Verbrennungsmotoren reinigen, hartnäckige Verharzungen lösen

thiago

User
Ein absolut zuverlässiges, aber wenig bekanntes, Mittel zum Lösen von hartnäckigen Verharzungen ist DMSO (Dimethylsulfoxid). Diese Chemikalie löst selbst verharzte Rizinusrückstände aus jahrzehntelang gelagerten Dieselmotoren. DMSO bekommt man im Internetversandhandel. 1/2 Liter kostet zwischen 12 und 18 Euro. Damit reinigt man dutzende Motoren. DMSO wird übrigens auch in der Medizin verwendet. Vor dem Umgang mit DMSO sollte man sich auf Wikipedia oder anderen Internetseiten über Handhabung, eventuellen Gefahren etc. eingehend informieren.
So, nun zur Tat. Am besten versucht man erst einmal den Motor so weit zu öffnen, als dies ohne Krafteinwirkung möglich ist. Bei festsitzenden Einzelteilen leistet Erwärmen mit dem Heissluftfön auf 100 - 150 Grad von allen Seiten, beste Dienste. Ist nach ca. 5 Minuten alles gut durchgewärmt, können die Einzelteile meist schon voneinander gelöst werden. Das Kurbelgehäuse sollte man dazu in einer Vorrichtung oder in einem Schraubstock befestigen (Achtung: vorsichtig spannen und Kunststoffbacken verwenden!). Mit einem Lappen wird dann versucht den hinteren Gehäusedeckel abzunehmen, dann das vordere Lagergehäuse inkl. Kurbelwelle vorsichtig herausziehen. Als nächstes folgt der Kühlkopf und die Laufbuchse usw. Eventuell ist ein erneutes Durchwärmen erforderlich.
Als nächsten Schritt gibt man das DMSO in ein Glasgefäß (kleine Salatschüssel) und gibt man die zu reinigenden Metallteile vorsichtig für 2-5 Stunden in das DMSO-Bad (Achtung bei der Verwendung von Kunststoffgefäßen. Da sind nur Gefäße aus PE und PP geeignet, andere Kunststoffe DMSO löst sofort an!)
Das Harz wird nun angelöst und färbt dabei das DMSO langsam braun. Dickere Verkrustungen an Kolben und Laufbuchse werden zwar nicht immer ganz gelöst, dafür aber weich wie Honig. Sie lassen sich, nach vorherigem Abspülen mit Wasser, mühelos durch leichtes Abwischen mittels Küchenkrepp oder Baumwolltuch entfernen. Auch eine alte Zahnbürste leistet gute Dienste. Harzrückstände in schlecht zugänglichen Stellen schabt man einfach mit einem Zahnstocher weg.
Das DMSO kann nach der Anwendung für weitere Reinigungsvorgänge aufbewahrt und wiederverwendet werden.
 
Eine schöne Anleitung...

Eine schöne Anleitung...

... alles o.k. und sehr anschaulich geschrieben.

Bis auf das hier:

Das Kurbelgehäuse sollte man dazu in einer Vorrichtung oder in einem Schraubstock befestigen (Achtung: vorsichtig spannen und Kunststoffbacken verwenden!).

Eine Vorrichtung, z.B. ein Motorträger ist gut, aber...
den Motor selbst in einen Schraubstock einzuspannen ist ein absolutes NoGo!
Entweder er ist nur festgehaucht, dann hält er aber nicht.
Wird er so fest eingespannt, dass man etwas Kraft ausüben kann, ist das Kurbelgehäuse vermutlich schon oval gedrückt. Die Kunststoffbacken helfen da gar nichts, Abdrücke in den Befestigungsflanschen wären wenigstens ehrlich. Für dich mag das gehen, aber der Grobmotoriker, der sowas liest, wird solange fester ziehen, bis der Motor sich verformt hat.
Ich hatte schon Opfer in der Hand, da musste ich von oben nach unten spannen und kräftig zudrehen, bis das Gehäuse das eingeklemmte Wellenlager wieder freigab.

Besser 2 Aluflachstücke an die Flansche schrauben und die dann einspannen - ohne weiche Backen - richtig fest.

Beste Grüße
Andreas
 

matt

User
Hallo,

da meldet sich jemand hier bei RCN an und postet dann als ersten Beitrag so eine Anleitung. Ähm, das erstaunt mich etwas... gelinde gesagt.:confused:
Das Thema wurde ja nun schon mehrmals ausführlich durchgekaut und eigentlich kommt man immer wieder auf den gleichen Hauptnenner, welcher besagt dass eine komplette Demontage des Motors und Vergasers notwendig ist und eine Reinigung mit dem richtigen Reiniger im Ultraschallbad der Königsweg ist.
Natürlich kann man's auch auf die rein chemische Tour probieren, aber das Nonplusultra ist das nicht.

Gruß Andreas

PS: Schraubstock und Rohrzange sollten bei keiner Demontage zum Einsatz kommen! Und ja, ich weiß dass nicht jeder ein Ultraschallgerät besitzt...
 

Ragnar

User
Ultraschall

Ultraschall

Moin,

genau Ultraschall ist die beste Lösung.
Ich benutze als Schallüberträger Heizöl oder Petroleum, das greift das Metall nicht an.
Und so ein Ultraschallbad gibt es doch ab und an als Brillenreiniger bei unseren große Supermarktketten für kleines Geld. Sie sind zwar kleiner als ein professionelles Laborgerät, aberdann müssen die Teile eben nacheinander gereingt werden.
Sehr gut eignet sich auch Triton als Reinger - aber der wird in Wasser gelöst. (Macht aber Brillen extrem sauber :-))
 

jbieber

User
Hallo thiago,
vielen Dank für diesen klasse Tipp. Zwei Motoren (einen 3,5 ccm Webra Speed und einen 12,5 ccm Fox 78), die vor über 20 Jahren weggelegt wurden und jetzt richtig festgeharzt waren, habe ich so wieder gängig bekommen. Alles abgeschraubt, was einfach zu lösen war (und aus Kunststoff oder Gummi) und den Rest für eine Woche in einem Glas in DMSO eingelegt. Zwischendurch immer wieder mal den Stand geprüft. Dann hat sich der geleeartige Belag einfach mit Kunststoffschabern etc. abwischen lassen. Mit Handkraft haben sich die Kugellager andrehen lassen und ich konnte nach und nach alles mit Spiritus durchspülen, reinigen und gut ölen. Ohne allzu großen Aufwand und vor allem ohne Komplettdemontage bekam ich sie damit wieder gängig und ans laufen.
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten