Cross-Country
Modellfliegen und Wandern
Karl-Heinz Brannath
Modellfliegen und Wandern
Karl-Heinz Brannath
Es gibt eine FAI-Wettbewerbsklasse mit der Bezeichnung „F3H – Cross-Country Segelfliegen, ferngesteuert“. Den offiziellen Weltrekord hält Joe Wurts seit 1988 mit 140,67 Meilen (226,386km). Die Jungs sind damals mit einem offenen Auto in Kalifornien eine Bergkette entlang nach Osten gefahren und Joe hat sein Segelmodell mal ordentlich laufen lassen.
Weil für solche Strecken bei uns einfach der Platz fehlt (Wald, Dörfer, Brücken und Tunnel) haben wir vor ein paar Jahren aus Spaß einfach mal angefangen, bei uns auf dem Platz eine Rundwanderung zu machen – eben zu Fuß – bei der es darum ging, den Segler hübsch oben zu halten.
Erster Testlauf auf der ausgesuchten Strecke noch mit Elektro-Seglern.
Hans-Joachim Bosch und ich haben dann mal ein paar befreundete Piloten aus benachbarten Vereinen eingeladen und wir haben ein kleines Regelwerk ausgearbeitet, das sehr einfach gehalten ist: Die Aufgabe besteht daraus, einen Rundkurs abzuwandern und dabei etwa alle 400 Meter eine markierte Stelle zu passieren. Wird das geschafft, wird der Teilnehmer mit 100 Punkten belohnt. Zusätzlich haben wir eine Teamwertung eingeführt: Ein Team besteht dabei aus zwei Piloten. Kommen beide gleichzeitig an der Markierung vorbei, gibt es 200 Punkte. Damit wollen wir die Teamarbeit fördern. Man hilft sich gegenseitig: „Eh, komm hier rüber, da ist super Steigen!“ Säuft einer ab und muss vorzeitig landen, kann der andere Pilot zwar weiter fliegen, erhält aber nur noch 100 Punkte an den Markierungspunkten.
Gestartet wird an Winden. Jeder Pilot eines Teams hat innerhalb von 10 Minuten zwei Startversuche, dann darf das nächste Team ran. Es sind Modelle bis maximal 5 kg erlaubt, natürlich ohne Antrieb. Vario und GPS sind erlaubt.
Unser Fluggelände liegt auf der Ostalb in einem weiten Talkessel („Taubentäle“, nördlich von Giengen an der Brenz). Unser Rundkurs führt quasi auf dem Rand des Kessels entlang und ist etwa 4,5 km lang.
Immer schön am Rand der Heidelandschaft entlang.
Etwas unterhalb des Waldrandes geht es wieder zurück zum Modellfluggelände.
Unser Ziel ist es, mindestens eine Runde am Stück zu schaffen. Die Piloten dürfen nach der Umrundung gleich weiter in eine zweite oder dritte Runde gehen – was natürlich von den thermischen Bedingungen abhängt.
Es ist schon Tradition: Regelmäßig am 1. Mai starten wir unseren Bewerb. Ein paar Piloten kommen jedes Jahr und haben immer mehr Ehrgeiz entwickelt, auch zu gewinnen. Die Flugzeiten und Strecken am Boden wurden von Jahr zu Jahr länger. In diesem Jahr sind wir bei 860 Punkten angekommen, die Bernhard Klar gesammelt hat. Das bedeutet, er hat den Kurs mehr als viermal umrundet, das sind über 18 km Fußmarsch! Da muss der Pilot schon ein ordentliches Tempo gehen, das Modell kann immer locker noch etwas zulegen!
Geflogen werden hauptsächlich F3J-Modelle, auch leichte Semi-Scaler waren schon dabei. Wichtig ist eine gute Sichtbarkeit, auch in großer Höhe. Wer lange fliegen will, muss schon mal hoch hinauf. Dieses Jahr war die Thermik phänomenal! Ab 11:00 Uhr ging es sehr gut hoch, später musste man mehr kämpfen, um noch Anschluss zu bekommen.
Wer absäuft, trägt den Flieger zurück zur Startstelle.
Um 12:30 Uhr gab es Verpflegung. Wer am Platz war, konnte etwas essen und trinken. Die anderen auf der Strecke machten später Pause. Um 16:00 Uhr waren alle ausgepowert. Keiner wollte mehr starten. Es wurde 2012 zum ersten Mal sehr deutlich, dass, wenn die Thermik, wie dieses Jahr, keine Wünsche offen lässt, die körperlich Kondition des Piloten die entscheidende Rolle spielt.
Am Ende gab es nur strahlende Gesichter, besonders bei den drei Siegern:
Von links: Thomas Schütz, Bernhard Klar, Hans-Joachim Bosch.
Für nächstes Jahr schon mal im Kalender vormerken: 1. Mai - Cross-Country in Giengen!
Der Link zu den US-Cross-Country-Fliegern: Radio Control Cross Country Soaring