Gruppe um Manuel. Toma ist eine Laufmaschine. Zwar ist er schon etwas älter, aber immer noch fit.

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Toma Coconea (ROU)

Michael Lacher (GER3) marschierte ebenfalls zu Fuß. Er lag gegen 18.00 Uhr ungefähr 11 km vor Manuel und rund 22 km hinter Markus Anders (GER2). Markus hatte einen sehr guten Flug und war dem führenden Maxime Pinot (FRA1) dicht auf den Fersen.

Kurz nach 18.00 Uhr konnte Manuel und Gavin Mc Clurg (USA1) endlich wieder in die Luft. Manuel hatte zwischenzeitlich auf Instagram als Ziel Abtenau genannt. Während Gavin einen direkten Kurs nach Abtenau nahm, flog Manuel etwas weiter westlich. Doch beide hatten leider ein konstantes Sinken um 1 m/s.
Das Ziel Abtenau hatte Manuel mittlerweile aufgeben müssen. Er flog auf der Rückseite des Tennengebirges Richtung Scheffau.
Théo de Blic (FRA3) folgte inzwischen Gavin Richtung Abtenau.

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Es geht auf die Strecke.

An der Spitze hatte Maxime Pinot den Turnpoint 2 in Wagrain als Erster erreicht.
Kurz vor Golling landete Manuel. Die Strecke Richtung Wagrain geht jetzt über den Pass Lueg und Werfen auf der alten Bundesstraße, die parallel zur A10 verläuft. Eigentlich keine schlechte Idee, da ja noch einige Stunden gelaufen werden kann. Das Team kann nahe bei Manuel sein und ihn versorgen.

Die Strecke östlich des Tennengebirges dürfte mehr Höhenmeter haben, also nicht so konstant zu bewältigen sein wie die Strecke auf der Westseite.
Schafft es Manuel am ersten Tag noch bis Werfen oder Bischofshofen? Dann wäre am nächsten Tag der Turnpoint in Wagrain relativ früh zu erreichen und bevor sich die erste Thermik bildet, könnte rechtzeitig Richtung Kitzbühl aufgestiegen werden.

Maxime Pinot (FRA1) war bereits in Richtung Westen unterwegs. Der nächste Turnpoint ist am Hahnenkamm in Kitzbühl. Der sollte für ihn am zweiten Tag zu schaffen sein.

Markus Anders (GER2) konnte nach Wagrain zum Turnpoint 2 abgleiten. Er ließ es krachen und flog teilweise mit 40 km/h und 50 km/h ins Tal. Gegen 19.00 Uhr hatte er am Turnpoint 2 in Wagrain als Zweiter auf der Tafel unterschrieben.

Kurz darauf ereichten Patrick von Känel (SUI2) und Benoît Outters (FRA2) die Tafel.
Damien Lacaze (FRA5), Paul Guschlbauer (AUT1) und Tobias Grossrubatscher (ITA2) waren die Nächsten.

Der ewige Favorit Chrigel Maurer (SUI1) war ebenfalls bis kurz vor Wagrain/Kleinarl geflogen und lief die letzten Kilometer bis zum Turnpoint.

Aaron Durogati (ITA1), Tom de Dorlodot (BEL), Kaoru Ogisawa (JPN1), Ken Oguma (JPN2), Simon Oberrauner (AUT2) erreichten in dieser Reihenfolge den Turnpoint 2.

Manuel war inzwischen weit abgeschlagen. Er musste mit konstantem Lauf viele Kilometer schaffen, um sich wieder im Mittelfeld platzieren zu können. Aus dem Team war zu hören, er sei etwas frustriert. Aber der erste Tag entscheidet noch über gar nichts. Klar, ein Vorsprung ist immer komfortabler als ein Rückstand. Dennoch kann auf der langen Strecke noch viel ausgeglichen werden.

Gegen 20.30 Uhr hatte Markus Anders (GER2) mit einem Abendflug die Spitze übernommen. Bis 21.00 Uhr darf geflogen werden. Markus flog in Talmitte, weil um die Abendzeit der Bergwind von den Talseiten weht und sich in der Mitte trifft, um dort ein moderates Aufwindband zu bilden. 40 km/h und nur etwa 1 m/s Sinken zeigte der Live-Tracker an. Da geht was vorwärts. Nur muss er pünktlich um 21.00 Uhr auf dem Boden sein.

Maxime Pinot (FRA1) irrlichterte in St. Johann auf dem Boden herum. Inzwischen wurde er von Platz 1 auf Platz 4 „durchgereicht“. Wer ihm geraten hatte, nach Norden und dann nach St.Johann zu gehen, werden wir nicht erfahren. Es war jedenfalls kein guter Ratschlag.

Markus landete um gegen 20.45 Uhr und ist damit an diesem Tag fast 165 km geflogen. Seine größte Höhe waren 2165 m. Eine Klasseleistung und damit ist er heute zu Recht an der Spitze.

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Markus Anders (GER2) über Salzburg

Patrick von Känel (SUI2), Benoît Outters (FRA2), Chrigel Maurer (SUI1), Tobis Grossrubatscher (ITA2) und Paul Guschlbauer (AUT1) waren kurz vor 21.00 Uhr noch in der Luft und auf der Jagd nach dem Anschluss zu Markus Anders (GER1). Das ist den beiden Erstgenannten auch gelungen. Am Ende waren sie nur wenige hundert Meter von Markus entfernt und die Anzeige der ersten drei Plätze sprang einige Male hin und her.

Um 22.30 Uhr wurde das Ende des ersten Raceday eingeläutet. Das Nachtlager von Manuel war am Ende des Tages kurz vor Bischofshofen. Vor dem Schlafengehen wurde er noch massiert. Gute Pflege der Muskulatur ist wichtig, um ihn noch viele Tage möglichst fit zu halten.




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Manuel konzentriert sich vor dem Start in Salzburg.


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Racedirector Christoph Weber

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Salzburg im Zeichen der Red Bull X-Alps.


Alle Artikel:

Der Prolog

20. Juni Start in Salzburg bis nach Wagrain

21. Juni Von Wagrain nach Lermoos

22. Juni Vom Chiemsee nach Lermoos

23. Juni Von Lermoos zum Säntis

24. Juni Von Lermoos nach Fiesch

25. Juni Vom Säntis nach Fiesch

26. Juni Von Fiesch zum Mont Blanc

27. Juni Vom Mont Blanc zum Piz Palü

28. Juni Vom Piz Palü ins Ziel

29. Juni Der Kampf um Platz 2

01. Juli Der Kampf um die Platzierung

02. Juli „Comeback-Nübel“ landet auf dem sechsten Platz


Extra:
23. Juni Das I-Clip Gewinnspiel
 
Zuletzt bearbeitet:
Frage: Welches RC-Equipment wird hier verwendet?
Dachte immer, das ist irgendwie mit Fernsteuerungen, Flugmodellen, Schiffen und vielen anderen Dingen, die irgendwie Bezug zum RC = Fernsteuern haben.
Denke jetzt, ich bin in einem falschen Forum gelandet, oder?
 
Lieben Dank Claus für Deinen sehr interessanten Bericht, ich freue mich schon auf die weiteren! Für mich eine tolle Ergänzung und ich sehe mir regelmäßig mal das Livetracking an.
Die 3D Ansicht ist super geworden und so kann ich auch mit meinen Modellfliegeraugen noch etwas mitnehmen, nämlich an welchen Stellen in den Bergen die Thermik abgeht und wie sie von den Piloten ausgekurbelt wird.
 

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