Styroflächen selber bauen

Eisvogel

User
Vor ein paar Tagen hab ich ein neues Modell konstruiert, das von jedem ohne Vorkenntnisse und ohne Werkstatt gebaut werden kann. Mit einfachsten Werkzeug, das sowieso jeder im Haushalt hat, und einem Regalfach 30 x 100 cm als Baubrett. Da keine Harze, Gewebe oder Lacke benötigt werden, kann das ganze Modell auf dem Küchentisch gebaut werden ohne das die Hausfrau eine Herzinfarkt bekommt.

Vorab zeig ich schon mal das Beplanken der Tragfläche, mit dem wichtigen Hinweis, daß diese Methode nur bei relativ kleinen Flächen mit genügend Bauhöhe funktioniert. Einen Holm kann man einbauen, aber das kommt dann erst beim richtigen Baubericht dran.
Diese Methode ist eigentlich uralt und kam zu den Anfängen der Styrobauweise oft zum Einsatz, geriet inzwischen aber fast in Vergessenheit.

Das Modell wird ein Club-Pylon-Racer mit 1m SPW ohne Randbögen, die interessieren noch nicht, da sie später angebracht werden.
die Flächen werden in 2 Hälften aufgebaut, die dann stumpf zusammengeklebt werden, entweder mit Gewebebandage oder wie in diesem Fall mittels Holmverbinder.

Auf das Kerne schneiden geh ich hier nicht ein, das kann man hier im Forum nachlesen oder man kann bei etlichen usern welche kaufen.
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Die Beplankung aus 1,5mm Balsa wird mit Tesa aus 2 Brettchen zusammengeheftet.
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Die gegenüberliegende Seite vom Holz und die Oberseite des Styros wird mit verdünnten Holzleim (1:1 mit Wasser) mithilfe eines Schaumstoffstücks eingestrichen. Darauf achten daß wirklich überall Leim aufgetragen wird, und daß die Fuge der beiden Brettchen genügend Leim abbekommen hat.
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Nachdem der Leim am Holz etwas angetrocknet ist und nicht mehr klebt, die Brettchen beschweren, damit sie sich nicht zu stark wölben.
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Der Rand des Unterschale wird vorne und hinten mit Paketklebeband abgeklebt. Hier sieht man auch den Ausschnitt am Styrokern für den Holmverbinder, der nach dem Beplanken eingeklebt wird.
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Eisvogel

User
Weiter geht's erst, wenn der Leim auf der Beplankung und dem Styro so weit trocken ist daß er an der Oberfläche nicht mehr klebt.


Der Kern wird auf der Unterschale ausgerichtet und am besten von unten mit 2 Stecknadeln oder ähnlichem fixiert. Darauf achten daß die Nadeln nicht oben rausstehen.
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Die Beplankung mit etwas Übermaß zuschneiden und den Tesa abziehen und mit der Leimseite auf den Styrokern auflegen und ausrichten.
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Mit dem Bügeleisen etwas heißer als für Folie das Holz aufbügeln. Etwas länger als bei Folie draufbleiben und nur immer ca. ein Bügeleisenlänge von der Endkante zur Nase hin aufbügeln. Wenn das Holz gut warm ist, das Bügeleisen kurz wegstellen und mit einem Tuch die Beplankung ca. 10-20 sek aufdrücken. So Stück für Stück vorarbeiten.
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Nachdem die Oberseite aufgebügelt ist, den Überstand abschneiden: Hinten ca. 1cm lassen, vorne bündig mit der Unterseite vom Kern.
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Eisvogel

User
Wenn die Oberseite beplankt ist, wird die Unterseite des Styrokerns mit dem verdünnten Holzleim eingestrichen, weiter geht dann wenn der Leim soweit trocken ist daß man nicht mehr an der Oberfläche kleben bleibt.

Dann werden evtl. nötige Einbauten an der noch unbeplankten Unterseite gemacht, z.B. Servokabel verlegt, die Beplankung aufgelegt und aufgebügelt. Die Überstände werden mit dem Cuttermesser abgeschnitten, die Nase und die Endleiste mit dem Hobel auf Form gebracht.
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Das wars dann eigentlich schon. Die Querruder noch ausschneiden und verkasten und die Flächenhälften mit dem Verbinder zusammenkleben und die Randbögen anbringen.
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Das alles geht locker an einem halben Tag, ohne Gestank und ohne nachfolgende Trockenzeit. Es kann sofort weitergearbeitet werden.
Noch ein Tipp: unbedingt vorher an einem kleine Stück Vorversuche machen um die richtige Temperatur zu finden. Man kann auch schnell mal das Styro unter der Beplankung zusammenschmelzen. Sollte mal bei der Fläche eine Stelle nicht gut verklebt sein kann man einfach nachbügeln.

Der ausführliche Baubericht für das ganze Modell kommt in kürze in der Rubrik "Elektroflug".

Dieser Kurzbericht wurde absichtlich hier, bei "Flugmodellbau allgemein" eingestellt und nicht in der Fachrubrik, da dort meist nur Leute reinschaun die das Bauen eh schon können und nur noch spezielle Tips suchen. Ich hoffe der Modi läßts hier stehen.
 
Selber machen!!

Selber machen!!

Hi Erwin,
als erklärter Freund der Vollschale finde ich Deine kleine Präsentation super! Steter Tropfen höhlt den Stein, und vielleicht kommt ja der eine oder andere, der bisher nur Fertigzeugs konsumiert, auf den Geschmack und traut sich.

Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es eine Trapezfläche. Für diese gruseligen Rechteckgeometrien gibt es ja gerade mit geschnittenen Styrokernen eigentlich keinen Grund mehr.

Aber egal: FU** ARF;)
H.
 

Eisvogel

User
Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann wäre es eine Trapezfläche. Für diese gruseligen Rechteckgeometrien gibt es ja gerade mit geschnittenen Styrokernen eigentlich keinen Grund mehr.

Doch, gibt es!
Der Grund heißt Reglement. Bei Club-Pylon sind nur Rechteckflächen zugelassen. Sooooo gruselig wird der Flieger auch wieder nicht, mit Randbögen und finish kann man auch einen Kastlflieger anschaulich machen.

Die Doku ist aber nur ein Beispiel, man kann natürlich auch Trapezflächen mit der Bügelmethode beplanken. Man kann sogar Gewebeverstärkungen mit einbringen, das funktioniert auch mit Holzleim.
 

mb74

User
Ich weiss, du schreibst über eine Pylon Fläche. Aber ich denke darüber nach, mal eine Segler Fläche zubauen. Wie verbindet man die Kerne und wie beplankt man das Ganze?
 
Astrein, diese Art von hochwertigen, mit Fotos dokumentierten Beiträgen versierter "from scratch" Bauer sind das Wertvollste, was RCN zu bieten hat. Wer es genauer wissen will muss sich in Fachkreisen schlauer machen. Danke an alle, die ihr Wissen hier weitergeben! Ich habe in meinen inzwischen 10 Jahren als Modellflieger extrem profitiert und lerne gern weiter. Danke Euch, insbesondere dir, "Eisvogel" und allen, die hier ihre Erfahrung teilen. Es waren extrem lehrreiche Beiträge/Bauberichte dabei. Wollte das mal geasgt haben. Was manche hier für'n Fusel ablassen geht dagegen auf keine Kuhhaut...
 

PIK 20

User
@ Grillmeister

Deinen Spruch für Eisvogel kann man nur beipflichten. Er hats wirklich drauf, kein Dampfplauderer
 

Hans J

Vereinsmitglied
Moin,

vielen Dank Erwin für deine Berichte/Anregungen!

Hab vor ca 50 Jahren "fast täglich" nach dieser Methode Nurflügel-Fesselflieger gebaut und hab diese bei der Fuchsschwanzjagd meist schnell wieder zerbröselt. Nach meiner damaligen Erfahrung ging jeder damals erhältliche Weißleim.
 

Eisvogel

User
Wer sich an das Beplankungsbügeln nicht rantraut

Wer sich an das Beplankungsbügeln nicht rantraut

kann trotzdem ohne giftige Harze in der Wohnung Styroflügel bauen.

Man kann ganz herkömmlich die Beplankung auch aufpressen, mit Holzleim. Dabei ist aber ein Punkt zu beachten! Holzleim trocknet durch verdunsten der enthaltenen Feuchtigkeit, deshalb dauert es etwas länger bis am Flügel ohne Verzugsgefahr weiter gearbeitet werden kann.

Grundsätzlich geht's fast standardmäßig, mit 2 Änderungen:
1. Die Balsabeplankung nicht mit Sperrgrund behandeln, sonst kann die Feuchtigkeit vom Holzleim nicht raustrocknen.
2. Nicht das Holz, sondern den Styrokern mit unverdünntem Holzleim einstreichen. Nur an Nase und Endkante, wo Holz auf Holz liegt wird auch das Holz eingestrichen.
Es kann auch Gewebeverstärkung mit eingelegt werden. Diese wird einfach aufs eingestrichene Styro platziert und mit Holzleim sparsam durchtränkt.

Da Styropor kaum Feuchtigkeit aufnimmt und auch nicht ableitet ist es wichtig einen "Feuchtigkeitsentzieher" mit einzulegen. Ich verwende dazu einfach Zeitungspapier, dieses wird zwischen der Beplankung und den Pressschalen mit eingelegt.

Dieses Zeitungspapier wechsle ich 2x täglich, nach ca. 3 Tagen sollte es keine Feuchtigkeit mehr aufnehmen, dann kann man an den Flächen weiterarbeiten.

Pressen kann man mit Gewichten, z.B. Getränkekisten. Ich hab aber noch ne Methode wie man mehr Druck bekommt ohne Gewichte zu schleppen. Einfach zur Decke hin abspreizen. Entweder man presst am Boden, dann baucht man ca. 2,5m lange Holzstangen, oder man presst auf einem geraden Tisch, dann reichen kürzere Stangen. Ich stell zusätzlich eine Kiste auf die Pressplatte und kann dann mit 10mm Balsabrettern abspreizen.

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Super Tips

Super Tips

Grundsätzlich geht's fast standardmäßig, mit 2 Änderungen:
1. Die Balsabeplankung nicht mit Sperrgrund behandeln, sonst kann die Feuchtigkeit vom Holzleim nicht raustrocknen.

Heißt Änderung im Umkehrschluß, dass man bei der Bügelmethode absperren kann/sollte?
Hatte nämlich nichts darüber gelesen.

Gruß
Anton
 

Eisvogel

User


Heißt Änderung im Umkehrschluß, dass man bei der Bügelmethode absperren kann/sollte?
Hatte nämlich nichts darüber gelesen.

Nein, bei der Bügelmethode wird auch nicht abgesperrt, die Verbindung Holz-Leim ist optimal und der Holzleim saugt sich auch nicht so ins Balsa wie dünnflüssiger Epoxy.
Die Änderung bezieht sich ausschließlich auf die "normale" Methode, Beplankung mit Epoxydharz.
 
Hi Erwin , die 46 rechts im Bild ist der neue? Hat zumindest n schönes Label auf dem Seiten Leitwerk :D

P.s. schöner Bericht ! Wenn ich noch anmerken darf, keinen Express Leim zu verwenden, da diese geringere Fertigkeiten auf weißt
 

Fritz

User
Hallo Erwin!
Der Flieger gefällt mir sehr gut und ist bestimmt einfach zu bauen.
Für welche Geschwindigkeiten ist der gedacht und wann kommt der Plan?
 

Eisvogel

User
Hallo Erwin!
Der Flieger gefällt mir sehr gut und ist bestimmt einfach zu bauen.
Für welche Geschwindigkeiten ist der gedacht und wann kommt der Plan?

Club-Pylon-typisch gute 200 km/h schnell und sehr gutmütig.

Der Bau ist so einfach, daß man keinen Plan dazu braucht. Es gibt nur gerade Linien, deshalb werden die Maße einfach aufs Holz gezeichnet, ausgeschnitten und verklebt.
Der Baubericht mit allen Maßen und Bildern für jeden Bauschritt startet nächste Woche.
 
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