die selbe Diskussion gibt es auch im Paragliding-Forum.
Viele wollen das Flugzeug gerne vollständig entkoppeln vom Boden, da es ja fliegt. Genau da ist der Fehler!
Das Flugzeug unterliegt der Graviation, die vom "Boden" ausgeht.
Diese Gravitation ist verantwortlich für die Masse des Flugzeugs, die sich somit auch auf den "Boden" bezieht"
Völlig falsch, sorry. Masse hat mit Gravitation absolut nichts zu tun.
Bitte informiere Dich über den physikalischen Begriff "Masse".
Und ja - das Flugzeug IST völlig entkoppelt vom Boden. Denn es bewegt sich, wie bereits zig-fach beschrieben, im Inertialsystem "bewegte Luft". DAS ist der entscheidende Punkt.
Alles was Masse hat, unterliegt der Trägheit - somit ist jede Änderung des Geschwindigkeitsvektors des Flugzeugs gegenüber dem "Boden" den Gesetzen der Trägheit unterworfen.
Da das Modell aufgrund von Trägheit nicht sofort auf Luftmassenänderungen reagieren kann, sei es durch die Luftmasse selbst, oder den geänderten Flugvektor hervorgerufen, entsteht eine relative Bewegung zur Luftmasse, welche sich als Wind von vorne (Modell bäumt sich auf beim "in den Wind drehen) oder von hinten (Modell reagiert träge / sack durch / schmiert ab, beim "aus dem Wind drehen), bzw anteilig schräg von vorne oder hinten bemerkbar macht.
So ist das leider absolut nicht.
Wenn ich im Segelflugzeug in der Leewelle fliege (Fahrtmesseranzeige: 100 km/h), geschieht das in der Regel bei Windgeschwindigkeiten von typischerweise 100 km/h. Es herrscht dort völlig ruhige Luft ohne jegliche Turbulenzen, die jedoch mit 100 km/h fließt. Wenn man nun einen engen Kreis fliegt, merkt man *absolut keinen* der von Dir beschriebenen Effekte.
Keinen einzigen.
Der Fahrtmesser eines echten Flugzeuges bleibt IMMER bei 100 km/h angenagelt, wenn man einen Kreis fliegt. Völlig unabhängig davon, wie eng der Kreis ist, wie schnell das Flugzeug fliegt, und wie groß die Windgeschwindigkeit ist.
Was man merkt, ist, wenn man auf dem Boden schaut:
Zeigt die Nase gegen den Wind, dann steht man gegenüber dem Boden still. Man macht dann einen engen Kreis, nach einem Halbkreis fliegt man mit dem Wind und bewegt sich gegenüber dem Boden mit 200 km/h. Für diesen Halbkreis benötigt man 5 Sekunden - in diesen 5 Sekunden beschleunigt man also gegenüber dem Boden also von 0 auf 200 km/h (... und Fahrtmesser die ganze Zeit bei 100 km/h...).
Wer solch eine Beschleunigung mal im Auto oder im Windenstart erlebt hat, wird mir zustimmen, daß man es sofort (extrem eindrucksvoll) spüren würde, wenn da irgendein Beschleunigungseffekt existieren würde (das wäre eine Beschleunigung in horizontaler Richtung von immerhin 1,22g - mehr als jeder Sportwagen).
Und beim nächsten Halbkreis wird man wieder in 5 Sekunden von 200 auf 0 gegenüber dem Boden abgebremst...
Der entscheidende Punkt, an dem Du falsch liegst, ist Der von Dir verwendete Begriff "Luftmassenänderung" - NUR da bewirkt die Massenträgheit eine Fahrtänderung (und das dadurch hervorgerufene Aufbäumen/Durchsacken).
Der entscheidende begriff hier ist "Änderung" - es muß sich der Wind selbst ändern in Stärke und/oder Richtung.
Das passiert in der Praxis. Der Wind wird natürlich nicht von einer Sekunde zur nächsten abgeschaltet - eine "Luftmassenänderung" ist in der Regel der Wechsel von einer in eine andere Luftschicht durch Steig- oder Sinkflug.
Die beiden Luftschichten liegen wie zwei Papierblätter übereinander, die man gegeneinander verschiebt, und unterscheiden sich in Windrichtung und -stärke.
Der Fachbegriff dafür ist "Windscherung".
Wir echten Piloten merken das dadurch, wenn wir bei der Landung gegen den Wind in Bodennähe kommen:
In Bodennähe (so etwa unter 10m Höhe) läßt der Wind immer nach (Reibung der Luftströmung am Boden). Dabei passiert Folgendes:
1. Anflug mit 100 km/h auf dem Fahrtmesser
2. Gegenwind 30 km/h
---> Geschwindigkeit über Grund folglich 70 km/h
3. Flugzeug kommt bei der Landung in Bodennähe (unter 10 m Höhe)
4. Gegenwind dort nur noch 10 km/h
---> Geschwindigkeit *über Grund* *durch die Massenträgheit* immer noch 70 km/h
--------> Fahrtmesseranzeige jetzt 80 km/h
DIES ist der Effekt, den Du beschreibst. Das Flugzeug müßte jetzt gegenüber dem Boden beschleunigen, um wieder auf Fahrtmesseranzeige 100 km/h zu kommen.
*Aber nur deshalb, weil der Gegenwind nachgelassen hat.*
Man möge mich jetzt steinigen oder als Ketzer auf den Scheiterhaufen werfen, aber Physik lügt nicht und kann erst recht nicht ausgetrickst werden
Das Problem ist, die Physik ist nicht ganz so, wie Du sie gerne hättest...
Viele Grüße
Andreas