Wieviel Pleuellagerspiel ist normal?

Hallo,

zwei meiner Motoren, der Blackhead und der (offenbar gut gebrauchte) ST G51 haben "etwas" Spiel am unteren Pleuellager. Man sieht eben, dass der Hubzapfen wechselseitig anliegt .. er bewegt sich kaum, drückt nur den Ölfilm auf verschiedenen Seiten raus.

Hier ein kleines Video: https://www.dropbox.com/s/rbl7qnxbpfmtqtx/lagerspiel.mp4?dl=0

Beim Laufen ist bei beiden nichts zu bemerken.

Gruß,
Christian
 
Rizinus - weil's besser is'

Rizinus - weil's besser is'

Hallo Christian,

das untere Pleuelauge ist das am höchsten belastete Bauteil im Motor.
Häufig werden von "Motorspezialisten" zu niedrige Ölanteile im Sprit empfohlen, weil das moderne Synthetiköl angeblich viel besser schmiert als Rizinus. Dann verschleißt die Bronzebuchse im Pleuel recht schnell. Ist der Motor ruiniert, hört man dann: "...habe ja gleich gesagt, dass E-Motoren besser sind..."
Bei deinen Motoren sieht das aber noch gut aus. Ein ausgeschlagenes Lager hat schon mal 0,3-0,5mm Luft. So ein Motor klappert dann schon sehr deutlich. Im Teillastbereich ist das Pleuelauge dann lauter als der Auspuff.
Für den Blackhead solltest du 18-20% Ölanteil nehmen. Der ST G51 kommt auch mit 15-18% Syntetik aus. Oft haben die alten Vergaser auch Probleme mit der niedrigen Viskosität von vielen Synthölen.
Ich verwende z.B. 10% Rizinus und 7,5% Molsynth150 in fast allen Motoren von 2 - 20 cm3.
Das Rizinus ist gut für den Korrosionsschutz, der Synthanteil verhindert Ablagerungen von Ölkohle und Verharzungen.

Schön, dass du die alten Schätze wieder betreiben willst.
Gruß Andreas
 
Ja, leider ist die Spritbeschaffung etwas schwierig geworden und ich muss nehmen was ich kriege, aber ich fülle den modernen Syntetiksprit mit 16% Öl meist für die alten Motoren mit Rizinus auf 20% Öl auf.
Als erstes muss ich aber wieder ins Fliegen reinkommen, hab jetzt aus verschiedenen Gründen 3 Jahre nichts gemacht..
 
Hallo !

So pi mal Daumen kannst du ab 3% des Zapfendurchmessers Maßunterschied zwischen Zapfen und Pleulbohrung als Punkt nehmen, ab dem es so langsam verschlissen ist.
Ab 4% (ausser in Sonderfällen ) ist es hinüber.
Grüße ,
Sebastian
 
Hallo,

Ab 4% (ausser in Sonderfällen ) ist es hinüber.
Das wäre bei meinem ollen OS MAX III 15 RC der Fall .. da sieht man den klaffenden Spalt zwischen Hubzapfen und Pleuelauge :D

lagerspalt.jpg

Nachtrag: Ich hab leider keine professionellen Messmittel, aber ich kann einen schmalen Streifen 160g Karton "saugend" dazwischenstecken, der mit der Mikrometerschraube gemessen 0.17mm hat. Der Hubzapfen hat 4mm .. also > 4.25% .. der hats hinter sich?

Der ist aber einfach komplett auf, hat auch fast keine Kompression mehr usw ... aber hübsches Dekostück ;)

Soweit ich gehört habe passiert sowas bei den alten Stahlgarnituren und Pleuel und Bronzebuchse sehr gerne (in erschreckend kurzer Zeit) wenn jemand modernen 12-15% Synthetiksprit verwendet?
Die alten Anleitungen verlangten ja 20-25% Rizinus. Ich habe für die Testläufe solcher Motoren immer meinen "Tornado"-Synthsprit mit 15.5% Synthetik und 1% Rizinus mit zusätzlichem Rizinus auf 23% Öl aufgefüllt.

Gruß,
Christian
 

Bernd Langner

Moderator
Teammitglied
Hallo Christian

Es kann am zuwenig Öl liegen aber auch am schlechten Material
Ohne Öl müßte Materialabtragungen auf dem Zapfen sein.
Wurde der Motor mit zu großer Last betrieben kann sich das Auge auch geweitet haben.


Hier mal zwei baugleiche Motoren wobei rechts eine ältere Serie ist wo das Pleuel zu schwach ausgelegt war
Folge davon das Auge weitet sich auf.

Hornet.jpg

Was ich da reingesteckt habe ist ein kurzes Stückchen Kupferdraht.

Gruß Bernd
 
Laufen tun die Motoren auch mit deutlich größerem Spiel, aber man verhunzt sich dann auch den Kurbelzapfen.
Manche kleine Rennmotoren brauchen ca. 0,2mm Spiel, da die Kurbelwelle flext. Aber normalerweise muss da nicht so ein großes Spaltmaß sein.
Drücken soll das Pleul aber auch nicht.

Grüße !
 
optimales Lagerspiel

optimales Lagerspiel

Hallo,

es ist schön zu lesen, dass es immer noch Modellflieger gibt, die sich mit Methanoler auseinandersetzen.

Das optimale Lagerspiel beträgt z.B. am Kurbelwellenzapfen mit 6mm Durchmesser 6/100mm und am Kolbenbolzen mit 4mm Durchmesser 4/100mm.
Weniger Spiel ergibt Abrieb auf dem Kurbelwellenzapfen und dem Kolbenbolzen, was früher oder später zu Pleuelbrüchen führt.
Größeres Spiel beeinträchtigt die Leistungsabgabe des Motors. Bei 10/100mm Spiel im Durchmesser habe ich die Pleuel immer ausgewechselt.

Diese Erfahrungswerte funktionieren bei 15000 U/Min genauso gut wie bei 32000 U/Min.
Voraussetzung ist natürlich, dass das untere Pleuelauge mit einer Lagerbuchse versehen ist. Bei dem oberen Pleuelauge reicht das Aluminium als Lagerfläche aus. Der Kolbenbolzen sollte dabei fest im Kolben sitzen.
Diese Werte habe ich ausschließlich bei Markenmotoren eingestellt. Von Billigmotoren sollte man eh die Finger lassen, es sei denn man fliegt nicht gerne. Das A und O eines guten 2-Takt Motors sind die verwendeten Metalllegierungen und die kosten Geld.

Das Lagerspiel messen geht mit einfachen Mitteln sehr gut. Auf den entfetteten Kurbelwellenbolzen einen 2mm schmalen Tesafilmstreifen kleben, dann sollte das Pleuel saugend aufgeschoben werden können. Tesafilm hat eine Stärke von 5/100mm.

Gruß Bruno
 
Auch wenn es jetzt etwas Off-Topic wird .. da der obige OS MAX III 15 ja prinzipiell sowieso ruiniert war, dachte ich, ich kann an dem mal ein paar Restaurationstechniken testen.

Also habe ich mit dem Kolben tempern, wie es hier in anderem Thread (afair von Rennsemmel) beschrieben wurde, begonnen.

Nach den ersten 15s erhitzen, hatte er Klapperpassung .. vermutlich habe ich da erstmal nur den Rizinuslack runtergebrannt ..
Nach nochmal 30s war er wie vorher, aber noch reichlich Spiel.
Dann hab ichs übertrieben und 2min erwärmt, das gab straffe Presspassung .. autsch.

Dann habe ich ihn nach dem alten Demuthbuch mit etwas Ceranfeld-/Metallpolitur im Zylinder wieder eingeschliffen, bis er gerade etwas stramm einschieben ging und den Motor einen Tank mit 25% Rizinusöl kotzend fett laufen lassen. Es sieht aus, als würde es gut werden. Ich hatte bloss die Zylinderfußdichtung (der hat ja noch kein Integralgehäuse, sondern einen Stahlzylinder mit Stahlrippen) beim Abbau ruiniert und durch eine aus Karton geschnittene ersetzt, die hat aber beim warmen Motor dem Druckwechsel am Überströmer nicht standgehalten und durchgeblasen/Nebenluft gezogen. Also muss ich etwas Dichtpapier beschaffen um eine korrekte Dichtung zu fertigen.

Wenn das klappt, sehen was ich bzgl. des Pleuels tue. Ich habe das Spiel aber offenbar überschätzt .. ein 0.14er Kupferlackdraht passt nicht in den Spalt und es klappert beim Laufen auch noch nicht. Gelegentlich sehe ich aber Angebote für NOS Ersatzteile, da der 15RC offenbar scheinbar das gleiche Teil verwendet und der weitverbreitet war.
Vermutlich sollte ich das endgültige Einlaufen aber erst mit dem neuen Pleuel tun, damit der Kolben nicht gegen eine Kante im Zylinder schlägt .. oder passiert der Verschleiß primär am (weicheren) Kolben und das ist unkritisch?

Gruß,
Christian

PS: Natürlich hab ich ihn nach der Polituraktion peinlichst gereinigt.
 
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