Wofür steht kv

Hallo

Bei Antriebsvorschlägen finde ich neuerdings unter anderem einen Wert von z.B. 1000 KV für den Motor.
Wofür steht KV, Kilovolt ist es ja ganz sicher nicht !

Hans
 

FamZim

User
Hi

Ja da streiten sich die GEISTER !!

1000 kv soll heissen 1000 Umdrehungen Pro ein Volt Betriebsspannung ?!
1kU/V wäre auch richtig, aber es geht ja alles GLOBAL :D

Gruß Aloys.
 

Oli_L

Vereinsmitglied
Hallo,

naja, die Umgangsprache lässt grüßen.
An sich ist kv oder KV keine Einheit, sondern das Formelzeichen für die Drehzahlkonstante eines Elektromotors, genauso wie "I" für Strom, "U" für Spannung, etc.

Die physikalische Einheit der Drehzahlkonstanten kv ist "Umdrehungen pro Minute pro Volt" also U/(min V), oder rpm/V im Englischen. Unser "U/min" ist da auch schon wieder missverständlich ;) , da U hier Umdrehungen heißt.

Die Drehzahlkonstante beschreibt demnach, welche Leerlaufdrehzahl bei einer bestimmten Spannung zu erwarten ist.

Ein Motor mit einer kv von 1000 U/(min V) hat also bei einer angelegten Spannung von 10V 10000 U/min.
Dann geht noch Groß- und Kleinschreibung durcheinander... kV = Kilovolt ;)

Zu allem Überfluss heißt diese Motorkonstante auch manchmal "spezifische Drehzahl" mit der Abkürzung ns, z.B. im DriveCalc. Ist aber dasselbe.

Gruß,
Oliver
 

haschenk

User †
Hallo Oliver,

ich bin mit dir weitgehend einig, nur hier lege ich Einspruch ein:
Zu allem Überfluss heißt diese Motorkonstante auch manchmal "spezifische Drehzahl" mit der Abkürzung ns, z.B. im DriveCalc.

Die Bezeichnung "spezifische Drehzahl" ist nicht überflüssig, sondern beschreibt die physikalische Eigenschaft des Motors, um die es geht; nämlich die Leerlaufdrehzahl pro Volt Betriebsspannung; bzw. daß die absolute Leerlaufdrehzahl proportional der Betriebsspannung ist. Das ist nicht anders wie bei vielen anderen technisch/wissenschaftlichen Größen, die man zweckmäßigerweise auch "spezifisch" (d.h. bezogen auf eine andere Größe) angibt.

Das Formelzeichen "ns" (mit dem "s" tiefgestellt) drückt das im deutschsprachigen Raum auch aus: "n" ist üblicherweise das Formelzeichen für eine Drehzahl, und der Index "s" steht üblicherweise für "spezifisch" (manchmal auch "spez" als Index statt nur "s").


Die Sprach- oder Schreibweise "xxxxkv" ist also grottenfalsch; etwa, wie wenn man bei einem Akku "xxxxU" oder "xxxxSpannung" sagen würde. Irrtümer und Fehlinterpretationen sind da geradezu programmiert. Leider ist das nicht mehr auszurotten, wie manches Andere im Modellbau auch.


Wäre noch nachzutragen:
"kv" kommt aus dem englischen Sprachgebrauch. "k" steht allgemein für einen Koeffizient (Beiwert), und "v" kommt von velocity = Geschwindigkeit. "kv" heißt also "Geschwindigkeitskoeffizient" oder korrekter "Drehzahlkoeffizient" oder "Drehzahlkonstante".

Wenig bekannt ist, daß der Kehrwert der Drehzahlkonstanten gleich dem "spezifischen Drehmoment" (= Drehmomentkonstante) ist; die Drehmomentkonstante gibt an, wieviel Drehmoment (gemessen in Nm) der Motor pro Ampere erzeugt.


Gruß,
Helmut
 

Sushi

User
Jungs, ich bin stolz auf euch: Auf Hans, dem die KV komisch vorkamen genau wie auf die drei, die es richtig und nahezu erschöpfend erklärt haben. Sollte man z.B. im Wiki vielleicht eine Seite anlegen, auf der derlei Mißverständnisse mal zusammengetragen und aufgeklärt werden (Der Akku hat 4000 Ampere, das Servo hat eine Kraft von 13kg, welche Spannung braucht die LED, etc)?

LG, Björn
 

Oli_L

Vereinsmitglied
Hallo Helmut!

ich bin mit dir weitgehend einig, nur hier lege ich Einspruch ein:
Die Bezeichnung "spezifische Drehzahl" ist nicht überflüssig, sondern...
Sorry, ich wollte nicht zum Ausdruck bringen, dass die deutsche Bezeichnung ns überflüssig sei! Sondern "zu allem Überfluß" war nur eine Floskel, mit der ich sagen wollte, dass eine zweite Bezeichnung der an sich identischen Konstante besteht, die beim Neuling für zusätzliche Verwirrung sorgen könnte! ;)

Deine Erläuterung der Herkunft der einzelnen Buchstaben ist aber nochmal hilfreich für den Motorkonstanten-Neuling.

Für die Drehmomentkonstant muss man ns oder kv aber erst in SI-Einheiten umwandeln, sonst wird der Kehrwert falsch ;).
Für die Neulinge: 60 U/min = 1 U/s = 1 1/s 0 1 Hz (Hertz) (Umdrehungen pro Minute ist ja die Frequenz einer periodischen (Dreh-)Bewegung, genauso wie bei Schwingungen und Wellen)

Eine schöne anwendungsbezogene Erklärung der Zusammenhänge gibt es im technischen Teil des Faulhaber-Katalogs.

Viele Grüße,
Oliver

PS: wer iss'n hier alles von Haus aus Physiker oder Ingenieur? ;)
ich...
 
Gegenfrage:

Bei den Brushless Motoren werden auch KV angegeben.

Die Drehzahl bestimmt aber doch nicht die Spannung sondern die Drehfeld Frequenz und diese ist abhängig vom Regler was der kann und der Poolzahl des Motors.
 

FamZim

User
Hi

Da die BL Motoren mit Magneten bestückt sind, erzeugen sie je nach Drehzahl eine gegen EMK ! (Generatorspannung).
Wird die höher als die Akuspannung fliest kein Strom IN den Motor um in anzutreiben !
Auch wenn der Steller noch zehn mal mehr Frequenz könnte .
Darum begrenzt diese Spannung die Drehzahl, ganz klare Sache.

Gruß Aloys.
 

haschenk

User †
Hallo,

Oliver:
Für die Drehmomentkonstant muss man ns oder kv aber erst in SI-Einheiten umwandeln, sonst wird der Kehrwert falsch .

"Schnelle Formel" :
Drehmomentkonstante = 955/spez. Drehzahl
Spez. Drehzahl in [Upm/V] eingesetzt ergibt dann die Drehmomentkonstante in [Ncm/A].
Mit den Ncm/A ist bei unseren Motoren besser umzugehen als mit Nm/A.


Heliprof:
Bei den Brushless Motoren werden auch KV angegeben.
Bei BLs ist dabei immer stillschweigend unterstellt, daß sie zusammen mit einem BL-Steller betrieben werden.

Die Drehzahl bestimmt aber doch nicht die Spannung sondern die Drehfeld Frequenz und diese ist abhängig vom Regler was der kann und der Poolzahl des Motors.

Jein (eher nein). Der Steller bildet zusammen mit dem Motor einen Frequenz- und Phasen-Regelkreis. Der Steller liefert immer eine Drehfeld-Frequenz, die gleich der augenblicklichen mechanischen Drehzahl (unter Berücksichtigung der Polzahl) ist.
Der Steller kann das aber nur bis zu einer gewissen Grenze, die durch die Rechenleistung seines µCs gegeben ist, bei höherer Drehzahl kann er nicht mehr folgen, der Synchronismus ist gestört und der Motor ruckelt oder bleibt stehen oder...
Man muß also darauf achten, daß spez. Drehzahl*Betriebsspannung (= Leerlaufdrehzahl) immer kleiner ist als die dem Steller maximal mögliche Drehfeld-Frequenz/Polzahl.

Der Knackpunkt bei den BLs ist, daß die Kombination Motor+Steller sich elektrisch/mechanisch genauso verhält wie ein Nebenschluß- bzw. Permanentmagnet-Gleichstrom-Motor. Deshalb kann man auch mit denselben Begriffen und Formeln arbeiten, u.a. auch mit dem "kv".

Du kannst dir das (etwas vereinfacht) so vorstellen, daß der BL-Steller nur an Stelle des mechanischen Kommutators beim Bürstenmotor tritt. Deshalb werden BLs auch als "elektronisch kommutierte" (EC)-Motoren bezeichnet.


Gruß,
Helmut
 

Sushi

User
Hallo Björn,

da stimme ich voll zu.

Zuerst müssten die Schreiberlinge und die Korrekturleser der Fachzeitschriften verdonnert werden, diese Abhandlung zu lesen. Ich wundere mich, dass ich noch keinen Augenkrebs habe, von dem Unsinn, der oft dort zu lesen ist.

Hier ein aktueller Fall eines Artikels einer sogenannten Fachzeitschrift:
http://www.rc-network.de/magazin/artikel_10/art_10-038/art_038-01.html

Auch hier:
Der verwendete Motor wartet mit nur 1.100 kV auf.

q.e.d.

PS: wer iss'n hier alles von Haus aus Physiker oder Ingenieur?

Will mal einer werden ;-) und versuche mich an E-Technik...



LG, Björn
 

Sushi

User
Hättest du den Rest des Threads gelesen, wüsstest du, dass es richtig k_v=1100 1/(minV) oder (minV)^-1 oder oder oder geheißen hätte, auf keinen Fall aber 1100kV, denn bei 1100 kV würde dieser motor nur noch eines tun, nämlich verbrennen.

LG, Björn
 
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