Bei Föhn können wir uns im Winter vom zugefrorenen Davoser See (1560m) über den Kaltluftsee schleppen lassen (ca. 300-500m hoch) und dann in den Hangwind einsteigen. Dabei nimmt das Steigen manchmal in der Höhe beängstigend zu, mehr als einmal habe ich von 800 auf 900m weniger als eine Minute gebraucht, was sich nicht nach sehr viel durchschnittlichem Steigen anhört - aber mit einem 4m Segler an der Sichtgrenze doch nicht so einfach zu machen ist.
Wenn ich es richtig verstanden habe, fliegen wir in der Primärwelle. (edit: ich hatte so in Erinnerung, dass das erste, die folgenden Wellen auslösende steigende Luftpaket Primärwelle genannt wird, anders als oben im Bild). Die in den vorherigen Beiträgen erwähnten Wellen wären dann die Sekundärwellen ohne orografische Auslösung. Die Art des Aufwindes ist auch Wellenwind-artig: völlig anders als normaler Hangwind oder Thermik. Die Luftschichtung ist stabil, und die Schichten werden beim Föhndruck von Süden her schon sehr weit vor dem Hang und vor allem wohl auch extrem hoch gedrückt. Wir befinden uns dabei viele hundert Meter vom stauenden Hang entfernt. Die Aufwinde sind 100% frei von thermischen Turbulenzen - was mit ein Grund ist, dass wir überhaupt so hoch fliegen können. Selbst wenig stabil "spitz" eingestellte Segler kann man mit sanften gelegentlichen minimalsten Steuereingriffen fliegen lassen.
Wir sind bei solchen Verhältnissen noch nie an die Obergrenze des Steigens gelangt; immer war die Sicht der limitierende Faktor. Höchste geflogene Höhe war erheblich höher als die der umliegenden Gipfel. Aber jetzt kommt es: Manchmal finden wir solche Aufwindzonen, allerdings viel schwächer, auch mitten über dem See, ausserhalb jeglichen Hangstaus. Auch diese Aufwindzonen sind völlig ruhig; es hat noch nie ein Pilot steuernd eingreifen müssen - die Segler fangen einfach an zu steigen. Da diese Zonen ortsstabil sind, habe ich mir bisher immer gedacht, dass es sich um eine kleine lokale Welle handeln muss, z.B. im Schatten des Seehorns. Und bis heute habe ich keine andere Erklärung gefunden. Die eine Stelle an der wir das öfter beobachten konnten, ist z.B. 1,3km vom Seehorn-Gipfel entfernt.
Ich nehme an, dass diese kleinen Wellen für die manntragenden Segler uninteressant sind, aber von unseren Modellen ausgenutzt werden können.
Bertram
erstes Bild: Getümmel in der Aufwindzone vor der Parsenn (sanfter Föhnstau)
zweites Bild: gleicher Tag zwei Stunden später, gegenüber am Seehorn. Auf diesem zweiten Bild sind über den beiden "sichtbaren" (
) Modellseglern noch zwei weitere in der Luft - noch 700m höher! Auf dem Originalbild sind sie mit Mühe auffindbar.
An diesem Tag war völlig stabile Luftschichtung mit Inversion in ca. 400m Höhe, darüber sanfter Föhn, der bis ca. 14°° dann den Kaltluftsee über uns weggeschoben hatte. Man hätte bis zum Mond fliegen können, wenn die Atmosphäre so weit gereicht hätte. Insbesondere waren über den schneefreien Wäldern keinerlei thermikartige Aufwinde. Der ganze Spass fing also erst oberhalb der Waldgrenze an (plusminus 2000m über dem Meer).
Die beiden Flugzonen sind etwa 2,5-3km voneinander entfernt.
Parsenn (weisser Hang) im Nordwesten. Bei uns am Boden ist es völlig windstill. In der Höhe bläst ein schwacher Föhn von links, und es trägt am bewaldeten Hang, linke Kante, einfach am besten. Das Tragen reicht aber von weit links (ausserhalb des Fotos) bis weit rechts (ebenfalls ausserhalb des Fotos), und manchmal auch bis zu uns her fast über unseren Köpfen.
Seehorn im Südosten. Entsprechend wir hier das Seehorn von rechts angeblasen.