Vorgehensweise bei Handlaminaten

Hallo,
aus der Diskussion zu einem ganz anderen Thema erlaube ich mir, diesen Beitrag wieder zu beleben.

Es geht mir um das Tränken von Gewebelagen.

Gideon hat dort erwähnt, dass Gewebe am besten trocken in das Harz eingebettet werden soll, also erst das Harz auftragen bzw. in die Form bringen und dann das Gewebe einlegen. Das ist unbestritten.

Mit verschiebefestem Gewebe geht das recht gut, wobei die Positionierung nicht so ohne ist, weil die Verschiebefestigkeit dahin ist, wenn das Gewebe einmal mit Harz Kontakt hat.
Ich lege das Gewebe auf die Schneideschablone mit ca. 2-3 cm Überstand auf der Schablone an der Nasenleiste und lege es dann an der Flügelwurzel und der Nasenleiste in der Form an und ziehe die Schablone dann nach hinten weg. Das geht am besten zu Zweit.

Nicht verschiebefestes Gewebe verarbeite ich so: Eine Folie wird faltenfrei auf die Arbeitsfläche aufgespannt. Darauf wird das Gewebe abgerollt. Dann erfolgt das Tränken mit Hilfe einer Veloursrolle. Mir ist bewusst, dass das Tränken scheinbar von der falschen Seite erfolgt aber wartet ab.

Jetzt die Schblone leicht und ohne Druck auflegen (auf rechts/ links achten) und mit dem Rollmesser das Gwebe und die Folie schneiden. Die Schablone vorsichtig abnehmen. Das getränkte Gewebe haftet an der Folie und kann so gut bewegt und positioniert werden, natürlich jetzt mit der Folie nach aussen. Wenn ich direkt in die Form arbeite, wird die Form vorher auch mit Harz ausgestrichen. Wenn ich auf Stützstoff arbeite, mach ich das nicht, sondern arbeite mit Harzüberschuss auf der Folie. Wenn man die Folie dann abzieht ( (180 Grad flach ) bleibt einiges an Harz an der Folie. Den Rest muss man u.U. mit Küchenkrepp absaugen.

Ich habe leider keine Fotos, weil ich fast immer allein arbeite.

Was meint Ihr, gibt es bessere Methoden?

Stefan
 
Moin,
hast du einen Link zu dem Thema mit der ersten Methode?
Frage mich was daran besser sein soll.
Wenn die Formoberfläche vollständig mit Harz bedeckt ist,
die Fasern nicht verschoben sind, keine Luftblasen drin sind
und das nötige Volumenverhältnis erreicht wird
ist doch egal in welcher Reihenfolge man die Sachen macht?
Grüße,
Marc
 
Hallo,
der Anlass für meinen Beitrag war eine Diskussion über die Beschichtung von Holz mit GFK hier:
Das hat sehr wenig mit dem Faserverbundbau in Formen zu tun,

Mit ging es am die handwerkliche Umsetzung und da liegt oft der Hase im Pfeffer. Ich möchte meine Methode nicht als "besser" darstellen, sondern hoffe eher auf bessere Methoden von anderen Mitlesern,
Stefan
 
Da sieht man es wieder, Zeiung lesen hilft
 

Gideon

Vereinsmitglied
Als leicht nachvollziehbares Argument: Wenn das Gewebe oder Gelege auf einen zuvor aufgebrachten Harzfilm aufgelegt wird, dann dringt das Harz von unten zwischen den Filamenten und Kreuzungspunkten ein und verdrängt dabei Luft. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein leichtes und dichtes Glasfilamentgewebe oder um ein verhältnismäßig permeables und schweres Multiaxialgelege über 500 g/m² Flächengewicht aus Kohlenstofffasern handelt. Wenn die Basis (der untere Teil der Faserverstärkung) getränkt ist, dann kann auch weiter von oben Harz angegeben werden, da Lufteinschlüsse ab diesem Zeitpunkt weitestgehend ausgeschlossen sind. Wichtig ist hierbei auch zu erwähnen, dass das verwendete Harzsystem möglichst eine Mischviskosität über 500 mPa·s haben sollte (also verbieten sich Infusionsharze von selbst).
 

Gideon

Vereinsmitglied
Das Verteilen des Harzes mittels Spachtel halte ich für sehr riskant. Bei zu hohem Druck und relativ geringem Harzeinsatz besteht die Gefahr, dass oberflächennahe Fasern (speziell Kohlenstofffasern) beschädigt werden (Verzüge lass ich mal außen vor). Das Tränken als Wet pack zwischen Folien verhindert dies zuverlässig, verlangt aber nach möglichst steifen Folien (die sich dabei nur sehr wenig dehnen können). Es können zudem die Fasern nachträglich gespreizt werden (nur bei Geweben ohne Binder), um eine bessere Flächendeckung zu erzielen.
 

Buxus

User
Die Luft entweicht immer nur von unten nach oben. Ich streich erstmal mit Thixotrop eingestelten Harz die Form aus, dann wird das trockene Gewebe aufgerollt, mit dem Pinsel leicht in die Form drücken damit das schon an Fixpunkten haften bleibt. Ich laminier am liebsten mit Infusionsharz, das ist so dünnflüssig, außerdem hat meins 6 Stunden Verarbeitungszeit. Da kann man sich um jedes Bläschen persönlich kümmern, aber durch das dünnflüssige Harz entstehen die in der Regel nur selten meistens gar nicht erst. Für mich die sauberste Verarbeitungsweise.
Dieses Prepregverfahren ist viel zu Umständlich, auch ist die Gefahr von Faserverzug viel zu hoch, gerade bei Quasiisotrober Bauweise kann dann beim abziehen der Folie leicht aus 45° eine 60° gerichtete Lage entstehen, das kriegt man dann in der Regel nicht mehr geregelt. Was den Harzüberschuss angeht, ich arbeite in der Regel mit der Lammfellrolle, ich hab 2 eine für den Harz auftrag und eine trockene um den Überschuss wieder heraus zu nehmen. Ich nutz auch kein Zewa oder eine Zeitung, hab ich beruflich nie gemacht und auch privat seh ich da keinen Sinn darin. Man muss einfach vorraus schauend arbeiten. Das geht am leichtesten mit diesen Injektionsharzen.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Das kann jeder gerne so handhaben, wie er möchte, aber je dicker die Lagen werden, desto schwieriger wird die Durchtränkung mit niederviskosen Harzen. Und zwar nicht die Imprägnierung der Fasern selbst, sondern wenn die Lage(n) kurzzeitig mit Druck durch die Walze konsolidiert werden, so „kavitiert“ das Harz anschließend wieder bei der Entspannung der Fasern. Bei höheren Viskositäten ist das Verhalten deutlich weniger stark ausgeprägt. Bei einer Infusion werden zudem die Faserlagen durch das angelegte Vakuum maximal vorkompaktiert und erst dann mit Harz umspült, das ist schon ein himmelweiter Unterschied. Infusionsharze sind zudem meist deutlich stärker reaktivverdünnt, sodass sie auch insgesamt einen höheren Reaktionsschwund zeigen.

Probiert es gerne aus und lasst uns über die Ergebnisse diskutieren. Ich mach das Geschäft allerdings schon lange genug, als dass ich hier nur halbgare Theorien rausposaune.
 
Hallo zusammen,

was mir bei den verschiedenen Beschreibungen fehlt, sind die verwendeten Gewebearten ( Biax , UD, Leinen ,Spread Tow usw.) und die Belegungen.

Ich hatte bis jetzt nur Probleme mit nicht schiebefesten Spred Tow Gewebe. Bei Einsatz von UD und Biax bei gleicher Arbeitsweise gab es keine Probleme mehr.

Ich vermute das verwendete Gewebe und Anzahl der Lagen hat auch einen Einfluss auf das Ergebnis.

Gruß Ludger
 

CH_MEIER

User
Da kann ich Ludger nur zustimmen. Habe gerade folgende Erfahrung gemacht:

C93 in Tragflächenform einlegen: Gewebe (45°) trocken zugeschnitten, locker aufgerollt (ohne zu Ziehen!), lackierte Form mit Harz eingepinselt, C93 vorsichtig in die Form abgerollt, mit den Fingern etwas angedrückt, eingerollert, null Problemo

G50 in Tragflächenform einlegen (nur lokal an den Blockstreifen, wo kein Lack war, für Sichtcarbon): gleiches Verfahren, ein totaler Scheiß, G50 saugt sich sofort falsch fest und läßt sich nicht mehr richten, irgendwann entnervt wieder ausgerissen, weggeworfen und ohne Decklage weiter gearbeitet (Ergebnis später zu prüfen...).

Gruß
Christoph
 
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