Zur Ruderkinematik

Hallo zusammen,

ich merke immer wieder, dass beim Aufbau der Ruderkinematik so einige Basics falsch interpretiert werden. Auch tun wir uns öfter mal schwer, die optimale Rudermimik an den Flügel anzupassen.
Da helfen Progrämmchen, die schon zur Verfügung stehen, und sehr bequem zu bedienen sind. Sie stammen nicht von mir, sondern von Dieter Baurecht , Franz Durstberger und Wolfgang Korosec. Vielen Dank dafür!
Ich wollte die Progrämmchen nur noch mal aus der Vergessenheit holen. Sie basieren auf dem offenen Programm GeoGebra:

Servo-Ruder Anlenkung ( Dieter Baurecht ): https://www.geogebra.org/m/xjawuwxq
Servowegsimulator (Franz Durstberger): https://www.geogebra.org/m/FYNe93XS
Servoanlenkungssimulator (Wolfgang Korosec): https://www.geogebra.org/m/M2yrUm8s

Zum Spiel:

Ein gewisses kleines Spiel wird im Servogetriebe immer vorhanden sein, das liegt in der Natur der Sache. Die Auswirkungen des Spiels werden nun betrachtet.

Hypothese:

-Halbieren der Servoarmlänge reduziert das Spiel.

Gegenargument:

Das Spiel stammt aus der Winkelbewegung des Servogetriebes und hat folglich bei einem kurzen Servohebel eine kleine lineare Bewegung des Gestänges zur Folge. Das ist erstmal gut so.

Aber:

-kleine Servohebel verlangen auch nach kleinen Ruderhörnern. Und hier ist die Situation genau umgekehrt als beim Servohebel:

-die geringe lineare Bewegung wird am kleinen Ruderhorn wieder vergrößert.

Fazit:

Durch Verkleinern der Servoarmlänge kann das Spiel nicht verringert werden. Allerdings steigen die Kräfte in dem Gestänge, dies wiederum benötigt stabile Gelenke, Gestänge, Scharniere und Lager. Der Verschleiß steigt auch, das Spiel kann größer werden.

Regel: halbe Servoarmlänge bedeutet doppelte Gestängekraft und Lagerkraft in allen 4 Gelenken.

Optimieren:

Das Servo sollte einen möglichst großen Drehwinkel durchfahren, weil das Spiel unabhängig vom Drehwinkel gleich groß bleibt.
Der Servohebel sollte so groß wie möglich sein, aber dennoch die gewünschten Randbedingungen erfüllen. (Möglichst wenig im Luftstrom stehen, Platz für Gabelkopf, etc.). Der Ausschlag des Ruders wird da weitere Grenzen setzen.
Klar, die Differenzierung der Hebel (Nulllage außerhalb von 90°) sollte vorab mechanisch festgelegt sein, um elektronische Verstellungen gering zu halten.

Hier ein Beispiel, erstellt mit dem Programm von Dieter Baurecht:
Beispiel: Servo mit 40 Ncm Drehmoment. (Achtung: Hebel in mm)
Servohebel und Ruderhebel bilden ein 4-Gelenk-Getriebe.

Im ersten Beispiel haben die Hebel die gleiche Länge. Der Ausschlag am Ruder ist zu groß. Gestängekraft 40 N.
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Hier wird der Ausschlag reduziert durch Halbieren der Servoarmlänge. Die Gestängekraft und das Ruderdrehmoment verdoppeln sich:
1639738251686.png


Um die Gestängekraft zu reduzieren, werden die Länge von Servohebel und Ruderhorn verdoppelt.
Die Gestängekraft halbiert sich dadurch, was günstig ist.

1639738293633.png

Mit zunehmendem Ausschlag des Servoarms steigt die Gestängekraft, im Beispiel werden die 40 Ncm immer zunehmen. Klar, weil der wirksame Hebelarm geringer wird. Das habe ich hier aber nicht mehr vorgestellt, da sollte jeder mit dem Programm selber spielen.

Lagerkräfte:
Drehmoment= Kraft mal senkrechtem Hebelarm. Die Kraft am Hebel darf vektoriell in den Drehpunkt gelegt werden, wenn ein Drehmoment symbolisch hinzugefügt wird.

1639738506195.png

Fazit: in allen 4 Lagern unseres Viergelenkgetriebes (Abtrieb Servogetriebe, Gelenk des Servoarms, Gelenk des Ruderhorns, Ruderscharnier) wirken gleichgroße Kräfte. Die Verschraubung des Servos, z.B. im Flügel, erfährt die gleiche Kraft wie das Gestänge.

Die Programme sind auch sehr hilfreich, wenn es darum geht, Durchbrüche im Flügel auszulegen, die Lage des Servos zu definieren, Servoabtrieb nach vorne oder nach hinten, Form des Ruderhorns.

Grüße
Klaus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, Andreas. Hier ist auch eine Beschreibung des Progarmms dabei, gut so.

Bei Dieter Baurecht ist noch zusätzlich die Kraft im Gestänge dargestellt, was aus meiner Sicht sehr wichtig ist, weil sie oft unterschätzt wird, z.B. bei Silikonscharnieren, oder bei Schaumwaffeln, wo einfach der geschäumte Flügel einen elastischen Scharnierbereich bekommen hat, durch weglassen von Material.

Zum Bild in meinem obigen Beitrag mit dem Kurbeltrieb: die Quelle ist: Lehrerfreund.de
https://www.lehrerfreund.de/technik/1s/kraeftepaar-und-drehmoment/4049

Vielleicht kann das der Modi noch gleich neben das Bild schreiben.
Danke und Gruß
Klaus.
 
Zuletzt bearbeitet:

piei

User
@ Klaus, nehmen wir dein 3. Beispiel, 10mm Servoarm und 20 mm Ruderhorn , nehmen wir auch an, dass das ein Höhenruder ist, 50cm Spannweite und 10 cm Rudertiefe. Ich fliege Akro und ziehe mit 150 km/h voll durch.... wieviel Kraft muss das Servo in diesem Moment aufbringen um den vollen Ausschlag zu bringen ? , denn das würde mir helfen, eine Servo Auswahl zu treffen.
Ich möchte jetzt nicht wissen, wieviel Druck auf dem Gestänge ist, was sicher viele Interessieren würde , und sich beim Bauen eines Modell sicherlich schon mehrmals gefragt haben,,, ein wie starkes Servo soll ich einbauen...

Gruss Peter
 
@ Peter,

Deine eigenen speziellen Zahlen darfst Du gerne einsetzen.
Das ist nicht das Thema hier. Hier ging es um die grundsätzlichen Zusammenhänge.

Gruß
Klaus.
 

piei

User
Eben, es geht ja um die Anlenkungen von Modellen... für mich sind das grundsätzliche Zusammenhänge, da gehört das Flugzeug in die Luft und das gibt zusätzlichen Druck auf Ruder ,Gestänge, Servo und Ruderarm und Servo., abhängig von Anschlag und Geschwindigkeit..

Mit dieser Tabelle könnt ihr berechnen welche Servoarm und Ruderhorn länge, welchen Ausschlag ergeben, und zudem, wieviel Stellkraft und Ruderkraft es braucht und gibt, bei welcher Geschwindigkeit. Das hilft zur Beurteilung der Servoauswahl...
 

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  • Ruderwege ASH 25 wk innen kreuz 22.11.18.xls
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