"Schnabel"-Profil am Brett-Nurflügel

UweH

User
Hallo Nurflügelfreunde,

ich möchte hier ein Projekt zur Diskussion stellen, das ich seit mehr als 10 Jahren sporadisch voran treibe und bei dem ich jetzt fast am Ende meiner Möglichkeiten bin. Deshalb suche ich hier die Diskussion im Forum um die Erkenntnisse und Meinungen von euch zu erfahren. Mich interessiert die Meinung von Leuten, die sich in der Aerodynamik besser auskennen als ich, vielleicht auch mehr Möglichkeiten haben, und die Meinung aller Interessierten. Ich würde mich freuen von anderen Projekten in dieser Richtung zu erfahren, falls es die gibt.
Es geht um einen Profiltyp mit so einer Art "Schnabel" im ersten Drittel der Profiltiefe (siehe Bild), der im Wesentlichen von einer Konkavwölbung des Ersten Drittels der Unterseite gebildet wird. Wenn ihr Interesse an der Sache habt, dann bitte ich um rege Antworten:) , dann schreibe ich gerne auch noch mehr dazu, wie ich zu dem „Unsinn“ ;) gekommen bin und über die bisherigen Erfahrungen usw.
Wie schon angedeutet bin ich kein Aerodynamiker sondern betreibe seit 27 Jahren Modellflug mit viel Spaß am Experimentieren, aber aus Faulheit meist nur empirisch, selten systematisch. Mir geht’s um den Spaß und ich finds auch nicht so schlimm, wenn mal was daneben geht, solange sich die vergebliche Arbeit in Grenzen hält. So hab ich in diesem Jahr den Schritt gewagt, den hier gezeigten Nurflügel auf der Basis des Schiski mit dem ungewöhnlichen Flügelprofil zu bauen.
Ich hab schon Profilinfos an Hartmut Siegmann geschickt um vielleicht von ihm einen Kommentar zu erhalten, aber keinen Antwort bekommen. Ich mag seine informative und witzige Aerodynamik-Kolumne in der Aufwind sehr:) . Er schreibt aber auf seiner ebenfalls sehr guten HP schon, dass er anfragen kaum beantworten kann. Also nicht so schlimm, dafür seid ihr jetzt dran.
Also hier die Preisfrage an alle: wie fliegt das Ding eurer Meinung nach?:rolleyes:
Übrigens: Modellschönheit stand nicht im Pflichtenheft dieser Konstruktion, also bitte nicht schreiben dass der Flieger hässlich ist, das weiß ich auch..:D :D

Viele Grüße,

Uwe.
 

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Julez

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Hmmm,

hat da jemand zu viel Martin Simons gelesen?;)

Dieses Profil wurde entwickelt, um die Vorteile eines kleinen Nasenradius in bezug auf Laminarblasen zu nutzen, aber trotzdem genügend Bauhöhe für den Holm zu haben.
Die Laminarblase soll dazu gebracht werden, bei hohen Anstellwinkeln nach vorne zu wandern, um einen Effekt zu erzeugen, der ähnlich dem einer hohen Wölbung im vorderen Bereich des Profils ist, was zu einem hohen Ca max führen soll.
Das funktioniert angeblich auch so halbwegs, allerdings ist der Nachteil, dass durch die ganze Laminarblasenwanderung sich recht unterschiedliche Momentbeiwerte ergeben, und auch Hysteresen disbezüglich vorhanden sind.
Dies sollte, gerade bei einem Brettnurflügel, die ganze Geschichte eher instabil machen, wenn man alles zusammen betrachtet.
Ich schätze also, dass der Flieger dauernd um die Querachse korrigiert werden muss.

Da halt ich mich lieber and die PW- Profile:)

Ciao,

Julez
 
Bei Vogelprofilen kommt so etwas auch vor und wurde deshalb seit den Anfängen der Fliegerei immer mal wieder versucht. Da es sich nicht durchgesetzt hat, nehme ich an, dass es ohne die in alle Richtungen variable Flügelgeometrie der Vögle nicht so furchtbar gut funktioniert.
 

UweH

User
Hallo Julez,

danke für Deine Antwort.
Martin Simons kenne ich gar nicht, werd mal auf die Suche im Web gehen.
Eine geringere Stabilität konnte ich nicht feststellen.
Basis für das von mit empirisch gestrickte Profil ist das EMX 07 in ausgedünnter und entwölbter Form, dann die Unterseite vorne dran. Wenn ich den Flügel mit dem Basisprofil EMX 07 und meiner einwandfrei fliegbaren Schwerpunktlage ins Ranis eingebe, kommt ein Stabilitätsmaß von 2,3 % raus. Die Profilmodifikation scheint bei meinem Flieger keinen negativen Effekt auf die Stabilität zu haben?!


Viel Spaß noch mit den PW-Profilen, werd ich sicher auch noch ausprobieren;) ..

Viele Grüße,

Uwe.
 

steve

User
Hallo,
ich tippe mal, dass es in einem sehr engen Anstellwinkelbereich (Strecke) recht gut arbeitet, bei höheren Anstellwinkeln (Kurve o. Landung) aber sehr rasch ein heftiges positives Moment aufbaut. Es wird eine ziemliche Schwerpunktvorlage/ hohes Stabilitätsmass notwendig sein, um auf Nummer sicher zu gehen.

....mal so eben aus dem Bauch raus geschätzt.

Grüsse
 

UweH

User
Hallo,

das mit den Vogelprofilen von Markus geht schon mal in die Richtung, die Anlaß für die Experimente war. Ursprünglich fing das ganze in den 90er Jahren mit Leitwerkler-Speerwurftechnik-Schleuderseglern an, die ich damals als Student viel gebaut hab: einfach, billig und schnell mal was dran ausprobiert. Dabei fiel mir eine FMT mit der FMT-Profilesammlung Nr. 186 in die Hände. Das dort beschriebene Profil heißt ASM-LRN-007 mit dem Kommentar: "Vogelflugprofil...von Pfenninger und Vemuru in den USA computerberechnet......Mit einer errechneten Profilgleitzahl von bis zu 166...." "Geil" dachte der Lausbub in mir, das probier ich, auch wenn bei der Rippenbauweise nur Gleitzahl 100 raus kommt" :D . Das Original-Profil war aber wegen der hohen Wölbung von 5,85 % nicht für einen Schleudersegler zu gebrauchen, deshalb hab ich nach kurzem überlegen die Unterseite vom ASM mit der Oberseite eines HQ-Profils kombiniert ("...das geht ja auch Laminar...";) ). Heraus kam ein ca. 8 % dickes, ca. 3 % gewölbtes Profil mit der charakteristischen, ungewöhnlichen Konkavwölbung im Ersten Drittel der Unterseite. Der Flieger hatte natürlich keine Gleitzahl 100, aber war im Flugverhalten mit einem konventionell Profilierten mit gleichen Werten vergleichbar. Es gab jedoch einen auffälligen Unterschied: mein damaliger Hang zu kleinen Stabilitätsmaßen durch zu kleine Höhenleitwerke hatte an dem Flugzeug ausnahmsweise keine unangenehmen Folgen: Der Momentenbeiwert des Profils schien relativ zu der Wölbung gering zu sein, die Dämpfung mit der kleinen Heckflosse ausreichend und die erfliegbaren Anstellwinkel hoch. Ich dachte mir damals schon, daß der Effekt auch an einem Nurflügelprofil anwendbar sein müßte um den S-Schlag zu verkleinern und vielleicht das fliegbare ca-max zu erhöhen. Jetzt kommt der von steve als Vermutung geäußerte Effekt des hohen positiven Moments ins Spiel: es scheint wirklich ein größerer positiver Moment zu entstehen, denn der S-Schlag ist bei meinem Brett recht gering. Aber eine große Schwerpunktvorlage ist nicht notwendig und noch geringere Stabilitätsmaße fliegbar als die jetzigen 2,31 %, dann nimmt der Flieger beim andrücken jedoch kaum noch Fahrt auf und zu wildes rühren mit dem Höhenruderknüppel führt zum Totalabriss. So hab ich mit der jetzigen Einstellungen keinerlei Probleme und über 4 Flugstunden mit Hochstart oder werfen aus der Hand in der Ebene. Ich setz das Brett fürs Thermikfliegen ein, da gehts richtig Klasse mit Kreisradius unter 2 m, aber saufen zeigts zuverlässig an. Hangflug hab ich noch nicht probiert, das Wetter hat für meine Hänge noch nicht gepaßt. Gleiten ist für 26 g/qdm normal würd ich mal sagen, aber das läßt sich bei guten Hangbedingungen vielleicht besser beurteilen, wenn ich das tragen mal auf Geschwindigkeit drücken kann.

Ich weiß nicht, ob solche Profile tatsächlich irgendwo Vorteile gegenüber normalen bringen, aber das Experiment hat wider Erwarten:D ein gut fliegbares NF-Brett ergeben.

Ich würd mich über die weitere Diskussion freuen:)

Viele Grüße,

Uwe.
 

UweH

User
Ich würde vermuten, dass bei hohen Auftriebsbeiwerten das Ding sehr gut funktioniert.
Bei kleineren schätze ich, dürfte es sehr schlecht gehen.

Kurbel

...das hatte ich auch erwartet, bei dem Leitwerkler-Schleudersegler brauchte man zum senkrechten Abstieg aus der Thermik (damals oft über der Achener Soers, hinterm Reitstadion;) ) keine Bremsen, das Ding wurde nicht schnell. Bei dem Brett ist die Bremswirkung beim anstechen weit geringer ausgeprägt, man hat nicht so das Gefühl, daß da was bremst. Aber wie schlecht der Flieger bei geringen Anstellwinkeln wirklich wird, wird die weitere Hangflugerprobung zeigen.

Viele Grüße,

Uwe.
 
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