Ist das der kleine und jüngere Bruder des Robbe-Jumbo?
von Doro Loebig.
von Doro Loebig.
Diese Frage kann ich nicht mit Sicherheit beantworten, aber im Modell finden sich Spuren, die darauf hindeuten, dass der gleiche Konstrukteur am Reißbrett gesessen hat. Zum Beispiel am Motorträger, am Seitenleitwerk in der Version mit Kreuzleitwerk und am Pappel-Balsamix der Rumpfseitewände ist eine gewisse Verwandtschaft zu erkennen. Vieleicht bringt ja das Schwarmwissen des Forums ein wenig Aufklärung.
Das Modell ist für mich, vor allem mit dem V-Leitwerk, interessant, da es Motormodelle mit dieser Leitwerksform doch eher selten gibt. Mein D-EGON-Modell konnte ich vor geraumer Zeit gegen ein Segelboot tauschen. Der PORTER war konventionell aufgebaut, mit Kreuzleitwerk und mit einem Verbrennungsmotor nebst Resonanzrohr ausgerüstet. Bei uns am Platz ist der Betrieb von Modellen mit Verbrennungsmotor allerdings nicht möglich, außerdem möchte ich das auch nicht.
Das war also die Basis für meine Restauration. Die Tragflächen waren mit Bügelfolie, der Rumpf mit einem Vlies bespannt und lackiert. Alles ließ sich mit der Heißluftpistole gut entfernen, außer an den Querrudern und Landeklappen. Diese waren mit viel Farbe schwarz gestrichen. Die Frontscheibe war gebrochen und die Motorhaube für meine Zwecke sehr weit ausgeschnitten. So viel zur Ausgangssituation. Zuerst machte ich mich an den „Rückbau“ von Flügel und Rumpf. Der Flügel wurde von Rudern, Zügen und Umlenkhebeln befreit. Am Rumpf habe ich das Leitwerk, den Motorträger und den Resonanzrohr-Tunnel entfernt. Insgesamt konnte ich durch diese Maßnahmen das Gewicht um 1,7 kg reduzieren. So blieb lediglich 1 kg vom Flugzeug übrig. Gar nicht so schlecht, dachte ich mir….
Für die Scheibe und die Motorhaube musste Ersatz her. Da es die Teile nicht mehr zu kaufen gab, half nur das Selbermachen. Die Scheibe sollte als Tiefziehteil und die Motorhaube aus einer GfK-Negativform entstehen. Die originale ABS-Motorhaube ließ sich mit Balsa, Sperrholz und Spachtel recht gut wiederherstellen und als Urmodell zum Abformen nutzen. Nach viel Spachteln, Schleifen, Lackieren und wieder Schleifen war das Urmodell fertig. Dann stand dem Formenbau und dem Laminieren einer neuen Haube nichts mehr im Wege. Ich muss dazu sagen, dass ich bei so etwas weder in der Form noch auf dem Urmodell eine hochglänzende Oberfläche mache und auch nicht haben will. Die Haube wurde aus drei Lagen 110 g/m²-Glasgeweben mit Köperbindung laminiert, die Deckschicht bekam eine dem Holz angepasste Farbe.
Bei der Frontscheibe musste ich einen Tiefziehklotz von Grund auf neu herstellen, was doch einiges an Arbeit und Schleifstaub verursachte. Ein Problem war auch die Beschaffung von geeignetem blauem Tiefziehmaterial. Blaues PET gibt es wohl nur im Supermarkt als Wasserflasche, nicht aber als mir zugängliches Material im Handel. In meinem Fall überließ mir @jannicam ein Reststück PET, außerdem konnte ich noch zwei Platten PVC bei der Firma Aeronaut kaufen. Letztlich führten drei Versuche zum Erfolg. Ich habe mittlerweile erfahren, dass es bei der Firma Ulmer blaues Tiefziehmaterial zu kaufen gibt. An dieser Stelle auch Danke an @Martin Greiner für einige hilfreiche Tipps zum Tiefziehen.
Jetzt galt es, die noch fehlenden Teile für den Rohbau zu erstellen. Die Querruder und Landeklappen waren recht schnell aus Balsa gebaut, ebenso die neuen Leitwerkshälften für das V-Leitwerk.
Damit waren fast alle Einzelteile fertig. Der Rohbau konnte nun zusammengebaut und vermessen werden.
Zunächst habe ich das Modell mit 50 g/m²-Vlies bespannt, dann dreimal mit 50:50 verdünntem Spannlack und zweimal mit 50:50 verdünntem Schnellschliffgrund gestrichen. Bezüglich Gewichtszuwachs habe ich dieses Mal Buch geführt. Die Bespannung wiegt 80 g, der Spannlack und der Schnellschliffgrund wiegen insgesamt 120 g. Bei einer gesamten Oberfläche von etwa 1,6 m² ergibt das ein spezifisches Gewicht von rund 125 g/m². Das entspricht etwa dem Gewicht von Bügelfolie. Mit dem abschließenden Lack und den Schriftzügen kamen nochmal 100 g dazu.
So, jetzt sieht's schon mal aus wie ein Flugzeug.
Da bei der Größe Handstart nicht das Mittel der Wahl ist, sollte der PORTER wieder ein Fahrwerk erhalten. Das Hauptfahrwerk aus Federstahl habe ich übernommen. Als Bugfahrwerk habe ich nichts Käufliches gefunden, in das die Breite des 80 mm Kavan-Leichtrades gepasst hätte. Entweder war's ein paar Millimeter zu schmal oder gleich viel zu groß. Beim Jumbo hatte ich das gleiche Problem. Nach zwei Jahren Flugbetrieb des Jumbos, mit immer wieder Nachbiegen, habe ich mich mit Herrn Kenner von "www.einziehfahrwerke.de“ unterhalten. Er hat mir nicht nur eine Radgabel aus Alu gefräst, sondern auch einen Federdraht für die originale Aufnahme hergestellt. Den gleichen Weg bin ich beim PORTER auch gegangen. Die beiden Schenkel des originalen Fahrwerks wurden kurzerhand aus der Lagerung ausgelötet, das Loch aufgefräst und das neue Fahrwerk eingeklebt.
Jetzt fehlte nur noch die Technik. Im Flügel sind vier 16 mm-Servos für Querruder und Landeklappen und im Rumpf zwei Standard-Servos für das Leitwerk eingebaut. Für die Schleppkupplung und das lenkbare Bugfahrwerk waren weitere zwei 16 mm-Servos nötig. Ja, richtig, es sind insgesamt acht Servos installiert! Das zusätzliche Bugfahrwerk-Servo ist wegen des V-Leitwerksmischers nötig, um ein Rechts- bzw. Linksabbiegen beim ‚Ziehen‘ oder ‚Drücken‘ zu vermeiden.
Als Motor kam ein 50er Motor mit einer spezifischen Drehzahl von 700 min-1/V aus der Bastelkiste zum Einsatz. Leider habe ich keine weiteren Angaben zu diesem Motor. Als Akku habe ich einen 5S mit 3500 mAh vorgesehen. Die Luftschraube ist ein 11x7 Dreiblattpropeller chinesischer Herkunft. Am Boden habe ich 65 A bei 18 V gemessen. Das entspricht einer aufgenommenen Leistung von 1170 W und sollte bei einem 3 kg schweren Modell mehr als ausreichen. Das Leistungsgewicht beträgt damit 390 W/kg – üppig! Die Angaben sind vorläufig. Genaue Daten gibt es ja erst nach der Flugerprobung.
Und nun - fliegt der Porter?
Ja, er fliegt. Das V-Leitwerk funktioniert einwandfrei. Das Flugverhalten ist ähnlich dem des Robbe-Jumbo und mit ein wenig tief Trimmen ging der Erstflug ohne besondere Vorkommnisse zu Ende. Ich bin selten über Halbgas/strom rausgekommen. Naja, mir waren nach kurzer Zeit die Hände eingefroren. Deshalb auch nur so viel zum Thema Fliegen. Mehr Flüge gibt es erst wenn es mehr als 15° C warm ist.
Ein paar Restarbeiten sind noch zu erledigen. Spinner montieren, Zierstreifen auf den Servoschächten unterm Flügel, Akkuhalter und sicher noch ein paar weitere Kleinigkeiten, die wieder Wochen in Anspruch nehmen werden.
Danke an Lena und Alex für die Flugfotos.
P.S. Wer nachbauwillig ist - den Plan gibt es bei Outerzone.
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