C. Messungen und deren Interpretation
C. Messungen und deren Interpretation
C.1 Wie sieht das Lastsignal einer "Stromquelle" mit Innenwiderstand aus?
Für eine Stromquelle mit konstantem Innenwiderstand würde man folgendes erwarten: Strom wird eingeschaltet => Spannung bricht um den Anteil dU = Ri * I ein.
(Quelle: korrigiertes Bild aus:
http://www.basytec.de/Literatur/schnelltest/schnelltest.html unter 2.1 Elektronische und ionische Leitfähigkeit)
C.2 Wie sieht das Lastsignal eines LiPo-Akkus aus?
Belastet man einen (LiPo-)Akku mit Strom, dann sieht man kein Rechteck, sondern die bekannten gebogenen Kurven mit Sprung unmittelbar nach dem Einschalten.
Das folgende Bild zeigt dies symbolisch:
Anhang anzeigen Lastkurve_Akku.gif
(Quelle: korrigiertes Bild aus:
http://www.basytec.de/Literatur/schnelltest/schnelltest.html unter 2.2 Grenzschichten)
Im Bereich 1 folgt ein abrupter, quasi senkrechter Einbruch.
Im Bereich 2 biegt sich die Kurve ähnlich zu einem sich entladenden Kondensator.
Im Bereich 3 geht die Kurve in einen quasi linearen Abfall über.
Wie solche Kurven in real aussehen:
Gerds Messkurven:
http://www.elektromodellflug.de/ -> Akkus Test
Eigene Messungen:
http://www.rc-network.de/forum/attachment.php?attachmentid=1279729&stc=1&d=1420325240
C.3 Zuordnung der Effekte zu den festgestellten Eigenschaften des Akkus
* der abrupte Sprung beim Einschalten der Last in Bereich 1 ist dem ohmschen Anteil des Widerstand geschuldet. Denselben Sprung (dann nach oben) sieht man übrigens auch wieder beim Ausschalten der Last.
* die gebogene Kurve in Bereich 2 geht auf die chemischen Effekte zurück. Wie genau da die Zusammenhänge sind, müsste am Besten ein Chemiker erklären. Wie man später sieht, sind es aber genau diese Effekte, die extrem variabel sind - und deshalb so schwierig zu fassen sind.
* der lineare Abfall im Bereich 3 wird durch die Entladung des Akkus verursacht. Bei LiPos bewegt sie die nutzbare Akkuspannung zwischen 4.2V (voll) und ca. 3.5V (leer). Abweichungen nach oben und unten sind je nach Chemie möglich.
C.4 Elektrisches Ersatzschaltbild
E-Techniker arbeiten gerne mit Ersatzschaltbildern um die beobachteten Eigenschaften eines Objekts mit elektrotechnischen Basisobjekten (Widerstand, Kondensator, Spule) abzubilden - damit kann man dann die Schaltung leichter simulieren. Oft findet man als einfaches Ersatzschaltbild 2 Widerstände, die in Reihe geschaltet, wovon aber einer mit einem Kondensator gebrückt ist.
(Quelle:
http://www.fuelcon.com/cms/index.php?id=compare_eis_ci unter 1. Einführung)
Bei hohen Frequenzen (oder dem unmittelbaren Einschalten) brückt der Kondensator R2 (war oben mal mit Rp bezeichnet), d.h. der Widerstand R2 (Rp) verschwindet und es bleibt nur R1 (Ro). Erst bei niedrigen Frequenzen (oder eine Dauerlast) schaltet sich R2 hinzu, d.h. die Summe ist Ro und Rp. Ok, das ist ein "Ersatzschaltbild". Aber ich muss zugeben, dass ich arge Probleme habe, dies bildlich in Einklang mit dem Aufbau eines Akkus zu bringen. Um den Ergebnissen vorwegzugreifen: die frequenzabhängigen Effekte stellt dieses Ersatzschaltbild recht korrekt dar. Was es aber definitiv nicht korrekt darstellt, sind die Effekte durch sich ändernden Laststrom oder die Akku-Temperatur. Von daher wird man sicherlich nicht alles mit diesem Bild abdecken können.
Die im verlinkten Artikel beschriebene Impedanzspektroskopie (EIS) stellt daher sicherlich eine sehr interessante Untersuchungsmethode u.a. für Akkus dar. Und wenn ich das richtig gelesen habe, dann will man damit auch Alterungseffekte bei Akkus detektieren können, aber zum einen ist das für Hobbyanwender ein recht teures Gerät, zum anderen deckt es nicht die Effekte ab, die uns hauptsächlich interessieren - also die Abhängigkeiten zu Strom und Temperatur. Bzw. das was uns für Hobbyanwendungen an Frequenzabhängigkeit wirklich interressiert, das kann man mit nur einigen wenigen punktuellen Frequenzen auch herausfinden.
C.5 Was will man nun untersuchen und wie kann man das tun?
Bereich 1:
Zum einen wird man den unmittelbaren Spannungssprung nach Aufschaltung oder nach Abschaltung der Last untersuchen wollen, da dieser (vermutlich) die rein ohmschen Anteile abbilden wird. Man kann dies auf (mind.) 2 Arten tun:
a) entweder man belegt den Akku mit längen, definierten Lastpulsen, wobei man aber trotzdem sehr schnell (mind. 500-1000 Samples/s) misst und so die jeweiligen Spannungssprünge gut ausmessen kann.
b) alternativ belegt man den Akku mit einer Wechselspannung (definierter Frequenz und von definiertem Strom) und misst den Spannungshub. Dies ist dann eine
Impedanzmessung. Man nennt es auch die Bestimmung des AC-Ri, des Wechselstromwiderstand. Als "industrieüblich" hat sich die Frequenz 1kHz eingebürgert, man findet diese Angabe oft in Datenblättern als Impedanz der Akkus.
=> für beide Verfahren wird man sehr ähnlich Ergebnisse erwarten (und den Ergebnissen vorweggreifend, wird man die auch erhalten).
Interessante Fragestellungen bleiben für die Untersuchungen trotzdem, z.B. wie sich diese 1kHz-Impedanz unter den variablen Randbedingungen verhält. Also wie hängt sie mit der Temperatur, dem Laststrom, mit dem Ladezustand und ggf. auch mit der Vorgeschichte des Akkus zusammen (Was hat der Akkus 1min, 1h, 1Tag vorher gemacht?).
Bereich 2:
Zum anderen wird man versuchen den chemischen Anteil (die Biegung im Bereich 2) zu untersuchen, also den "Kondensatoreffekt". Hier wirds es nun spannend. Als Methode der Wahl wird man den Akku für eine Zeit x belasten müssen. Die Frage ist allerdings: Wie lange? Man kann es sich hier einfach machen und sagt einfach 3s (steht irdendwo, sei Industriestandard) oder wie Gerd sagt: 5s - oder wie das ESR-Meter: 25ms.
Wenn man sich die obige prinzipielle Messkurven (unter C.2) angeschaut, dann kommt man zum Schluss, dass eine feste Zeit vllt. nicht der beste Idee ist. Warum? Weil man nicht weiß, wie lange der Kondensatoreffekt anhält, d.h. wie lange der Bereich 2 dauert und ab wann dann Bereich 3 folgt. D.h. Aufgabenstellung für die Messungen wird sein herauszufinden, wie lange die Rundung dauert und das in Abhängigkeit
* zur Temperatur,
* zum Laststrom,
* zum Ladezustand und
* zur verwendeten Zellenchemie.
Puh. Jetzt wird klarer, warum man sich für eine Standardzeit entscheidet. Es ist allerdings auch direkt klar, das so ein Standard vermutlich nicht alle Effekte sauber abdecken wird. Und, Vergleiche zwischen Messungen bzw. Messgeräten sind nur dann möglich, wenn man nach genau diesem einen Standard misst (d.h. Pulsdauer und Laststrom sind festlegt).
Die Summe aus ohmschen und chemischen Effekten, gemessen über eine Mindestdauer x, die deutlich länger als 1ms (1kHz) dauert, nennt man den DC-Ri - den Gleichstrom-Innenwiderstand.
Anders ausgedrückt, interessiert man sich für die rein chemichen Effekte, dann muss man AC-
und DC-Ri messen; die Differenz sind dann die chemischen Effekte.
Bereich 3:
Der Vollständigkeit sei Bereich 3 auch erwähnt. Bereich 3 zeigt den Spannungsabfall aufgrund der Entladung des Akkus. Hier reicht es eine Entladekurve bei möglichst geringer Last aufzunehmen, um so die chemische, ladezustandsabhängige Grundspannung des Akkus zu ermitteln. Möglichst geringe Last deshalb, damit der Innenwiderstand nur einen möglichst geringen Spannungsabfall produziert.
WICHTIG: Insbesondere für die Messungen des chemischen Anteils, die ja eine Zeit x dauern, muss man beachten, dass sich der Akku während der Messung nicht entlädt, denn dies würde ja gleichzeitig auch die ladezustandsabhängige Grundspannung ändern. Wenn man den Referenzpunkt vor die Entladung legt, dann darf während der Entladung nur unwesentlich Kapazität entnommen werden. Die bessere Alternative ist den Referenzpunkt (d.h. die Ruhespannung) nach dem Entladung zu bestimmen - wobei auch hier die Frage aufkommt: Wie lange danach? Antwort: bis sich die Spannung wieder sehr nahe an sich nach Minuten/Stunden einstellende Endspannung erholt hat.
Eine Alternative wäre die entnommenen Kapazität mitzumessen und deren ladzustandsabhängige Spannungsminderung herauszurechnen - das hab ich aber noch nie gesehen, dass dies jemand tun würde - richig wärs aber.
C.6 Benötigte Messgeräte
* eine definierte Last (muss nicht unbedingt eine Konstantstromquelle sein)
* eine Strommessung
* eine Spannungsmessung (Achtung: 4-Leiter-Messung, also Spannungsmessung mit separaten Kabeln und nicht am Ende der stromführenden Kabel messen!).
* Strom und Spannung mit mind. 1000 Samples/s für die Sprungmessung
Jörg