2 alte Marblehead-Yachten
2 alte Marblehead-Yachten
Im Folgenden möchte ich zwei alte Marblehead-Yachten vorstellen, die vor ca. 35 bis 40 Jahren im Renneinsatz waren, mit denen heutzutage aber nur noch schön gesegelt werden kann. Beide Schiffe sind halt nicht mehr konkurrenzfähig.
Bevor ich aber auf die Details eingehe, ein paar wenige Worte zu meiner Person. Ich bin im Schwerpunkt eigentlich Modellflieger und aktiv in der IG Lilienthal in Steinhöring östlich von München.
Auf der anderen Seite interessieren mich auch andere RC-Modelle wie Luftkissenboote, Autos, Schiffe und eben Segelboote. Von daher habe ich nicht gezögert ja zu sagen, als ich gefragt wurde, ob ich was mit zwei alten M-Yachten anfangen kann. Das Angebot kam vom Sohn von Georg Scholz, der diese Schiffe gefahren hat und zwar als Mitglied des Modell Yacht Club München.
Noch eine weitere Bemerkung: ich bin kein Segelschiffexperte und bitte daher falsche oder missverständliche Begriffe und Erklärungen zu entschuldigen. Entsprechende Hinweise sind willkommen.
Andromeda
Das erste Schiff ist die „Andromeda“ (so steht es jedenfalls auf dem Rumpf), ein Eigenbau der frühen 1980iger Jahre, der nach dem aktiven Einsatz sehr viele Jahre in einem Keller gestanden hat.
Eingebaut waren 3 Multiplex-Servos (Ruder, zusätzliches Fieren des Focksegels bzw. Verlängerung der Focksegelleine, Pendelfock) und eine Whirlwind-Segelwinde.
Diese Komponenten können weiter uneingeschränkt verwendet werden, auch der 5-zellige NiCd-Akku.
Die Segelwinde bzw. die Segelleine wird durch eine Gummischnur unter Spannung gehalten und diente dem gleichzeitigen Holen und Fieren beider Segel. Hier musste die Gummischnur ausgetauscht bzw. verlängert werden, da bei maximalem Abwickeln der Segelleine keine Spannung mehr vorhanden und in der Folge ein fehlerfreies Aufwickeln nicht mehr möglich war.
Auch die Abdeckungen der Montageöffnungen wurden ersetzt, wie auf dem ersten und mehreren weiteren Bildern zu sehen ist. Ziel war eine leichtere Demontage. Die vorhandenen aufgeklebten Folienabdeckungen waren nicht mehr ersetzbar und sowieso nicht wiederverwendbar bzw. mussten nach jeder Entfernung neu angefertigt werden. Jetzt muss lediglich die Abdichtpaste bei Bedarf ergänzt werden.
Weitere Änderungen waren nicht erforderlich. Lediglich der 2,4-GHz-Empfänger musste noch eingebaut werden.
Und wasserdicht war der Rumpf ebenfalls (nach mehr als 3 Jahrzehnten!!).
Dazu einige Bilder:
Pendelfock mit Ausgleichsgewicht
Mast- und Großbaumbefestigung. Bei den beiden vorderen Montageöffnungen sind die durchgeführten Empfängerantennen zu sehen.
Führung der Leinen und Gummischnüre und Ruderanlenkung
Ferner zwei Bilder vom Segeln, die alle an einem Badesee in Gsprait (liegt zwischen Grafing und Ebersberg) aufgenommen wurden. Das Seeufer ist rundherum gemauert, hat überall eine Mindestwassertiefe von 1m und ist für mich in 5 Minuten mit dem Auto erreichbar. Leider war nur wenig Wind, hat aber dennoch viel Spaß gemacht.
Gesamtgewicht der „Andromeda“ liegt bei 5,9 kg.
Orange
Das zweite Schiff soll aus den späten 1970iger Jahren sein und der Rumpf kommt wohl von einem Hersteller in Dänemark. Auch diese Yacht verbrachte viele der letzten Jahre im Keller.
Ich habe es „Orange“ getauft, da ein Name nicht bekannt war.
Die noch vorhandenen Servos (Simprop) und die Segelwinde mussten ersetzt werden, da noch mit jeweils vier Anschlusskabeln ausgestattet. Auch der Akku war nicht mehr brauchbar: es handelte sich um zwei alte DEAC-Zellen (siehe auch
http://www.rc-network.de/forum/showthread.php/589231-alte-Technik-simulieren), die zwar noch ein Geringes an Restspannung hatten aber nicht mehr regenerierbar waren.
Eingesetzt wurden dann 2 Servos aus meinem umfangreichen Bestand für Ruder und Pendelfock und zwei Windforce 1006MG - Segelwinden.
Ich habe für jedes Segel eine eigene Segelwinde vorgesehen, um die Fock bei Bedarf unabhängig vom Großsegel steuern zu können ohne dabei die komplizierte Mechanik der „Andromeda“ einbauen zu müssen. Die Spannung auf den Segelleinen habe ich aber wieder mit Gummischnur sichergestellt. Das war einfacher als die zweite, gegenläufige Aufwicklung zu nutzen.
Leider hatte ich für das Wenden der Fock keine passende Vorrichtung gefunden und mich daher wie folgt beholfen: eine sehr großer Servohebel wurde aufgebohrt und über den Fockbaum geschoben. Steuerung erfolgt über einen großen Servohebel (siehe nächstes und vorhergehendes Bild).
Funktioniert tadellos.
Da die entsprechenden Decksdurchführungen ebenfalls nicht zu beschaffen waren habe ich zwei Kunststoffrohre über dem Heißluftföhn entsprechend geformt und dann mit Epoxy eingeklebt (siehe nächstes Bild).
Eine besondere Herausforderung war der nicht vorhandene Mastfuß. Auch hier gab es keine passende Aufnahme bzw. ich habe nichts gefunden. Mit verschiedensten Komponenten, u.a. aus meinem Modellfliegerreservoir, habe dann die folgende Lösung realisiert:
Randbedingung war, dass für die Mastaufnahme nur eine 5mm-Bohrung in der Mastschiene vorhanden war.
Ferner war der Rumpf nicht ganz dicht. Hier hat das Ausgießen mit Epoxy alle Probleme beseitigt.
Zum Abschluss auch hier ein Bild vom See in Gsprait - diesmal mit noch weniger Wind. Der Segler reagiert aber auch bei diesen Bedingungen sehr gut auf den kleinsten Windhauch - ebenso wie auch die „Andromeda“.
Gesamtgewicht der „Orange“ beträgt übrigens 6,3 kg.
Was ich jetzt noch suche ist eine besserer Ort zum Segeln. Zum Testen und Einsegeln ist der See in Gsprait wirklich sehr gut. Die Windverhältnisse sind aber wegen der umstehenden Bäume (auf den Bildern ist nur ein kleiner Teil zu sehen) leider nicht optimal.