Ich bin "Wildflieger". Das heißt aber nicht, dass ich wild fliege (... von reeeechts ...), da bin ich eher der Ruhige. Aber ich bin in keinem Verein, obwohl es einige in der näheren Umgebung gibt. Und so gehe ich gelegentlich mal eine Stunde an einen der vielen Hänge im Voralpenland, fliege eine Zeit lang möglichst da, wo sonst niemand unterwegs ist und fahre wieder heim. Die Einzelaufstiegsgenehmigung (tolles Wort) macht es möglich. Jeder hat da so seine eigenen Gewohnheiten.
Dafür schien mir der ALBATROS 4 von Schneider-Modell sehr geeignet.
Der ALBATROS 4 ist ein Zweckmodell mit 4170 mm Spannweite und V-Leitwerk. Die Motorisierung und ein Rad machen ihn eigenstartfähig, man braucht also keine Schleppmaschine oder Startwagen. Er kommt auf ein Abfluggewicht von etwa 6,5 kg, damit lässt er sich noch gut aus der Hand starten. Ich dachte zwar, dass ich Bodenstart machen könnte, aber dafür braucht man eine gleichmäßig kurz gemähte Wiese, ein Golfplatz wäre gut, aber die lassen mich nicht. Daher probierte ich zuerst einen Handstart, der sehr gut funktionierte. Siehe das Video.
Während der zweiten oder dritten Landung, die leider etwas schräg war, verabschiedete sich das Rad, das ich später durch eine abnehmbare Kufe ersetzt habe.
Das Modell ist komplett aus Holz, wie bei Schneider-Modell üblich. Ein schlanker Kastenrumpf, ein großes V-Leitwerk und ein Doppeltrapezflügel - das kennt man von modernen Hochleistungsseglern.
Der Antriebsstrang besteht aus einem BL-Motor Hacker A40-10L V4, 500 kV, einem Akku 5S, 5000 mAh TopFuel ECO-X, einem Klapp-Propeller aero-naut CAM 13 x 8", einem Spinner mit 45 mm Durchmesser und einem 60 A Turnigy Plush-Regler.
Kurze Baubeschreibung
V-Leitwerk
So ein Leitwerk spart nicht nur Gewicht, da es nur aus zwei Teilen besteht, sondern ist auch einfach herzustellen, da beide Hälften gleich aufgebaut sind. Frästeile aus 3 mm Sperrholz mit ovalen Löchern zur Gewichtsersparnis werden mit 2 mm Balsa beidseitig kaschiert. Die Leitwerksteile werden in einem Winkel von 108,35° (wer kommt auf sowas?) in einer Helling zusammengeklebt und innen und außen noch mit Balsa aufgefüttert. Zwei M6-Nylonschrauben halten das Leitwerk auf dem Rumpf. Man könnte nun zwei HR-Servos direkt in die Dämpfungsflächen einsetzen. Das gefällt mir aber nicht, da es einerseits hinten viel Gewicht bringt und andererseits die Servos überstehen. Ich habe die HR deshalb mit zwei CfK-Rohren, außen 8 mm, innen 6 mm, von vorne im Rumpf angesteuert. Die Ruderhörner habe ich aus Messingblech hergestellt und so gebogen, dass sie locker aneinander vorbei gehen.
Der Kastenrumpf
Die Rumpfseitenteile werden jeweils aus drei Sperrholz-Frästeilen zusammengeklebt. Im Bereich der Kabine und unter der Flügelauflage kommen noch Verstärkungsbretter rein. Es gibt nur vier Spanten, zwei im Motor- und zwei im Flügelbereich. Im Rumpfende liegt waagerecht ein Befestigungsbrett für das V-Leitwerk.
Eine Besonderheit möchte ich hier erwähnen. Bisher kannte ich es so, dass Rumpfboden und -deckel auf die Seitenwände geklebt werden. Hier kommt ein sogenannter "Sargdeckel" zum Einsatz. 5 x 5 mm Kiefernleisten werden um 3 mm nach innen gerückt auf die Seitenwände geklebt. Deckel und Boden werden dann versenkt mit den Seitenwänden verbunden, was automatisch einen geraden Rumpf zur Folge hat.
Für die beiden Servos (V-Leitwerk) hat man im Kabinenbereich zwei Bretter mit entsprechenden Ausfräsungen zur Auswahl.
Den Motorspant habe ich neu gemacht, weil mein Motor andere Befestigungslöcher hat.
Das Fahrwerk besteht aus zwei etwa dreieckigen Sperrholz-Frästeilen, die ich an ein Rechteckbrett mit dem Rumpf verklebt habe. Später habe ich die Kufe auf dieses Brett geschraubt. Der Hersteller empfiehlt ein Rad mit 76 mm Durchmesser. Ich habe aber ein FEMA-Rad für "schwere Modelle" mit 88 mm Durchmesser genommen.
Später kam die Kufe.
Kabinenhaube
Die Kabinenhaube besteht aus dem Rahmen, zwei Abschlussbrettern hinten und vorne und zwei Sperrholz-Bögen, die aus jeweils zwei Teilen zusammengeklebt werden. Ich habe diesmal mittelblaues Plexiglas, 0,5 mm dick, verwendet. Das sieht sehr elegant aus.
Flügel
Der Flügel hat eine gerade Endleiste, die Nasenleiste ist zweimal zurückversetzt und der letzte Teil ist zusätzlich mit einer V-Form versehen. Der gesamte Flügel hat somit eine V-Form von rund 1,5°, die aber schon durch das Steckungsrohr vorgegeben wird.
Der Holm besteht aus einer Sperrholz-Verkastung mit Einschnitten für die Rippen (Kamm). Oben und unten werden noch 5 x 10 mm Kiefernleisten geklebt. Im vorderen Teil wird zusätzlich eine 2 x 10 mm Leiste aufgebracht.
An die Rippennasen kommt eine 3 mm Balsaleiste. Wenn die im Profilverlauf verschliffen ist, wird mit 2 mm Balsa beplankt. Zuletzt kommt eine 5 mm Balsa-Nasenleiste drauf.
Die Bereiche der Klappen und Querruder haben wieder Sperrholz-Teile mit Einfräsungen für die kürzeren Rippen. Zusätzlich läuft noch eine 3 x 5 mm Kiefernleiste als Hilfsholm im hinteren Teil des Flügels durch.
Wenn die Oberseite fertig beplankt ist, wird der Flügel umgedreht und die Klappen und Querruder von unten gebaut. Der 5 mm Balsaholm wird mit Stecknadeln auf Abstand gehalten. Gleichzeitig markiert man mit den Stecknadeln die Umrisse der Klappen auf der Oberseite. So weiß man später, wo die Klappen ausgeschnitten werden müssen.
Die Dreiecke (Rippen) der Klappen sind alle gleich groß und deshalb im Plan auch nicht nummeriert. Die Dreiecke (Rippen) der Querruder sind nummeriert, da die letzten drei (27, 28, 29) schon im Bereich des Knickes liegen und damit ein paar Zehntel mm kleiner sind. Aber ehrlich, man merkt es nicht.
Die Endleiste wird aus einem 80 mm breiten, 2 mm dicken Balsastreifen gemacht. Sie liegt auf dem 3 x 5 mm Hilfsholm auf und steht 15 mm über die Rippenenden über.
Die Flächensteckung besteht aus einem Stab einer hochfesten Alu-Legierung. Das Rohr ist aus CfK laminiert.
Alu-Stab: 15 mm Durchmesser, CfK-Rohr: 16 mm Durchmesser.
Rohbau
Finish
Die Unterseite der Flügel und des V-Leitwerk habe ich mit ORACOVER "ferrirot" der Firma Lanitz bebügelt. Es ist wohl "ferrarirot", darf aber nicht so genannt werden. Die Oberseite habe ich in cub-gelb gemacht und die Klappen entsprechend entgegengesetzt.
Erstflug
Ich wollte ganz sicher gehen und benutzte meinen Startwagen. Da ich in keinem Verein bin, probierte ich es auf einer normal gemähten Wiese. Die sah schön glatt aus, war es aber nicht. Es gab dort Löcher und Grasbüschel und ein Start war daher nicht möglich.
Dann die Entscheidung: der ALBATROS 4 wird von meinem bewährten Werfer Claus-Peter am Hang geworfen (siehe Video oben).
Es ist ein relativ flacher Hang mit einer Abrisskante nach ungefähr 100 m. C.-P. hebt das Modell hoch und läuft drei Schritte, ich gebe ¾ Gas und das Modell zieht gerade in leichtem Steigflug davon. Vollgas bewirkt einen Steigflug von rund 45°. Der ALBATROS 4 fliegt mit leichter Korrektur auf Höhe einwandfrei. Motor aus und er gleitet die Höhe ab, da weder Thermik noch Hangwind zu finden war. Nach 5-6 mal Motor-EIN setzte ich zur Landung an, noch ohne Klappen. Der ALBATROS 4 lässt sich schön langsam hangaufwärts landen und auch das ungefähr 20 cm hohe Gras störte ihn nicht. Da mir der Schwerpunkt etwas zu weit vorne erschien, habe ich das Blei in der Nase von 350 g auf 200 g reduziert. Der Schwerpunkt liegt jetzt etwa 2 cm hinter dem Holm.
Weil sich, wie oben beschrieben, das Rad bei einer etwas schrägen Landung verabschiedet hatte und ich eine Kufe angeschraubt hatte, hat sich der Bodenstart erübrigt.
Jetzt starte ich das Modell immer aus der Hand, ohne Probleme. Das spart Batteriekapazität.
Dass ein Modell schon beim ersten Flug ohne gravierende Korrekturen fliegt, ist nicht selbstverständlich. Es spricht für die Qualität der Konstruktion.
Mein Résumé
Endlich mal ein Segler mittlerer Größe (4,17m) mit sehr moderner Auslegung (Doppeltrapezflügel und V-Leitwerk) in Holzbauweise. Modelle von Oldtimern, wie z. B. die GÖ 4 oder der Cumulus III f oder die SHK, haben bei ähnlicher Spannweite einen viel dickeren Rumpf und sind daher schlecht geeignet, um sie vom Hang zu werfen. Eine Motorisierung kommt bei solchen Oldies natürlich auf keinen Fall in Frage.
Der ALBATROS-Rumpf ist hingegen schlank und lässt sich sehr gut greifen. Es reicht schon ein ungefähr 10° geneigter Hang, um ihn aus der Hand zu starten. In der Ebene würde ich mich das nicht unbedingt trauen. Für einen Segler mit immerhin 6,5 kg fliegt der ALBATROS 4 aber sehr gut und ruhig. Es beweist sich wieder einmal, dass etwas mehr Gewicht nicht schadet, sondern im Gegenteil für einen ruhigen und eleganten Flugstil sorgt.
ALBATROS 4 - Technische Daten | Einheit | |
---|---|---|
Spannweite | mm | 4170 |
Länge | mm | 2170 |
Flügelfläche | dm² | 138 |
Gewicht | g | ~ 6500 |
Flächenbelastung | g/dm² | ~ 47 |
Schwerpunktposition (hinter dem Holm) | mm | ~ 20 |
Profil | | SD 7080 |
EWD | Winkel° | ~ 1,5 - 2,0 |
V-Form | Winkel° | ~ 1,5 |
Hersteller: Schneider-Modell, Kufstein (www.schneider-modell.at)
Preis Komplettbausatz, kein short-kit: € 493
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