fachgerechte Reparatur von Faserverbundbauteilen

Claus Eckert

Moderator
Teammitglied
Hallo,

ich will nicht weitermeckern. Nur frage ich mich durchaus wo man denn die Blätzli-Methode anwendet. Wohl in erster Linie an Stellen, an die man nicht so leicht hinkommt, kaum an der vorderen Rumpfkeule. Da wird nach dem Anschleifen großzügig mit Gewebe und Harz umgegangen, damit ja alles hält.

Ein Blätzli-Technik Beispiel wäre da die Rumpfröhre. Nur genau an dieser Stelle, die bereits gewissen Belastungen ausgesetzt war - sonst wäre sie nicht gebrochen - halte ich persönlich es für besser mit Gewebelagen von innen den Aufbau zu beginnen. Hilfreich sind diese langen Luftballons, die zum Tiere o.ä. Modellieren verwendet werden.

Mit etwas Geschick kann man die Gewebelagen mit der richtigen Faserorientierung auf dem nur leicht aufgelasenen Ballon durchtränken, diesen dann von hinten in die Rumpfröhre schieben und dann soweit aufblasen bis das Gewebe an die, selbstverständlich vorher angeschliffene, Rumpfröhre gepresst wird. Aussen kann man jetzt die Blätzli-Technik verwenden.

Ich habe das vor wenigen Wochen an der Rumpfröhre eines Solution gemacht und halte es für eine sinnvolle Kombination der beiden Methoden. Man braucht nur etwas Geduld, dann klappt das ganz gut.
 
Hi
laßt mal die Kirche im Dorf. Jeder reparierte GFK Rumpf hält besser wie vorher. Grund: die mm dicke Gelcoat oder Harzschicht wird durch Gewebe ersetzt, also viel mehr haltbares Material als vorher. Ob das Gewebe diagonal, Kreuz und quer oder sonstwie aufgebracht wird, ist mit Verlaub sche... egal. Hier machts einfach die Dicke. Zitat eines Gelehrten: "Das Bauteil ist nicht stark, sondern dick". Darüber sollte man nachdenken. Ich meinerseits zacke zuerst die Bruchstelle, wenn erforderlich befestige ich 4 Kiefernleisten mit Klebeband am dünneren Teil (Rummpfende), schiebe dann die Kiefernleisten über das dickere Rumpfteil und fixiere sie auch dort mit Klebeband. Dann laminier ich zuerst eine oder zwei Lagen 80-160er Gewebe innen in den Rumpf. Ist das ausgehärtet, wird außen beidseits der Bruchstelle angeschliffen und dann überlappend laminiert. Auf die Faserorientierung nehme ich dabei keine Rücksicht, es wird halt Abfall verarbeitet!!!Auf diese reparierte Bruchstelle kannst du dich draufstellen. Liegt die Bruchstelle soweit hinten im Rumpf, dass man von innen nicht beikommt, wird mit Hilfe einer Roofmate Positivform, die der Bruchstelle angepasst wird, ein konischer Kegelabschnitt laminiert, der dann mit Mumpe in den kaputten und fixierten Bereich eingeschoben wird. Nach dem Aushärten gehts weiter wie oben. Das sind so meine praktischen Erfahrungen der letzten 30 Jahre, ja ich reparier schon länger, aber immer seltener.
Wo gibts die Fibel von U.Hanle??
CU
Ernie
 

Dennis Schulte Renger

Vereinsmitglied
Hi Jungs!!

Klar halten auch solche Reparaturstellen, aber es ist doch albern abzustreiten, dass Christians Methode die eindeutig Bessere ist.

Christians Methode hat schlichtweg den Vorteil, dass sie so gut wie gar nicht schwerer wird. Ernies Methode hält auch, hat aber sicher nicht das gleiche Gewicht wir vorher.

Und wenn man schon den Aufwand betreibt, kann ich es auch gleich richtig machen.
 

Spunki

User
Resümee ...

Die Blätzli´s sind eine weit verbreitete und anerkannte Methode um zb. gebrochene Rumpfkeulen wieder in Schuss zu bringen ... anerkannt deshalb weil sie in der Praxis anscheinend auch unabhängig von der Faserausrichtung trotzdem haltbare Ergebnisse liefert, aber auch ganz wichtig gut Dokumentiert von jedem relativ einfach und ohne Spezialwissen bzw. Spezialwerkzeug nachvollzogen werden kann!

Ich bin aber leider noch immer erfolglos auf der Suche nach einer ebenso gut Dokumentierten und fachlich fundierten Methode um Sandwich-Flächen (mit Schaum als Stützstoff und in Halbschalenbauweise) reparieren zu können ...

Geredet wurde und wird selbst hier wieder viel ... wissen wie es fachlich richtig gemacht gehört tun´s auch genug - Reden und Handeln sind aber wie immer zwei Paar Schuhe! ... ich suche daher eine in der Praxis erfolgreich bewährte und gut dokumentierte Reparaturmethode für Sandwichflächen ...

Besten Dank und schöne Grüße

Spunki
 

Yeti

User
Tja Spunki...

Gut dokumentiert ist in der Tat das Problem. Steffen hatte kürzlich Kontakt mit Ursula Hänle, hat es aber leider versäumt, sie mal daraufhin anzusprechen, ob es möglich wäre, ihre "Glasfaserflugzeug Flickfibel" z.B. als pdf-Datei öffentlich zur Verfügung zu stellen. Ansonsten findet man bei einer Recherche eher "Bruchstücke" daraus (wie passend ;) ). Ich habe auf die Schnelle etwas im Reparaturhandbuch der DG600 gefunden (S. 10-12):

http://212.8.200.175/~techdg/DG/hb/dt/DG-600/DG600M_RH.pdf

Das Verfahren ist letzendlich immer das selbe. Sofern die Innenlage einer Sandwichschale nicht großflächig zerstört ist, muss die Außenlage und der Stützstoff um die Reparaturstelle entfernt werden, dann zunächst die Innenlage repariert, dann der Schaum (oder Balsa) aufgebaut werden und zum Schluss die Außenlage geschäftet werden. Ist die Schale großflächig zerstört, weil z.B. ein Weidezaunpfahl oder ein Baum seinen Abdruck im Flügel hinterlassen hat, dann muss man zunächst ein Reparaturstück anfertigen, das als Ganzes an der Reparaturstelle eingesetzt wird. Z.B. ein Reparaturstück, das aus der Innenlage und dem Stützstoff besteht. Nach dem Einschleifen dieses Reparaturstücks wird dann wie gehabt die Außenbelegung erneuert.

Gruß Christian
 

plinse

User
Moin Christian,

wie ist das bei einem Reparaturstück, welches eingesetzt wird? Ich nehme mal an, man verwendet sowas, weil man die Innenlage nicht mehr freitragend aufbauen kann, wenn das Loch zu gross ist. Wird dann ein etwa passendes Stück hergestellt und eingeschliffen oder sind das dann Teile, die man vom Hersteller bekommen kann, der die in der Form gebaut hat? Quasi "Wir brauchen eine neue Nasenleiste von 5,7m bis 5,9m von der linken Fläche, 10cm tief!" Wie muss ich mir das vorstellen?
Bei den Originalen wird da natürlich mehr gemacht als bei Modellen.
 

Yeti

User
Moin Eike!

Die Frage lässt sich wieder mit einem klaren "kommt darauf an" beantworten. Bei sehr großen Reparaturstücke bietet es sich natürlich an, diese in einer Form zu bauen. Wobei man auch mal überlegen kann, ob man das benötigte Stück nicht irgendwo direkt am Flugzeug abformen kann. Ein Stück Rumpfröhre kann man z.B. hinter der Bruchstelle auf der Rumpfröhre selbst abformen. Bei nicht allzu sehr zugespitzen Trapezflügeln lässt sich das Reparaturstück vielleicht auch auf der Gegenseite am intakten Flügel abformen. Oder man baut sich eine einfache Positivform: Z.B. Schaumkern mit Abreißgewebe belegen und die Innenlage drauflaminieren. Man braucht dafür ja keine Hochglanz-Formoberfläche, da man die Reparaturlage vor dem Einkleben vom Abreißgewebe löst, dass ja auf der "Form" verbleiben kann. Etwas Phantasie und es wird sich schon ein Weg finden, ein passendes Reparaturstück anzufertigen. Solange es nur erstmal um die Innenlage geht, kommt es ja auch nicht auf Millimeterbruchteile an Konturtreue an.

Gruß Christian
 
Mein Ceo5 hatte sich mal im Seil verfangen, der komplette linke Außenflügel war bis zum Holm zerstört und die Steckung war herausgebrochen. Man kann das Modell hier sehen

http://www.zanonia.de/draco2.php

Es ist das Voll Kohle Modell (ganz unten auf der Seite) das Herbert in der Hand hat.

Hier habe ich ebenfalls ein Reperaturstück angefertigt. Dazu habe ich mir einfach ein Stück aus DQcell 17 schneiden lassen mit dem entsprechenden Abbrand, genau eingepaßt und dann in der bekannten Bauweise mit Kunststoffplatten in den Negativen das ganze verpresst. Die Übergänge wurden dann geschliffen und aus Faulheit wurde das ganze nicht mehr lackiert. Die Beschädigung ist noch immer zu sehen.

Wenn also das Profil des Modells bekannt ist, dann kann man sich einfach ein solches Teil von jemandem schneiden lassen und im Positiv Verfahren weiterbauen.
 
Hi
Original erstellt von Christian Ückert:
Wobei man auch mal überlegen kann, ob man das benötigte Stück nicht irgendwo direkt am Flugzeug abformen kann. Ein Stück Rumpfröhre kann man z.B. hinter der Bruchstelle auf der Rumpfröhre selbst abformen. Bei nicht allzu sehr zugespitzen Trapezflügeln lässt sich das Reparaturstück vielleicht auch auf der Gegenseite am intakten Flügel abformen.
Jetzt hab ich geglaubt, ich wüßte mal was (nämlich genau das), aber Christian ist einfach schneller und besser. Hut ab! :)
CU
Ernie
 
Ansicht hell / dunkel umschalten
Oben Unten