wie Graupner "Perfekt-Rümpfe" (ABS) kleben?

Also, ich hab mal früher ABS Rennboote zusammengebaut. Um mal auf die anfangsfrage zurückzukommen :
Stabilit ist Spaltüberbrückend , das hilft bei nicht ganz genau ausgeschnittenen Teilen.
Sekundi war immer nur zum fixieren der Rumpfhälften.

Mit Füllpulver wirds halt sehr heiss und unglaublich hart, was zum nachbearbeiten schlecht ist.
MfG,
Sebastian
 
Um mal auf die Anfangsfrage zurückzukommen

hoi Sebastian,
nicht so wirklich...
Der Rumpf ist ja noch heil. Und Spaltfüllung (z.B. beim Einkleben von Spanten) könnte man ja auch mit mittelviskösem CA und "Pfuschpulver" realisieren, dann schmilzt es sich nicht durch den Rumpf :D

Noch einmal: ich denke, dass zur Blütezeit der ABS-Rümpfe Cyanoacrylate einfach noch nicht üblich waren und dass man deswegen Stabilit Express genommen hat. Aber heute?
Wie würdest Du denn heute ABS-Rümpfe innen mit Glasgewebe laminieren? SE oder CA niedrigviskös?
Wie würdest Du denn heute Einbauten einkleben? SE oder CA mittelviskös+Füller?

LG Bertram
 
Glasgewebe mit CA auf ABS kleben geht gut. Für Spanten würde ich Stabilit nehmen, da das Füllpulver nicht da bleibt wo es soll.
Grüße
 
So, 7 Jahre später habe ich Lösungen gefunden...
Stabilit Express scheint aus dem Handel mehr oder weniger verschwunden zu sein. Angeblich bei Obi - gab es aber nicht, stattdessen

Boldt Turbocoll - der auf dem Zettel die schöne Wort Methylmetacrylat und Dehnbarkeit 25% enthielt. Als zweiten Bewerber holte ich mir bei einem Zahntechniker sozusagen pures PMMA:

ProBase cold (baugleich mit Paladur)

1680884436862.png


Um die Haftung an ABS-Rümpfen zu testen habe ich einen Graupner "Perfekt-Rumpf" genommen, der seit 30 Jahren unberührt in der Schachtel lag. An diesem habe ich vier Klebebezirke an der Rumpfkufe abgeklebt, zwei davon auf der unangetasteten oxidierten, die beiden anderen auf angeschliffener Oberfläche.
Dort habe ich vier "Knödel" mit eingebetteter Büroklammerschlaufe plaziert, um die Knödel damit später beim Abreissversuch zu entfernen:

1680884498205.png


Ich habe absichtlich schlampig gearbeitet (ungenaues Mischverhältnis, nicht extrem angepresst etc.), um richtig schlimme worst case-Verhältnisse zu haben!

Die Verarbeitungszeit beider Materialien ist kurz (5min). Aushärtung in 50-60°C heissem Wasser wäre nicht schlecht - hier habe ich mich auf sehr knappe 45min bei nur 18°C Raumtemperatur beschränkt.

Danach war Probase wirklich glashart, Turbocoll zeigte eine gewisse Nachgiebigkeit. Ich dachte, ich hätte ziemlich gut gemischt, aber es wirkte in der Aushärtung ein wenig inhomogen - evtl. wäre das bei 25° und nach ein paar Stunden nicht mehr so gewesen.

Der Abreissversuch war beeindruckend! In keinem Fall konnte ich den Klebeknödel an der Trennfläche lösen:

1680884906154.png


Aus dem leicht nachgiebigen Turbocoll zogen sich die Büroklammern heraus, beim Probase brach sie heraus (rechts, Klammerfuss nicht genügend mit PMMA überdeckt) bzw. riss der gesamte Knödel ab (links). Die dazu nötige Kraft war so hoch, dass ich Angst hatte, den Rumpf zu beschädigen! Am abgerissenen erkennt man, dass Teile des ABS mit abgerissen wurden (verm. der oxidierte Bereich?):

1680885118661.png


Abschliessend würde ich sagen, dass beide Kleber wohl sehr gut funktionieren - sie kleben wie die Hölle. Turbocoll wäre wohl bei sich biegenden Flächen zu bevorzugen (Glasfaser-Rovings rund um Kabinenhaubenöffnung, beliebte Bruchstelle bei ABS-Rümpfen), Probase/Paladur bei harten Verbindungen (Fahrwerksspanten, Motorspanten, Flügelaufnahmen).

Spezieller Hinweis: ProBase/Paladur sind nicht so einfach anzumischen wie z.B. Epoxy:
  • man muss es nicht rühren, sondern das Pulver mit der Flüssigkeit tränken und dann "anteigen" lassen, es verliert dabei nach wenigen Minuten seine knirschende Eigenschaft. Wer es noch nie gemacht hat, sollte sich das von einem Zahntechniker mal zeigen lassen.
  • Das (flüssige) Methylmetacrylat verdunstet recht schnell - nur von den vier Knödelchen wurde ich in einem kleinen Arbeitszimmer fast besoffen. Das ist nicht mit der Arbeit in einem grösseren Labor mit Absaugung zu vergleichen!!

Als nächstes werde ich versuchen, die Innenseite des Rumpfes mit dünnem Probase zu beschichten (es muss wegen der Verdunstung wohl mit transparenter Haushaltsfolie abgedeckt werden), damit man anschliessend eine normales Glasfaser/Epoxy-Laminat aufbauen kann. Dazu warte ich aber noch auf wärmere Temperaturen, damit ich das im offenen Wintergarten machen kann.

LG Bertram
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten