Slingsby Type 13 "Petrel" (M 1:3.5 - Oldgliders): Baubericht

Papa14

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Abschlussbericht: Wir sind geflogen!

Wobei - der Erstflug hätte fast in einem Crash geendet :eek:.

Was ist passiert: Der Start ist vom Startwagen erfolgt, der hatte zuviel Anstellwinkel, die Petrel ist zu früh abgehoben. Dazu kam ein brustschwacher Akku, die Leistung war zu gering. Nach dem Start ist sie nach links ausgebrochen, mit Ach und Krach habe ich sie geraderichten und ins hohe Gras setzen können. Ursache oder Folgeerscheinung - die Verlängerung der Motorwelle hat durchgedreht. Also noch einmal in die Werkstatt.

Fehlerbeseitigung: Der Startwagen hat einen geringeren Anstellwinkel bekommen. Die Verlängerung der Welle wurde noch einmal zerlegt, auf die Wellen wurde eine Abflachung gefräst, damit die Schrauben mehr Halt haben. Zusätzlich wurde die Verbindung mit Endfest gesichert, das hält jetzt. Der alte Akku wurde in Pension geschickt - mein Fehler, warum nehme ich auch das alte Ding, stattdessen kommt der gute SLS rein. Zu guter Letzt kommt noch ein anderer Prop drauf, der erste Schubtest sieht gut aus, 1600 Watt Eingangsleistung, das sollte reichen.

Zweiter Erstflug: Jetzt fliegt sie! Wie ein nasser Sack. So zumindest das Empfinden, wenn man sonst nur stark motorisierte GFK Segler gewöhnt ist, die im 80 Grad Winkel steil nach oben steigen. Aber ja, sie steigt, auch wenn im Hinterkopf der Gedanke hochkommt "wenn jetzt die Leistung wieder einbricht, dann ...". Aber sie fliegt, die Ruderwirkung ist gut, Höhenruder nur einen Tick auf Tiefe getrimmt, Querruder passt (aber Hallo, wir haben gerade gebaut!), Überzugs-Test sieht gut aus, Störklappen-Test sieht gut aus, ich fliege ein paar Runden Käse's Rundflug. Irgendwie ist man schon ein wenig nervös. Die erste Landung - eine Bilderbuchlandung ^^, da kommt Freude auf. Der Folgeflug war ehrlich gesagt nicht so prickelnd, der Wind hat aufgefrischt und war turbulent, keine Gleitleistung, Abrisstendenz in den Kurven, nicht schön.

Und dann kam der Tag mit der Hammer Thermik!
Okay, Übertreibung, aber die Thermik war gut. Die ersten zwei Flüge waren tlw. Nullschieber, die Flugzeit mit einer Akkuladung bei ca. 20 Minuten (nur so als Anhaltspunkt). Das Angstblei ist bei jedem Flug kleinweise rausgekommen. Beim dritten Flug hat es wirklich gut getragen. Jetzt macht der Holzflieger wirklich Spaß! Im Aufwind ist sie wie ausgewechselt, benimmt sich wie ein richtiger Oldie und lässt sich gefühlvoll fliegen. Die Kurven nimmt sie am liebsten mit dem Seitenruder an, das Querruder nur zur Abstützung entgegen der Kurve. Also wie ein echter Segler. Insgesamt ein lustvoller Flug!

Fazit:
Was macht den besonderen Reiz an einem Oldglider Holzflieger aus? Es sind nicht die außerordentlichen Flugleistungen, die Vorstellung kann man knicken. Es ist die Herausforderung, einen Haufen an kleinen Holzteilen zu einem Segelflieger zu formen. Und vom fliegerischen Aspekt her - das Ding fliegt nicht wie ein Besenstil, das Ding fliegt wie ein OLDIE. Im Umkehrschluss ist zu sagen - man wird einen Besenstil niemals dorthin bekommen, dass er fliegt wie ein Oldie :D.

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Papa14

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Update für alle Holzwürmer - und die es noch werden wollen :cool:.

Wir sind jetzt schon einige Male geflogen und haben uns angefreundet. Was kann man also über so einen Holzbomber berichten?

Rückblende - was würde ich heute beim Bau anders machen?
Nicht viel. Ich habe den Flügel bei den Holmen mit SPH voll verkastet, das ist eine Sache der Festigkeit, das möchte ich nicht missen. Trotzdem muss ich sagen, dass der viele Holzleim einiges an Gewicht mitbringt, ich würde heute mehr mit Seku arbeiten. Das HLW ist relativ schwer geworden, da müsste man leichter bauen und ich würde auch keine 2 Servos mehr in der HLW Flosse einbauen, sondern ein zentrales HR Servo im Rumpf. Jedes Gramm im Heck wird mit 5 Gramm Balast in der Nase bezahlt.
Das Finish ist gut ausgefallen - der Rumpf mit Spannpapier und Porenfüller ist sicher viel leichter als eine Beglasung. Nicht ganz so fest, aber fest genug für den Alltag. Die Bespannung mit Oratex ist ein guter Kompromiss zwischen Festigfkeit und Gewicht. Sie lässt sich auch leicht lackieren.
Der Schnellverschluss für die Flächen hat sich bewährt, das ist eine sehr zuverlässige Methode zur Arretierung.
Der Hecksporn hat sich als Schwachstelle herausgestellt, bei einem Dreher bei der Landung ist der herausgebrochen. Die Reparatur war kein großes Ding, aber wenn man das schon beim Bau berücksichtigt, hat man weniger Probleme.

Die Motorisierung:
Der Einbau des Motors wäre noch eine Erwähnung wert: Wie in den vorangegangenen Postings erläutert habe ich da ganz schön getüftelt. Für den verwendeten Leopard muss man da zwei zusätzliche Spanten einbauen. Da ist nicht viel Platz, man muss mit jedem mm geizen. Der errechnete Motorsturz lag bei 10°, konstruktionsbedingt bin ich auf 5-6° zurückgegangen. Die 10° wären schon okay gewesen, jetzt muss ich im Kraftflug doch merklich nachdrücken. Aber wie so vieles ist auch das ein Kompromiss.
Bei der Motorisierung wollte ich bei 6S bleiben, der Leopard 5065/430 KV hat einen RFM 17x8 bekommen, damit zieht er etwa 76A. Das sind mehr als 1600W Eingangsleistung. Das reicht gerade so für einen Steigflug, weniger sollte es nicht sein.

Das Fliegen:
Wozu der ganze Zirkus mit dem Aufbau, wenn man doch letztendlich damit fliegen will? :-)
Der Start erfolgt mit einem Startwagen auf Hartpiste. Ob die Motorleistung für Rasen auch noch reicht, habe ich noch nicht probiert, lieber ist mir der Asphalt. Mit meinem Dolly muss ich anfangs noch etwas drücken, damit die Petrel nich zu früh abhebt, die SR Wirkung ist dabei serhr gut, Kurskorrekturen sind kein Problem. Zum Abheben dann etwas HR, und schon fliegt die Petrel. Aber nicht zuviel, gleich nachdrücken, sonst droht der Stall. Der Steigflug gestaltet sich am einfachsten, wenn das Vario eingeschaltet ist - wenn das zu schnell piepst, dann muss man drücken und Fahrt aufnehmen. Auf 150m sollte man schon kommen, wenn man Thermik finden will, in Bodennähe ist die Suche zwecklos.
Wie fliegt sie sich? Wie ein erwachsener Segler. Ich möchte fast sagen, es ist ein erhabenes Gefühl, wie sie auf die Ruder anspricht. Das ist so ganz anders als bei den nervösen 3m-Seglern oder den agilen Besenstielen, man hat wirklich die Erfahrung, einen richtigen Flieger zu steuern. Die Ruder kommen sehr direkt, aber gemächlich. Die Kurven fliegt sie am liebsten - wenn einmal mit Querrruder eingeleitet - mit Seitenruder. Wenn man einmal Thermikanschluss gefunden hat, kurvt sie sich lammfromm hinauf. Wenn man im Abwind unterwegs ist, geht's runter wie im Fahrstuhl, da darf man bloss nicht aushungern, sonst kippt sie über eine Fläche ab. Bei der Landung ist sie brav, die Störklappen wirken gut, Überzugsverhalten beim Landen ist unkritisch. Die Landeeinteilung ist halt eine andere als mit einem Besenstiel, man sollte schon bei 40-50m nachdenken, wie und wo man runter kommt.

Die Einstellungen:
Ich gebe meinen Rudern stets den maximal möglichen Ausschlag. Für den Flug selbst braucht man nur minimale Ausschläge, man kann quasi mit der Trimmung fliegen. Für Landung oder Korrekturen in verwirbelter Luft ist aber ein großer Ruderausschlag nie zu verachten.
Der vom Hersteller genannte Schwerpunkt ist Nonsense. Ich habe schon 380g Angstblei rausgenommen, der SP jetzt um 2,5cm weiter hinten - und ich werde da noch weiter gehen. Die EWD habe ich jetzt schon auf 1,4° reduziert, ggf. wird die noch weiter korrigiert. Die Flugleistung wird mit jedem Schritt besser.

Fazit:
Kein Alltags-Flieger ... macht aber immer wieder Laune! :-)
 

Papa14

User
hast du evtl. ein paar aufnahmen von der Flächensteckung / Sicherung im Rumpf ?
Die Steckung ist die originale von Oldgliders - zwei GFK Stangen in Aluhülsen. Die sind biegsamer als Stahl oder CFK, aber ausreichend für die 5m Klasse. Für einen 6m Oldglider würde ich die nicht mehr einsetzen.

Die Sicherung siehst du in #126, das ist eine selbst erdachte Klick-Sicherung. Rastet beim Anstecken der Flächen ein und beim Abnehmen müssen nur die Verriegelungen nach vorne gezogen werden. Der Einbau ist halb so aufwändig wie es aussieht.
Andere Verriegelungen scheitern - für ein Multilock sind die Rippen zu weich und für eine "Verspannung" im Rumpf ist zu wenig Platz.

Bin am Bauen einer Moswey 3
Welche, die von Oldgliders? Die hätte ja einen GFK Rumpf und "nur" 2,8m.
Grundsätzlich hängt die Auswahl der Arretierung vom Flieger ab - fünf Flieger, sechs verschiedene Arretierungen. Bei meinem neuen Projekt (Bergfalke) ist genug Platz im Rumpf und gut zugänglich, da werden die Flügel verspannt.
 
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