Ciao Andi,
Danke für Deine Tabelle und Grafik, ist interessant.
Meine Behauptung, dass der Euro weniger ‘wert‘ ist, als die DEM an Ende Ihrer Karriere, basiert auf einer einfachen Überlegung, die, zugegeben, jeden Volkswirtschaftler zur Verzweiflung bringen würde (was ja auch sympathisch ist *g*).
Meine erste These lautet – gilt für Mikro- oder Makro-Ökonomie- dass etwas immer (nur) so viel ‘wert‘ ist (sein kann), wie das Vertrauen darin ..
Wenn Staatsanleihen für die USA oder Europa (Staaten) eigentlich einen 3-stelligen Zinssatz haben müssten, man eigentlich gar keine Staatsanleihen >3 Jahre mehr emittieren dürfte, dann heisst dies doch, dass die Wahrscheinlichkeit dieser Staaten, ihre Schulden jemals zu begleichen, gegen Null geht ? Wenn ich nun auch die Währungen solcher Staaten beurteilen muss, und deren Wert hauptsächlich mit Vertrauen zu tun hat, dann müssen doch auch deren (Fiat)-Währungen nichts wert sein ?
Den Produktivitäts-Fortschritt kann ich nicht beurteilen, aus einem einfachen Grund. Wäre die Wertschöpfung für die Vergleichsbasis jeweils dieselbe, dann könnte man dies. Da jedoch die Vorleistungen bezogen aus dem (günstigeren) Ausland erhöht wurden (Outsourcing etc.) und im Westen die Wertschöpfung reduziert wurde (z.B Richtung Endmontage), ist es praktisch nicht mehr möglich, vorher-mit-nachher zu vergleichen ? Oder etwas banal ausgedrückt, ist der Rückgang der Nachfrage nach dem Faktor Arbeit nur auf die Produktivitätsfortschritte zurück zu führen ?
Ein cleverer Artikel hat einmal gut beschrieben, dass Inflation auch eine Frage davon ist, wer diese ermittelt .. und wie er diese ermittelt .. gleichzeitig wurde darauf verwiesen, dass die Höhe der Inflation bzw. einer Deflation auch immer eine Frage ist, welchen Konsum man sich aufgrund Einkommen/ Vermögen leisten kann. Immer witzig, wenn man hört ‘die Inflation im letzten Monat lag bei X% .. ach ne, kann man diese Zahlen genau ermitteln oder müssten wir nicht eher von einem Indizes sprechen, der einfach nach einer Vorgabe ermittelt wird ?‘ ..
Wenn somit die meisten volkswirtschaftlichen Kennzahlen ‘nur‘ gemäss Modellen und von Leuten mit Vorgaben gerechnet wurden, dann traue ich meinen eher empirischen Modellen - die empirische Makro-Ökonomie gewinnt IMO zu Recht Terrain gegenüber der klassischen Lehre (ist mehr als nur eine Ergänzung). Das Problem, die Einflussfaktoren auseinander zu flechten und zwecks Verständnis/ Beeinflussungsmöglichkeiten, zu isolieren ist das selbe ..
Wenn Staatsanleihen Junk-Bonds sind, warum sollen diese Währungen sich nur minim in ihrem Wert (Vertrauen) reduziert haben ? Heute weiss niemand, ob man die Verschuldungen je zurück bezahlen können wird, die gleichen Junk-Bond Emittenten drucken eine Währung bis die Druckmaschinen rot glühen .. und dann soll der Euro gegenüber der damaligen DEM stabil geblieben sein ? Das geht, allerdings auch nur, wenn man einfach definiert 2 DEM = 1 EUR, wiederum eine Frage des Rechenmodels, die Wahrheit ist irgendwo da draussen ..
Ein kleiner Lichtblick bleibt bestehen. Ich bin der Auffassung, dass die EU mit Reformen und einer Nordländer-Euro-Zone schneller wieder auf Vordermann kommen könnte, als dies in USA der Fall ist. Eine Währung gibt es nur solange, wie die Gläubiger diese als Zahlungsmittel akzeptieren und diejenigen, die den USD so zu Fall bringen können, werden sich hüten dies zu tun, da diese einerseits die verlängerte Werkbank der USA sind und andrerseits bereits mit der ersten eigenen Überhitzung zu kämpfen haben ..
Viele Grüsse,
Oliver
P.S: D.H, die Leute vertrauen eigentlich dem USD und dem Euro viel mehr, als es die Emittenten dieser Währung und (Ihre Handlungen) eigentlich verdienen .. gefährliches Spiel ..