Eigenschaften Eppler Profil 211

bie

Vereinsmitglied
Hi @ all,

kann mich mal jemand in ein paar kurzen Worten über das Eppler E 211 aufklären?

Besonders interessiert mich, ob es ein Wölbklappenprofil ist und eher für einen (vorbildgetreuen) Thermiksegler (also mit niedriger Flächenbelastung, sagen wir mal so um die 45 - 55 g/qdm) oder auch für einen Kunstflugsegler (und welche Flächenbelastung wäre dann optimal?) taugt? :confused:
 

Udo Fiebig

User †
Hallo Andy,

hier zitiere ich die Hinweise in meinem Profilprogramm:

"Das Profil E 211 ist in seiner Konzeption vor allem für Re-Zahlen unterhalb von 100000 bestimmt. Es besitzt eine relativ große Dicke, so daß Flügel mit großer Streckung gebaut werden können. Wählt man für den größten Teil des Flügels das E 205, so kann das E 211 noch bei einer Tiefe von nur 150 mm als Endprofil verwendet werden. Auch für den F3B-Einsatz dürfte das Profil infrage kommen.
Die Polaren wurden im Stuttgarter Windkanal gemessen.

Entwurf: Prof. R. Eppler
Quelle: MTB 1 und MTB 1/2; FMT 5/1979, S. 290."


Vielleicht hilft's ein wenig weiter.

Gruss
Udo
 
Andreas,
das E-211 kannst Du ganz gut mit dem HQ/W 2,5/11 vergleichen: Demgegenüber verliert es in der besten Gleitzahl und beim geringsten Sinken, weil die Profilunterseite nicht so ausgereizt ist, wie beim HQ/W 2,5/11. Die rund 10% längere laminare Laufstrecke auf der Profilunterseite ist die Ursache für den Vorteil.

Im Speedflug liegt das E-211 aufgrund der Profiloberseite (!) minimal besser, wobei meiner Meinung nach dieser kleine Vorteil nicht den Nachteil im übrigen Bereich kompensieren kann. Leider fehlt mir gerade die Zeit, die Vergleichspolaren zu erstellen. :(
Siggi
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Meister, Ihr habt mich gerufen:

hqw2511-e211-polaren.gif


Wenn man die Profilkonturen vergleicht sind sich die Profile sehr ähnlich. Auf der Oberseite sind die Abweichung noch am größten. Die Rücklage der größten Dicke ist nahezu identisch, aber die Wölbungsrücklage beim E11 ist mit 59% zu 48% beim HQW viel größer (HQW 2,5/11 weiße Linie, E211 = blaue Linie):

hqw2511-e211-konturen.gif


Das E211 ist im ersten Drittel zunächst flacher, dann im mittleren Drittel nahezu identisch um sich dann im letzen Drittel später zu senken. Wenn man Wölbklappen einsetzt, könnte hier das E211 die Strömung etwas überfordern. Also ist der Polarenvergleich hier zwar schön, aber ohne zusätzliche Polaren mit Wölbklappenauschlägen nicht von allzu hohem Nährwert. Doch dazu fehlt mir jetzt auch die Zeit.

Hans

[ 18. Dezember 2002, 08:05: Beitrag editiert von: haru ]
 

bie

Vereinsmitglied
Guten Morgen,

da sind ja die Profis beieinander - wie ich gehofft hatte. :)

Und jetzt kommt das große "ABER" vom Laien: Ich verstehe nur :confused: .

Die Interpretation von Polaren ist meine Sache leider nicht. :(

Gut. Um eine für mich interpretierbare Aussage von Euch zu erhalten, muss ich mal ein paar Daten zu dem Flugzeug rausrücken.

Es handelt sich um einen Lunak mit 4 Metern Spannweite, zu dem es bisher nur diese Daten gibt (und nicht bekannt ist, ob er Wölbklappen haben wird oder nicht):

Rumpflänge 1,84 m ,
Fluggewicht ab 5 Kg , Profil E 211,
Tragflächeninhalt 124,8 qdm, Flächenbelastung ab 45g/qdm
(alles Hersteller/Vertreiber-Angaben)

Da fällt einem zunächst einmal auf, dass er sehr (vielleicht: zu) leicht sein soll für einen Kunstflugsegler.

Wenn ich recht verstanden habe, ist das E211 ein eher flottes Profil - das würde natürlich wieder passen. Fragt sich, wie es mit der niedrigen Flächenbelastung aussieht???

Ein in etwa vergleichbarer Lunak (3,60 Meter Spannweite) hat das HQ 1,5/12 (mit WK) drauf und der geht gut durch die Kunstflugfiguren, braucht am Hang aber auch gut Wind, um sich oben halten zu können.

Mich interessiert halt, wie das bei dem anderen voraussichtlich aussehen wird.

(Noch ein Nachtrag: Ich habe natürlich zuerst bei Siggis aerodesign-Site nachgesehen, ob ich etwas über das Profil finde - und im übrigen auch im I-Net zu recherchieren versucht...)

[ 18. Dezember 2002, 10:33: Beitrag editiert von: bie ]
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
HiBie :D

wenn der Vogel auch Kunstflug machen soll, dann sind noch andere Kriterien gefragt wie z.B. ein genügend hohes ca-min für negative Figuren. Sobald ich Zeit finde mach ich Dir mal einen Polarencocktail im Vergleich zum HN951, meiner derzeitigen Referenz für Grosssegler mit Kunstflugeignung und Thermikrestchance (im Gegensatz zum SD6060). Beim E211 ist die Thermikchance imho klar gegeben, also mal abklopfen wie es sonst so aussieht.

Hans

P.S. Lunak finde ich schön
 

bie

Vereinsmitglied
Hans,

danke!

Der Lunak soll seiner Bestimmung gemäß vorrangig Kunstflug machen, wobei ich eine "Thermikrestchance" auch gerne miteinkaufen würde, wenn sie im Profilepaket enthalten ist.

Ich will halt keinen Lunak, der aufgrund seines Profils und seiner niedrigen Flächenbelastung (und das sind so neben SP und EWD die beiden Größen, die mir am geläufigsten sind) eher ein Thermiksegler ist.

Wenn ich deinen Verweis auf das SD6060 richtig deute, dann gibt es bei dem Profil keine "Thermikrestchance". Bedeutet das, dass man auch bei guter Thermik überhaupt keine Chance hat oben zu bleiben? (Auf Siggis Site ist es ja auch als das Kunstflugprofil beschrieben.)

Grübel, grübel und studier...

[ 18. Dezember 2002, 14:20: Beitrag editiert von: bie ]
 

bie

Vereinsmitglied
Ich werfe!!!

...wenn sie denn dann morgen oder übermorgen eintrudelt (also die 1/2003).

Deine Kommentare zu den Profilen finde ich immer sehr amüsant und unterhaltend. So in der Art würde ich mir auch einen kurzen Kommentar zum E211 wünschen, etwa in der Art:

"Wenn Du Kunstflug machen willst, lass alle Hoffnung fahren, das E211 bringt es erst, wenn Du eine Flächenbelastung wie ein Leopard-Panzer erreichst..."

oder

"Für Deinen Anwendungszweck das Optimum, wie von Michelangelo und mir zusammen auf deine Bedürfnisse hin zugeschnitten..." :D :D :D

[ 18. Dezember 2002, 17:02: Beitrag editiert von: bie ]
 
"Wenn Du Kunstflug machen willst, lass alle Hoffnung fahren, das E211 bringt es erst, wenn Du eine Flächenbelastung wie ein Leopard-Panzer erreichst..."
Besser hätte ich das nicht zusammenfassen können! :D *kringel*
Ehrlich, kein Scherz! :)

So genau hätte ich das E211 zusammengefasst, was speziell diesen Einsatzbereich angeht. Das E-211 ist ein hervorragendes Allroundprofil, eben wie das HQ/W 2,5. Aber wenn Du Kunstflug willst, sind alles andere als Allround-Eigenschaften gefragt! Im Kunstflug ist das E-211 aber im Vergleich zum HQ/W 2,5 ganz klar geeigneter, Grund ist primär die Profilunterseite, die sehr viel Abtrieb zuläßt, bevor die Saugspitze dem Treiben ein Ende bereitet. Kann man gut mit den im Hangflug bewährten HN Profilen vergleichen, speziell HN-951 ist ein typischer Vertreter für dieses Unterseitendesign.

Was willst Du jetzt eigentlich wirklich wissen: Kaufen oder nichtkaufen?! ;)
Und wenn ja, was kaufen und was nicht?!
Siggi

[ 18. Dezember 2002, 17:53: Beitrag editiert von: Hartmut Siegmann ]
 

bie

Vereinsmitglied
Na, also, Siggi, da geht einem doch ein Licht auf. :)

Also ich fasse zusammen:

Das E211 ist ein Allroundprofil und lässt sowohl Kunstflug (vielleicht nicht in seiner extremsten Form) als auch thermisches Fliegen zu.

Wenn man es auf reinen Kunstflug - mit geringer "Thermikrestchance" :D - trimmen will, muss man aufballastieren bis der Holm kracht.

Was willst Du jetzt eigentlich wirklich wissen: Kaufen oder nichtkaufen?!
Und wenn ja, was kaufen und was nicht?!
Antwort: Siehe oben - es geht um einen Lunak mit 4 Meter Spannweite und da will ich einfach wissen, was mich ungefähr erwartet. Und ich muss sagen, das klingt nicht so schlecht.

Also vielen Dank!!!
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

also sehen wir uns mal die Polaren der Kandidaten HN951, SD6060 und E211 bei Re= 400.000 an. Bei höheren Re-Zahlen wird alles besser und die Unterschiede sind uns egal und bei kleineren Re-Zahlen sind wir am Kurbeln. Das kann das E211 sowieso gut.

acro-polaren.gif


Zunächst schauen wir uns HN951 und SD6060 im Vergleich an. Das SD6060 ist vermutlich bei den Kunstfliegern so beliebt, weil es für negative Figuren genügend negatives Ca liefert und bei gerissenen Figuren einen definierten Punkt bietet, an dem der Abriß erfolgt. Leider passiert dies auch beim Thermikkurbeln, d.h schlagartig und ohne große Vorwarnung kippt einem der Flieger weg. Deshalb wird man solche Versuche bald beenden und die Höhe standesgemäß vernichten um dem Spott anwesender Fliegerkollegen zu entgehen. Den Vollakrofliegern ist das aber egal, da siehe von brachial motorisierten Schleppmaschinen in 500m Höhe gezogen werden egal welchen Auftrieb sie dazu beisteuern.

Das HN951 bietet dagegen im mittleren ca-Bereich um 0,25 besseres Gleiten, ein höheres ca-max und ein niedrigeres ca-min. Zu gerissenen Figuren wird man den Flieger etwas zwingen müssen. Mit positiver Klappe (hier 3°)wird die Thermikleistung sehr ordentlich und entspricht in etwa einem HQ2,5/11.

Das E211 läßt beim Kurbeln alle locker unter sich. Im Gleiten hält es mit, solange man die Kiste nicht zu schnell macht. Etwas Gewicht kann dabei – wie bei den HQs – nicht schaden um den ca-Wert hoch zu halten. Negative Figuren gehen, kosten aber laut Polare viel Fahrt. Hat man Wölbklappen, kann man mit negativer Klappe noch etwas retten, nur muss an sich im klaren sein, die Kontrahenten könnten das mit negativer Klappe viel besser. 2,5% Wölbung sind eben für ein Kunstflugprofil verdammt viel.

Ich selbst würde mich deshalb über die Profilwahl nicht unbedingt freuen, aber deshalb den Kauf auch nicht ausschließen. Ein Lunak mit 4m Spannweite und 124dm hat eine mittlere Flächentiefe von 310mm. So ein Pott fliegt allein schon durch sein Größe gut. Und die 5 kg würde ich eher als Leergewicht deuten und das wäre imho noch wenig. Die Kiste verträgt 8-10kg. Und wenn man dank auftriebstarkem Profil viel Höhe machen kann, kann man ja für die Figuren viel Opfern.

Hans

P.S. Gerade sehe ich die letzten Beiträge :D . Und ich breche mir hier einen ab.

[ 18. Dezember 2002, 18:06: Beitrag editiert von: haru ]
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Hans, hallo Siggi, hallo Udo,

vielen Dank für Eure ausführlichen Darlegungen und die Mühe, die Ihr Euch gemacht habt.

Besonders Hans’ letzter Absatz über die Einsatzmöglichkeiten eines Lunaks in der beschriebenen Größe und mit der E211-Profilierung haben jetzt alle Unklarheiten beseitigt.

Also: Nochmals danke!!!
 

SB 13

User
Hallo Andy,
hast Du weitere Erfahrungen mit dem Lunak gemacht!
Bin gerade auf der Suche nach einem 4m Schiff fürs schleppen und suche noch erfahrungsberichte über den Fliger!
Gruss und Dank
Ralf
 
Hallo bie, laß uns Roß und reiter nennen. Du sprichst doch von dem Staufenbiel-Lunak.?
Das Ding ist 1A verarbeitet, (hab ihn 2 Std gestreichelt) hat Wölbklappen undB Bremsklappen (keine Störklappen). Steckung Flachstahl mit von innen eingebauter Sperrholz-Wurzelrippe als Verstärkung. Profil E211!!! Seit Frühjahr warte ich auf den angekündigten Testbericht, bisher hab ich nichts in dieser Richtung gehört. Wenn er annähernd so gut geht wie der 3,60er von Schmierer mit HQ 1,5, dann ists o.k. Denn der geht auch noch super in der Thermik. ( Wölbe)

gruß kalle aus dem habichtswald
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Ralf, hallo Kalle,

interessant, wie der Thread nach einem Jahr wieder aufgenommen wird.

Klaro geht es um den Staufenbiel-Lunak. Ich habe ihn gebaut und geflogen. In der MFI wird dazu ein ausführlicher Artikel erscheinen.

Ohne dem vorgreifen zu wollen, lässt sich soviel sagen:

• Bausatz in guter Qualität

• Flächensteckung (doppelter Flachstahl) veraltet und für Kunstflug ungeeignet (wird aber derzeit geändert!!!)

• Flugeigenschaften tendieren in Richtung Allrounder (was sich möglicherweise mit der neuen Flächensteckung - Rundstahl - in Richtung Kunstflug verschiebt, aber nicht ausprobiert werden konnte)

• mit dem Schmierer-Lunak ist er nicht zu vergleichen bzw. der Schmierer-Lunak ist ihm in Sachen Kunstflug deutlich überlegen

Von einem Freund wird über den Staufi-Lunak demnächst auch in der AUFWIND ein Artikel erscheinen ...
 

SB 13

User
Ist ja super!
Werde mal bei staufenbiel nachfragen wann die neue ausführung mit rundstahl zu bekommen ist
Danke fuer die Info!
Ralf
 
Hi bie, hochinteressant, Dein Beitrag. Was mich neugierig macht: Inwiefern ist er dem Schmierer-Lunak in Sachen Kunstflug unterlegen? Bei uns fliegen zwei "Schmierers", Kunstflug gut, Thermik besser als erwartet ( steigt wesentlich besser als vergleichsweise die Fox)
Wieso hat eine veränderte Steckung Einfluß auf die Flugeigenschaften ? Da hab ich jetzt ne Blockade.

gruß kalle
 

bie

Vereinsmitglied
Hallo Kalle,

lass es mich mal so ausrücken:

Der Schmierer-Lunak vermittelt ganz andere Festigkeitswerte – ist ja auch kleiner. Ich weiß, der Spannweitenunterschied beträgt gerade mal 40 Zentimeter. Aber wenn man mal die beiden Rümpfe nebeneinander sieht, merkt man, wie groß der Unterschied wirklich ist.

Der Staufenbiel-Lunak hat nicht diese Kompaktheit und mit der derzeitigen Flächensteckung "arbeiten" die Flächen. Bei den Rollen schwingen sie nach - kann lustig aussehen. :D

Daher das Fazit: Mit einer anderen/besseren/festeren Flächensteckung wird der Staufenbiel-Lunak im Bereich Kunstflug mehr Punkte machen als derzeit.

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