Hallo zusammen
Die technischen Erläuterungen zur Funktionsweise des YS 110 auf den oben genannten Webseiten (tech.flygsw.org und probuild-uk.co.uk) sind leider nicht ganz richtig bzw. z.T. einfach falsch!
Insbesonder nicht richtig ist:
• dass beim YS 110 der Treibstoff in der 2. Hälfte des Vergasers (der Hälfte die zum „Rucksack“ führt) in die komprimierte Luft eingespritzt wird
• dass „Einspritzung“ eine Notwendigkeit sei, wegen dem Luftdruck in der 2. Hälfte des Vergasers
• dass im Leerlauf die „Einspritzung“ ausgeschaltet und der Treibstoff konventionell via Vakuum angesaugt wird
• dass die Leerlauf-Einstellschraube die Luft reguliert und somit das Gemisch beeinflusst
Da ich unterdessen selber die Rückseite (Vergaser, Rucksack und Rückseite des Kurbelwellengehäuses) und den Regulator des YS 110 vollständig zerlegt habe, konnte ich selber nachvollziehen wie der Motor und insbesondere der Leerlauf/Leerlaufeinstellung funktioniert.
Richtig ist:
• Der Sprit fliesst mit Druck zum Regulator und von dort an der Hauptdüsennadel vorbei durch eine feine Bohrung exakt in der Mitte des Vergasergehäuses auf eine Kerbe in der Mitte des Drosselkörpers. Diese Kerbe hat eine Öffnung zur 1.Hälfte des Vergasers hin (dort wo die Luft von aussen angesaugt wird). Diese Kerbe ist ca. 1cm lang und verjüngt sich im Querschnitt! Bei voll geöffneter Drossel kann die maximale Spritmenge (abhängig von der Einstellung am Regulator und Hauptdüsennadel) und bei fast vollständig geschlossener Drossel praktisch fast kein Sprit mehr durchfliessen.
Da durch die einströmende Luft in der 1. Hälfte des Vergasers Unterdruck herrscht wird der Sprit sowohl bei Vollgas als auch bei Leerlauf angesaugt. Gleichzeitig fliesst der Sprit aber auch immer mit Druck aus dem Tank zum Regulator. „Einspritzung“ und „Ansaugen“ wirken also immer zusammen – sowohl im Leerlauf als auch bei Vollgas. Das einzige was sich ändert ist die Durchflussmenge in der Kerbe in Abhängigkeit der Drosselstellung!
• Es gibt keine Einspritzung in die komprimierte Luft irgendwo in der 2. Hälfte des Vergasers!
• Funktion der Leerlauf-Einstellschraube: Die beiden Drosselklappen in den beiden Vergaserhälften öffnen oder schliessen immer exakt gleichviel (Ihr unterschiedlicher Winkel folgt nur aus der Anordung im unterschiedlichen Winkel am Motor). Die Drosselklappe auf der Seite der Luftkammer ist mit einer ca. 3mm grossen Bohrung versehen. Mit der Leerlauf-Einstellschraube kann diese Bohrung mehr oder weniger verschlossen werden. Im Bereich zwischen fast ganz geschlossenerner und etwas geöffneter Stellung der Drosselklappe reguliert die Leerlauf-Einstellschraube also die exakte Menge an Luft-Treibstoff-Gemisch, welches in der Abwärtsbewegen des Kolbens komprimiert und duch die 2. Hälfte des Vergasers in die Luftkammer gepresst wird! Die Leerlauf-Einstellschraube hat keinen Einfluss auf das Gemisch; sondern nur auf die Durchflussmenge! Ihre Wirkung ist bei fast geschlossener Drossel im Leerlauf maximal und nimmt ab je weiter die Drossel geöffnet wird.
Noch ein Hinweis zur praktischen Einstellung der Leerlaufschraube: Ist der Schraubenkopf bündig mit der äusseren Gehäusekante, so ist die Bohrung in der Drossel vollständig geöffnet. Ist der Schraubenkop bündig mit der inneren Gehäusekante, so ist die Bohrung genau ½ verschlossen.
• Das Disc-Valve ist mit der Kurbelwelle gekoppelt und öffnet in der Aufwärtbewegung des Kolbens die 1. Vergaserhälfte (so, dass die Luft angesaugt werden kann) und verschliesst die 2. Vergaserhälfte (so, dass das unter Druck stehende Luft-Treibstoff-Gemisch im Rucksack nicht wieder entweichen kann).
Analog umgekehrt in der Abwärtsbewegung des Kolbens wird die 2. Hälfte geöffnet und die 1. Hälfte verschlossen.
Bei Gelegenheit werde ich noch einige Fotos einfügen, auf denen man die „Kerbe“, Drosselklappen, Disc Valve etc. sehen kann. Der Motor lief übrigens nach dem Zusammensetze auf Anhieb wieder an – klar musste ihn dann wieder neu einstellen.
Gruss Jürg
"Kerbe" in der Mitte des Drosselkörpers - offen zur 1. Hälfte des Vergasers. Der Sprit läuft entlang der Hauptdüsennadel und dann durch eine sehr feine Bohrung senkrecht zum Drosselkörper (unter der Schraube) direkt auf die Kerbe:
Bohrung mit Leerlauf-Einstellschraube in der Drosselklappe der 2. Vergaserhälfte:
(das, was wie ein zweites Loch aussieht (siehe 1. Foto), ist kein Loch oder Durchgang!)
Das Disc-Valve ist die grüne Kunstoffscheibe, die man gerade knapp sehen kann:
@ Jean-Claude: Bitte lösche meinen gesamten Beitrag #15. Das dort Geschriebene basierte noch auf dem Wissen aus dem Internet und hat sich nun beim Zerlegen des Motors als falsch erwiesen. Es macht keinen Sinn, dass dies wieder gelesen wird. Danke! (PS: Synergy 90 lebt noch!)