Wer oder was ist CHASERVO?

Die neue Servo-Mikroklasse

von Gerd Giese.

CHASERVO-10.jpg

Hier sind stellvertretend für die restlichen sechs Servos, das HV06, LV06 und das DS06 in der Standardausführung abgebildet
Die Bilder können zum Vergrößern angeklickt werden!​

Sie werden als klein, leicht, schnell, präzise und kräftig angepriesen. Dabei sind diese Servos nur sechs Millimeter dick und nur sechs Gramm schwer! Zu schön um wahr zu sein und alles nur ein Traum? Das möchte ich in diesem ausführlichen Test klären. Dafür habe ich die gesamte Palette der CHASERVOs zugesandt bekommen.

Ihr Einsatzgebiet ist bevorzugt bei Modellen, die wenig Einbauplatz bieten und zudem extrem leicht gebaut sind. Dazu gehören beispielsweise die Flugklassen der HLG (Hand-Launch-Glider)/DLG (Discus-Launch-Glider)/F3(5)K (Wettbewerb Flugklasse der Gleiter) oder F5J (Wettbewerb Flugklasse der Leichtsegler) und einige andere, wie leichte Hallenflieger der F3P-Klasse (Indoor Kunstflug).
Gerade in den Wettbewerbsklassen geht es aber nicht nur um höchste Stellgeschwindigkeit, sondern auch die Ruderstellungen müssen absolut exakt und präzise reproduzierbar sein. Marktführer in diesem Segment waren bisher KST oder MKS. Nun drängen die CHASERVOs mit auf diesen Markt.


CHASERVO - nur eine neue Marke oder was steckt wirklich dahinter?
… von der Idee zum Produkt!


Vor ziemlich genau vier Jahren, im September 2018, hat Walther Bednarz (:rcn:-Moderator, er hat u.a. das CHASERVO Logo kreiert) einen Thread in der "Hand Launch Glider"-Rubrik von :rcn: mit der Frage gestartet:
In den vergangenen vier Jahren wurde in diesem Thread nicht nur rege diskutiert, sondern es wurden auch neue Produkte genauestens unter die Lupe genommen.
Szenenwechsel! Etwa ein Jahr später, im November 2019, hat Roland Sommer von Concept DLG das Amt des Teammanagers Sailplanes World bei KST-Servo übernommen. Hier wurde, neben der eigentlichen Teamarbeit, auch ein direkter "Draht" zur obersten Geschäftsleitung geschaffen, um Feedbacks möglichst direkt zu platzieren und auch schnellstmöglich auf neue Marktentwicklungen zu reagieren. So ist mit der Zeit nicht nur die Verbindung zwischen Walther Bednarz und Roland Sommer immer enger geworden, sondern auch die gesammelten Informationen für das Research and Development Department bei KST sind stetig gewachsen. Im Spätfrühjahr 2021 hat das KST Management die Firma CHASERVO gegründet. Sie soll als Innovationsplattform dienen und die bestehende Palette bei KST ergänzen. Dem neuen Gespann wurde aber nicht nur Mitspracherecht bei neuen Entwicklungen eingeräumt, sondern auch die weltweite Vermarktung der CHASERVO-Linie anvertraut. Mit ihrem über Dekaden erworbenen Know-how wollen sie nun Trends erkennen und nutzen. Andere Innovationen sind bereits auf dem Markt, wie z. B. „das“ F3K-Servo, ein hochwertiges 6 mm-Servo mit Aluminiumgehäuse für den low- und high voltage-Bereich. Ziel wird es sein, mit der CHA-Produktpalette für jede Sparte der RC-Welt ein passendes Servo anzubieten! Dazu ist bereits ein Brushless-Servo bis 20 mm Dicke und mit über 40 kg Stellkraft in Planung. Wer stets informiert sein möchte, sollte hier ab und zu mal nachschauen. Zum Jahresbeginn 2023 sind neue Servos, wie das "HV3512" und das "HV85" angekündigt.
Wir sind gespannt, was da kommen wird!


Äußerlichkeiten

CHASERVO bietet drei Basistypen der Mikroservos in jeweils drei Gehäuseversionen an. Erhältlich sind Servos ohne Befestigungslaschen, solche für stehenden Einbau oder mit Laschen für liegende Montage. Dazu Genaueres auf dieser Grafik:

ds-hv-lv06-iv.gif

Die CHASERVOs sind als LV06- (Low Voltage), HV06- (High Voltage) oder Universal DS06- (von Low- bis High Voltage) Variante lieferbar. Die LV- und HV-Servos haben ein Metallgehäuse aus einer Aluminiumlegierung. Das DS-Servo hat ein Technopolymer-Kunststoffgehäuse und ist mit 7,4 mm etwas dicker (ist der Festigkeit geschuldet). Gewichtsmäßig unterscheiden sich die drei weniger, alle wiegen um die 6,1 g, nur das DS06 ist exakt 0,1 g schwerer. Dies sind Gesamtgewichte, also mit Kabel und JR-Stecker. Wie meine Kontrolle bestätigte, sind die Servos sehr maßhaltig. Die Kabel werden in einem Knickschutz aus dem Gehäuse heraus geführt. Das Servokabel ist rund 15 cm lang und mit 3 x 0,14 mm² Drahtquerschnitt (noch) hochflexibel. Bauartbedingt trägt die Kabelführung nicht auf, so dass die Servos bei stehendem Einbau direkt auf dem Gehäuseboden aufliegen können.
LV06 und HV06 besitzen ein Vollmetallgetriebe. Beim Metallgetriebe des DS06 ist das erste Zahnrad ein Kunststoffritzel (sehr oft üblich). Die Abtriebsachsen aller drei Servos sind doppelt Kugelgelagert. Herz der Servos sind drehmomentstarke Coreless-Motoren, das sind eisenlose Motoren ohne Rastmoment. Diese Motoren sind reaktionsschnell und ermöglichen eine hohe Stellgenauigkeit.
Die Servos werden ohne die Funktion "Soft-Anlauf" geliefert. Nach Rücksprache mit dem Herstellers soll dies aber mittels Programmierbox aktivierbar sein. "Soft-Anlauf" bedeutet, dass die eingestellte Servoposition, meist die Neutralstellung, nach dem Einschalten des Senders nur langsam angefahren wird, um hohe Schlagmomente der Ruder zu vermeiden.
Die Programmierbox, um die Servos individuell einstellen zu können, ist schon angekündigt. Wenn sie verfügbar ist, werde ich diesen Test ergänzen.


CHASERVO-4.jpg
Das Zubehör ist branchenüblich zusammengestellt. Es beinhaltet unterschiedliche Servohebel, die Befestigungs- als auch die Zentralschraube. Die Servohebel sind ausreichend dimensioniert. Sie zeigen bei hohen Belastungen keinerlei Verformungen.
Dennoch hätte ich mir noch einen zusätzlichen Servohebel aus einer Alulegierung gewünscht!






Technische Fakten


CHASERVO-10_2.jpg
Diesen Messaufbau habe ich speziell zum Testen der Servos angefertigt. Rechts neben dem Servoarm ist eine Feder angebracht, die in der Neutralstellung (90°) den Servoarm mit etwa 200 g Zugkraft belastet. Bei 60° (obere Gradskala) muss das Servo dann eine Zugkraft von 350 g aufbringen. Die Länge des Servoarms beträgt exakt 1 cm. So konnte ich gut die Positioniergenauigkeiten und die Linearität prüfen, sowohl mit als auch ohne Belastung. Das Servo-Prüfgerät wurde für die gesamten Tests auf eine Framerate von 0,01 s (100 Hz) eingestellt.

Was erwartete ich von diesen Servos? Sie sollten klein und leicht sein und möglichst schnell agieren können. Dazu präzise und mit hoher Stellkraft positionieren. Genau in dieser Reihenfolge der „Anforderungsliste“ erläutere ich meine Ergebnisse zu den CHASERVOs.


Abmessungen und Masse: Mit 19 mm Breite und 18,5 mm Höhe gehören sie mit zu den kleinsten Servos. Das Gewicht pendelt sich mit Kabel und Stecker bei 6,1 g ein. Nur das DS06 ist mit 6,2 g etwas schwerer (siehe Servodaten-Flyer oben).​
Servoweg: Der digitale Servotester wurde auf die Werksangaben (1 ms bis 2 ms/100 Hz) eingestellt. Dabei haben alle Servos einen Ruderwinkel um die +/- 64° erreicht. Das ist ein hervorragend großer Wert.​
Neutralstellung: Das Datenblatt von CHA besagt, dass der Neutralimpuls (Servoarmstellung exakt 90 ° bei meinem Testgerät) bei 1,52 ms liegen soll. Diese Angabe konnte ich bei den Testobjekten nicht bestätigen. Die Neutrallage der Servos schwankte im Bereich von 1,45 ms (~ 85°) bis 1,53 ms (~ 93°). Dabei spielte es keine Rolle, welcher Servoarm verwendet wurde. Diese "Toleranz" sollte aber nicht überbewert werden, weil nämlich heute jeder Sender einen Neutraltrimm (Servomitte) besitzt. Außerdem gehe ich davon aus, dass man mit der angekündigten Programmierbox die Servomitte feinjustieren kann.​
Geschwindigkeit: Ich habe lange überlegt, ob ich die Geschwindigkeit per Lichtschranke messen soll. Aber noch exakter geht es mit einem Oszilloskop, das Spannungs- und Stromverläufe in Abhängigkeit von der Zeit anzeigen kann. Meine Überlegung war dabei, dass jeder Motor beim Beschleunigen und Abbremsen eine Stromspitze erzeugt. Genau diese Stromspitzen mache ich mir als Indiz zur Speedmessung nutzbar.​

HV06_60Grad_7_4V_1.png

Einstellparameter des Oszilloskops:
y (vertikale Achse) = 0,5V/Div (Divisor → Kästchen),​
das entsprach pro Kästchen einem Strom von 0,5 A.​
x (horizontale Achse) = 20ms / Div,​
das entsprach pro Kästchen einer Zeit von 20 Millisekunden (ms) oder 0,02 Sekunden.​
Triggerung (Startzeitpunkt der Aufzeichnung) mittig-positiv im Bildschirm.​

Das Diagramm zeigt den Stromverlauf eines HV06 beim Beschleunigen und Abbremsen (Position erreicht). Die Versorgungsspannung betrug 7,4 V. Der Servoarm wurde zyklisch um +/-30° bewegt. Ich habe alle Servos sowohl bei minimaler als auch bei maximaler Spannung gemessen. Ein Diagramm ist als Beispiel oben abgebildet.​
Die schwarze
schwarze 1_25px.png
zeigt die Nulllinie an. Bei der roten "1" und "8" erkennt man ein breiteres gelbes Band. Das ist die Darstellung des hochfrequenten Ruhestromes, der im Mittel rund 70 mA (peak to peak, sinusförmig) beträgt. Das ergibt einen mittleren berechneten Gleichstrom von etwa 25 mA. Das bestätigte auch ein dazwischen geschaltetes Vielfachmessinstrument. Allerdings schwankt der Ruhestrom um -10/+5 mA, je nach Servoarmstellung. Die Höhe des Ruhestromes ist okay, bildet aber eher die Spitze unter den kleinen Servos. Ich vermute, dass ist ein Tribut an die Geschwindigkeit und Genauigkeit dieser Servos, die eingestellte Position exakt halten zu wollen! Der Ruhestrom bei 6 V bzw. 8,4 V Versorgungsspannung ändert sich nicht nennenswert. Nur beim LV06 mit 3,5 V Versorgungsspannung sank der Ruhestrom auf ungefähr 15 mA.​
Bitte beachten: Ab vier Servos und einem Empfänger addiert sich der Ruhestrom schon auf über 100 mA. Wer einen DLG mit einen 2s-350 mAh Akku betreibt, hat nicht viel Reserve, da die Bewegungsstromspitzen, die ja sehr viel höher sind, noch dazu kommen. Hier empfehle ich demjenigen, der ohne Telemetrie fliegt, spätestens nach 30 Flugminuten den Empfängerakku immer vollzuladen!​
Die Stromspitze bei "2" zeigt den Anlaufstrom, der hier kurzzeitig bis auf 0,7 A hochschnellt "3". Nach weiteren 0,03 s (1,5 Div) ist der Servostrom stark gesunken, der Motor hat die höchste Drehzahl erreicht (Position "4"). 1,25 Div später (0,025 s) hat das Servo den 60° Ausschlag erreicht und wird stark abgebremst (Position "5", die Sollposition ist erreicht; hoher Stromimpuls, um den Motor zu entschleunigen, Position: "6"). Das Bremsmoment erfordert einen hohen Strom. Die Messung zeigt hier satte 1,2 A für etwa 0,005 s. Nach weiteren 0,7 Div (0,01 s, Position: "7") kommt der Motor zum Stillstand, Sollposition ist zu 100% erreicht und es fließt dann nur noch der Ruhestrom von rund 25 mA (Position: "8") an. Demnach benötigt das gezeigte (Diagramm-) Servo eine Stellzeit bei 60° Ruderweg von exakt (0,03 s + 0,025 s + 0,01 s =) 0,065 s. Der Hersteller gibt hier 0,06 s an. Ich finde, das ist ein super Ergebnis. Gerade weil die 7 cm lange CfK-Peitsche noch mit beschleunigt werden musste und der Messshunt (Widerstand zum Strommessen) die Servospannung leicht zum Negativen hin verfälscht!​
Ergebnisse der Speed-Messungen: Alle Servos (HV06 / LV 06 und DS06) haben die Herstellerangaben in den angegeben Spannungsbereich vollauf bestätigt. Die Messwerte zeigen hier Geschwindigkeitswerte, die in die Oberklasse gehören - bravo CHA!​
Hinweis: Die Telemetriedaten heutiger Fernsteuerungen würden hier ein ganz anders Bild ergeben, weil deren Datenerfassung dazu viel zu träge ist. Versuche mit meiner JETI Fernsteuerung zeigten, dass gerade mal ein Drittel (ab und an die Hälfte, eben Zufall) der Stromspitzen wiedergegeben werden - was leider normal ist!​
Positioniergenauigkeit mit und ohne Last. Der Servotester ist dabei auf eine Impulsweite von 0,5 ms (entspricht +/-30°), beginnend bei 1,25 ms ( 60° obere Skala) bis 1,75 ms (120° obere Skala) eingestellt. Der reale Servoweg betrug dabei +/- 32°.​
Ich konnte das Ergebnis kaum glauben, doch die alle Messungen zeigten sich stimmig! Noch nicht einmal 1° Abweichung bei voller Zugkraft der Feder von 350 g und knapp 0,5° Abweichung bei 200 g Zugkraft (Mittenstellung). Die Stellung 1,75 ms (122°, obere Skala) hatte null Toleranz, da die Federkraft hier auf Null war.​
Auflösungsvermögen Was ist der kleinste reproduzierbare Stellweg dieser Servos im gesamten Stellbereich? Ich war sprachlos als ich das Ergebnis vor Augen hatte. Diese Servos sind fähig, +/-0,0025 ms (entspricht knapp 0,5°) reproduzierbar aufzulösen! Das möchte ich positiv hervorheben, denn dazu sind Servos nur fähig, wenn deren Elektronik mitspielt und das Getriebespiel nahezu Null ist! Auf die Messung der maximalen Ruderkraft habe ich verzichtet, da die Lastmessung meiner Meinung nach schon aussagekräftig genug war.​
Low Voltage Es ist unter Anderem bei besonders leichten Flugmodellen üblich, sie nur mit der Versorgungsspannung eines 1s-LiPos zu betreiben. Der Spannungsbereich eines LiPos erstreckt sich von 4,2 V (voll geladen) bis hinunter auf 3,6 V (entladen) im Leerlauf. In der Mindestspannung ist das LV06 bis 3,3 V und das DS06 bis 3,5 V spezifiziert. Der Test zeigte, dass beide Servotypen noch bei 3,2 V einwandfrei arbeiten. Unterhalb von 3,2 V, exakt bei 3,1 V, war Schluss. Die Servos blieben einfach stehen. Natürlich ist das LV06 mit 0,07 s deutlich schneller als das DS06 mit 0,13 s,jeweils bei 3,5 V gemessen. Dennoch, auch das DS06 hat noch eine ausreichende Stellgeschwindigkeit für die meisten Anforderungen. Der Form halber sei noch erwähnt, dass auch das HV06 noch bei 3,2 V Versorgungsspannung einwandfrei arbeitet (erstaunlich). Empfehlen kann ich das aber nicht, weil die darauf optimierten LV06 oder DS06 deutlich agiler arbeiten!​


Nachtrag

Es folgt nun der versprochene Nachtrag zum Test der Servos von CHASERVO. Als Testobjekte dienten ein HV06, ein DS06 und ein LV06. Die Versorgungsspannung lieferte beim HV und dem DS ein 2S-LiPo und beim LV ein vierzelliger NiMh-Akku, beide voll geladen. Der Mittenimpuls war auf 1,5 ms eingestellt. Die Kräftedaten sind auf 0,5 N bzw. 1 N aufgerundet. Obere Gradskala!

1. Temperaturdrift – beginnend bei 21°C/7°C/40°C
Bei einem Temperaturunterschied von 33°C war die Drift kleiner als 0,5°. Mit zunehmender Temperatur zeigten die Servos die Tendenz zu größeren Winkeln (bei mir die obere Skala), beginnend bei geschätzten 96,8° ( 7°C) bis 97° (Bezug - 21°C) auf 97,2° (40°C).


2. Maximales Drehmoment bei Zimmertemperatur
Servotyp
Drehmoment [Ncm]
Strom [mA]
Spannung [V]
HV06
16
786
8,2
DS06
12,5
641
8,2
LV06
12
866
5,1
KST X06
11,5
688
8,2
Aber diesen Versuch kann man nur ein bis zweimal für wenige Sekunden wiederholen. Die Erwärmung der Servos wird zu hoch. Die Kräfte schwinden dabei zunehmend.

3. Spannungsdrift - Werte auf 0,5° bzw. 1° aufgerundet
Servotyp
Spannungsbereich [V]
maximale Drift [°]
HV06
8,4 - 3,3
-3
HV06
8,4 - 7,2 (2S-LiPo)
nicht reproduzierbar
LV06
6,0 - 3,3
-2
LV06
4,2 - 3,6 (1S-LiIon)
nicht reproduzierbar
DS06
8,4 - 3,3
-3
DS06
8,4 - 7,2
nicht reproduzierbar

Man kann davon ausgehen, dass sich die Spannungsdrift mit der Temperaturdrift aufhebt, weil die innerhalb ihres Nutzbereiches gegenläufig verlaufen bei einer bzw. zwei LiPo-Zellen als Versorgungsspannung! Die Versorgungsspannung sinkt und die Servotemperatur steigt während des Betriebs.


4. Haltemoment - Die Zugkraft wurde soweit erhöht, bis die Servoarmposition kontinuierlich nachgegeben hat. Ich habe bei einem Fehlwinkel von 5° aufgehört, weil sich die Zugkraft schon ab 4° nicht mehr erhöhte.
Servotyp
Drehmoment [Ncm]
Spannung [V]
HV06
19,5
8,2
DS06
15
8,2
LV06
13
5,1

Ich möchte darauf hinweisen, dass mir jetzt zwar quantitative Daten über diese Servos vorliegen, ich aber von deren Qualität (bisher) nichts herleiten kann. Mir fehlt schlicht der Vergleich, da man einen derart ausführlichen Test, wie ich finde, bisher vergeblich sucht!
Zu klären wären folgende Fragen:
Wie verhalten sich diesbezüglich andere Servos?​
Sind die CHASERVOs hier Ausreißer oder einfach „nur“ mittendrin, bzw. sind die Werte super?​
Jedenfalls ist eines für mich sicher(er): Die „Kippmomentdaten“, wie im Datenblatt angeben, werden sich aller Wahrscheinlichkeit eher auf das Haltemoment beziehen! Die Daten decken sich gut mit diesem Diagramm der Servos.
Um auch qualitative Aussagen zu erhalten, bin ich mit dem Lieferanten der CHASERVOs überein gekommen, ein „Sammelsurium“ von ähnlichen Servos zu erhalten, um sie genauso zu testen. Ich bleibe dran und bin jetzt „angetriggert“.


Resümee
Das nenne ich einen gelungenen Start, denn die Messergebnisse lassen nur einen Schluss zu: Volltreffer! Wir finden bei diesen Servos alle Eigenschaften, die wir uns wünschen. Hohe Geschwindigkeit bei großer Stellkraft und das super Stellgenau. Das sie klein und leicht gebaut sind, nimmt man wohlwollend zur Kenntnis. Hinzu kommt, dass es Servos sind, die sowohl für 1s- als auch 2s-LiPo Versorgung optimiert wurden. Ich hätte mir gewünscht, dass CHA die Servos standardmäßig mit aktiviertem Softanlauf ausliefert. Diesen Wunsch erfüllt dann wohl erst die Programmierbox. Preislich reihen sich diese Servos bei den Mitstreitern ein. Wer für das nächste Projekt kleine Power-Servos sucht, sollte sich die CHASERVOs unbedingt näher ansehen. Diese Servos kann ich uneingeschränkt empfehlen!​
Homepage von CHASERVO,​
Bezugsquelle für Servos.​
Stand: 28.11.2022​
 
Kaum jemand weiß, wie viel Stellkraft für die jeweilige Ruderklappe wirklich benötigt wird.

Man kann das auch rechnen. Der Cw-Wert einer langen Rechteckplatte für eine Worst Case Berechnung beträgt 2.

Luftwiderstand W einer Wölbklappe bei 90° Ausschlagwinkel
(Projizierte Fläche = Fläche Ruderklappe * sin(Ausschlagwinkel)) lässt sich daher berechnen. Fluggeschwindigkeit und Luftwiderstand W siehe Formelsammlung. Das Hebelgesetz sollte natürlich auch bekannt sein.


Gruss
Micha
 
Hallo Gerd,

ich habe noch ein paar Anmerkungen und Fragen zu deinem Test.

Ein sehr gutes Servo zeichnet sich aus meiner Sicht vor allem darin aus, dass es bei unterschiedlichen Lastverhältnissen zuverlässig und reproduzierbar, exakt und mit noch ausreichender Geschwindigkeit stellt. Siehst du das auch so?

Auch ist es immer wieder ein Problem, wenn von Flug zu Flug bzw. während eines Fluges neu getrimmt werden muss, da das Servo aufgrund von Temperatur, sinkender Versorgungsspannung, … usw. seine Mittenposition ändert.

Was ich sehr schade finde ist, dass die Überprüfung dieser Eigenschaften in deinem Test kaum Raum finden oder ganz fehlen. Messungen bei unterschiedlichen Temperaturen sind sehr aufwändig, jedoch ist die Überprüfung der Servodrift aufgrund einer sich ändernden Versorgungsspannung sehr einfach zu realisieren.


Vermutlich hast du den Messaufbau doch so gestaltet, dass die Servo-Belastung mit der Feder variiert werden kann. Ich hätte das jedenfalls so gemacht, wenn ich mir schon die Mühe eines solchen Aufbaus machte.
Liegt es da nicht auf der Hand, solche Messungen auch zu machen? Sich auf eine einzige, eher geringe Last zu begrenzen, erscheint mir irgendwie unvollständig.

Dass im Test stattdessen die, aus meiner Sicht weniger wichtige, exakte Servogeschwindigkeits-Ermittlung so im Vordergrund steht, verwundert mich.


Ich möchte ganz ehrlich sein, denn es fühlt sich für mich so an, dass dein Test womöglich Bereiche ausschließt, in denen die Servos nicht so gut abschneiden. Natürlich kann ich mich da auch täuschen. Es würde mich deshalb sehr freuen, wenn du meine Bedenken relativieren bzw. ausräumen könntest.


Wichtig ist mir noch zu betonen, dass es mir hier ausschließlich um die Sache geht! Sollte jemand mein Ton nicht gefallen, bitte ich das zu entschuldigen.

Viele Grüße
Uli
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe mir einfach zwei Servos gekauft und baue die in das VLW meines nächsten Tortuga ein. Da werkeln bisher x06 oder x08 und ich werde schnell sehen, ob das Versprochene zutrifft. Der erste Eindruck ist hervorragend und in Verbindung mit den tollen Anlenkungskomponenten von Thomas Rauber genau das Richtige für meinen Anwendungsfall.
@uliguit
Solltest Du vielleicht auch machen.

Gerd ist nicht die Stiftung Warentest. Er macht das als Hobby und seine Testergebnisse helfen uns seit Jahren das richtige Zeug auszuwählen. Es ist seine Sache was und wie er testet. Ich und viele Andere sind ihm auf jeden Fall mega dankbar für seine Arbeit.
Unverschämt finde ich, ihm zu unterstellen er wäre gesponsert. Auch Aussagen über seine Qualifikation wegen eines falsch getippten Einheitswert sind einfach infantil.
Wenn der Vertreiber der Servos hier einen „Erfahrungsbericht“ einstellt, ist das was Anderes, aber das kann man glaube ich gut einordnen. Er hat es jedenfalls geschafft, dass seine Produkte das meist diskutierte Produkt in diesem Forum sind. Ziel erreicht…
 
Ich teste seit gut 20 Jahren Servos, für den Eigenbedarf, aber so umfänglich, dass gut ein Dutzend Messwerte pro Proband zusammen kommen. Wenn ich die hier alle aufzählen würde, wäre die Empörung über die von Gerd "unterschlagenen" Messwerte wohl ohrenbetäubend. Gelegentlich kommen Vereinskollegen zu mir: " Hab ein neues Servo, kannst eben mal testen?" Die sehen mich dann ziemlich finster an, wenn ich bei Billigservos ablehne. Für Müller habe ich getestet, für Meier nicht.
Stellmoment messen ist gewiss nicht einfach, wenns reproduzierbar sein soll. Und wie hier schon erkannt wurde, muss man's vorher definieren. Das habe ich, aber meine Definition muss ja nicht jedermanns Anklang finden.
Servotypen vermehren sich wie Mäuse in warmen Kornfeldern. Also Auslauftypen durch neue ersetzen. Welche? Wäre schön wenn die schonmal jemand getestet hätte. Fehlanzeige. Real, wenn ich neue Servos brauche, kaufe ich erstmal ein Stück, teste es und wenn es gut ist, kaufe ich die restliche Stückzahl. Oder der Fehlkauf landet in der Mottenkiste, nur nicht mehr reinsehen, das erspart schlechte Laune.

Nun hat sich endlich einer geopfert und die Arbeit für andere gemacht. All die hier meckern sollen erstmal selbst ein Servo vermessen und dann ihre Erfahrungen zusammentragen, sich auf einen Bewertungsmaßstab einigen und daraus das Messverfahren standardisieren. Ich fürchte außer Gezedere würde nichts rauskommen.

Gruß Rene
 
Beim nächsten Mal soll Gerd einfach die Kommentarfunktion deaktivieren. Es wird hier im Ausgangsbeitrag mehr als genug aussagekräftiger Info geboten, zur Not kann man ja auch mal so ein Servo bestellen und testen für die eigenen Zwecke und sich nicht alles servieren lassen.
Überlegt mal, was da an Arbeit dahintersteckt, da sollte man zumindest einen freundlichen Ton erwarten dürfen. Erinnert mich an "Querdenkereien" teilweise.

Ich find den Bericht klasse, wie alle von Gerd.
 
Es rührt mich fast schon, wie ihr euch für Gerd ins Zeug legt. Wow!
Dennoch muss es möglich sein, auch kritische Fragen zu stellen.
Und ihr wisst ja: Wer persönlich wird, der hat meist keine Argumente.
Also lasst uns bitte sachlich bleiben.
 
Da ich nun schon mehrfach dazu aufgefordert wurde, selbst die Servos zu vermessen bzw. zu testen, möchte ich das gerne tun. Erfahrung und Praxis diesbezüglich besteht seit vielen Jahren.

Vielleicht ist der Hersteller CHASERVO auch bei mir bereit, die Servos zur Verfügung zu stellen. Kontakt gerne per PN.

Schwerpunkte wären dann die von mir in Gerd's Test vermissten Stellkraftmessungen bei unterschiedlichen Belastungen mit der dabei erreichten Rückstellgenauigkeit, bis hin zur Maximalleistung. Auch möglich wäre das Testen des Verhaltens der Neutralstellung bei unterschiedlichen Eingangsspannungen und Temperaturen.

VG Uli
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch ist es immer wieder ein Problem, wenn von Flug zu Flug bzw. während eines Fluges neu getrimmt werden muss, da das Servo aufgrund von Temperatur, sinkender Versorgungsspannung, … usw. seine Mittenposition ändert.



Viele Grüße
Uli
Hallo Uli,
bei nicht stabiler Versorgungspannung braucht man sich über den Rest nicht zu unterhalten. Dies ist prinzipiell Grundlage bei elektronischen Geräten die replizierbare Ergebnisse liefern sollen. Und die konstante Spannungsregelung ist nicht zwangsläufig Aufgabe des Servos, sondern sollte vor dem Empfänger geregelt werden.
Ich fliege ja nur Helis, aber selbst bei günstigen Servos konnte ich im Vergleich vom Sommer zum Winter keinen Drift feststellen. Allerdings benutze ich leistungsfähige BEC Systeme, welche die Spannung konstant halten.

Grüße Chris
 
...Was ich sehr schade finde ist, dass die Überprüfung dieser Eigenschaften in deinem Test kaum Raum finden oder ganz fehlen. Messungen bei unterschiedlichen Temperaturen sind sehr aufwändig, jedoch ist die Überprüfung der Servodrift aufgrund einer sich ändernden Versorgungsspannung sehr einfach zu realisieren.


Vermutlich hast du den Messaufbau doch so gestaltet, dass die Servo-Belastung mit der Feder variiert werden kann. Ich hätte das jedenfalls so gemacht, wenn ich mir schon die Mühe eines solchen Aufbaus machte.
Liegt es da nicht auf der Hand, solche Messungen auch zu machen? Sich auf eine einzige, eher geringe Last zu begrenzen, erscheint mir irgendwie unvollständig.

Dass im Test stattdessen die, aus meiner Sicht weniger wichtige, exakte Servogeschwindigkeits-Ermittlung so im Vordergrund steht, verwundert mich.

Ich möchte ganz ehrlich sein, denn es fühlt sich für mich so an, dass dein Test womöglich Bereiche ausschließt, in denen die Servos nicht so gut abschneiden.
Hallo @uliguit !

Dann führe die für dich relevanten Tests doch selbst durch und veröffentliche diese hier!

Ebenso könntest du so Bereiche testen, die Gerd Gieses Test deiner Meinung nach nicht berücksichtigt/abdeckt hat.

Dein Bericht würde mich und höchstwahrscheinlich auch Andere sehr interessieren und dadurch ein umfassenderes Bild der Servos liefern.

Edit:
Da ich nun schon mehrfach dazu aufgefordert wurde, selbst die Servos zu vermessen bzw. zu testen, möchte ich das gerne tun. ...
Top! Freue mich davon zu lesen!

Gruß
Nick
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uli,
bei nicht stabiler Versorgungspannung braucht man sich über den Rest nicht zu unterhalten. Dies ist prinzipiell Grundlage bei elektronischen Geräten die replizierbare Ergebnisse liefern sollen. Und die konstante Spannungsregelung ist nicht zwangsläufig Aufgabe des Servos, sondern sollte vor dem Empfänger geregelt werden.
Ich fliege ja nur Helis, aber selbst bei günstigen Servos konnte ich im Vergleich vom Sommer zum Winter keinen Drift feststellen. Allerdings benutze ich leistungsfähige BEC Systeme, welche die Spannung konstant halten.

Grüße Chris

Hallo Chris,

bei FBL-Helis liegt der Fall etwas anders, da dort die Servos das Stellglied eines Regelkreises sind. Da gibt es in diesem Sinne keine Neutralstellung. Somit wird es dort bzgl. Neutralstellungs-Drift kein Problem geben.

Beim Flächenflug werden die Empfangsanlage sowie die (natürlich HV-) Servos zunehmend direkt aus einem 2s Lipo gespeist. Ich selbst mache das auch bei meinen größeren Helis, genau so wie bei meinen Speed-Modellen, bei denen man immer mal mit einem Problem im Antriebsstrang rechnen muss. Und da ist die Servospannung dann natürlich nicht konstant, zum einen aufgrund des Ladezustandes des Akkus und zum anderen aufgrund der Spannungseinbrüche bei Servo-Last.
Und bei kleinen Segelflugmodellen wird wohl auch oft nur ein 1s-Lipo benutzt. Das weiß ich allerdings nur vom Hörensagen, da ich selbst so ein Modell nicht besitze. In diesem Fall muss ein Servo mit Spannungen von 4,2V bis z. T. weit unter 3,7V klarkommen.

VG Uli
 
Hallo @uliguit !

Dann führe die für dich relevanten Tests doch selbst durch und veröffentliche diese hier!

Ebenso könntest du so Bereiche testen, die Gerd Gieses Test deiner Meinung nach nicht berücksichtigt/abdeckt hat.

Dein Bericht würde mich und höchstwahrscheinlich auch Andere sehr interessieren und dadurch ein umfassenderes Bild der Servos liefern.

Gruß
Nick

Hallo Nick,

ja genau, das ist der Plan. Siehe dazu auch meine Post #48.

Edit: Wenn der Hersteller von seinem Produkt überzeugt ist wird er mir sicherlich die Testexemplare zur Verfügung stellen. Ich würde es an seiner Stelle tun!

VG Uli
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Uli,
habe auch noch neben meinen FBL Helis auch noch Paddelhelis am Start. Man kann allerdings von einem Servo z.B. auch nicht erwarten, dass es bei unterschiedlicher Spannung das gleiche Moment aufbringt.

Grüße Chris
 
Hi zusammen,
zunächstmal ist es prinzipiell positiv, dass Gerd so einen Bericht seiner Aktivitäten veröffentlich - das schon mal vor dem Hintergrund der immer wieder aufflammenden Diskussion über sogenannte "hochwertige Komponenten" - und ich frage mich dann immer was genau das überhaupt ist und welche Voraussetzungen für solche Aussagen an der Stelle zugrundegelegt werden.
Als Test würde ich das was Gerd publiziert hat in gänze nicht bezeichnen, da es für einen Test immer eine Spezifikation geben muss. Das ist hier nicht der Fall.
Gerd hat quasi im wesentlichen die Herstellerangaben gegengeprüft und weiter eigene Schlüsse mit in sein Resumee eingebaut.
Was es auf keinen Fall war ist ein Vergleichstest.
Wenn somit dem ein oder anderen etwas fehlt, steht es ja jedem zu das selber zu ermitteln. Rückschlüsse daraus zu ziehen um zu vergleichen ist somit unmöglich.
Jedenfalls wäre mal interessant mehr über den Hersteller zu erfahren, da der Vertrieb im wesentlichen über eine branchenfremde Firma erfolgt. Der Hersteller ist sicher nicht - wie üblich in der Branche - Chaservo. Chaservo ist zu 99% ein ein Brand :-)
 
...Jedenfalls wäre mal interessant mehr über den Hersteller zu erfahren, da der Vertrieb im wesentlichen über eine branchenfremde Firma erfolgt. Der Hersteller ist sicher nicht - wie üblich in der Branche - Chaservo. Chaservo ist zu 99% ein ein Brand :-)

@joe196500

Dann hast du anscheinend den Eingangsbeitrag nicht in Gänze gelesen, denn dort wird deine Frage bezüglich des Herstellers eigentlich beantwortet :

"Im Spätfrühjahr 2021 hat das KST Management die Firma CHASERVO gegründet. Sie soll als Innovationsplattform dienen und die bestehende Palette bei KST ergänzen."

Gruß
Nick
 
Zuletzt bearbeitet:
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