Urlaubsanspruch einklagen

Hi,

vielleicht könnt ihr mir den einen oder anderen Tip geben.

Ich bin Studi und gehe einer gerinfügigen Beschäftigung (400€) nach.

-Die Arbeitszeit ist flexibel, nach Absprache. I. d. Regel komm ich immer so auf 350-400€
-bin seit etwas über einem Jahr dort tätig


Der Arbeitgeber verweigert mir bezahlten Urlaub ("das hat hier noch keine Aushilfe bekommen"), was ich nicht einsehe.

Da ich der einzige bin, der sich dagegen auflehnt, könnte ich mir vorstellen, das die mich in diesem Fall rausschmeissen, aber das nehme ich in Kauf, einen Job zu vergleichbaren Konditionen krieg ich immer wieder.
Es kotzt mich nur an, das heutzutage die Unternehmer meinen, sie können sich alles erlauben und ihre Angestellten verarschen.



Wenn ich recht informiert bin, kann der Arbeitgeber wenn's hart auf hart kommt nur verlieren. Mal angenommen es kommt so weit - ist es möglich, die kompletten Verfahrenskosten auf den Arbeitgeber abzuwälzen, oder zahl ich am Ende mehr, wie ich gewinnen kann? Gibt's da einen Haken, den ich im Moment nicht sehe?
Fällt euch sonst noch was ein, was ich beachten muß?
 

FrankR

User
Wenn ich recht informiert bin, kann der Arbeitgeber wenn's hart auf hart kommt nur verlieren. Mal angenommen es kommt so weit - ist es möglich, die kompletten Verfahrenskosten auf den Arbeitgeber abzuwälzen, oder zahl ich am Ende mehr, wie ich gewinnen kann? Gibt's da einen Haken, den ich im Moment nicht sehe?
Fällt euch sonst noch was ein, was ich beachten muß?

In der ersten Instanz mußt du (bzw. deine Rechtsschutzversicherung) deine Kosten (Rechtsanwalt ect.) selber tragen.

Frank
 
Hi !

Die Nummer ist relativ einfach. Du hast definitiv Recht und Du wirst vor dem Arbeitsgericht auch Recht bekommen.
Leider ist danach Dein Job mit Sicherheit auch weg - wäge ab und überlege ob Dir Dein Job oder der Urlaubsanspruch wichtiger ist.

Wir können jetzt stundenlang diskutieren, ob das moralisch in Ordnung ist aber die Wirklichkeit sieht oft anders aus.

Gruss
Hans-Willi
 

PW

User gesperrt
Hallo,

im Arbeitsrecht gibt es eine Sonderregelung:

Der Gewinner der ersten Instanz erhält seine Anwaltskosten und Gerichtskosten nicht (!) von der Gegenseite erstattet. Vielmehr regelt das Arbeitsgerichtsgesetz in § 12 ArbGG, dass jede Seite die eigenen Kosten trägt.



Gruss

PW
 

jmoors

Vereinsmitglied
Ich kann PW nur zustimmen. Ich habe das vor ein paar Wochen (erfolgreich) selber durchgemacht.
Wenn Du näher dran wohnen würdest (Bin gerade eben von HH nach hause gekommen - 4h fahrt:cry:) würde ich dir meinen Anwalt empfehlen. Der ist ein Crack auf dem Gebiet und bei den einschlägigen Firmen wirklich gefürchtet.

Auch wenn es weh tut: Kosten und Nutzen abwägen!


LG, Jürgen
 
Vielen Dank für eure Antworten.

Ja, Kosten & Nutzen ist so ne Sache, eigentlich sinnlos.

Juckt mir aber trotzdem in den Fingern. Einfach weil es mir nicht passt, das solche Praktiken von Firmen sich durchsetzen und irgendwann zum Normalfall werden.
Leider sind die Leute in Deutschland nur schwer gegen sowas zu agitieren, die anderen Kollegen haben sich doof gestellt (bzw. sind doof) als ich sie drauf angesprochen habe oder zuckten mit den Schultern. Solang ich allein stehe bringts ja nix.
 

udogigahertz

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Solang ich allein stehe bringts ja nix.

Genau das war mal urprünglich der Grund, Gewerkschaften zu gründen, die die Interessen vieler vertreten. Warum gibt es eigentlich keine Gewerkschaften mehr? Jedenfalls hat man so den Eindruck, denn Dein Beispiel ist beileibe kein Einzelfall, das ist heutzutage völlig normal, das man die Arbeitnehmer übern Tisch zieht, ihnen weniger als tarifvertraglich vereinbart zahlt, ihnen Überstunden abverlangt deren Bezahlung irgendwann in der Zukunft erfolgen soll, wenns der Firma besser geht (natürlich wird da niemals was ausgezahlt werden!), das man Arbeitnehmer aus fadenscheinigen Gründen kündigt, diese dann arbeitslos werden, schließlich gezwungermassen bei einer Zeitarbeitsfirma landen ...... und bald am gleichen Arbeitsplatz stehen, den sie auch zuvor bereits hatten ...... nur jetzt für die Hälfte des Entgeltes ....... das reicht dann nichtmla für Harz IV, also gibt es noch Zuschüsse vom Staat für einen Vollzeitarbeitenden .......... und fragt man diese Leute, warum sie das mit sich machen liessen, bekommt man komische Antworten: "Ja, was hätt ich denn machen sollen?", "Ich habe mich bereiterklärt, freiwillig zu kündigen, weil ansonsten wäre ich gekündigt worden", "Ich war mit der Lohnkürzung einverstanden, weil ansonsten der Betrieb seine Produktion nach Osteuropa verlegt hätte, schließlich habe ich Familie, was hätte ich denn tun sollen?"


Na ja, wenn man sich natürlich freiwillig zur Schlachtbank führen lässt, darf man sich nicht wundern, wenn dann plötzlich der Tod eintritt.


Grüße
Udo
 

PW

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Hallo Udo,

wenn ich mich nicht irre bist Du Beamter ? Wenn "ja"... hast Du gut reden. Wenn "nein", schon jetzt "ein Sorry".

Leider geht es in der aktuellen Wirtschaft völlig anders ab, womit ich nicht sagen möchte, dass ich dieses gut finde.


Gruss

PW
 

udogigahertz

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Hallo Udo,

wenn ich mich nicht irre bist Du Beamter ? Wenn "ja"... hast Du gut reden.


Gruss

PW

Ja, bin ich (im Ruhestand ..... mit Vollendung des 53. Lebensjahres = Berufssoldat gewesen), insofern habe ich gut Reden, klar.

Dennoch verstehe ich "die Leute" nicht, warum solidarisieren sie sich nicht? Einen kann der Chef jederzeit rauswerfen, der wird sofort durch 3 Wartende ersetzt ........ aber alle seine Leute kann er nicht auf einmal rauswerfen, dann verdient er nichts mehr ...... das mag er überhaupt nicht. Erreichen kann man dann etwas, wenn man sich solidarisiert, zusammenschließt um gemeinsam etwas durchzusetzen. Tut man das nicht, wird man zum Spielball des Chefs bzw. der Firmenleitung. Komisch eigentlich, noch im Jahre 1983 wurde 6 Wochen lang gestreikt, um den "Einstieg in die 35 Stunden-Woche" durchzusetzen ..... inzwischen wird praktisch in jeder Branche wieder so um die 40 Stunden in der Woche gearbeitet ...... bei gleichem oder real sogar weniger Lohn als vorher .... warum haben die denn damals gestreikt? Alles nur Humbug?


Grüße
Udo
 
Macht ja nichts, Udo.
Die betroffenen haben es ja richtig erkannt: solange das Verhältniss Aufwand zu Nutzen einfach Sche.. ist, ist der Streit leider nur theoretisch angebracht.

Und ja, ich war auch mal länger im öffentlichen Dienst. Rate mal, warum ich da nicht mehr bin?
Was war da eigentlich mit Urlaubsgeld-/Zulagen-/usw -kürzungen... Nee, gab es ja gar nicht. Proteste auch nicht.

Solange das Angebot an Arbeitskräften größer als die Nachfrage ist, kann man super über alle Möglichkeiten schwadronieren.
Gerade dann, wenn der erste Kontakt vor dem (Arbeits-)Gericht vom Kläger selbst zu zahlen ist.
Und ja, ich bin Arbeitskampferprobt, sogar ziemlich erste Linie. Genau deswegen weiß ich Aufwand und Nutzen zu unterscheiden.
 

udogigahertz

User gesperrt
Macht ja nichts, Udo.
Die betroffenen haben es ja richtig erkannt: solange das Verhältniss Aufwand zu Nutzen einfach Sche.. ist, ist der Streit leider nur theoretisch angebracht.

Und genau darauf spekulieren die Arbeitgeber, dass alle so denken und nichts machen, obwohl das Recht eindeutig auf der Seite der Arbeitnehmer ist. Stell Dir vor, alle Beschäftigten verlangen vom Chef den Urlaub, der ihnen zusteht, was soll der Chef dann machen? Er muss wohl oder übel diesen berechtigten Forderungen nachkommen und keinem wird gekündigt werden. Am allerbesten wäre natürlich, wenn die Einhaltung der berechtigten Forderungen der Arbeitnehmer von betriebsfremden Personen (Gewerkschaft) angemahnt würde .......... aber komischerweise sieht man keinen einzigen Gewerkschaftsfunktionär, der sich um solche banalen Dinge kümmern würde. Wobei doch gerade so eine Aktion den Gewerkschaften vermehrt Mitglieder einbringen würde.

Das Traurige daran ist ja, dass alle von diesen Vorgängen wissen: Die Politiker wissen darum (sagen es aber nicht laut!), die Gewerkschafter wissen von diesen Zuständen ganz exakt und im Detail, die Arbeitnehmer wissen das (sie spürens ja direkt) und nicht zuletzt die Arbeitgeber und deren verbände sind über diese Praktiken bestens informiert. Und natürlich die Arbeitsämter oder wie die gerade heißen, auch dort weiß man bestens Bescheid, welche Firmen welche Praktiken anwenden .............. aber niemand macht was dagegen. :mad:

Also geht das alles so weiter ..... bis auch der an der Reihe ist, der (noch) Privilegien geniesst und der meint, das ginge ihn alles nichts an. Wenn der plötzlich seinen vertraglich vereinbarten urlaub gestrichen bekommt, ist niemand da, den er ansprechen könnte, der sich für ihn einsetzt, kein Politiker, kein Gewerkschaftler, kein Arbeitskollege! So sit das eben mit der Solidarität: Das bedeutet Einstehen für die Belange anderer. Aber das macht man in unserer Ellenbogengesellschaft eben nicht mehr, soll doch jeder selber sehen, wo er bleibt. Ein idealer Ansetzhebel für die Arbeitgeber, nach und nach den Beschäftigten ihre Rechte wegzunehmen, erst ist der Urlaub dran, dann sind kostenlose Überstunden Pflicht und am Ende wird für immer mehr Arbeit immer weniger gezahlt. Und die Trottel von Arbeitnehmern sind auch noch dem Chef dankbar, dass er nicht ihnnen, sondern dem Kollegen gekündigt hat, sie sind dankbar dafür, dass sie jetzt eben auch noch die Arbeit des gekündigten Kollegen mit übernehmen müssen, natürlich ohne Mehrbezahlung, sie sind dankbar dafür, dass sie ausgebeutet werden. Ich verstehs nicht.

Und ja, ich war auch mal länger im öffentlichen Dienst. Rate mal, warum ich da nicht mehr bin?
Was war da eigentlich mit Urlaubsgeld-/Zulagen-/usw -kürzungen... Nee, gab es ja gar nicht. Proteste auch nicht.
Die Gründe, warum Du nicht mehr im öffentlichen Dienst bist, kenne ich nicht, insofern ist ein Ratespiel über das Warum ziemlich müssig. Aber Du hast Recht: Auch uns wurden massiv Bezüge gekürzt und Versprechen gebrochen. Alles im Interesse der Allgemeinheit, angeblich.

Dass es keine Proteste und Bestrebungen gab, dagegen anzugehen, ist aber nicht richtig, diese gab (und gibt) es sehr wohl. Allerdings ist man gut beraten, dieses nicht so im Lichte der Öffentlichkeit zu tun, denn der Neid der normalen Arbeitnehmer ist doch sehr groß. Da gibt es schon mal Beifall, wenn bekannt wird, dass man wieder mal den Beamten irgendwelche (vermeintlichen) Privilegien streicht oder kürzt. Und das ist ja genau die gleiche Unsolidarität, wie sie auch innerhalb der Arbeitnehmer zu beobachten ist: jeder schaut nur auf sich selbst, niemals aber kümmert er sich um die Belange Anderer oder setzt sich für andere ein, im Gegenteil werden Freudensprünge gemacht, wenn es anderen Berufsgruppen an den Kragen geht.
Solange das Angebot an Arbeitskräften größer als die Nachfrage ist, kann man super über alle Möglichkeiten schwadronieren.
Aber gerade in dieser Situation wäre ein solidarischer Zusammenschluss aller Beschäftigten doch äußerst sinnvoll, oder nicht? In Phasen der Vollbeschäftigung braucht niemand Gewerkschaften .......

Gerade dann, wenn der erste Kontakt vor dem (Arbeits-)Gericht vom Kläger selbst zu zahlen ist.
Diese Kosten müssten eben von der Gewerkschaft getragen werden. Wozu sonst gibt es diese denn? Im Übrigen wird es niemals zu einem Prozess kommen, wenn sich die Gewerkschaft in einem Betrieb für alle Arbeitnehmer gleichermassen einsetzen würde ..... ein nettes Gespräch in lockerer Atmosphäre mit dem Chef über das weitere Vorgehen in dieser Sache und 5 Minuten später wird der Chef freudig erregt seinen Leuten verkünden, dass man selbstverständlich die gesetzlichen Reglen einhalten wird und allen bezahlten Urlaub geben wird, die darauf Anspruch haben.

Man muss das nur wollen ...... aber wenn ihr dazu nicht bereit seid, jammert später nicht rum, dass ihr mit eurer Arbeit nix mehr verdient.


Grüße
Udo
 
Urlaub für geringfügig Beschäftigte

Urlaub für geringfügig Beschäftigte

Hallo alle zusammen,

ich möchte mich in der Sache auch einmal zu Wort melden. Ich bin Arbeitgeber, habe zur Zeit 7 Angestellte, wovon eine auf 400 EUR Basis angestellt ist. Die Rechtslage ist hier eindeutig, geringfügig Beschäftigte haben auch Anspruch auf bezahlten Urlaub, genauso wie Vollzeit Angestellte. Der einzige Unterschied ist, dass der Urlaubsanspruch geringer ist als bei den Vollzeit Beschäftigten. Und daran gibt es nichts zu rütteln.

Gruß
Stefan
 
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