Hallo Stefan,
- der Weißleim, der sich in Wasser auflöst, tut das final: er ist danach zersetzt. Das ist also keine Option. Allerdings ist nicht jeder Weißleim wasserzerstörbar, da passiert einfach gar nix.
- zweite Möglichkeit: Uhu hart = Nitrozellulosekleber. Der wird mit Nitroverdünnung bzw. Azeton wieder weich, allerdings bräuchte es davon doch eine ganze Menge Einwirkung. So ein Tröpfli Azeton in der Tüte mit dem Flügel drin verdunstet, bevor irgendwas passiert ist. Es muß also schon ein Tümpel sein und einige Tage Einweichzeit. Und die Plastiktüte ist nicht gasdicht, also taugt das nix fürs Schlafzimmer.
- dritte Möglichkeit: Sekundi. Das ist nur flüssiges Plexiglas von nicht so wirklich berauschender Qualität. Der wird mit Dampf weich. Das ist die Methode, einzelne Klebestellen wieder zu lösen oder die abgerubbelten Reifen von den Autolesfelgen wegzubekommen. Falls Du einen Dampfreiniger haben solltest, mit dem Du den ganzen Flügel schnell genug "einweichen" kannst, bevor das Holz zergammelt oder Du verdampft bist, wäre das eine Möglichkeit. Aber idR eher hypothetisch ...
- vierte bis x-te Möglichkeit: Knochen-, Hasen-, Haut-, Kaseinleim, Aerodux und sonstige 2K-Systeme vermute ich bei diesem Flieger dringend nicht ,-)
Vorschläge: alle o.e. Kleber bis "drei" sind Thermoplaste. Und Du fängst gerade an zu verstehen, warum mein Ofen so ist, wie er ist ;-) Für Weißleim tuts irgendwas über 65..70°C, bei Uhu hart sind 90° geschickter, mit Sekundi habe ich bei trockener Wärme keine Erfahrung. Der Dampfreiniger von Albrecht Feinkost reinigt zwar keinen Backofen in der Zeit, die man aufzuwenden bereit wäre, eignet sich aber famos zum Lösen von CA-Verklebungen.
Die Erweichung von Thermoplasten ist eine Funktion des Produkts aus Wärme und Zeit. Also: halt den Föhn drauf und probier' immer mal, ob da schon was erreichbar ist. Bastel' Dir vorher eine Helling/Baubrett her, auf dem Du den erwärmten/-weichten Flügel überkorrigiert eingespannt abkühlen lassen kannst. Wie Guido schon erwähnte.
Die Spannung geschrumpften Polyesters (Folie, Vlies, Koverall et al.) verliert sich im Laufe der Zeit durch Gegenspannung. Ein krummes Holzteil ist dauerhafter krumm und zieht sich gerade Folie wieder "zurecht". Vlies/Koverall hat den Vorteil, daß man es noch mit Spannlack zulackiert, das widersteht dem länger. Trotzdem ist es besser, dem Holz das Eigenleben bestmöglich auszutreiben und nur den Rest auf diese Art zu erledigen.
Seide (die von den Maulbeerraupen, die gern Schmetterlinge werden wollen), ist chemisch Nylo^h^Polyamid zwar nicht unähnlich, hat aber von der Physik recht wenig mit den Kunststoffen gemeinsam. Was man damit krummgespannt hat, bleibt auch die ersten zehn bis dreißig Jahre so. Beim spannlackierten Seidenflügel funktioniert das mit dem Azeton und der Tüte deutlich besser, als mit einem reinen Holzskelettflügel, man kann ihn also nachträglich gerade/krumm bekommen. Übrigens geht auch das wieder mit dem Föhn.
Für Japanpapier gilt das fast genauso, nur die "dreißig Jahre" funktionieren nicht wirklich.
Also doch richtige Bespannung[TM] ;-)
servus,
Patrick