fachgerechte Reparatur von Faserverbundbauteilen

Spunki

User
>>Oder würde ernsthaft jemand auf die Idee kommen, Stahlbeton, bei dem es die Stahlarmierung zerrissen hat, einfach mit Gips zusammenzubeppen und zu behaupten, dass das genausoviel hält wie vorher?<<

Wenns ne reine Druckbelastung ist wie zb. bei Brückenpfeilern würd ich die Teile ohne Bedenken stumpf mit Gips zusammenpappen :D

Unsere alte Wiener Reichsbrücke hielt ohne Eisenarmierung 60 Jahre, ja sogar ohne Zement ;)

Grüße Spunki
 

Yeti

User
Moin zusammen!

Nachdem es hier einen etwas "abenteuerlichen" Vorschlag zur Reparatur der Flügelschale eines Turbinenjets gab, wollte ich nochmal eine andere Möglichkeit vorschlagen.

Aber erstmal was Grundsätzliches: Ein fachgerecht repariertes Bauteil sollte in der Lage sein, die gleichen Lasten zu ertragen wie im Urzustand. Und das funktioniert am besten, wenn man zusieht, bei der Reparatur die Originalstruktur wieder herzustellen. Positiver Nebeneffekt: Das reparierte Teil ist anschließend nicht oder nur unmerklich schwerer als vorher.

Der Trick bei faserverstärkten Kunststoffen (FVK) ist die Faserverstärkung, wer hätte das gedacht. Die Fasern verleihen dem Bauteil eine hohe Festigkeit und Steifigkeit in Faserrichtung, die der Kunststoff alleine niemals hätte. Zwischen der Festigkeit des Kunststoffes (meist Epoxidharz) und dem faserverstärkten Kunststoff liegen Faktoren von 10 bis 20, je nach Belastungsrichtung :eek: Nur um mal ein Beispiel zu nennen: Die Zugfestigkeit von reinem Epoxidharz beträgt etwa 60 N/mm², die Festigkeit von unidirektionalem CfK beträgt etwa 700 N/mm² (in Faserrichtung) und 50 N/mm² quer zur Faserrichtung. Bei der maximalen Schubspannung ist das Verhältnis 150 N/mm² bei CfK mit einer Faserorientierung von +/-45° zu 7 N/mm² für Klebeharz (zugelassene Werte aus dem Segelflugzeugbau).

Hier merkt man auch schon, dass die Faserorientierung im Bauteil eine nicht unerhebliche Auswirkung auf die Festigkeit hat. Da die Belastung an einem Flügel oder einem Rumpf nicht ausschließlich in eine Richtung erfolgt, müssen für die Hauptbelastungsrichtungen Fasern vorhanden sein: Ein unidirektionaler Faseranteil für die Biegebelastung (Holmgurte im Flügel oder Stringer im Rumpf) und ein diagonaler Faseranteil für die Torsions- und Querkraftbelastung.

Ist das Teil kaputt und soll repariert werden, müssen an der Bruchstelle wieder genauso viele Fasern hin, wie auch vorher da waren. Und zwar möglichst mit der selben Faserorientierung wie vorher.

Bekannt für die Reparatur, insbesondere von durchgebrochenen Rümpfen, ist die "Blätzli-Technik". Dabei werden kleine Gewebestücke ("Blätzlis") auf die angeschliffene Bruchstelle aufgelegt, in der Hoffnung, dass schon die richtige Faserrichtung dabei sein wird. Was dabei herauskommt, ist dann aber eher ein Faseraufbau, der mit der ursprünglichen Struktur nicht mehr viel zu tun haben muss.

Warum also nicht nachschauen, wie die Fasern vorher lagen und an der Reparaturstelle den gleichen Faseraufbau wählen? Bei GfK ist es nicht schwer, den Lagenaufbau zu bestimmen, wenn man ein einzelnes kleines Bruchstück hat, aus dem man einfach das Harz herausbrennt (bitte nicht im Wohnzimmer machen). Übrig bleiben dann die einzelnen Gewebelagen, an denen man auch ganz leicht die enthaltenen Faserrichtungen erkennen kann. Bei CfK oder Kevlar geht das nicht so einfach, aber auch da kann man am Schliffbild die Faserrichtungen erkennen.

A propos Schliffbild: Die Ränder der beiden zu verbindenden Bruchstücke werden zur Bruchkannte hin ausgeschliffen/ausgeschäftet. Das Schäftverhältnis sollte bei GfK-Gewebe etwa 1:40, bei CfK-Gewebe etwa 1:50, bei UD-GfK 1:60 und bei UD-CfK 1:100 betragen. Als Faustformel kann man annehmen, dass die Laminatdicke bei GfK etwa dem Flächengewicht des Gewebes in Mikrometer entspricht. Also eine 100 g GfK-Lage hat eine Dicke von 1/10 mm und die Schäftlänge wäre dann 4 mm pro Lage. Aus purer Angst im Zweifelsfall lieber etwas mehr als zu wenig.

Sind beide Bruchstücke ausgeschäftet und gegeneinander fixiert, werden mit der entsprechenden Überlappung die einzelnen Gewebelagen aufgelegt und nach dem Aushärten an den Rändern verschliffen. Bei nur einer einzigen Lage wird es natürlich nichts mit dem Schäften, hier muss man einfach mit dem Schäftverhältnis überlappen. Über das Schäftverhältnis ist sichergestellt, dass auf der Länge der Überlappung sämtliche Kräfte von der ursprünglichen Lage auf die Reparaturlage übertragen werden und somit die Reparaturstelle imstande ist, die selben Kräfte auszuhalten. Da kein zusätzliches Material hinzugekommen ist, ist eine solche Reparaturstelle auch nicht schwerer als vorher. Außerdem gibt es an einer solchen Stelle keinen Steifigkeitssprung, da ja alle Fasern wieder da sind, wo sie hingehören: Nicht mehr und nicht weniger. Steifigkeitssprünge sind schlecht für die Dauerfestigkeit, aber ob ein Modell nicht sowieso vorher eines gewaltsamen Todes stirbt, als dass das Thema Dauerfestigkeit von Belang ist, will ich mal dahin stellen.

Das heißt, ein wenig Mehrgewicht kommt hinzu, da die Reparaturstelle meist noch gespachtelt werden muss. Das ist ein prima Anwendungsfall für Spachtelmasse, z.B. Polyesterspachtel oder bei größeren Unebenheiten auch Microballons.

Wenn man sich mal vorstellt, wie eine solche Reparaturstelle nachher aussieht, sollte eigentlich klar sein, dass das was ganz anderes ist, als wenn man die Bruchstücke stumpf voreinander klebt, mit Yoghurtbechern schient oder auf noch ausgefallenere Ideen kommt. Auch Kugeln unterscheiden sich nicht nur äußerlich von Fasern, egal ob es sich um Hohlglaskugeln (Microballons) oder andere Wundermittel handelt. Nur nochmal zur Erinnerung: Zwischen der Festigkeit von reinem Harz und faserverstärktem Harz liegt locker der Faktor 10 ;)

Je wertvoller die Modelle sind, je schneller sie fliegen oder je schwerer sie sind, sollte man doch vielleicht diese Möglichkeit einfach mal in Betracht ziehen, im Falle eines Falles die Trümmer wieder zusammen zu bringen.

Oder würde ernsthaft jemand auf die Idee kommen, Stahlbeton, bei dem es die Stahlarmierung zerrissen hat, einfach mit Gips zusammenzubeppen und zu behaupten, dass das genausoviel hält wie vorher? :D

Gruß Christian
 

Herbert Stammler

Vereinsmitglied
Teammitglied
Moin,

Original erstellt von Spunki:
Wenns ne reine Druckbelastung ist wie zb. bei Brückenpfeilern würd ich die Teile ohne Bedenken stumpf mit Gips zusammenpappen :D

Unsere alte Wiener Reichsbrücke hielt ohne Eisenarmierung 60 Jahre, ja sogar ohne Zement ;)
Tja. Dumm nur daß sie eingestürzt ist... ganz unverhofft und plötzlich... und dabei noch einen Menschen in den Tod riss. :(

Ich zitiere mal:

Ursache des Einsturzes im ungünstigen Zusammenwirken einer Reihe von Faktoren zu suchen war, die jeder für sich allein ungefährlich gewesen wären. Dazu gehörten vor allem die Wahl eines Auflagerostes aus Blechträgern auf einem unbewehrten Betonsockel, die Wirkung des "Kriechens" und "Schwindens" des Betons sowie der ungünstige Zusammenfall von Witterungs-, Strömungs- und Temperatureinflüssen.
(Quelle: Wiener Brücken - Reichsbrücke)

So ist das also. Keine Bewehrung. Aha! :)
(Falls Du Dir nicht so viel darunter vorstellen kannst, schau mal hier: Betonkunde )

Komisch, die kommen zum gleichen Schluss wie Christian oben... Beton (Klebstoff) ohne Bewehrung (Fasern) funktioniert einfach nicht. Gibt doch irgendwie zu denken, oder? ;)

Und bevor Du wieder mit Deiner "reinen Druckbelastung" anfängst... mal ehrlich, das ist eher ein akademisches Problem, hast Du schon mal eine reine Druckbelastung im realen Leben gesehen?
Wenn ja, dann kannst Du ihr ja mal Bescheid geben daß sie sich bei mir melden soll, ich würd soetwas gern mal mit eigenen Augen sehen... :D :D :D

cu
Herbert
 

Spunki

User
Hallo Herbert

Dass beim Einsturz damals ein Menschenleben zu beklagen war ist natürlich äußerst tragisch und auch nicht wieder gutzumachen!

Mal abgesehen vom menschlichen Leid war das damals auch eine große Blamage! ... nur leider konnte man nach so langer Zeit keinen mehr zur Verantwortung ziehen!

Trotzdem zitiere ich aus Deinem Link, http://www.plechinger-bau.de/Beton.htm

>>Wirken auf Beton keine Zugkräfte, dann benötigt er auch keine Stahleinlagen. Man spricht dann von unbewehrten Beton.<<

Grüße Spunki
 

Yeti

User
Danke Spunki, für das anschauliche Beispiel mit der eingestürzten Brücke. Bevor wir uns hier allerdings nur über Stahlbeton unterhalten, würde ich gerne wieder die Kurve kriegen zum eigentlichen Thema: Reparatur faserverstärkter Kunststoffe.

Im Gegensatz zu Beton, dienen die Fasern im FVK neben der Erhöhung der Festigkeit auch zur Erhöhung der Steifigkeit (auch bei Druckbelastung). Da auch die Steifigkeit von GfK oder CfK sehr von der Faserrichtung abhängt, sollte bei einer Reparaturstelle auch aus diesem Grund die ursprüngliche Faserorientierung eingehalten werden.

Meine Frage zu den "Blätzlis": Was soll daran einfacher sein, das Gewebe vor der Reparatur zunächst in kleine Stückchen zu zerschnippeln? Also eine richtige Schäftung ist doch eigentlich das selbe, nur dass die "Blätzlis" die gesamte Reparaturstelle überdecken und so aufgebracht werden, dass die ursprüngliche Faserrichtung wiederhergestellt wird.

Gruß Christian
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo Christian,

wenn ein durchgebrochener Rumpf repariert wird, also die Bruchstelle umlaufend ist, ist die Handhabung von kleineren "Blätzlis" beim Aufbringen einfacher als von einem verzugsfrei aufzubringendem Stück das genau auf die Abwicklung des Reparaturflickens zugeschnitten sein sollte.

Ich habe es beim letzten Mal sogehandhabt, dass ich mit 4 "Blatzen" je Lage den Rumpfumfang abgedeckt habe. 2 gehen sicher auch noch gut zum Verarbeiten. Faserrichtung war diagonal statt wie im Original 90/90 zur Rumpfsehne. Zum Schluß einen Flicken 49er Matte umlaufend, mit breitem Tesa faltenfrei umwickelt (Klebeschicht nach aussen) und den Tesa mit der Heißluftpistole vorsichtig geschrumpft.

Das musste nur wenig nachgeschliffen werden.

Hans
 
Hi Christian!

Der Unterschied (ok, Du hast gefragt was ist einfacher ... anyway ... ;) ) zur Blätzlitechnik ist, dass es von der Blätzlitechnik ein schönes PDF mit Bildern zum downloaden von der Site eines Fachvertriebes gibt und dieser Link in der Modellbauwelt bekannt ist.

Ausserdem muss man nix wissen über Faserverläufe, Vorzugsrichtungen, etc. p.p. (..ist irgendwie so wie mit der EWD, Stabilität, Gleichgewicht etc. ;) ).

Möglicherweise könnte die Situation dadurch bereinigt werden, dass sich jemand - keine Ahnung wer :rolleyes: - erbarmt und einen ebenso schön bebilderten Artikel für's Magazin mit dem Titel: "Fachgerechte Reperatur von Faserverbundwerkstoffen" schreibt.

*duckundwech*

Grüße Helmut

P.S. Es sollte aber besser heissen: "Fachgerechte Reperatur von fachgerecht erstellten Bauteilen aus Faserverbundwerkstoffen". Gerade bei Letzterem habe ich so meine Zweifel in der Modellbauwelt. Deshalb trifft hier vielleicht auch zu: "Die Kirche beim Dorf lassen."

[ 14. Oktober 2004, 14:07: Beitrag editiert von: TurboSchroegi ]
 

Steffen

User
Moin,

@HaRu: und warum wechselst Du die Faserrichtung?

Möglicherweise könnte die Situation dadurch bereinigt werden, dass sich jemand - keine Ahnung wer - erbarmt und einen ebenso schön bebilderten Artikel für's Magazin mit dem Titel: "Fachgerechte Reperatur von Faserverbundwerkstoffen" schreibt.
Gibt's doch schon, wenn auch nicht im Magazin: Die Glasfaserflugzeugflickfibel von Ursula Hänle.

Ich hatte schon mal überlegt, sowas neu und mit Fotos zu machen, aber dann kamen wieder in einem Thread die üblichen 'woher willst Du das wissen' 'Weißt Du überhaupt wie das aufgebaut ist' 'das ging schon immer so' etc. pp.

Und da nutze ich doch lieber meine Zeit für anderes :)

Gerade bei Letzterem habe ich so meine Zweifel in der Modellbauwelt
Prinzipiell gebe ich Dir ja recht, aber wer weiss denn tatsächlich, was besser ist und mit welcher Kompetenz?

Ciao, Steffen
 
Hi Steffen !

Es gibt einen sog. "Stand der Technik". Der Stand der Technik gründet sich auf viele Jahre theoretischer und praktischer Arbeit/Erfahrung.

Jetzt spreche ich von Modellbau. Meine These:

Viele kennen viel davon (Stand der Technik). Wenige können einiges davon. Beherrscht wird das Ganze von den Allerwenigsten.

Beispiel: Verklebung der Holmgurte mit den Tragflächenschalen im Negeativverfahren. Wer hat schon die Möglichkeit/Erfahrung/Wissen mit einem gleichbleibend, reproduzierenden Verfahren diese Verklebung herzustellen und diese dann auch zu kontrollieren? Immerhin handelt es sich hierbei beim Schließen der Form um eine unsichtbare Verklebung. BTW: Ein schönes Video zu einem Bruchtest eines Flügels gibt's übrigens bei DG.

Also empirisch, ok. Das sind dann die Wenigen, die schon X Flächen gebaut haben. Meinertwegen wie der Weberschock (kenn' Ihn ja nichtmal - nehm' es einfach mal an). Wer kann das schon von sich behaupten? Ich jedenfalls nicht.

Erinnerst Du Dich? Es gab hier schon Diskussionen um "in der neutralen Faser geteilte Schubstege" etc. Wie gesagt: Kennen - Können - Beherrschen sind verschiedene Paar Stiefel!

Selbst den Profis gelingt doch nicht immer alles. Beispiele überlasse ich Dir. Du kannst bestimmt aus Deiner beruflichen Praxis die Eine oder Ander (hoffentlich glimpflich verlaufene) Geschichte erzählen...

Sicherlich kann - und sollte - man sich auch anstrengen, gerade bei Flugzeugen, die einem (anderen) auf den Kopf fallen können alles nach bestem Wissen und Gewissen zu machen. Keine Frage. Sicherlich gibt es auch Dinge die sind grob fahrlässig und es ist gut und richtig darauf hinzuweisen.

Andererseits gibt es Methoden (Blätzlitechnik) die sicherlich nicht optimal sind, dem Einsatzzweck aber durchaus genügen. Das meinte ich mit "Kirche beim Dorf lassen."

Insofern geht es mir jetzt garnicht darum, dass es irgendeinen gäbe, der es vielleicht mit seiner Kompetenz besser wüsste, sondern vielmehr darum, dass es optimale und nicht so optimale Methoden (bzgl. Stand der Technik) gibt und beide aber den Anspruch an den Einsatzzweck erfüllen.

Wenn man weiß wie, das dann auch noch beherrscht und es machbar ist, dann steht dem nix im Wege.

Das Bessere ist des Guten Feind!

Dankenswerter Weise hat sich Christian die Zeit genommen und ganz klar formuliert was das Bessere ist und auch noch Warum. Ich habe wieder was gelernt.

Falls ich das nächste mal wieder Bruch haben sollte :rolleyes: werde ich mich daran erinnern! Mit Sekundenkleber, GfK Schnitzel und Spachtel mache ich es sicher nicht - auch vorher schon nicht ;)

Grüße Helmut
 

Yeti

User
Original erstellt von TurboSchroegi:
Andererseits gibt es Methoden (Blätzlitechnik) die sicherlich nicht optimal sind, dem Einsatzzweck aber durchaus genügen. Das meinte ich mit "Kirche beim Dorf lassen."
Hi Turbo-Helmut!

Ich will nicht den Eindruck erwecken, dass alles außer der oben beschriebenen Methode (Schäften) per se Mumpitz ist. Aber wie du selbst schreibst: Gutes kann man auch besser machen.

Das Grundprinzip beim Schäften ist letztendlich das selbe wie bei der Blätzli-Technik. Nur dass man die Blätzlis so groß wie möglich macht und nicht in wahlloser Richtung auflegt, sondern so, wie es auch vorher war. Man muss dafür auch gar nichts über die "richtige" Faserorientierung wissen, sondern es nur so machen, wie es vorher war. Stimmte die Faserrichtung vor dem Bruch schon nicht, dann nutzt es relativ wenig, an der Reparaturstelle die (vermeintlich) richtige Faserorientierung zu wählen. Das Ergebnis wäre ein Steifigkeitssprung, so dass das Bauteil beim nächsten Mal vermutlich direkt neben der Reparaturstelle brechen würde.

Gruß Christian
 

Moswey

User
Lieber Christian.
Selbstverständlich hast Du im Prinzip recht. Der Faserverlauf ist das A. und O. bei Faserverbundbauteilen. Trotzdem vermute ich, dass Du die Blätzli-Technik noch nie probiert hast, sonst würdest Du die Anwendung einerseits und die Festigkeit andererseits nicht anzweifeln. Das hält, und bricht "nie mehr" an der reparierten Stelle; was willst Du mehr?
 

Yeti

User
Original erstellt von Moswey:
Das hält, und bricht "nie mehr" an der reparierten Stelle; was willst Du mehr?
Dass es auch nicht direkt daneben bricht und nach der Reparatur nicht schwerer ist als vorher ;)

Wie Helmut schon sagt: Man muss die Kirche im Dorf lassen. Das heißt aber im Gegenzug, dass man sich umso mehr Gedanken über die Reparaturweise machen sollte, je schneller, schwerer und wertvoller ein Modell ist. Das heißt: Je größer der mögliche Schaden ist, der entstehen kann, desto sorgfältiger sollte auch eine Reparatur erfolgen.

Die Blätzli-Technik habe ich tatsächlich noch nie angewendet, weil ich noch nicht sehe, dass sie tatsächlich eine Vereinfachung darstellt. Ich habe aber nicht behauptet, dass sie nicht funktioniert.

Gruß Christian
 

Steffen

User
Hi Moswey,

Da fragt man sich aber schon, warum in 40 Jahren Faser-Segelflugzeugbau keine einziger Anwender mit Blätzlis arbeitet, wenn das doch das gleiche hält :D

Im Ernst: wenn es mehr hält, das war es wohl dicker. Wenn es daneben bricht ebenfalls zuzüglich evtl. einem Steifigkeitssprung.

Da mach ich es doch einfach (mit gleichem Aufwand) richtig.

Für einen Fasererstling ist das ja vielleicht schön einfach, aber richtig ist nunmal besser, das weisst Du doch auch.

Ciao, Steffen
 

Yeti

User
Na ja, immerhin muss man doch anerkennen, dass mit der Veröffentlichung der Blätzli-Methode gebrochene Faserverbundteile auch wieder mit Fasern repariert werden. Und das mit einem relativ einfachen "Patentrezept", bei dem man sich über die Struktur nicht viele Gedanken machen muss, während man beim Schäften ja zumindest herausfinden muss, welches Gewebe mit welcher Ausrichtung vorher an der Bruchstelle vorhanden war.

Die Blätzli-Methode ist auf jeden Fall um Welten besser als irgendwelche anderen Experimente.

Gruß Christian
 

Hans Rupp

Vereinsmitglied
Hallo,

Steffen fragt mich, warum ich die Faserrichtung gewechselt habe. Weil ich diagonal bei solchen Rümpfen (war ein ASW 17 Rumpf für 4m Spannweite direkt hinter dem Flächenansatz, Bruch beim Ringelpietz wegen Torsion) für besser halte und daran

Das Ergebnis wäre ein Steifigkeitssprung, so dass das Bauteil beim nächsten Mal vermutlich direkt neben der Reparaturstelle brechen würde.
nicht gedacht habe. Immerhin wäre damit auch dies hier angesprochen worden ;) .

Warum der Rumpf hier und nicht woanders brach? Vermutlich weil er durch den größten Durchmesser hier leichter beulen konnte als weiter hinten und davor durch die Flächenanformung, dadurch andere Geometrie, Mumpe in den Ecken, andere Belegung und ...ach was weiß... ich ein Steifigkeitssprung schon da war.

Hans

P.S. Falls jemand den Rumpf haben will... habe ihn selbst mal für 30 DM erstanden und wollte eine ASW 17 bauen. Jetzt steht daneben ein fast fertiges Urmodell für eine ASW17 mit 4,44m Spannweite, das in den nächsten Tagen Richtung Pfinztal zum Abformen geht. So kann es gehen.
 

plinse

User
Moin,

das mit der Kirche im Dorf ist beim Modellbau ein nicht zu unterschätzender Faktor.

Die Diskussionen hier über korrekte Handhabung von Fasern bei der Verarbeitung, ob nun Neubau oder Reparatur, (wobei mich Neubau zugegebenermaßen wesendlich mehr interessiert ;) ) finde ich sehr interessant und es ist auch logisch nachvollziehbar, wenn man sich klar machen will, warum es so ist. Man macht sich nur vorher oft nicht die Gedanken bis in die beliebige Tiefe - Faserrichtung ja, Materialwahl auch und jetzt erinnere ich mich gerade mal wieder an den Gewebeschlauch - tja, mit der Rolle zum tränken drüber - Fettnäpfchen - patsch - getroffen ;) . Auch so ein Thema, was wir hier mal hatten. Praktikabilität und Faulheit kontra optimalem Umgang mit dem Werkstoff.

Wenn man jetzt aber von dem Kauffliegerkonsumenten ausgeht, ist der erste Kontakt zum unverarbeiteten Faserverbundwerkstoff meistens die Reparatur. Erst mal muss er an der Bruchstelle herausfinden, was das denn war - hmmmm - Versandhandel, shit, was braucht man denn nun?? Da stehen schöne Preislisten im Netz, wenn man Glück hat, hat man einen einigermassen sortierten Modellbauladen, wo man sich das Gewebe anschaun/vergleichen kann - verpackt in Tüten und geknickt - na dann greif ich doch wieder zur Rolle und tränke meine Gewebeschläuche ;) .

Dann muss das Gewebe auf die Schadstelle. Von innen oft nicht zugänglich, muss es oft draussen drauf - ok - soll aber auch aussehen - schleif - spachtel - schleif - Lack - je weniger man sieht - desto besser? Wenn man den gleichen Faseraufbau wieder herstellen will, von aussen, bei Einhaltung der Kontur, kann das eine Herausforderung sein. Die Oberfläche sieht jeder, den Faseraufbau keiner wenn erst mal wieder Lack drüber ist, ... .
Die Faserrichtung zu wechseln, z. B. auf 45° kann bei der Verarbeitung sehr hilfreich sein, ein kleiner Verzug hier, ein kleiner da und schwups ist es faltenfrei, bei Gewebe 0-90° - Verzug? faltenfrei?
Bei uns in der Modellfluggruppe habe ich mehrere Leute gesehen, die dann zum ersten mal aus einer Form gebaut haben und Gewebe verzugsfrei versucht haben, in die Form zu bekommen. Zu wissen wie es geht, weil man es erzählt bekommen/gelesen hat, es optimaler Weise sogar schon mal gesehen hat und es dann umzusetzen, sind manchmal ganz verschiedene Paar Schuhe.

Ich erwische mich regelmässig dabei, dass ich vor der Gewissensfrage stehe, wie ich jetzt etwas spezielles sauber oder "prakmatisch" lösen soll ;) , ganz nach dem Motto Dickharzraupe im Segelbootschwert als Holmsteg ja/nein ;) . Sogesehen schätze ich diese Diskussionen sehr, sie öffnen einem hier und da mal die Augen, zusammen mit den Diskussionen in unserer Gruppe ergibt dies ein gewisses Bild vom ganzen.
Was man davon umsetzt, muss man dann selbst wissen, aber wenigstens weiss man dann was man tut. Kann viel wert sein, denn mal darf man pfuschen, mal ist es nicht angebracht.

Man sollte sich halt bewusst machen, dass der Modellbau mit Turbinenfliegern, grossvolumigen Motoren und Grossmodellen, LiPo-Akkus und heissen BL's, ... das Stadium des Spielzeuges inzwischen bei weitem verlassen hat. Mit steigender Komplexität bedarf es eines steigenden Know-Hows und einer entsprechenden Sensibilität bezüglich Pfusch möglich ja/nein.
Wenn man aber ausspricht, dass sich einige Leute keinen Gefallen damit tun, sich das High End einfach nur zu kaufen, wird das nicht gerne gehört.
Warum lassen sich aber die meisten Leute dann die Bremsen am Auto in der Werkstatt machen, obwohl es im "Do it yourself" - Buch narrensicher schrittweise beschrieben steht. Dort hat man dann plötzlich Angst vor Pfusch, geht aber mit einem geschusterten Grossmodell auf einem Flugtag vor Publikum fliegen :rolleyes: .
 

Moswey

User
Zitat:
"Die Blätzli-Methode ist auf jeden Fall um Welten besser als irgendwelche anderen Experimente."

Genau so isses!!!!!!!!!!

Bevor Ihr die Methode weiter bemeckert empfehle ich halt doch, es mal zu probieren.

Tschüss
 

plinse

User
Original erstellt von Moswey:
Zitat:
"Die Blätzli-Methode ist auf jeden Fall um Welten besser als irgendwelche anderen Experimente."

Genau so isses!!!!!!!!!!

Bevor Ihr die Methode weiter bemeckert empfehle ich halt doch, es mal zu probieren.

Tschüss
Bei Modellen aus dem Low-End bis hin zum durchschnittlichen ist da wohl meistens nichts gegen einzuwenden, die werden viele aber schon gar nicht mehr reparieren sonder gleich tonnen.
 
Hi Moswey !

Jetzt muss ich aber mal eine Lanze brechen (wenn auch keinen Rumpf :D )

Es geht doch garnicht darum etwas zu bemeckern. Ich weiß ja nicht ob Du den Ursprung des Threads kennst. Christian hat doch nur geschrieben wie's seines Wissens nach richtig geht. Ausserdem - so verstehe ich Ihn sagt er: Macht es so wie ich sage, dass ist besser und auch nicht aufwändiger.

Mein Beitrag dazu war (interpretiert): Das Ganze ist schon recht komplex und wenn man die Kirche beim Dorf lässt, dann tut's auch Blätzli. Alle sind irgendwie der selben Meinung.

Offensichtlich entstand eine Diskussion, die recht zum Nachdenken anregt.

Gemeckere sehe ich nicht (ausser vielleicht ich such's wie die Nadel im Heuhaufen).

Grüße Helmut

[ 14. Oktober 2004, 17:01: Beitrag editiert von: TurboSchroegi ]
 

Steffen

User
Bevor Ihr die Methode weiter bemeckert empfehle ich halt doch, es mal zu probieren
Da ich weiss, wie es noch besser geht, sehe ich darin keinen Sinn :D

Das die Blätzli-Methode brauchbar ist, bestreitet ja keiner, nur ist die Glasfaserflugzeugflickfibel halt noch viel besser :)

Wenn Du Dich dadurch persönlich auf den Schlips getreten fühlst, tut mir das leid.

Ciao, Steffen
 
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