Restaurationsbericht zum Kabinenkreuzer VEDETTE (60-iger Jahre) von Engel-Modellbau

molalu

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In meinem parallelen thread "Wer kennt dieses Modell" habe ich schon mehrere Fotos vom Scheunenfund der VEDETTE eingestellt. Hier nochmal das Foto, mit dem mir das Modell angeboten wurde:

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Das innere des Bootes riecht nach Scheune und einige Haferkörner kamen mir beim Öffnen entgegen.

Heute habe ich damit begonnen den Rumpfboden für den Bau des Ständers zu vermessen.

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Danach gings mit der Arbeit weiter, die uns allen am meisten Spaß macht: "Schleifen". Der alte Lack musste runter. Angefangen habe ich mit 120er nass, danach 240er nass und final 300er nass. Eingestellt hatte ich mich auf mehrere Lagen Altlack, zum Glück war es nur eine Lage Kunstharzlack und die hatte es in sich.

Ich hoffe man kann es auf dem Foto erkennen. Der Lackierer muss den Rumpfboden bei einem Sandsturm lackiert haben. Der Rumpfboden war übersät mit Staub-Pickeln.

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Und das ist das Ergebnis nach fast 3 Stunden nass schleifen:

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Mit dem Lack wurden auch noch einige Einschläge übertünscht. Ich hatte gehofft drumrum zu kommen, aber morgen wird wohl oder übel gespachtelt und wieder geschliffen.
 

ger529

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Servus Ingolf, da haltest du was in der Hand an das ich heute auch schon gedacht habe. Wie nennt sich das Teil nochmal
mit dem du die Rumpfmasse abnimmst?

Grüße Christian
 

molalu

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Servus Christian,
das Teil nennt man Konturenschablone oder Konturenlehre, bzw. Konturenmass.
 

molalu

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am Wochenende gings an der VEDETTE weiter. Damit man an dem Modell überhaupt vernünftig arbeiten kann, musste vorab ein Ständer gebaut werden.
Das ist er:

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Ich habe das Rumpfinnere nochmal intensiv gereinigt und anschließend mit Epoxid ausgeharzt.

Weiterhin habe ich einen aus Messing selbst angefertigten Servohebel auf einer ausgemusterten Wellenkupplung, ebenfalls aus Messing, angelötet. Nicht schön, aber hält. Die Ruderwelle hat einen Durchmesser von 2mm.

Weil ich schon am Ruder arbeite, habe ich aus meinem Fundus ein wasserdichtes (man weiß ja nie) SAVÖX-Servo für die Ruderanlenkung eingepasst.

Den im Modell vorhandenen Decaperm-Motor habe ich von Spritzlack-Resten befreit und probeweise an seine künftige Wirkungsstätte positioniert.

Die im Modell befindliche starre 3mm Antriebswelle musste ich erneuern. Die alte Welle war so stark vom Rost angegriffen, dass es keinen Sinn macht die noch weiter zu verwenden. Die neue Welle ist bestellt und wird in dieser Woche hoffentlich geliefert.

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Morgen wird das Innere des Rumpfes komplett in "mausgrau matt" lackiert.
 

molalu

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Ein weiterer Bauabschnitt ist geschafft👏

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In Verbindung mit diesem Bauabschnitt bewährte sich das Motto "nix wegschmeissen - Du könntest es nochmal gebrauchen".

Auf meinen großen Pötten ab 1mtr. Rumpflänge verlege ich die Decksleisten einzeln und kalfatere entweder mit schwarzem Sikaflex, oder mit schwarzen, 1mm Ebenholzleisten. Bei den kleinen Booten mache ich es mir etwas einfacher und verwende die fertigen Decksbrettchen, die mir mein langjähriger Händler ARKOWOOD liefert. Davon hatte ich noch so viel Material in der Holz- und Leistenkiste, das es ausreichte, um das Deck der "VEDETTE" komplett zu belegen. Die Brettchen sind aus 1mm Mahagoni, die Kalfaterung ist 0,5mm Ahorn.
Das Material war ausreichend um auch gleich ein Segment des Aufbaus (künftiger Führerstand) zu belegen.

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Und weil alles so gut von der Hand ging, habe ich nach dem Verschleifen der Decks-Ränder gleich noch die Scheuerleiste = 5mm breit und 0,7mm stark verklebt.

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In den Trocknungsphasen habe ich die Zeit genutzt, um das Rumpfinnere im beliebten "Marine-Mausgrau" zu streichen.


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Nächste Woche geht es weiter mit dem Aufbau. Auch die neue Antriebswelle, ein Regler und diverse Kleinteile sollten von meinem Händler Uwe Bauer kommen. Dann kann testweise die kompltte Antriebstechnik verbaut werden.

Ich berichte weiter und hoffe, dass Euer Interesse an meinem Projekt nicht eingeschlafen ist!!??😂
 

molalu

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In den letzten Wochen ist nicht viel passiert. 2. Impftermin = rechter Arm wie Blei und der restliche Körper wollte irgendwie nicht. Jetzt ist aber alles wieder gut. Das Wetter spielt endlich mit und die Spritzlackierung konnte in der Garage bei 25° Außentemperatur erledigt werden.
Der Profi macht es besser. Ich bin dennoch ganz zufrieden.

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Die Messing-Scheibenrahmen sind auch schon poliert. Nach Trocknung des Lacks gehts mit den Auf- und Anbauten weiter. Parallel wird die RC-Technik (Regler, Akku, Empfänger und Licht) verbaut.
 

molalu

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Habe fertig.........

Zur Erinnerung - VORHER:

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Und NACHHER:

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Dieser Neuaufbau hat viel Spaß gemacht und war keine besondere Herausforderung. Dennoch und insbesondere beim abnehmbaren Aufbau etwas knifflig, weil sich einige Balsholzteile verzogen hatten.

Einziges Kaufteil war der 40Ah-Regler (vorwärts/rückwärts) von Modellbauregler.de zusammen mit einem 4200 mAh 7,2V NimH. Alle anderen verbauten Teile kamen aus den vielen Schubladen und Kästchen, wo sich über die vielen Jahren erstaunlich viel angesammelt hatte.
Sogar der weiße und rote Spaydosenlack war noch in angebrochenen Dosen vorhanden und konnte auch noch verwendet werden.

An die beiden Positionsleuchten, sowie an den vorderen Suchscheinwerfer habe ich ein Schaltmodul aus dem RC-Car-Bereich drangehängt. Somit können die LED über den 3. Kanal am Sender geschaltet werden.

Nächste Woche soll in Oberbayern "die Woche der Modellschiffer" werden = 25°, Sonne und kein Wind. Vielleicht kann ich meinen Kameramann begeistern mitzukommen und dann gibt es ein kleines Fahrvideo.

Ich bedanke mich für das rege Interesse und die diversen Zuschriften, auch als PN. Ich würde mich freuen, wenn ich den einen oder anderen animieren konnte, auch mal in so ein Projekt einzusteigen, um den einen oder anderen Retro-Klassiker vor dem Sperrmüll zu retten.
 
Auch dir Ingolf vielen lieben Dank für das große Kino 🤩👍🏆🥇
 

molalu

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Heute war die "VEDETTE" zum ersten mal nach einigen Jahrzehnten wieder in Ihrem Element. Nichts spektakuläres - ist halt ein Oldie und dazu noch mit dem ursprünglichen Decaperm Motörchen.

Wichtig war die Erkentnnis "die VEDETTE ist dicht und fährt ganz ansehnlich".

Leider war der Schwerpunkt durch das im vorderen Rumpfdrittel positionierte Akku-Pack zu weit vorne und die Bugwelle war dadurch schon heftig. Alles kein Problem - Akku wandert nach achtern und dann passt es auch. Ein Test mit Blei (ohne Video) hats gezeigt.

Hier ein kleines, laienhaftes Video mit einem unbedarften Kameramann, der sich erst mit der Kameratechnik vertraut machen musste, als der rote Knopf bereits gedrückt war:

 
Gratulation zur erfolgreichen Restauration

.......... ein Oldie und dazu noch mit dem ursprünglichen Decaperm Motörchen.............
Hätte nicht gedacht, dass der Motor so viel Dampf hat.
Ich sage nur NAVIGA Wettbewerbsklasse F4-A und hoffe, dass Du dort auf trittst.

Ulli
 

molalu

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Danke Ulli, für F4-A wird es noch nicht reichen. Dafür gibt es ein paar handwerkliche Mängel und obendrein Abweichungen vom Original Engel Baukastenmodell.
Egal, mir hat die Restauration, ausschließlich mit Teilen aus der sogen. Restekiste, sehr viel Spaß gemacht.
Was mir aber viel wichtiger ist, das ist im Vergleich zu heutigen Baukastenmodellen ein Modell "mit Seele". Das kann man sich 100mal anschauen und es wird nicht langweilig. Auch durch den verwendeten Baustoff HOLZ. "Holz lebt".
Die "VEDETTE" wird einen schönen Platz im Regal finden, damit ich mich jeden Tag dran erfreuen kann.
 
Danke Ulli, für F4-A wird es noch nicht reichen.............................
F4-A
Bausatz- oder Fertigmodelle ohne Bauprüfung. Nur Fahrprüfung auf dem NAVIGA Kurs. Kurs muss in max. 7 min absolviert sein.
Solch historische Modelle sind wenig vertreten.
Hier im Video F4-B (mit Bauprüfung)
Bei knapp 3 min Rückwärtsfahrt
Bei etwa 3:15 fährt ein ganz einfaches Modell ins Bild
Zum Ende ein offensichtlich gelungenes Eindockmanöver (innerhalb von 3 Sec., ab Zeichengebung, das Messviereck nicht verlassen und keine Seitenbegrenzung berühren.)

Im Fahtrerlager sind auch einfache Modelle
Ab 8:15 ist eine Reisemotorjacht WARNOW auf dem Boden neben dem Segler zu sehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die 7 min sind keine Hürde. Die stammen vermutlich auch aus den 60-er jahren.
Das Eindockmanöver ist schwieriger. Dazumuss dass Modell gaaaanz langsam anfahren und Stoppen können.
 

molalu

User
Nachtrag:

im Video war deutlich zu erkennen, das die VEDETTE ziemlich buglastig unterwegs war. Dabei hat sie eine Bugwelle gleich einem Zerstörer erzeugt.
Wenn man so wie ich seit vielen Jahren keinen NimH-Akkupack mehr im Einsatz hatte, vergisst man, wie schwer die Dinger sind. Mein 6-zelliger Akku-Pack bringt etwas über 400 Gramm auf die Waage. Das ist fast 3x soviel wie ein 2S Lipo mit gleicher Leistung.

Deshalb war es dumm von mir den NimH im vorderen Drittel vom Rumpf unter zu bringen. Das "Problem" war schnell gelöst und der Akku ist nach achtern gewandert. Noch nicht probiert, aber jetzt sollte es mit dem schwerpunkt passen.

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