Segeln unter Palmen

Zwar nicht ganz, aber fast.

Jeden Herbst die gleiche Frage: „Wo und wann willst Du nächstes Jahr segeln?" Für 2012 hatte ich mir CRO ausgewählt und über deren HP Kontakt aufgenommen, der kurzfristig beantwortet wurde.
Zeitnah bekam ich die Termine 2012 und wählte mir Opatija aus. Liegt ziemlich im Norden und im Oktober sollten es erträgliche Temperaturen sein.
Nach ersten Recherchen war meine Frau begeistert, was uns im Istrienurlaub erwarten würde.
Zoran und Robert Grubiša beantworteten geduldig meine Mails. Das Boot auf 4 kg bringen war kein Problem. Wurde eben ein schwererer Akku installiert, eine Schachtel mit 120g Blei eingeklebt und noch 20 Stück 5g selbstklebende Auswuchtgewichte besorgt (ich wollte keine Gewichtsprobleme bekommen). Dass ich Kiel-/Ballastgewicht nicht IOM gerecht einhalten konnte, war kein Problem für Robert.
Die Fahrt sollte über die Alpen gehen. Deshalb vorsichtshalber noch Winterräder montiert. Auf der Rückfahrt sahen wir in 1300 m Höhe, dass auf der Autobahn schon eifrig Schnee geschoben war.


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Istrien und dort Opatija sind ausgesprochenes Urlaubsgebiet. Das Territorium ist noch sehr österreichisch geprägt ist. Wir fanden eine sehr schön restaurierte Architektur vor. Keine Hotellburgen. Überwiegend eher in Villenform. Tagestemperaturen oft 20-25°C. Nur in Plitviče war es Vormittags mit 5°C recht frisch, da es etwa 200 km landeinwärts und im Gebirge war.

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Wir spazieren gerne am Wasser, so war der ca. 12 km lange (es gibt dazu unterschiedliche Längenangaben) „Lungo Mare“ mehrfach unser Weg. Die Promenade führt immer am Wasser lang. Ausreichend Möglichkeiten zur Einkehr gab es selbst zu dieser Zeit. Hotels und andere Gebäude standen auf der Landseite des Weges. Die Personen erreichen über Tunnel oder Brücken die Badestellen. Nur Hafenanlagen waren manchmal zwischen Adria und dem Weg.


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Neben schönen Häusern, mehreren Parks waren die Plitvičer Seen ein Erlebnis. Als wenn man die Erde auswringt und zusätzlich viele Wasserfälle. Aber auch Bootsausflüge zu zwei Inseln wurde absolviert. Ein Besuch der Insel Krk wurde für ein Adriabad angesteuert (Wassertemperatur ca 20°C in Opatija 22°), da es hier so etwas wie Kiesstrand gab und nicht nur Felsenufer. Das Maronenfest konnte wegen der Regatta nicht besucht werden.


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Nach einer längeren Wanderung wollten wir mal ein Wassertaxi nutzen (alkoholfreie Getränke und einheimischer Wein im Preis inbegriffen). Ich lies es noch warten, da meine Frau mehrere IOM an der Mole segeln sah, zu denen ich noch hin wollte „Kein Problem“ auf Deutsch.


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Ich sah zwei Israelis und den späteren Gewinner der Opatija Regatta (CRO 33) beim Trainig. Die Israelis waren erst am Mittag eingetrudelt. Nach Nennung meines Namens kam promt: „Where is your boat?“ Ich wusste nicht, dass dieses Training statt fand. Genauso nicht, dass am vorherigen WE ein Training im Nachbarort war. Es wäre für mich sicherlich sehr hilfreich gewesen.
Der Taxifahrer war so freundlich und machte noch eine Biege zu den IOM, damit ich ein Foto schiessen konnte.


Da wir am SA lange auf Luftbewegung warten musste, konnte ich mich ein bischen umsehen.


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Das Startgelände sollte direkt auf der Hafenmole sein. Dichter zur Startstelle konnte der Parkplatz nicht sein. Die Höhe der Molenmauer war mit ca. 1,5 m noch zum Wassern geeignet. Am Molenkopf gab es auch eine Treppe, die die Prozedur erleichterte.


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Gewogen und zu schwer befunden.
Bei der Registrierung wurde jedes Boot gewogen und die Gewichte grammgenau notiert.
Meine Küchenwaage ist bereits entsorgt. Nach der hätte ich etwa noch 50 g Zusatzgewicht benötigt. Ich durfte die 120g Bleischachtel entfernen und musste erneut zum Wiegen. 24g Übergewicht störten mich nicht.


1-2Jelacic.jpg
Dieser Hersteller ist vermutlich auch in GER bekannt. Das was ich ihm zuordnete machte einen sehr sauberen und professionellen Eindruck.


Ich sah Bootsformen, die ich auch aus GER kannte. Eins sogar mit Rumpf aus Holz.


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Diese Vorschiffform war mehrfach in unterschiedlichen Ausführungen vorhanden. Sie lässt darauf schliessen, dass sie auch für Starkwind und Welle vorgesehen sind.


2-4Rumpf.jpg2-2Rumpf.jpg
Obiges Vorschiff wurde mit unterschiedlichen Rümpfen…..


2-5Heck.jpg2-3Heck.jpg
…..und/oder unterschiedlichem Heck kombiniert.


2-6Ballast.jpg
Diese Ballastgestaltung/-anordnung war mehrfach zu sehen.


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Diese Fockbefestigungspunkte hatte ich mir leider nicht erklären lassen.


Angereist waren 10 Modellsegler aus CRO, 2 aus ISR und Meinereiner. HUN ist doch nicht angereist. Mit 13 Modellen ein überschaubares Feld.
In den 75 Kuna Startgeld (etwas mehr als 10 €) waren enthalten
- Baguettebrote für SA Mittag
- das Abeddinner am SA
- ein kleines Mittagessen am SO vor der Siegerehrung.
Das Essen gab es in der Clubgaststätte. Die Brote an der Startstelle.

Im Vorfeld machte ich mir etwas Sorgen wegen der eventuellen Bora. Ich gehöre auch zu denen, die kein Segel Nr. 3 haben und war auf das Schlimmste gefasst. Das Gegenteil trat ein. Ich erlebte die Adria in den ersten Tagen als Spiegel, der erst in etwa 2 km vom Land entferntnein raues Aussehn bekam. (ablandiger Hauch. Wind konnte man das nicht nennen.) Das sah abends vom Balkon aus herrlich aus, wie sich Rijeka im Wasser spiegelte.


Ja, gesegelt wurde auch. Bilder davon habe ich fast nicht. Die, die ich habe sind wenig Aussagefähig und ähneln sehr den von anderen Forumteilnehmern gezeigten Fotos.
Trotz ablandigem Wind gab es seit einigen Tagen eine leichte Dünung engegen der Windrichtung.
Am SA Mittag erfolgte nach längerem Warten der erste Start. Starts sahen oft so aus, wie sie von anderen Forumsnutzern im Netz gefunden wurden (** Bild 47). Gesegelt wurde UP and DOWN. Es ging in Richtung Ufer fast zwischen einige Jachten. Nach zwei Läufen mussten die Luftonnen etwa um 30° verlegt werden und kamen in freies Wasser. SO war es nicht viel anders.
Wieder warten auf Wind, aber nicht so lange.Der Kurs musste innerhalb von 2h in 2 Stufen um 180° gedreht werden. Windhauchstärke ähnlich wie am SA. Manchmal war für kurze Zeit spürbarer Wind. Leider nur für kurze zeit. Manchmal waren die Bugwellen schneller als das Modell. Ich war unglücklich über diese „Luftbewegung“. Zwei Segler meinten sie lieben diesen Wind. Sie hatten mir bewiesen, dass sie mit den Bedingungen gut zurecht kamen. An zwei Tagen konnten 16 Läufe gesegelt werden. Ich bin immer durchs Ziel gefahren. Leider bekam ich im letzten Lauf, zusammen mit zwei anderen Seglern, ein DNF wegen Zeitüberschreitung (der „Wind“ macht´s möglich).
Neu für mich war, dass innerhalb einer nationalen Regatta zwischen Schiedsrichter und Teilnehmern sowie zwischen den Teilnehmern die Kommunikation auf Englisch erfolgte. Zumindest SA zu 100 Prozent. Startstellenleiter war Herr Mario Sikič. Er war bereits bei ISAF Welt-/Europameisterschaften für Großboote, Olympiade und bei der Kieler Woche als Schiedsrichter im Einsatz. Der Veranstalter erstattet ihm die entstandenen Kosten (wohnte in Rijeka). Eine Vergütung bekam und wollte er nicht.Daneben gab es noch einen Chief Judge und einen Scorekeeper im Einsatz. Der Präsident des Yachtclubs war zur Siegerehrung anwesend und überreichte neben den Siegerpokalen den Gästen ein kleines Präsent.
Ich hatte als Gastgeschenk einen Materialsatz zum Bau eines Segels Nr. 2 mitgebracht (Segelbahnen bereits mit ringsum 20mm Übermaß verklebt, mehr als nötig Segelösen, Schnüre Stahldraht für Haken, Klebetuch, eine Rolle 6mm Doppelklebeband, IOM Klassenzeichen und Nationalitätszeichen bereits aufgemalt). Ich konnte nur mit Mühe verhindern, dass ich das Geschenk bei der Siegerehrung dem Präsidenten des Yachtclubs übergeben muss. Das wäre aus meiner Sicht unpassend gewesen.


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Leider kamen meine Wunsch Segelbedingungen erst am Tag nach der Regatta. Schade. (Die Wellen waren kleiner als am Balaton 2009)


Fazit
Ich habe eine gute Regatta erlebt, nette Modellsegler kennen gelernt und erfahren können, wie andere Regatten organisieren. Der Wettkampfleiter bat mich mit meinem Boot im November zur IOM EM nach Kroatien zu kommen. Ich lehnte dankend ab. Ich wollte dem Veranstalter mit meiner F5-E keine Probleme machen. Richtig ist aber auch, dass eine solch weite Fahrtstrecke nur einmal pro Jahr drin sind. Andere Teilnehmer wünschten: „See you next year?“

Es war meine schlechteste Regatta, die ich je gesegelt bin. Nicht weil ich den letzten Platz errang. Das kann schon geschehen, wenn man mit mehreren Teilnehmern von IOM WM/EM antreten muss. Die Starts waren nicht das Problem (**Bild 48). Aber wie ich den letzten Platz erreichte, war völlig indiskutabel. Meine Frau hielt es nicht aus und setzte sich in die Stadt ab.
Ich könnte alles auf den Windschieben. Es war nicht mein Wind. Das wäre falsch, denn die Croatischen Modellsegler bewiesen, dass man bei den Bedingungen segeln kann (wenn man es kann). Ich kämpfte mit dem Trimm. Der Mast hatte schon deutlichen Mastfall bekommen. Es half nichts. Das Boot war und blieb leegierig. Ich schaute hier und guckte dort. Es brachte nichts. Im Laufe des SO bat ich Robert meinen Trimm zu kontrollieren: Leider hatter er nicht viel Zeit vor dem nächsten Lauf.
In Kurzfassung:
- Mastfall weg, dafür Mast ganz nach achtern setzen (reichte auch nicht)
- Profilwölbung der Fock sehr stark vergrößert (etwa auf 45 mm)
- Bemängelt, dass mein Profilmaximum der Fock viel zu weit am Vorliek ist. (ich klebe Maximum immer bei etwa 40 %. Sollte bei dem Wind aber 2/3 ab Vorliek sein.
Die Platzierungen wurden nicht besser, aber die Abstände waren jetzt deutlich geringer.

Ulli



Ich bekomme leider keinen Link zu konkreten Bildern hin.
(**)
Siehe http://www.regate-hr.com/iom/gallery/album/index.html
>View Gallery
>14-Opatija
>2012
>Regata – Duvancic
 
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