Wie repariere ich eine gebrochene Deckschicht

sponi

User
Beim Warten aufs Christkind im Bastelkeller hat mein Enkel einen Bauermann-Rumpf aus der Ecke geholt. Nach kurzer Suche tauchten auch die Flächen und das Höhenleitwerk wieder auf. Jetzt muss er natürlich wieder hergerichtet werden, so der Enkelauftrag.
Nun das Problem: der Rumpf hat im Leitwerksträger längsrisse in der Deckschicht. Das Laminat ist nicht durchgebrochen, man könnte wahrscheinlich so auch noch fliegen.
Wie könnte das repariert werden? Nur ausschleifen und Gelcoat drauf oder Plätzli?
Hier Fotos von den Stellen:
20201224_091901.jpg


20201224_091832.jpg
 
Hallo Klaus,

Bei dem zweiten Bild, denke ich, dass dort sich der Gelcoat und die Erste Schicht Gewebe abgehoben haben.
Wenn du den Flieger länger benutzen möchtest, solltest du doch mal innen schauen, wie weit das Material angerissen ist.
Ich weiß viel Arbeit und weniger Zeit mit dem Enkel. Ansonsten alle Risse bis zum Gewebe runter schleifen und eine neue Schicht Gelcoat.

Wünsche dir und deiner Familie ein schönes Weihnachten, bleibt Gesund.

Lg Marcus
 
Für mich sieht das fast so aus, als ob das kein Gelcoat sondern eine Lackierung ist.

Ich habe nämlich auch so einen Kandidaten.
Den hatte ich nach einer Reparatur komplett abgeschliffen und mit 1K Spritzspachtel und 1K Lack neu lackiert. Das Ergebnis war super.
Jedoch begannen sich so etwa nach der 2./3. Saison genau solche Risse wie auf Deinem Bild zu bilden.
Ganz besonders in Bereich des Seitenleitwerkes.

Meine Vermutung ist, dass Grundierung und Lack nach vollständiger Aushärtung einfach zu hart und zu spröde sind, um den elastischen Verformungen des GFK im Flugbetrieb (bei mir viel alpiner Hangflug mit entsprechen anspruchsvollen Landebedingungen) folgen zu können.
Inzwischen ist besonders das Leitwerk und Leitwerksträger überzogen von einem Netz aus Haarrissen in der Lackschicht.
Teilweise beginnen Stellen aufzuplatzen, wie auf Deinem Bild.
Die Struktur des GFK ist bei mir 100% i.O.

Die graue Schicht, die unter dem Lack bei Deinem Bild erkennbar ist, könnte wie bei mir auch Grundierung sein.
Zur Reparatur mußt Du die Stelle aber eh aufschleifen, dann wird sich zeigen, ob die GFK Struktur beschädigt ist. Auch auf sogenannte Weißbrüche achten, bei denen nur weiße Linien als die Struktur schwächende Beschädigungen erkennbar sind.

Mir wird nix anders übrig bleiben, als den Rumpf erneut komplett abzuschleifen und neu zu lackieren.
Aus der gemachten Erfahrung heraus wohl eher mit 2K Grundierung/Lack.

Gruß
Eddie
 

oliver23

User
Bevor du das so lackierst, wie Eddie, solltest du einen Haftvermittler, für Kunststoff vorlackieren und dann erst Grundierung und Lack auftragen
 
Die Haftung des 1K Lackes/Grundierung ist absolut i.O.
Die Risse entstehen definitiv aufgrund der Sprödigkeit.

Schaden wird ein Haftvermittler sicher nicht, aber auch nicht die Risse verhindern.
 

Gideon

Vereinsmitglied
Mir wird nix anders übrig bleiben, als den Rumpf erneut komplett abzuschleifen und neu zu lackieren.
Aus der gemachten Erfahrung heraus wohl eher mit 2K Grundierung/Lack.

(EPIKOTE Resin MGS GR) T35, das üblicherweise als epoxykompatible Deckschicht verwendet wird, ist stark flexibilisiert und speziell für derartige Anwendungen entwickelt worden. Wenn Lack, dann bitte 2K-Polyurethan und zusätzlich elastifiziert.
 
Danke für die Info, Gideon.
Wie wird das EPIKOTE Resin MGS GR verarbeitet bzw. welche Vorbereitung ist erfordelich?
Wird einfach auf das "nackte" GFK gespritzt?

Beim Lackieren habe ich die Erfahrung gemacht, dass man, insbesondere in reparierten Bereichen, ohne Grundierung viele Pinholes erhält und die vorherige Grundierung daher unerlässlich ist.
Kann bei EPIKOTE Resin MGS GR darauf verzichtet werden?
Falls ja, wie gleicht man ohne Grundierung kleine Unebenheiten aus?

Gruß
Eddie
 

Gideon

Vereinsmitglied
Das wird in erster Linie als Gelcoat verwendet, dazu in die Form eingebracht (gespritzt oder gepinselt), klebefrei ausgehärtet und dann mit Epoxydharz der Laminataufbau gemacht. Das ist die typische Verwendung und sollte allgemein bekannt sein. T35 kann aber auch verdünnt als Topcoat verwendet werden, da es luftseitig klebefrei aushärtet und sehr gut poliert werden kann. Lies dazu einmal das technische Datenblatt durch, darin stehen wichtige Hinweise.

Ich würde aber PU-Lack empfehlen, da höher pigmentiert und dadurch bereits in dünnen Schichten besser deckend.
 
Die Verarbeitung in der Negativform ist mir geläufig.
Das Positivverfahren eher weinger.
Da werd ich mich mal mit beschäftigen, ebenso mit PU-Lack...

Danke & Gruß
Eddie
 

sponi

User
Danke erstmal für die sehr hilfreichen Hinweise. Ich werde morgen mal die schlimmste Stelle anschleifen und den Schanden näher betrachten.
Besteht Interesse an weiterem Bericht?
Gruß
Klaus
 

heikop

User
Aber natürlich, ich habe am Big Excel auch so eine Stelle, allerdings lange nicht so ausgeprägt und daher
bisher ignoriert.
 
Klar möchten wir wissen wie es weiter geht. Hier sind nun auch Experten mit guten Ratschlägen vertreten, dafür schon einmal Danke an alle.

Lg Marcus
 

sponi

User
Also ich habe die schlimmste auf die Schnelle angeschliffen. Die Risse sind neben der Klebenaht entstanden und sind praktisch durch. Morgen schleife ich draußen den Rest an dann schau mer mal. Ich gehe aber davon aus, dass es auf Plätzli hinausläuft. Ich werde berichten.
Hier ein Bild der geschliffenen Stelle.

Laminat.jpg


Gruß
Klaus
 
Das sieht jetzt doch eher nach Gelcoat aus - soweit das nach den Fotos beurteilbar ist.
Da könntest Du ja den Tip von Gideon mit dem T35 ausprobieren.

Statt Plätzli kannst Du bei so einer Reparatur auch passende Flicken zuschneiden.
Die erste Lage so groß, dass sie gerade bis über den geschäfteten Bereich geht.
Die nächsten Lagen dann jeweils etwas kleiner. Soviele Lagen aufbringen, dass die Reparaturstelle etwas dicker ist, als das gesunde Laminat. Ggf. auch eine Lage unter 45°. Aber das ist bei so einer kleinen Reparatur m.E. auch vernachlässigbar.
Danach bündig schleifen.

Plätzli funktioniert genauso.
Die ellenlangen Diskussionen darüber, welche Methode nun die korrekte Statik ergibt, sind nach meiner Erfahrung bei so einer kleinen Reparatur nur theoretischer Natur.
Ich habe beide Methoden schon mit gutem Erfolg angewendet.

Gruß
Eddie
 
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