Verwölbung und EWD

OSZ

User
Hallo zusammen,

ich habe mal eine Frage an die Experten bezüglich des Zusammenhangs EWD und Verwölbung. Bis jetzt bin ich immer so vorgegangen, dass ich meine Segler mit den einschlägigen Programmen (Berechnung Schwerpunkt und rechn. Ermittlung des EWD) kontolliert habe, und das Feintuning beim Fliegen optimiert habe. Bei den hochwertigeren Modellen kann man sich ja auch sehr gut auf die Herstellerangaben für den Erstflug verlassen, der Rest ist ja dann auch oft eine persönliche Vorliebe. (Schwerpunkt vor/zurück; EWD kleiner/größer).
Was mich jetzt interessieren würde ist die Frage ob Ihr z.B. beim positiv Verwölben (Thermikstellung) eine Korrektur des Tiefenruders vornehmt. Hintergrund für die Frage ist ganz einfach: Klappen runter und die EWD vergrößert sich. In der Praxis kann es doch jetzt durchaus vorkommen, das die EWD für den Segler und dessen Auslegung nicht mehr passt.
Derzeit habe ich nur eine einzige Einstelltabelle für meine FS3000 wo eine Korrektur bei positiver Verwölbung aufgeführt ist. Eine Kontrolle mit dem Rechenprogramm ergab, dass die EWD dadurch unverändert bleibt. Dies ist bei diesem Modell auch zwingend notwendig, denn wird die Korrektur nicht vorgenommen und die Wölbklappen beim Einkreisen gesetzt, nimmt die FS3000 gut die Nase nach oben und wird dann viel zu langsam, was logischerweise zu einem Strömungsabriss führt.
Interessieren tut es mich deswegen, da bei meinem neuen Projekt (SuperStarLight) zwei Thermikstellungen angegeben sind, nämlich einmal 2mm und 4mm nach unten. Bei 4mm ergibt sich meines Erachtens doch schon eine ganz schön große Veränderung der EWD.

Wie ist nun die Meinung / Erfahrung der Experten zu diesem Thema ?

Vielen Dank im vorraus
Oliver
 

Chrima

User
Hallo Oliver

Vermutlich werden die richtigen Experten sich dazu nicht äussern. Deshalb hier von mir nur ein paar grundsätzliche Gedanken;

- Achtung bei diesem Thema wird viel aneinander vorbei diskutiert. Leider werden kaum je die einschlägigen Zeichnungen zu den verschiedenen Winkeln konsultiert.

- es wird hier manchmal von der fixen EWD, welche baulich vom Hersteller vorgegeben wird gesprochen (Klappen im Strak / Leitwerk im Strak / Pendel an Rumpfanformung ?) und auch von der aktiven EWD, wie Du schreibst Absenken der WK = Vergrösserung der EWD.

Nun wie Du richtig vermutest muss man bei positivem Verwölben Tiefe zumischen (keine Regel ohne Ausnahmen...) Das kennen wir ja vom Butterfly.

Wenn Du jetzt aber mit Klappen im Strak fliegst und den Flieger auf zügiges Vorankommen trimmst (also nicht langsam !) kann es gut sein, dass der Höhentrimm evtl. passt für die Thermikstellung, da dort ja dann auch langsamer geflogen werden will. Und noch einmal für Thermik 2, welches ich fürs Kreisen benutze, wo man ja meist auch noch zusätzlich ziehen muss.

Bei meinem SSL brauchte ich so keine Höhenzumischung. (nicht einmal bei Hochstart)
Geht aber wie Du auch sagst schon unter Geschmackssache.

Einfach nicht den Fehler machen mit Klappen im Strak auf "Langsamflug" eintrimmen ! (Streckenflug = höhere Fluggeschwindigkeit !)

Hoffe hilft ein Wenig !?

Grüsse
Christian
 

H.F

User
Christian hat das gut erklärt.
Erwähnenswert ist auch das bei mehr Verwölbung der Flieger zwar aufsteigt, aber nur bis die fahrt abgebaut ist, sprich die gleitgeschwindigkeit ist bei mehr Verwölbung geringer und es kann eventuell sogar sein das in der Thermikstellung (mehr verwölbt eben) bisschen mehr höhe dazugemischt wird (der schwerpunkt spielt da auch mit!).
Bei der speedstellung wird je nach Profil meist bisschen nach oben verwölbt, besser gesagt das profil eigentlich mehr oder weniger entwölbt, und braucht dabei meist auch bisschen tiefentrimm.
Warum eigentlich? Die veränderte Flächenform hat auch eine veränderte Auftriebskraftverteilung.
Ein Profil lupft nicht über die ganze Form gleichermassen, drum ist der schwerpunkt u.a. Bei weitem nicht immer in der bekannten 1/3 tel regel... ;)


Keine regel ohne ausnahme, wie üblich

Mfg
Hugo
 

UweH

User
Bei meinem SSL brauchte ich so keine Höhenzumischung. (nicht einmal bei Hochstart)
Geht aber wie Du auch sagst schon unter Geschmackssache.

Einfach nicht den Fehler machen mit Klappen im Strak auf "Langsamflug" eintrimmen !

Hallo Oliver,

wenn man Wölbklappen setzt tut man das um langsamer zu fliegen, außer beim Hochstart.
Wenn man keine Wölbklappen hat, dann zieht oder trimmt man Höhe um langsamer zu fliegen, was ja nichts anderes als eine Vergrößerung der EWD ist.
Somit tut man beim Wölbklappe setzen und beim ziehen ohne Wölbklappe in etwa das selbe, man vergrößert die EWD um den Flieger auf einen höheren zu fliegenden Auftriebsbeiwert einzutrimmen.
Bei typischen Wölbklappenprofilen verschiebt man mit dem Klappen setzen auch den Bereich des geringsten Widerstands zu höheren Auftriebsbeiwerten, so dass die Einstellungen von EWD, Laminarbereich des Profils und geflogener Auftriebsbeiwert mehr oder weniger genau zu dem Flugzustand passen den man damit eintrimmen will, das ist ein großer Vorteil der Wölbklappe.

Die Feinanpassung des Flugzustands ist davon abhängig wie gut die Verschiebung des Laminarbereichs des Profils zur EWD-Veränderung passt und wie der Schwerpunkt grundsätzlich eingestellt ist, außerdem wie Christian schon geschrieben hat ist das auch Geschmacksache je nach Steuergewohnheiten des Piloten.

Bei meinem SSL habe ich zum Beispiel im Gegensatz zu Christian wenige Prozent Tiefenruder zur Wölbklappe zugemischt, die ich über einen Drehhebel ansteuere, ich habe also keine Flugphasen programmiert. Ich fliege meinen SSL mit weit hinten liegendem Schwerpunkt, er fängt beim anstechen nicht ab. Mit dieser Einstellung wurde er mir beim Wölbklappen setzen zu langsam, deshalb die leichte Tiefe-Zumischung die ich auch von anderen SSL-Piloten in meinem Umfeld kenne, andere machen es wie Christian....also einfach bei sehr ruhigen Bedingungen ausprobieren was Dir am besten liegt: https://vimeo.com/41671331

Gruß,

Uwe.
 
AFAIK hat z.B. Helmut Quabek seine Profile so ausgelegt und die Wölbklappentiefe mit 22% so empfohlen, dass in konventionellen Konfigurationen kein, oder nur wenig, Umtrimmen des HR nötig ist, um die gewünschte Geschwindigkeit zu fliegen. Genau kann das aber nur für eine Schwerpunktlage und Flächenkonfiguration passen. Feinheiten werden also nach wie vor getrimmt werden müssen.
 

OSZ

User
Hallo zusammen,
vielen Dank für Eure konstruktiven Beiträge, Ihr habt mir für mein Verständnis und meine zukünftige Praxis sehr geholfen. Wenn mein SSL mal so fliegt wie auf dem Video melde ich mich mit einem breiten Grinsen.

Ciao
Oliver
 
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