Ein kleiner 4-Takter mit Rohrschiebersteuerung

Hallo zusammen,

ich lese hier schon länger aus Interesse mit, bin aber zugegebener Maßen eigentlich kein "echter" RC-Mensch, jedenfalls übe ich das Fernsteuerhobby seit meinen aktiven Zeiten in der frühen Jugend vor fast 40 Jahren (noch?) nicht wieder aus.

Nachdem ich mich aber seit ein paar Jahren immer intensiver mit der Metallbearbeitung und dem feinmechanischen Funktionsmodellbau beschäftige kam mir auf der Suche nach neuen Projekten Ende letzen Jahres die Idee zum Bau eines 4-Takt Motors, so frei nach dem Motto, „mindestens einen funktionierenden Verbrenner sollte man im Leben mal gebaut haben“…..ha ha ha…...und das Ergebnis will ich Euch nicht vorenthalten.

Nun gibt’s auch auf dem Selbstbausektor schon jede Menge 4-Takt Modellmotoren mit klassischen Tellerventilen, also habe ich mir für mein erstes Motorprojekt gleich die Umsetzung einer etwas ausgefallenen Steuerung ausgesucht. Ein zwischen Kolben und Zylinder befindlicher Einrohrschieber steuert per Schiebe- und Drehschwingung den Gaswechsel.

Diese nach deren Erfindern Burt und McCollum benannte Steuerung fand vor dem zweiten Weltkrieg unter Anderem in einem Einzylinder Motorradmotor der Marke Barr and Stroud Anwendung, zur echten Serienreife gelangte sie jedoch wohl erst in den Flugmotoren der Firma Bristol welche auch in Britischen WW2 Bombern zum Einsatz kamen. Deren 14 Zyl. Sternmotoren des Typs Hercules wie auch die 9 Zyl. Aquila und 18 Zyl. Centaurus Motoren arbeiteten mit dieser Steuerung, alleine vom Hercules Motor sollen 57tausend Exemplare ausgeliefert worden sein.

Ich habe mich aber erst mal mit einem Einzylinder begnügt, denn ich betrachte dieses Projekt als einen Einstieg in die durchaus komplexe Thematik des Modellmotorenbaus. Ob der Motor jemals einem echten Verwendungszweck zugeführt wird steht noch in den Sternen, gedacht ist er zuerst als Funktionsmodell zur gelegentlichen Inbetriebnahme auf dem Gartentisch, vielleicht gelangt er aber auch mal in ein irgendwie geartetes Fahrzeugmodell?

Der Lütte hat folgende Features und Eckdaten:

Bohrung 18mm, Hub 16mm, Hubraum 4.1 ccm, Verdichtung 6.5:1, Luftkühlung, Unterbrecherzündung per Kontakt oder Hallgeber, Zündkerze Rimfire Z2 NS 10-40, Ölsumpf mit Druckumlaufschmierung, Betriebsstoff Normalbenzin bzw Aspen.

Die Dimensionen der Hauptbaugruppen entsprechen damit den Bearbeitungsmöglichkeiten in meiner Etagenbastelbude, viel größere „Kaliber“ kann ich da nicht mehr sinnvoll herstellen, jedenfalls nicht mit der nötigen Präzision.

Auf der Basis entstanden dann die ersten Entwürfe, ich entwickle meine Projekte überwiegend direkt im 3D CAD, so auch hier


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womit wir schon zum Innenleben kommen.

Der Zylinder wie auch der Kolben und die beiden Kolbenringe bestehen aus Kugelgraphitgrauguss GGG60, die dünnwandige Schieberbüchse (1mm Wandstärke) ist aus ETG100, einem hochfesten Automatenstahl, welcher auch unter thermischer Belastung zu äußerst geringem Verzug neigt und sich gleichzeitig mit meinen lütten Werkzeugmaschinen noch vorzüglich bearbeiten lässt. Ebenso sind Kurbel- und Steuerwelle sowie alle weitern Bolzen und Wellen aus ETG gebaut, sämtliche Gleitlager sind mit Lagerbronze ausgebüchst und alle Gehäuseteile sowie der in die Büchse eintauchende Zylinderkopf sind dagegen aus hochfestem Aluminium 7075 hergestellt.


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Die Schieberbüchse wird von einer Steuerwelle vergleichbar einer Nockenwelle mit halber KBW Drehzahl angetrieben, die Anlenkung geschieht dabei über eine 5mm Stahlkugel welche in einer gehärteten und geschliffenen ETG Buchse gleitet.


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Ich wollte natürlich unbedingt eine echte Ölpumpe konstruieren (man gönnt sich ja sonst nix) und den Motor ohne Mischungsschmierung betreiben. Außerdem hatte ich Bedenken hinsichtlich der Schmierungsversorgung des Schieberbüchsenmantels. Also wurde in den hinteren Totraum des Kurbelgehäuses eine Einschub-Zahnradölpumpe eingeschachtelt. Das Konzept erwies sich in der Praxis aber als fragwürdig, doch dazu später mehr.


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Die Triggerung der Zündung übernimmt in der ersten Bauvariante ein Hallsensor welcher dann eine einfache Transistorschaltung mit nach geschalteter Motorradzündspule bedient. Der Sensor wird dabei von einem 4x2mm Neodym Magnet in einem kleinen Messingrotor auf dem Steuerwellenende angesteuert. Dazu gibt’s dann noch eine zweite Variante mit konventionellen Kontakten, auch dazu später mehr.


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Zum zweiten Teil
 
Teil Zwei

Bevor es an die echten Bauteile geht hier noch ein bissel was über das Prinzip der Schieberbüchse und das Timing der Steuerfenster.

Die mit der Steuerwelle rotierende Mitnahmebuchse und die darin befindliche Kugelanlenkung versetzen die von Haus aus mit zwei Freiheitsgraden ausgestattete Schieberbüchse in eine oszillierende Hub- und Drehbewegung welche einen Punkt auf der Schieberoberfläche, in der Projektion auf die Mantelfläche betrachtet, eine ellipsenförmige Bahn ausführen lässt.

Dabei entspricht die Höhenachse der Ellipse dem Hub der Steuerwelle (hier 6.6mm) und die Breitenachse dem Weg des Auslenkwinkels bezogen auf den Mantelumfang, bei mir sind’s +/- 15.5grd und das ergibt bei 20mm Durchmesser 5.4mm. Alle Steuerfenster folgen also dieser Ellipsenbahn, wann und mit welchen Querschnitten sich nun was öffnet und schließt kann nach erfolgter Festlegung der Motorgeometrie nur noch durch Lage und Form der Fenster auf der Mantelfläche der Schieberbüchse bestimmt werden.

Zur besseren Beurteilung der Bewegungen sowie deren Abhängigkeiten habe ich nach Festlegung der Hauptmaße im CAD System eine Animation der Bauteile erstellt:

http://pl-hi.de/JST/SLVE/SLVE_PORTS_02.wmv

Zwei Randbedingungen sind noch von Bedeutung: Die maximale Höhe der Fenster wird durch die Hubcharakteristik des Triebwerkes eingeschränkt, ein Langhuber stellt (bei gleichem Verdichtungsverhältnis) im OT mehr Raum oberhalb des Kolbens zur Verfügung als ein kurzhubiger Motor. Gleichzeitig limitiert die zwingend geforderte Abdichtung des Brennraumes während des Verdichtungs- und Expansionshubes die Höhe der Steuerflächen. Alle Fenster müssen während der Verdichtung und danach mindestens bis zum Ausschub des expandierenden Gases komplett oberhalb des im Zylinderkopf befindlichen, zweiten Kolbenringes verbleiben, sonst hat man dort eine Leckage.

Die Breite der Steuerfenster kann auch nicht beliebig groß gewählt werden, zur Vermeidung von seitlichen Überschneidungen müssen gewisse Abstände verbleiben und man braucht einen reservierten Bereich für die Kolbenringstöße. Und die äußere Zu- und Abgasführung muss ja auf dem Zylindermantel auch irgendwie noch sinnvoll bau- und abdichtbar untergebracht werden, legt also die Lage der korrespondierenden Fenster am Zylinderumfang fest.

Zur Erzielung von großen Fensterflächen und gleichzeitig großen Zeitquerschnitten, was gaswechseltechnisch mindestens genauso wichtig ist, ist eine rechteckige Fensterform per se nicht besonders günstig. Wegen der elliptischen Fensterbewegung führen hier Steuerkanten in Form eines Ellipsenabschnittes oder zumindest einer Schräge zu erheblich besseren Bedingungen, so wurde es bei Bristol ja auch ausgeführt.

Da ich keine CNC Fräse besitze, und das hundertstelgenaue Ausfeilen der winzigen Fenster (dann mit schrägen Kanten) für mich keine Option war, habe ich mich doch zur Umsetzung rechteckiger Steuerfenster entschieden.

Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung einer ganz brauchbaren Rechteckfenstergeometrie unter der Annahme folgender Steuerzeiten:

Auslass öffnet 40grd vor UT und schließt 15grd nach OT
Einlass öffnet 40grd vor OT und schließt 15grd nach UT


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Die damit zu erzielenden, maximalen Fensterquerschnitte sind zwar nicht gerade hochleistungsverdächtig, aber für einen kleinen Stationärmotor sollte es reichen. Die Flächen liegen jetzt bei 14.5 qmm für den Auslass und 23 qmm beim Einlass. Nimmt man bei einer vergleichbaren Zylinderbohrung einen wirksamen Tellerventildurchmesser von ca. 8.5mm an, erhält man einen freien Gasquerschnitt bei vollem Hub von ca. 28qmm pro Ventil. Wie nachteilig sich das aber wirklich auswirkt muss die Praxis dann zeigen.

Hier noch eine Grafik der mit oben gezeigter Fensteranordnung erzielten Zeitquerschnitte, also der echten Flächen von Ein- und Auslass aufgetragen über die Kurbelgrade.


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Leider gibt’s hier noch nen Schönheitsfehler, der (ja gewollte) Kurzhuber lässt grüßen…..ha ha ha…Bedingt durch die geringe Höhe der Fenster fährt im Gaswechsel OT der Kolben mit seiner Oberkante für einen kurzen Moment auf ca. halber Höhe durch die offenen Ports und deckt somit einen Teilbereich ab. Korrigiert sieht die ganze Angelegenheit also so aus:


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Zum dritten Teil
 
Teil Drei

Soweit zur trockenen Theorie und zu den Planungen, nun gibt’ aber endlich Bilder aus dem wirklichen Leben…..ha ha ha….

Nach einer Reihe netter Zerspanungsgänge auf Dreh- und Fräsmaschine schälte sich zuerst das Kurbelgehäuse aus den Rohlingen heraus


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und sah zur Probe zusammengesetzt schon ein wenig nach Motor aus……


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Dann ging’s an die Ölpumpe, welche später hinten im Kurbelgehäuse sitzt


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und mit durch O-Ringe separierte Ringkanäle mit der „Außenwelt“ bzw den Leitungsbohrungen im Kurbelgehäuse verbunden ist. Vorteil, baut sehr kompakt und ist immer dicht; Nachteil, kann leider nur im eingebauten Zustand getestet werden…..ha ha ha


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Weiter ging es mit dem Pleuel welches auch aus hochfestem Aluminium gefräst wurde


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und den restlichen Teilen des Kurbeltriebes.


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Zum vierten Teil
 
Teil Vier

Im nächsten Schritt ging’s der Zylindergarnitur an den Kragen.

Nach dem Drehen des Zylinders aus GGG60 wurden er auf einen Dorn gespannt und im dann Teilapparat die Ports ausgefräst.


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Danach das gleiche Spiel mit der jetzt schon Innen und Außen auf 0.005mm unter/über Endmaß vorgeläppten Schieberbüchse.


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Das ist die Sammlung von Läppdornen und Kluppen sowie Spannvorrichtungen welche man für die Herstellung der gesamten Garnitur benötigt.


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Geläppt wurde mit 400er und 800er Korundpaste. Die Passung Büchse zu Außenzylinder erhielt ein Spiel von 5tausendstel Millimeter und der Kolben aus Grauguss hat 10tausendstel Spiel in der Steuerbüchse aus ETG, hier übernehmen die Kolbenringe die endgültige Abdichtung und der Kolben hat genügend „Luft“ wenn’s mal thermisch „eng“ wird.

Aber vor dem endgültigen Einpassen der Schieberbüchse wurde noch die Anlenkkugel hart angelötet.


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Und mal wieder ein Zwischenstand mit Probezusammenbau.


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Zum fünften Teil
 
Teil Fünf

Nach der Fertigung des Kolbens hat man schon fast alle wesentlichen Bauteile zusammen


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und kann den ersten „Trockenlauftest“ der Garnitur und der Steuerung auf dem Prüfstand namens Drehmaschine machen. Hier zwei nicht soo dolle Videos auf denen man aber die Funktion der Steuerbüchse gut erkennen kann.

http://pl-hi.de/JST/SLVE/JST_SLVE_RT_01.mpg

http://pl-hi.de/JST/SLVE/JST_SLVE_RT_02.mpg


Nun braucht man noch einen geteilten Ring welcher das Zu- und Abgas kanalisiert und an den man den Vergaser und den Auspuff anschließen kann.


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Und natürlich einen Auspuff


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ich habe gleich zwei gebaut, einen zum Krach machen und einen für die nächtlichen Testläufe in der Wohnung…..ha ha ha…..


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Ein Vergaser wurde natürlich auch noch angefertigt, darüber kann ich vielleicht besser noch mal extra berichten.

Die Zündung ist auch so ein Thema welches ich später noch gesondert aufgreifen werde. Nur so weit, mit der Hallsonde war ich wenig glücklich, die Halbleiter hielten nie lange und starben an übermäßiger Hochspannung, die von mir verwendete Schaltung taugte wohl nicht so recht für diese Sensoren.

Um endlich sicher lauffähig zu werden habe ich dann kurzerhand eine Kontaktzündung entworfen und gebaut.


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Der Kontakt bedient aber die alte Transistorschaltung und unterliegt damit nur einer Schaltstrombelastung von ca. 75 mA.


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Die Grundplatte sitzt per Klemmfaust auf dem vorderen Lagerdeckel der Steuerwelle und kann somit zur einfachen Justage des Zündzeitpunktes um +/- 20grd verdreht festgesetzt werden.


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Zum sechsten Teil
 
Teil Sechs

Zum Ende des heutigen Berichts noch eine Übersicht aller Bauteile.

Zu erkennen ist auch eine zweite Schieberbüchse welche ich vor ein paar Tagen nachgefertigt habe. Beim genauen Nachmessen der Steuerzeiten im eingebauten Zustand und per Gradscheibe stellten sich dann doch einige Abweichungen zu den geplanten Zeiten heraus, die Überschneidung im Gaswechsel war um mehr als 30grd zu weit gespreizt ausgefallen.

Die neue Büchse entspricht nun bis auf ganz wenige Grad Abweichung (ein Hundertstel Millimeter Fensterbreite können schon ein halbes Grad ausmachen) der in der obigen Grafik aufgeführten Ausführung. Die Arbeit hat sich gelohnt, mit der „zahmeren“ Büchse läuft der Motor erheblich gutmütiger und springt auch besser an.


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So sieht das dann alles auf dem provisorischen Prüfstand aus, ich habe zu Testzwecken mal einen 25er Propeller angebaut, einfach weil so das Starten erheblich einfacher geht und weil der Motor dann gegen eine Last laufen kann.


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Und zum Abschluss noch ein paar Videos in nun deutlich besserer Qualität von den letzten Laufversuchen.

http://pl-hi.de/JST/SLVE/SLVE_RUNNING_SWI_02.mpg

http://pl-hi.de/JST/SLVE/SLVE_RUNNING_SWI_04.mpg

http://pl-hi.de/JST/SLVE/SLVE_RUNNING_SWI_06.mpg

Für jetzt erst mal Tschüss und gute Nacht vom Achim
 

udogigahertz

User gesperrt
Fantastisch, dieses Projekt, ich bin begeistert. Da hat mal jemand was wirklich cooles geplant und auch ausgeführt. Glückwunsch dazu.

Berichte bitte mehr davon, auch z. B. über die Ölpumpensache. Um den Motor in einem Modellflugzeug einbauen zu können, dürfte diese Ölsumpfschmierung leider nicht sehr tauglich sein, aber dazu war dein Projekt ja ohnehin nicht gedacht, wie ich aus deinem Beitrag entnommen habe.

Grüße
Udo
 
Hallo Achim,
ein wirklich ganz tolles Projekt. Es ist von der Planung bis hin zur Realisierung wirklich sensationell. Zu guter Letzt auch noch diese schöne und nachvollziehbare Dokumentation
Mein äußerster Respekt sei dir gewiss !!!! :)
Gruß -Stephan-
 
Hallo Achim,

das ist Spitzen Modellbau !! Von Leuten wie Dich gibt es leider viel zu wenige.
Bin gespannt auf Dein nächstes Projekt.

P.S. Mit welchem 3D CAD Programm hast Du die Zeichnungen erstellt ?

Mit Turbogrüßen
Alfred
 
Moin zusammen,

und erst mal vielen Dank für Euer positives Echo und Euer Interesse.

Ich wollte ja noch ein wenig auf die Themen Ölschmierung, Vergaser und Zündung eingehen.

Ich fange mal mit der Schmierung an:

Mein Konzept ging von einer Mischung aus Nebel- und Druckumlaufschmierung aus. Kolbenhemd, beide Pleuelaugen, die Steuerungskugel sowie die Zahnräder und die inneren Wälzlager werden durch Ölnebelbildung im Kurbelgehäuse geschmiert, der Nebel bildet sich im Betrieb durch Teilchenmitnahme (drehende Kurbelscheibe, oszillierender Pleuelfuß) aus dem Ölsumpf. Den Rest, also das Vordringen in die letzten Ritzen und Gleitlagerflächen, erledigt die Kapillarwirkung des Öls.

Nur war ich mir unsicher ob dieser Nebel auch reicht um den oberen Bereich zwischen Steuerbüchse und Zylinderwand zu versorgen. Ich konnte in der Planungsphase kaum abschätzen in wie weit die oszillierende Bewegung der Büchse alleine genug Öl bis in den Bereich des Zylinderkopfes transportieren würde. Und ich konnte nicht einschätzen wie schlimm sich eine etwaige Mangelschmierung an dieser exponierten Stelle auswirken würde.

Dieser Bereich der Gleitführung ist ja nicht ganz trivial. Die dünnwandige Steuerbüchse muss im oberen Drittel einen Teil der Verbrennungswärme an den Zylindermantel weiterleiten, gleichzeitig unterliegt sie dem Druck des expandierenden Gases, welcher sie periodisch dehnt und so eine an- und abschwellende Flächenpressung auf die äußere Gleitführung erzeugt.

Auf der Abbildung erkennt man die aufsteigende Ölleitungsführung und die Weiterleitung über einen ringförmigen Kanal zwischen Kurbelgehäuse und Zylinder. Aus diesem gelangt dann das Öl mittels am Umfang verteilten Bohrungen zum Außenmantel der Steuerbüchse.


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Und das ist ein Detailschnitt mit dem letzten Planungs- und Bauzustand, hier gibt’s auch schon die Motorentlüftung und eine Ölregulierungsschraube.


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Die Pumpe funktioniert schon bestens, sie fördert reichlich Öl und baut Druck auf, macht also eigentlich genau was sie soll.

Nur hatte ich vollkommen unterschätzt, dass die Laufgarnitur scheinbar mit den üppigen Ölmengen nicht umgehen kann. In der Praxis führt der Betrieb mit einem für die Pumpenfunktion ausreichenden Ölstand zum Verölen des Brennraumes. Die Kerze ist meist schon nach wenigen Umdrehungen verölt, wenn man den Motor bis dahin nicht zum Durchlaufen gebracht hatte hat man keine Chance mehr und muss die Kerze ausbauen und säubern. Aber selbst wenn er damit in Gang kommt bleibt der Lauf unruhig und das Leerlaufverhalten wird so ungünstig, dass eine Regelung unter Halbgas kaum mehr möglich ist und der Motor irgendwann abstirbt. Entfernt man nun den Zylinderkopf steht auf dem Kolbenboden eine deutliche Ölschicht.

Ich habe dann den Ölfluss Schritt für Schritt reduziert, zuerst die Füllmenge zurückgefahren, dann eine Mengenregulierschraube für den Bereich des oberen Abganges eingebaut und schließlich die Pumpe durch Entfernen des Mitnehmers stillgelegt.

So richtig gut lief es erst mit stillgelegter Pumpe und Minimalmenge Öl im Sumpf. Um wenigstens mit dem Teil rumspielen zu können (sonst wird’s ja langweilig….ha ha ha….) betreibe ich den Motor zur Zeit mit Gemisch 1:50 und einem winzigen Ölvorrat in der Wanne. Damit läuft er sehr zuverlässig, springt sowohl kalt wie warm bestens an und die Kerze bleibt trocken. Soweit ich es bis jetzt beurteilen kann gibt es dabei keine Probleme mit der Schmierung. Die Garnitur zeigt auch nach einigen Stunden Betrieb an keiner Stelle besondere Laufspuren oder gar Schäden und der Ölnebel durch den Blow By reicht augenscheinlich vollkommen zur Versorgung aller inneren Lagerstellen aus.

Nur ist das endgültige Stilllegen der Pumpe ja nicht im Sinne des Erfinders…..ha ha ha….

Mittlerweile glaube ich, dass die Verölung hauptsächlich in dem oder den fehlenden Ölabstreifringen begründet liegt. Ich hatte dieser Angelegenheit bei der Konstruktion zu wenig Bedeutung beigemessen und Hinweise in einschlägigen Quellen überlesen bzw schlicht ignoriert.

Im Betrieb reingucken kann man da ja schlecht, aber ich erkläre es mir so, dass selbst die Pantschschmierung bei randvoller Ölwanne schon zu heftig wird und dann zu viel Ölfilm über das Kolbenhemd in den Brennraum „geschaufelt“ wird. An einer ungenügenden Kolbenringpassung kann es eigentlich kaum liegen, das Tragbild ist bestens, die Vorspannung auch und der Ringspalt ist im eingebauten Zustand auch dicht. Das zeigt auch das Kompressionsverhalten, ich empfinde es (naturgemäß subjektiv) als gut und immerhin kann man den Motor auch ohne Latte nur mit der nackten Hand am 50mm Schwungrad starten.

Um die Sache einzugrenzen werde ich einen neuen Kolben mit wenigstens einem zusätzlichen Ölabstreifring bauen müssen, im Vorhandenen bekomme leider ich keine weiteren Ringe mehr untergebracht.

Das Thema Druckumlaufschmierung bei kleinen und mittleren Modellmotoren scheint eh recht problematisch zu sein. Es gibt bei Serientriebwerken ja kaum reale Umsetzungen, was natürlich auch in der mangelnden Eignung für den überwiegenden Anwendungsbereich des Fliegens begründet sein wird. Die mir bekannten Umsetzungen beziehen sich auf Scale Nachbauten von Automotoren mit 4 oder mehr Zylindern. In den Fällen liegt aber der Ölsumpf erheblich tiefer und somit in einer viel ruhigeren Zone des Kurbelgehäuses.

Eine Alternative für so kleine Motoren könnte noch die Separierung des Ölvorrats vom Kurbelgehäuse darstellen, also eine Trockensumpfschmierung. Zum Einen wird die Ölversorgung dann unempfindlicher gegen schräge Motorlagen, zum Anderen ist es so einfacher den Sumpf als beruhigten Raum auszubilden. Leider wäre das bei meiner Konstruktion nur noch mit einschneidenden Änderungen am Gehäuse machbar.

Fortsetzung folgt

Tschüss vom Achim
 
Moin Moin,

im Gegensatz zu den üblichen konstruktiven Überlegungen zu Kurbeltrieb, Zylinderpassung und Steuerungsauslegung etc. bereitete mir das Thema Gemischaufbereitung doch einiges Kopfzerbrechen.

Denn ohne jede Erfahrung auf diesem Gebiet wird die Dimensionierung der Luft- und Kraftstoffquerschnitte bzw der gesamten Strömungsauslegung eines solchen Teils doch eine echte Raterei. Dummerweise würde man eine Fehlkonstruktion erst nach der vollständigen Fertigstellung, also im ersten richtigen Testlauf bemerken. Und besonders lustig wird’s dann wenn man alles am einzigen, gerade erst zusammenschusterten Eigenbaumotor ausprobieren muss, wenn der dann nicht laufen will weiß man schon mal gar nicht wo dran es denn nun liegen könnte.

Also habe ich mich bei meiner Planung stark an die Konstruktion eines einfachen Drosselkükenvergasers von W. Trötscher angelehnt. Der Ansaugrohrdurchmesser beträgt 6mm, die Kükenbohrung 4.8 und der 2.3mm Düsenstock ragt zur Hälfte in das Küken hinein. Der Grundkörper ist wieder aus Alu 7075, Küken und Düsenstock sind aus Bronze und Messing, die 1.5mm Nadel wurde aus einer Silberstahlwelle geschliffen, der Kegelwinkel der Nadel beträgt 14grd.

Im CAD sah es dann so aus


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und die echten Teile kamen dann so daher


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Leider erwies sich diese Version in den ersten Testläufen nicht als der Hit. Der Motor (oh Wunder) sprang zwar schon nach einigen Umdrehungen am Schwungrad an, starb aber meistens sofort wieder ab. Da an ein wenigstens mal minutenlanges Durchlaufen nicht zu denken war hatte ich auch kaum ne Chance eine geeignete Düsennadelstellung auszutesten. Versuchte ich ihn etwas abzumagern war er danach mit der Stellung nicht mehr zum Leben zu erwecken, wieder zu fett gestellt soff er gleich wieder ab…irgendwann hatte ich fast nen Tennisarm vom aus dem Handgelenk am Schwungrad andrehen….

Der Vergaser war wohl nicht alleine Schuld, hier kam gleich alles zusammen. Ich hatte da noch zu viel Öl im Sumpf, also neigten Brennraum und Kerze zusätzlich zum Verölen. Und die Zündung war nur ganz allgemein nach theoretischen Werten auf ca. 15grd vor OT eingestellt. Mit welcher Frühzündung dieser Motortyp wirklich gut laufen wird lässt sich aber erst im echten Probelauf ermitteln…wenn er denn mal länger und sicher durchlaufen würde….wie sagt der Kabarettist so schön: „ein Teufelskreis“…..ha ha ha….

Nach einigen erhellenden Gesprächen mit erfahrenen Menschen gelangte ich zur Erkenntnis, dass mein Vergaser eventuell in seinen Querschnitten für den Motor etwas überdimensioniert sein könnte. Trötscher verwendet den an 4-takt Motoren im Bereich von 8 bis über 10ccm, dabei sind diese Motoren schon auf Leistung getrimmt und haben im Verhältnis zum Hubraum auch einen erheblich höheren Gasdurchsatz.

Um irgendwie weiter zu kommen erwarb ich dann beim örtlichen RC-Handel einen älteren Enya Vergaser welcher mal für 1.9ccm Glühzünder gedacht war. Hier ist die Kükenbohrung mit 4.2mm etwas kleiner und der Durchmesser des Ansaugrohres liegt auch nur bei 5.5mm.


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Und damit ging dann endlich was, der Motor sprang einigermaßen gut an und lief auch durch. Die Gasannahme war zwar wenig berauschend und der Leerlauf ließ sich kaum befriedigend einregeln, aber ich konnte mich jetzt wenigstens zielgerichtet mit den anderen Betriebsparametern wie Zündung und Schmierung beschäftigen.

Zum zweiten Teil
 
Teil Zwei

Aber dieser Enya war letztlich wenig nach meinem Geschmack, eine allgemein üble Verarbeitung, alles hakelt und klemmt. Deswegen habe ich meinen Selbstgebauten wieder rausgeholt und etwas gepimpt.

Der alte Vollgasquerschnitt von 12.6qmm wurde durch Aufdicken und Verlängern des ins Küken ragenden Teils des Düsenstocks auf 5qmm verkleinert. Gleichzeitig habe ich jetzt eine durchgehende 0.8mm Austrittsbohrung im Düsenstock eingebracht, die Öffnungen weisen dabei jeweils senkrecht nach oben und unten.


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Hier noch ein direkter Vergleich der Querschnitte beim Enya und beim Achim-Vergaser…..


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Und mit dem Umbau funktioniert auch mein Vergaser jetzt prima, sogar besser als der gekaufte Enya.

Der Leerlauf kann damit nun sicher auf unter 2000 Touren runtergeregelt werden, die Gasannahme bis Vollgas ist zwar noch nicht immer ruckelfrei aber wie ich finde schon recht ordentlich. Den Tank habe ich jetzt auf ein Flüssigkeitsniveau leicht unter Düsenstock legen können, und es ist problemlos möglich den Motor nebst ganzen Prüfstand im Lauf weit über 45grd nach oben zu neigen, der Motor magert dann zwar ganz leicht ab, läuft aber stabil weiter. Und er springt eigentlich immer sofort an, nur den handmade Choke anwenden (Ansaugöffnung zuhalten), zweimal durchdrehen und ab geht’s mit echten Zündungen.

Das zeigt doch wohl, dass der Vergaser nun grundsätzlich nicht ganz ungeeignet ist….

Nur die Hauptdüsenregulierung ist leider etwas unkomfortabel ausgefallen. Ich hatte kein M3er Feingewinde Werkzeug im Hause und habe deswegen normales Gewinde verwendet. Das gepaart mit dem 14grd Nadelwinkel ergibt für meinen Motor einen sehr kleinen Einstellbereich. Die Grundstellung liegt gerade mal bei ¼ Umdrehung geöffnet, der nutzbare Verstellbereich dann bei maximal +/- 5grd an der Stellschraube, das ist schon extrem fummelig.

Obwohl nun alles schon ganz nett funktioniert würde ich doch gerne noch eine bessere Gasannahme im Übergang von Teil- zu Vollgas realisieren und noch einen weiteren Vergaser bauen. Welche Bauart ich umsetze ist noch nicht ganz entschieden, vielleicht wird es wieder ein Kükensystem, dann aber mit dem heute üblichen Zweidüsen-System und per schiefer Ebene seitlich verschobener Leerlaufnadel.

Andererseits reizt mich auch eine Bauart welcher von den Jungens des Craftsmanship Museum in deren Seal Engine Projekt umgesetzt wurde. Die Konstruktion ist ein bissel exotisch und steuert die drosselstellungsabhängige Spritzufuhr durch den verschiebbaren „Trompeten-Venturi-Einsatz“.

Ich habe das Teil mal auf meine Querschnitte angepasst und baubar durchkonstruiert…ist gerade erst vom „Reißbrett“ gefallen……


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Fürs Gasgeben wird hier nur der grüne Kegel mit dem Hebel dran bewegt. Der blaue Zylinder mit den O-Ringen und das beige Düsenröhrchen sind per Stiftschraube fest verbunden und diese Einheit kann dann per Gewinde zwecks Feinregulierung der Leerlaufstellung axial verschoben werden.


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Was meint Ihr, macht die Konstruktion Sinn oder widmet man sich lieber dem Bau eines konventionellen Küken- und Zweidüsensystems wie es heute fast alle Nitro-Motoren haben?

Tschüss vom Achim
 

Rolf Germes

User gesperrt
Hallo Achim ! ;)

Zweidüsensystems wie es heute fast alle Nitro-Motoren haben?

Zweinadelsystem . Im Prinzip funktioniert Dein vorgestellter Vergaser gleich dem Prinzip der Gegennadel , nur anders umgesetzt .

Bei Deinen Fähigkeiten würde es mich reizen den letzten Vergaser zu bauen , ist er doch ebenso ungewöhnlich , wie die Art der von dir gewählten Viertaktsteuerung .

Der Vergaser von Wolfgang Trötscher hat nur eine Nebenluftbohrung , ebenso der von Enya .
Bei Vergaser für Methanolmotoren gibt es oftmals ein Problem im Betrieb mit Benzin , weil die spritführenden Bohrungen zu groß sind und die Nadeln zu stumpf . Der Methanoler benötigt ca die doppelte Menge an Kraftstoff , bei Pi mal Daumen gleichen Volumen an Gemischdurchsatz .
 
Moin Moin zusammen,

da ich zwischenzeitlich etwas Muße fand mich endlich mit dem Bau des zweiten Vergasers zu beschäftigen, möchte ich das Thema hier noch einmal aufgreifen.

Auch wenn das Konzept meines kleinen 4-Takters für echtes RC-Fliegen gänzlich oder zumindest wenig geeignet ist, mag doch eine detaillierte Beschreibung des Themas Gemischaufbereitung und Vergaserauslegung am konkreten Beispiel eines 4ccm Benziners für den Einen oder Anderen RC-Piloten dennoch von Interesse sein.

Umgesetzt wurde nun doch nicht die oben schon mal erwähnte Vergaserversion der Seal Engine, sondern eine Konstruktion in eher konventioneller Rundschieberbauweise, so was wie eine Mischung aus einfachem Motorradvergaser und dem üblichen Zweinadel RC-Methanol Typ. Und da ich ja damit nicht fliege, ich aber den störenden Einfluss des sich verändernden Spritniveaus auf die Gemischbildung genauso leid war (Drucktank ist aber nix für mich), habe ich dem Vergaser gleich noch eine Schwimmerkammer spendiert. Dieses Feature ist natürlich für Euch Flieger wenig brauchbar, kann aber vollkommen losgelöst vom Rest des Funktionsprinzips betrachtet werden.

Hier zuerst mal meine Konzeption:


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Ich habe sehr wenig Lust bei Nichtfunktion gleich alles oder zumindest ganze Baugruppen neu bauen zu müssen. Und da die Konstruktion einer Gemischfabrik etwas größere Unwägbarkeiten als das Design eines Pleuel oder einer Kurbelwelle birgt, ist der Vergaser sehr modular aufgebaut. Fast alle systemrelevanten Bauteile lassen sich einfach neu anfertigen sowie austauschen, was dann aber aufgrund der diversen Verschraubungen zu einer leicht „zerklüfteten“ Gestalt führt…ha ha ha…..

Für ein Standmodell stört mich die Form und die überflüssige Dimensionierung nun überhaupt nicht, will man so was aber für einen Flieger bauen müsste die ganze Konstruktion mit den gesammelten Erfahrungen des Prototyps natürlich erheblich vereinfacht und verschlankt werden. Also bitte nicht zu sehr dran stören, ich betrachte das nur als Entwicklungsbasis für Experimente mit dem System Vergaser und nicht als ein verkaufbares Endprodukt.

Okay, im Einzelnen funktioniert das so:

Der Sprit gelangt über das Schwimmerventil in die Schwimmerkammer und von dort über eine hohle Traverse von unten in das Hauptgehäuse.


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In der senkrechten Zuleitungsbohrung sitzt oben die Hauptdüsennadel aus 1.5mm Stahldraht, Kegelwinkel 10grd, Bewegungsgewinde M4x0.35. Oberhalb des Nadelsitzes läuft das Benzin dann in einem horizontalen Kanal zum rückwärtigen Bereich des Mischrohres. Das kleine Mischrohr ist ein einzelnes, leicht austauschbares Drehteil und wird mit einer Verschlussschraube nach außen abgedichtet und in seiner Lage fixiert.


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Der 6mm Rundschieber trägt die mitfahrende Teillastnadel, die Hauptbohrung des Ansaugweges beträgt 6mm welche sich im Venturibereich auf 5mm verjüngt. Mittels der variablen Komponenten Mischrohr, Teillastnadel und Stirnform des Schiebers sollte nun eine breite Experimentierbasis geschaffen sein.


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Dann ging es an die Fertigung, hier die Einzelteile des Innenlebens noch ohne Schwimmerkammer.

Die etwas skurril anmutende Hebelei wurde zur Führung und Betätigung des Schiebers sowie zur Begrenzung der Stellwege nötig, ich verfüge ja hier nicht über die Annehmlichkeiten eines Gasservos.


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Der Auftriebskörper besteht aus einem dünnwandigen Alubecher, zuerst mit 0.3mm Wandstärke vorgedreht und nach dem Verkleben mit UHU-Plus dann von außen auf ca. 0.1mm Reststärke reduziert. Die Ventilnadel wird mittels Hebelübersetzung durch eine Blechlasche betätigt.


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Und zusammengebaut sieht das dann so aus:


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Zum Zeiten Teil
 
Teil Zwei

Als Nächstes folgte der Funktionstest des Schwimmers.


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Wie man sieht reicht der berechnete Auftrieb gerade aus, der winzige Schwimmer taucht in Benzin zu ca. 85% ein, was aber für die Funktion noch voll okay ist. Aufgrund des geringen Durchmessers des Schwimmkörpers (Verdrängung nur ca. 1.5ccm) wird der nutzbare Auftrieb schnell grenzwertig, deswegen auch der ganze Zirkus mit dem dünnwandigen Becher.

Danach musste natürlich noch die Pegelhöhe einjustiert werden, deswegen hat die untere Verschraubung der Schwimmerkammer einen zusätzlichen Abgang zum Anschluss eines Schlauches.


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Zur besseren Übersicht hier noch ein detaillierter Querschnitt durch das Venturisystem, verbaut ist der stirnseitig plane Schieber welcher dann auch zum Einsatz kommen wird.


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Alternativ könnte man auch mit angeschrägten Schiebern experimentieren, was zu einer gezielten Verschiebung des Bereiches größten Unterdruckes im Venturi führt. Da ich aber keinen zusätzlichen, echten Leerlauf- bzw Teillastvergaser (wie zB die Membrantypen von Walbro) integriert habe, macht so was aber wohl wenig Sinn.


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Die Inbetriebnahme des Vergasers wurde zur leichten Geduldsprobe, einfach zu viele Parameter welche da genau passend gehegt und gepflegt werden wollen….ha ha ha….

Eine erste Einstellung auf reines Vollgas, also nur mit eingeregelter Hauptdüse und ohne eingebaute Teillastnadel, wollte einfach zu keinem durchlauffähigen Gemisch führen. Erst mit verbauter Teillastnadel rührte sich mal länger was, nur ist gerade diese Nadel das kritischste Teil im ganzen System.

Bedingt durch das kleine Saugvolumen meines Motors und die Dimensionierung des Ansaugquerschnittes beträgt der nutzbare Teillasthub des Schiebers nur ca. 0.5 bis 0.7mm Millimeter. Innerhalb dieses Hubes muss also die sinnvoll passende Drosselung der Spritzufuhr erfolgen, was natürlich eine sehr schlanke Nadel erfordert.


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Um nicht völlig im Nebel zu stochern kann man die Dinge zwar überschlägig berechnen, aber bei den winzige Dimensionen ist das so ne Sache und die Praxis sieht eh immer noch anders aus. Ich habe mir das dann so zusammengereimt:

Die Hauptdüse erzeugte schließlich bei ca. 300grd Öffnungswinkel ein ganz gut passendes Vollgasgemisch. Da Nadelsteigung und Nadelhub der Hauptdüse bekannt sind ergibt das einen Lochblendenquerschnitt der Hauptdüse von 0.08qmm. Also würde es Sinn machen, wenn die Teillastnadel den Querschnitt im Mischrohr bei Leerlauf um weitere 0.02qmm auf ca. 0.06qmm verkleinern würde und diese Drosselung dann auf einem Schieberweg von einem Millimeter kontinuierlich ihre Wirkung verlieren würde.

Dazu braucht es dann eine Nadel mit einem Kegelwinkel von ca.1.5grd, ganz schön schlank dat Teil…ha ha ha… Zum Glück verfüge ich über eine kleine Universalwerkzeugschleifmaschine mit zweiter Antriebsspindel für das Werkstück, damit kann man so was zur Not auch noch abgestuft und mit verschiedenen, aufeinander folgenden Kegelwinkeln präzise und flott herstellen.


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Die genauen Verhältnisse der Düsennadel im Mischrohr habe ich hier noch mal mit Maßen heraus gezeichnet:



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Immerhin lag ich scheinbar nicht vollständig daneben, mit dieser 1.5grd Nadel wurde das Verhalten im unteren Teillastbereich dann schon mal sehr beherrschbar, vielleicht noch nicht wirklich ideal, aber alles schon mal deutlich besser als mit Vergaser No.1. Hier mal ein Video der ersten Testläufe:

http://pl-hi.de/JST/SLVE/SLVE_RUNNING_CARB_II_02.mpg

Neben der Regelbarkeit hat sich auch das Startverhalten mit diesem Vergaser erheblich verbessert. Musste man das vorher zumindest als leicht zickig bezeichnen, mal sofort da und dann wieder erst nach etlichen und ausdauernden Anwürfen am Propeller, geht das nun ganz zügig und vor allen Dingen reproduzierbar.

Ist der Vergaser mal bis zum Mischrohr entlüftet steht immer ein passendes Spritniveau im Zerstäubersystem zur Verfügung. Bei kaltem Motor muss dann einmal per Fingerzuhaltung am Ansaugtrichter „gechoked“ werden, bei warmem Triebwerk reicht einige Male drehen bei auf Leerlauf geschlossenem Schieber, dann kann auf Halbgasstellung sofort gestartet werden. Und das klappt eigentlich ganz zuverlässig.

Zum Schluss noch zwei Bilder vom nun (fast) fertigen Gesamtaufbau.


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Tschüss vom Achim
 
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