Original erstellt von FlyHein
Hat dieser Profilwechsel nach 30 cm eine negative Wirkung? Welchen Strak würdet ihr vorziehen?
Der Strak
FX61-163 -> HQ 3,0/15 ist als absolut unproblematisch zu bezeichnen und ich will kurz erläutern warum das so ist. Die Oberseite hinten ist beim FX 61-163 als blasenanfällig zu bezeichnen, ebenso die Profilunterseite. Im Rahmen des Modellflugs ist vor allem die Oberseite interessant, weil sie das Abreißverhalten im Langsamflug und damit Abkippen/Trudeln bestimmt. Hierzu habe ich eben ein Bild gezeichnet:
Mit Pink markiert habe ich die Bereiche, auf die es für uns ankommt, wenn wir über das Abreiß- und Flugverhalten also neudeutsch "Handling" reden. Der Nasenbereich entscheidet darüber, wann der Abriß auftritt. Eine spitze Nase führt dazu, daß es früher zu einem Abriß kommt als mit runder Nase. Welches der beiden Profile hat die spitzere Nase? FX 61-137. Keine Diskussion. Welches ist das Wurzelprofil? FX 61-137. Wo also erfolgt beim Strak der Abriß? Am FX, also am Wurzelprofil.
Jetzt kommt aber noch der zweite pink markierte Bereich hinzu: Profiloberseite hinten. Stichwort Rezahlanfälligkeit! Das HQ hat seinen größten Geschwindigkeitsabfall (=Druckanstieg) in turbulenter Strömung, das FX im Bereich der laminaren Strömung. Bei niedriger Rezahl ist das nicht gut! Deswegen ist das E205 Mist (für langsame Modelle) und das SD7037 gut. Man Vergleiche hierzu bitte meinen
Profilvergleich E205-SD7037. Das ist genau derselbe prinzipielle Unterschied im Grenzschichtverlauf wie bei diesen beiden Profilen!
Ohne auch nur eine einzige Polare gerechnet zu haben, wissen wir also allein anhand der Konturbetrachtungen, daß das FX sich kritischer verhalten wird und deswegen das Wurzelprofil sein muß. Wäre das HQ das Wurzelprofil, könnten wir mit schöner Regelmäßigkeit die Brösel unseres Fliegers einsammeln, weil ein Abriss am Außenflügel leider zu einem Abkipper führt. Und wann der passiert wissen wir alle: Dann, wenn wir zu wenig Luft unter den Flügeln haben und der Erdboden uns zeigt, daß am Ende leider immer die Schwerkraft siegt.
So nun schauen wir uns eben mal den Langsamflug an, sonst glaubt mir das wieder niemand. Großsegler hochgestreckt, also sagen wir mal Re=100 000 - 150 000 an der Wurzel. Wir zeigen heute wieder dem Hausgeier, daß wir ihn nicht nur im Gleitflug locker abhängen, sondern auch noch das geringere Sinken haben:
Rechts in der ca_alpha Kurve erkennt man sehr deutlich, wer hier früher aufgeben muß und vor allem auch noch wie! Das FX verabschiedet sich zügig im cw Nirvana, während sich das HQ nicht nur zu einer herzzerreißenden Verabschiedungszeremonie hinreißen läßt, sondern auch schon Sekunden vorher ankündigt, daß es jetzt wirklich zu viel wird. Deswegen ist das FX als Wurzelprofil die absolut richtige Wahl! Wir erkennen aber auch, daß das FX61-163 ein erheblich besseres bestes Gleiten aufweist! Ketzer würden jetzt ganz einfach folgendes tun: FX61-163 mindetens von der Wurzel bis zum 1. Trapez auf HQ 3,0/15 straken oder gar im gesamten ersten Trapez verwenden, sofern die Geometrie ala Diskus sein sollte. So können wir mit großer Sicherheit davon ausgehen, daß der Strömungsabriß nah genug am Rumpf erfolgt und nutzen nebenbei noch die guten Leistungen des FX im langsamen Gleitflug. Der Rest außen ist natürlich HQ! Über die Zwischenprofile könnte man sich noch unterhalten, aber bei von der Art her so ähnlichen Profilen ist erfahrungsgemäß nicht mit großen Überraschungen zu rechnen.
Als allerletzten Punkt weise ich nur noch darauf hin, daß die Nullauftriebswinkel die Verhältnisse noch deutlich zuungunsten des FX verschieben: a0_FX=-5,08° und a0_HQ=-3,72°. Wer ohne Verwindung diesen Strak baut, hat so eine Art Abrißgarantie am Wurzelprofil. Dieser Großsegler könnte definitiv langweilig werden, denn Freunde der gerissenen Rolle, können reißen wie sie wollen - der Abriß wird weich und harmlos in der Flügelmitte beginnen.
Hehe, jetzt hab ich sie alle endgültig totgelabert...
Siggi