Verzogene Styro/Balsa-Fläche richten?

hi,
ich habe gerade eine 1992er Graupner Candida (E-Segler mit 3,6m SpW) mit "Balsa-Leichtflügel" auf dem Tisch (Styro/Balsa-Sandwichfläche). Eine der beiden Flächen weist eine ungewollte Schränkung von ca. 2° positiv (falsch rum, also Enden stärker angestellt) auf, linear verteilt über den gesamten QR-Bereich (also bis zum QR-Anfang ist die Fläche ok). Das kann man zwar mit "verstelltem" QR beherrschen, ist aber nicht schön. Anlässlich eines refurbishments möchte ich das gerne beheben...

Die Fläche hat eine Abschlussrippe zur Aufnahme von Kurz- oder Langwinglets - diese zementiert natürlich die falsche Verwindung (entsteht die eigentlich durch zuviel Wind?), deswegen wird wohl der erste Schritt sein, die Endrippe an der Unterseite an der Innenseite vom unteren Balsablatt abzuschneiden.

Mein ursprünglicher Gedanke war, jetzt mit einem superscharfen langen Messer (habe ich bzw. ich habe keinen stumpfen Küchenmesser, zum manchmal blutigen Leidwesen meiner Küche Unkundiger) den Styrokern ab QR-Anfang bis Endrippe horizontal vom Rudersteg her mehr oder weniger bis zur Nasenleiste zu teilen, richtig gedreht neu mit UHU-Por zu verkleben, nachher die Endrippe neu mit Harz zu verkleben.

Plan B wäre, die Unterschale (Balsa) vom Styro zu trennen und dann die Fläche "richtig" zu verwinden. Klingt theoretisch bei einer Balsaschale unmöglich, aber ich habe schon dermassen schlecht verklebte Sandwiches gesehen... Muss ich mal gucken was mich erwartet.

Irgendwo hier in rcn habe ich aber mal einen post gefunden (heute leider nicht mehr...), in dem beim selben Problem einfach die Unterseite mehrfach in Flächen-Längsrichtung (also quer zur Flugrichtung) von unten her bis zur Oberschale geschlitzt wurde, so mit einigen cm Abstand. Anschliessend die Fläche in die richtige Stellung verwinden und die Unterschale mit Weissleim verkleben. Ist diese Methode bekannt?

Was ist jetzt aktuell der Goldstandard für dieses Problem?

Danke für Euer Feedback
LG Bertram
 

Papa14

User
Bevor du den Flügel aufsäbelst, würde ich doch über eine zerstörungsfreie Nachbehandlung mit Wärme nachdenken. Disclaimer - bei einer Rippenfläche funktioniert das hervorragend, ob das bei einem Styro Sandwich auch klappt, kann ich nicht sagen. Vesuch macht kluch.

Wie stelle ich mir das vor:
Man bastle eine Negativ-Schale für den Wurzel- und Flächenspitzenbereich (also so wie die Negativ-Schalen vom Styro, aus dem der Kern geschnitten wurde), irgendwie aus Styro oder Balsa, 2-3cm Breite sollte reichen. Diese Schalen kann man dann mit Hölzern oben und unten einspannen - die Hölzer lässt man im Wurzelbereich nach hinten und an der Flächenspitze nach vorne überstehen. Damit hat man genug Hebel, um den Flügel ordentlich zu verwinden (ich hoffe, du kannst meinem Kopfkino folgen). Der Flügel muss (verwunden) irgendwie eingespannt werden, zwei Tische mit ausreichen Abstand würden sich anbieten. Und dann heizt man die Beplankung mit dem Heißluftföhn an. Das dauert seine Zeit, das Balsa ist ein schlechter Wärmeleiter und man muss vorher Tests machen, wieviel Hitze der Flügel verträgt, bevor das Styro schmilzt. Der Schmelzpunkt sollte etwa bei 240° liegen, da kann man schon ordentlich draufheizen. Knapp unter dieser Temperatur sollte das Epoxydharz auch schon weich(er) werden.
Nach dem Fönen sollte der Flügel ein paar Tage eingespannt bleiben, damit sich "Moleküle neu ordnen" können (das ist nicht streng wissenschaftlich zu nehmen).

Wenn sich die gewünschte Wirkung nicht einstellt, kann man die Behandlung verschärfen und das Balsa vor dem Fönen etwas anfeuchten. Ich würde auch die Verwindung nicht allzu stark einstellen, etwa 50% von der falschen Schränkung in die richtige Schränkung - also bei 2° positiv auf 1° negativ.

Wenn das nicht klappt, kannst du noch immer schneiden ... ;-)
 
Bertram, das hier war die Abhandlung. Funktioniert bis heute.

 
Ah Danke, den Beitrag hatte ich gesucht. Man soll selber nicht so viel posten, dann findet man seine eigenen Anfragen von 2020 auch wieder...🤓
Schöne Weihnachten!
Bertram
 
So, gemacht. Erst die Endrippe von der Unterschale getrennt, dann ein Schnitt am Dickenmaximum (kein Holm im Aussensflügel vorhanden) bis etwa halbe Styrotiefe. Im Vergleich zur parallel ebenfalls an der Wurzelrippe eingespannten anderen Fläche Torsionssteifigkeit noch etwa 50-60%. Ich habe deswegen noch vier weitere parallele Schnitte angebracht (Abstand je 20mm), dann Torsionssteifigkeit noch etwa 30%. Dann die Schnitte minimal aufgebogen (von unten auf die Oberschale gedrückt) und mit dem Finger Weissleim einmassiert, anschliessend mit feuchtem Tuch sorgfältig abgewischt. Fläche etwas überdreht (Hälfte des ursprünglichen Fehlers, aber in die andere Richtung) und eingespannt. Hätte doch etwas mehr sein dürfen (ca. 80%), denn es ist ein minimaler Restfehler geblieben.

Das QR war viel schlimmer, ein halbe Spirale... nein, aber ungelogen 15° (aussen nach unten). Die Oracover-Bespannung war sehr gut (Vorbehandlung mit verdünntem Oracover-Kleber), die wollte ich nicht entfernen. Mit Schraubzwingen und Unterlagstückchen auf den gleichen Betrag in die andere Richtung an der Glastischkante aufgespannt (also 30° verdreht...) und mit 160° Bügeleisen durchgeglüht. Ist jetzt perfekt, mit der gewünschten kleinen Schränkung nach oben (1-2°, nicht genau messbar).

Alles steht jetzt für 48 Stunden, um die Stabilität zu überprüfen. Dann TF aussen unten neu foilieren und QR montieren.

LG Bertram
 
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