Theorie&Praxis: NF Schwerpunkt

Rallef

User
Hallo,
da ich neu in diesem Forum bin hier ein paar Worte über mich: Konstruiere seit Jahren meine Flieger selber. Nicht alles davon war ein voller Erfolg aber im Experimentieren liegt für mich ja der Reiz. ARF nein danke :(

So hier nun mein Problem: Nachdem ich schon erfolgreich NF mit eigenstabilen Profilen ähnlich den Jupp Wimmerschen Konstruktionen ans Fliegen gebracht habe, war diesmal etwas Co5-artiges an der Reihe - eigentlich Peanuts sollte man sagen. Das Rezept im groben: 1800mm SPW, 240mm Tiefe, 2Grad Verwindung, 17Grad Pfeilwinkel, MH45, Styro/Ahornfurnier, 1100g Masse, Rumpf GfK positiv. Die einschlägige SW (Ranis bzw. Möller schlägt einen SWP bei 160mm (8% stabilität) vor. Mit diesem Schwerpunkt gings dann allerdings beim Einfliegen am berühmten schwach geneigten Hang rasant gen Grasnarbe. Mit beherztem Knüppel-an-den-Bauch liessen sich dann ein paar manierliche Gleitflüge erzielen. Sieht aber nicht gut aus, wenn die Klappen so nach oben aus dem Profil rausstehen (Leistungsmässig dürfte das auch der Killer sein). Also Schwerpunkt nach hinten (wer braucht schon 8% ;) ). Mittlerweile bin ich knapp bei 180mm angekommen was so etwa ungesunden 0% entspricht und brauche immer noch einen leichten Trimm nach oben. Weiter traue ich mich nicht, da ich keinen Klappspaten besitze ;)

Jetzt sieht der Gleitflug eigentlich ganz O.K. aus aber glücklich bin ich nicht. Beim Original-Co5 wird 8% Stabilität empfohlen. Wie verhält sich denn der? Kann doch nicht sein, dass der im stationären Gleitflug mit 20Grad Gleitwinkel und 20m/s durch die Gegend rast.

Wahrscheinlich mache ich irgendwas fundamental falsch. Kann mir jemand helfen?
 

jwl

User †
die streckung und pfeilung ist sehr gering und somit ist der erzeugt moment von der fläche gering.
bei einer streckung von 9 oder 10 wären die klappen ist strakt. ob das profil die geringe rezahl verkraftet mal abgesehen.

wie sehen die winglets aus?

gruss jwl
 
Nimm den Neutralpunkt an der t/4 Linie an und rechne von diesem Punkt 8% der Flügeltiefe nach vorne. Damit bekommst Du Deinen Schwerpunkt bei 17,83cm. Dein erflogener Schwerpunkt macht also Sinn.
Warum das Ranis einen anderen Wert berechnet weiß ich nicht, es ist entweder ein Bedienungsfehler oder generell ein Problem des Programms. Ich habe bei einigen Geometrieen auch Probleme mit den dort angegebenen Schwerpunkten, allerdings sollte es bei einem Rechteckflügel passen.

Johannes hat mit der Streckung mehr als Recht, die Verwindung reicht für die kleine Streckung nicht. Ich würde an die Außenflügel noch 10 bis 20cm Randbögen dranbauen, die eine zusätzliche Verwindung haben, aus dem hohlen Bauch heraus würde ich 4° vorschlagen, rechne mal nach. Die Randbögen sind schnell gebaut und dürften viel Flugleistung bringen.
 
Hallo Rallef,

wie viele mm stehen denn die Ruder nach oben?
Für welches Auslegungs-CA hast du den Flieger gerechnet?
Hast du Wölbklappen?
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

bei Deiner Geometrie und 8% kommen bei mir laut Ranis 164mm raus. 180mm entspricht 1,3% Stabilitätsmaß auf den von Ranis ausgerechneten aerodynamischen Neutralpunkt (mit 63 Stützstellen gerechnet).

Das MH45 hat zu wenig positives Moment für Deine Geometrie. Bei kleinen Bauungenauigkeiten an der Endleiste kann das sogar negativ werden. Bei den CO5 die ich bisher fliegen sah standen im "Normalflug" immer die Ruder rd. 2mm nach oben und dann waren sie noch flott unterwegs.

Abhilfe:
- mehr S-Schlag ab 30cm Halbspannweite (oben an der Endleiste Einsägen, hochbiegen und mit Epoxi verkleben)
- Flügel verlängern und mehr Verwindung/ mehr S-Schlag nach aussen
- Kombination von beiden

Hans

[ 31. März 2005, 08:09: Beitrag editiert von: Hans Rupp ]
 

Rallef

User
Wow, erst mal herzlichen Dank für die vielen und schnellen Antworten!!
An die Streckung habe ich nicht gedacht. Hatte bisher immer gedacht, dass es nur bei grossen Streckungen und Zuspitzungen problematisch wird aber die Erklärung klingt logisch. Die Idee ist eine art Nurflügel-System: Ich habe zwei Rümpfe gebaut (1x Segel, 1xElektro) und wollte zwei Tragflächenpaare bauen (1x1800mm kompakt zum mitnehmen und 1x2800mm zum segeln). Dazu muss bei beiden natürlich die Tiefe gleich sein. So ergeben sich dann 4 Kombinationen von Nurflügeln.

Ihr hattet noch ein paar Fragen:
- Die Winglets sind verhältnismässig gross (240mm hoch und fangen 70mm hinter der Nasenleiste an)
- Ich habe den stationären Gleitflug bisher nicht statisch hingetrimmt sondern immer ein bischen "manuell" mit HR nachgeholfen. Ich schätze aber, dass es so 4mm sein dürften. Werde ich genau ausprobieren, wenn es nicht mehr regnet.
- Das Teil hat keine Wölbklappen. Die Querruder mit Hohlkehle haben mir schon genug Arbeit gemacht ;)

Hans, was Du schreibst, deckt sich ziemlich mit meinen Beobachtungen. Sieht so aus, als ob ich mich bei dieser Konstruktion einfach mit ein paar mm Klappenstellung nach oben abfinden muss. Scheint ja so schlimm nicht zu sein wenn das der Original Co5 auch so macht. Meine Befürchtung war, dass der dann eine Wirbelschleppe wie ein Jumbo-Jet macht...

Was den Vorschlag mit den zusätzlichen Ohren angeht, werde ich meine Bauenergie wahrscheinlich jetzt eher auf die 2800mm Flächen konzentrieren. Habt Ihr hier Tipps, was ich beachten sollte?

Nochmal vielen Dank und Gruss
Ralf
 

Rallef

User
Ach ja, da war noch die Frage nach dem Auslegungs-CA. Da ich aus der E-Technik komme und kein studierter Aerodramatiker bin, habe ich zwar einen ingenieurmässigen Ansatz gewählt aber möglicherweise ingeneurmässig falsch:

Ich habe mir die MH45 Polare angeguckt und den Punkt mit dem besten Ca/Cw gesucht. Tangente vom Ursprung an die Polare mit Re=200000 bzw. 100000 da ich davon ausgehe, dass dort das beste Gleiten liegt (kann man das so machen?).
Das ergibt dann so ca=0,5..0,6. Laut Möller fliegt man dann bei meiner Konstruktion mit SM=4,3% und SWP bei 170mm rum.

Gruss
Ralf
 
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