Zerstörung der Demokratie?

Julez

User
Hallo Julez, hallo depronator,

der bemühte Versuch aus dem Zitat die Aussage herauszudestilliern, dass der Kapitalismus alleine an allen Kriegen bis zum heutigen Tag schuld sein soll nur um damit zu belegen, dass es per se falsch ist, ist vorsichtig ausgedrückt gewagt.

Was soll denn dann der Sinn des Zitates sein?
Ich würde sagen:
Der Kapitalismus, sowie sämtliche andere Wirtschaftssysteme, trägt den Krieg in sich wie die Wolke den Regen.

Das wäre richtig. Wenn ich jetzt aber den kursiven Teil weglasse, wäre es alles andere als gewagt, mir zu unterstelle, ich würde dem Kapitalismus mehr kriegstreiberische Tendenzen unterstellen als anderen Wirtschaftssystemen.
 
So langsam geht es in Richtung der Schulden-Falle. Eigentlich kann nur verteilt werden, was bereits verdient also erarbeitet und via Steuern dem Staat zur Verfügung gestellt wurde. Ich schätze, wir leben von Geburt an in einer Art Schuldenumgebung, nur so funktioniert der aktuelle Finanzkram.

Egal, wer Staatsanleihen kauft, leiht dem Staat z.B. 100.- und bekommt natürlich dafür etwas, ein Papier und einen Anspruch auf Rückzahlung sowie eine Zahlung von z.B. 1,5% Zinsen je Jahr, das Darlehen kann 20, 10 oder fünf Jahre oder ein Jahr laufen. Der Staat findet leicht die Abnehmer für diese Papiere, weil, er kann ja nicht pleite gehen? (Nee, er nicht, nur seine Bürger, die mit ihrem Vermögen derzeit die Staatsschulden absichern.)

Jetzt kommt wieder etwas Perfides aus meiner Café-Sicht. Die erste Herausforderung wird auftreten, wenn die Laufzeit der Staatsanleihe erreicht ist, dann müsste der Staat die 100.- zurückzahlen. Genau das macht er eben nicht, weil er es nicht für notwendig erachtet oder schlicht das Geld nicht hat, siehe oben. Also müssen die 100.- Schulden bei den dann geltenden Zinssätzen neu vereinbart werden. Wenn nur 0,5% Zinsen fällig werden, wie jetzt, wäre das o.k. und sehr günstig. Nur blöd z.B. für die Versicherungsfirmen, die müssen zu einem Teil Staatsanleihen für die monatlich eingehenden Lebensversicherungsbeiträge kaufen und bekommen kaum Zinserträge...für ihre eigentlich zugesagten Prämienausschüttungen.

Gut, aber was ist, wenn dann 6% Zinsen beim Überrollen der Anleihen gefordert würden. Das wird dann zur zweiten Herausforderung. In so eine Phase könnte die verschuldete Welt jetzt gehen. Aber so lange die Zinsen für Regierungen billiger sind als die Schuldzurückzahlungen??? Wer steuert nochmal diese Zinshöhen? Ach so, mmh, die ZB.

https://www.cnbc.com/quotes/?symbol=US10Y Dann auf "All" klicken, oben in der Zeitleiste, dann kommt der langjährige Zinsverlauf der States.

Mmh, ist doch etwas umfangreicher, als ich dachte, um Abschätzen zu können, ob die Demokratie in einzelnen Staaten etwas via Staatsschulden zu beeinflussen ist. Ganz zerstört ist sie ja noch nicht.
Soll sie auch nicht, es muss ja weiter beim Geldtransfer "mitgeschnitten" werden können, auch darum geht es möglicherweise.
Gruss Dietmar
 
Bei mir hat es zur Professur VWL gar nicht gereicht, ich möchte allerdings fragen, was die Staatsverschuldung mit Demokratie zu tun hat?
Wir haben auch paar Länder, die eine sehr kleine Staatsverschuldung (Stand 2014) aufweisen:
Saudi-Arabien (Islamistische Monarchie) - 1,5% des BIP
Iran (Islamistische "Republik") - 11,8% des BIP
Russland ("Lupenreine Demokratie") - 15,6% des BIP
Afghanistan (keiner weiß es genau) - 6%
oder auch nicht:
Venezuela (Sozialistisches Paradies) 2014 - 51%, 2018-161%
Japan (Demokratie, oder?) - 235%
Quelle: Statista.de
Die Liste kann beliebig fort geführt werden. Ich sehe absolut keinen Zusammenhang, außer dass in bestimmten Kreisen versucht wird die Staatsverschuldung mit der Demokratie zu verknüpfen.

Und jetzt muss ich was für BIP machen.
Gruß
Juri
 
Hallo Juri, willkommen in der Matrix der Finanzen, mit dem BIP-Support hatte ich heute um 06:00 begonnen...
Bitte noch etwas Geduld, die Geld-Kneifzangen kommen bald...

Momentan sind/waren die Zinsen in den States niedrig, sehr vereinfachend wäre die Zinslast z.B. jetzt bei 20 Schulden-Billionen bei 0,75% etwa 150 Milliarden, bei 1,5%, also 300 Milliarden USD je Jahr oder je Kopf 83 USD je Monat. Die werden üblicherweise über Steuern aufgebracht, die die Regierung erheben muss! Sonst wird das Land sogleich als zahlungsunfähig eingestuft, wenn es die Zinszahlungen einmal nicht zustandebringt... und bekommt keine Staatsanleihen mehr verkauft, das wäre die Staatspleite.

Würden die ZB in einer koordinierten Aktion die Zinsen zu stark anheben, dann könnte es jetzt sofort sicher lustig werden, dann wird die Matrix eben sofort real.

Bei 6% wären es nach einiger Zeit an Zinsen eben 1200 Milliarden USD p.a., und eine neue oder geänderte Steuer wäre erforderlich, diese Summe zu erheben, die für jeden Kopf etwa 333 USD je Monat hereinholt, zusätzlich. Wie soll das bitte gehen?

Damit würde die Falle zuschnappen und die Politiker müssten damit rechnen völlig stigmatisiert zu werden -weil sie haben es zugelassen und nix rechtzeitig gesagt- und eventuell sogar, wie in Island?, im Gefängnis landen.

Die einzige Massnahme wäre, laut kleinem Buch "Staatsbankerotte", die Staatsschulden stets sehr klein zu halten... Zu spät.
Wie könnten denn nun die Beeinflussungen der Demokratie erfolgen?
Sorry für diesen letzten "Cliffhanger", später den Rest meiner Einschätzungen.
Gruss Dietmar
https://www.nationaldebtclocks.org/debtclock/unitedstates
 
Kurzfassung für den eiligen Leser

Kurzfassung für den eiligen Leser

Vereinfachend könnte man auf folgende Idee kommen. Die heutigen Geldkocher bringen einen Staat dazu, die Staatsverschuldung stark anwachsen zu lassen, kann über Jahre gehen. Dann kommen andere Staaten oder der IWF mit Geld=Darlehen, um zu helfen, die Schulden zu überrollen. Mit der Staatsverschuldung als Damokles-Schwert kann die Demokratie im verschuldeten Staat beeinflusst oder gar zerstört werden:

D ist grob mit etwa +2 Billionen an Staatsanleihen verschuldet. Die Staatsanleihen können zu grossen Teilen in Händen anderer Länder liegen, z.B. hält China sehr sehr viele aus den States.

Daher erhält China natürlich Zinszahlungen in Milliardenhöhen, ganz ohne Strafzölle, hihii. Das wäre die erste Wechselwirkung, aber... würde China alle Staatsanleihen auf einen Schlag verkaufen wollen, keine Ahnung, was dann passiert. Es wäre eine zweite sehr böse Wechselwirkung.

Druck auf die Politik könnte daher ausgeübt werden, durch die ZB via plötzliche Zinserhöhungen/Zinssenkungen oder eben andere Länder oder Supra-Gremien (IWF, EU-Kommission), egal, was ein Parlament beschliessen will... Ihr habt es vielleicht direkt vor Euren Augen, siehe Griechenland, Italien...
https://www.cnbc.com/2018/11/06/eu-...-italy-if-no-budget-change-dombrovskis--.html

Und so ist das, wenn man alles für sich herausholen will bei den Wahlen, dann hier das Kreuz machen
--> https://www.cnbc.com/2018/04/11/and...r-president-promising-free-cash-handouts.html


Idealerweise holt man so das Geld rein:
https://www.bild.de/politik/inland/...len-spuerbar-teurer-werden-58315312.bild.html

Meine private Meinung, das Deutschland, wie wir es erleben, ist eine Art von rechtlich strukturiertem Besatzerkonstrukt mit GG platziert auf grossen Teilen der Landfläche des früheren deutschen Reiches. Daher sehe ich eine Demokratie mit Leitplanken, wir könnten ja...
und wir haben keinen Friedensvertrag, aber die meisten von uns sind für den Frieden... höre ich immer wieder.

Eine direkt von unseren Bürgern angenommene Verfassung gibt es leider bis heute nicht. Die DDR war ein "Protektorat", zunächst unterstellt der Macht im Osten. Es wurde an den westlichen Teil, also das andere abgegeben, unter der Annahme, die noch weiter westlich liegende ferne grosse Macht würde ihre Truppen dann auch abziehen.

Das Nachfolgende hier soll bereits im Jahre 1863 gesagt worden sein..:
“Die Wenigen, die das System verstehen, werden so sehr an seinen Profiten interessiert oder so abhängig sein von der Gunst des Systems, dass aus deren Reihen nie eine Opposition hervorgehen wird. Die grosse Masse der Leute aber, mental unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne zu mutmassen, dass das System ihren Interessen feindlich ist”.

>>Dietmar: Aus Arturs Eingangspost: ""Was halten super reiche Menschen wie Rupert Murdoch oder Robert Mercer von der Demokratie?"" Das ist --> ..."werden so sehr an seinen Profiten interessiert oder so abhängig sein von der Gunst des Systems, dass aus deren Reihen nie eine Opposition hervorgehen wird." Die Demokratie interessiert sie schlicht nicht, sie verdienen sehr gut an ihr.

Viele Andere sind heute mangels richtigen und vor allen Dingen vollständigen Informationen nicht in der Lage zu begreifen, da Facebook und Google, wie Artur richtig bemerkte, bereits die Nachrichten vorfiltern, ruft nur mal bitte die Google News App auf<<

Das wars. Danke fürs Mitlesen und dank an Artur, der mit diesem Thread den Anstoss für mich gab.
Gruss Dietmar
 
Was wäre denn gefährlich für unsere Demokratie?
Verfassungsschutz nennt als Gefahren linken, rechten und islamischen Extremismus.

Wenn die Judikative ausgehebelt wäre, z.B. wenn ein Intensivtäter 200 Sozialstunden für Schwerverbrechen bekommt, weil seine 200 Cousins wissen, wo der Richter wohnt. Oder wenn ein Topmanager bei Steuerhinterziehung in Millionenhöhe deutlich unter Minimalstrafmaas und eine linientreue Publizistin gar nicht bestraft würden.

Wenn Legislative geschwächt wäre, weil MdBs sich mit Terroristen und Kriegsverbrechern aus aller Welt treffen würden, statt ihrer Arbeit nachzugehen.
Wenn eine "deutsche" Partei aus dem Ausland mitgegründet, mitgestaltet und mitfinanziert wäre.

Das haben wir ja, zum Glück, nicht. Oder?

Immer noch optimistisch
Juri
 
.. was die Staatsverschuldung mit Demokratie zu tun hat?

Macron z.B. ist ein ehem. Goldmann Sachs Mann. Die Finanzen Frankreichs stehen auf wackeligen Füßen, Macron und das ganze Land davon abhängig, dass sich die EZB und die ganze sonstige Maschinerie als huldvoll erweist. Die Herren könnten binnes Tagesfrist den Supergau heraufbeschwören.
Wem ist Macron also mehr verpflichtet - seinen Wählern, oder den Bankiers, die am Schicksal Frankreichs so interessiert sind wie du an der Schneckenpopulation im Garten?

Zahlreiche Firmen im Euroraum existieren überhaupt nur mehr deshalb, weil die EZB den Leitzins extrem niedrig hält. Es ist also billig, Geld zu leihen, entsprechend hoch sind die Schulden dieser Firmen.
Man nennt solche Firmen Zombiefirmen.
Gibt es einen kleinen Konjunkturabschwung, gehen die sofort in den Bankrott.
Oder jemand von Goldmann Sachs oder Blackrock kauft sie für ein Butterbrot und macht, natürlich mit weniger Angestellten und Gehalt, weiter.

Oder der Staat selbst übernimmt die Sache.
Wen werden die Angestellten fürderhin wählen? Klar jene, die sich für sie einsetzen.

Die Demokratie verkommt zum Kampf um Pfründe und Ressourcen.


Grüße
Andi
 
Wen werden die Angestellten fürderhin wählen? Klar jene, die sich für sie einsetzen.

Ich glaube, das wäre zu kurz gedacht. Man siehe Griechenland oder Italien. Da wurden oft die gewählt, die sich für Ärmere einsetzen. Diese sind dann daran (unbewusst, hoffe ich) interessiert, dass es mehr Benachteiligte gibt, die sie wählen. Das ist keine Demokratie, sondern Sozialismus. Und Sozialismus ist dann vorbei, wenn "das Geld anderer" alle ist.

Gruß
Juri
 
Frankreich scheint aktuell eine Herausforderung "mit dem Geld anderer" zu bekommen. Wie wären sonst die Aktionen, nach weiteren Erhöhungen der Spritsteuern, unter dem Label "Gelbe Warnwesten" zu erklären? Hier sehe ich, es braucht ne Farbe und eine "griffige" Bezeichnung, schon geht´s ab. Nur nicht in unseren co-opted-Medien mit minimaler Berichterstattung darüber?
Wir bekommen täglich unseren TV-Löffel auf allen Kanälen mit der Kombimedizin?
Aus der CDU-Apotheke von Herrn Seibert: Spahnbestrahlung in der Märzwinterkühle unter Zugabe von verkrampten Karrenbauerinfusionen. :cool:
Gruss Dietmar
 
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