AGUS NXT: Zickenalarm!
AGUS NXT: Zickenalarm!
Hallo liebe Alpha Jet Freunde,
ihr wartet ja jetzt schon eine ganze Weile auf den versprochenen Bericht des Erstflugs. Der Erstflug mitsamt folgenden Optimierungen zog sich dank des langen Winters, danach dann häufig windigen Bedingungen und daraus folgend uneindeutigen Schlüssen, ziemlich hin.
Zunächst mal ist der AGUS NXT ja ein direkter Anleger des extrem gut und neutral fliegenden AGUS. Die Unterschiede sind lediglich, dass der Motor vom Heck in die Rumpfspitze kam, Leistungssteigerung und Gewichtsersparnis. Sollte eigentlich ein Heimspiel sein (bayrisch: gmahde Wiesn)! Doch weit gefehlt – hier die Story:
Erstflug:
Der Erstflug fand bei winterlichen Bedingungen mit hartgefrorener Schneedecke (trug gerade so eben ohne einzubrechen) und 2-3er Wind statt.
Als erstes mehrere Gleitflüge gegen den Wind bei leicht abschüssigen Gelände – wunderschöner langgestreckter Gleitflug bei absolut neutraler Ruderstellung. Alles bestens bis hierhin.
Dann aus dem Gleitflug heraus langsam Gas reinschieben. Ein wilder Rodeoritt begann. Der tiefliegende Motor erzeugte ein stark hecklastiges Moment. Weiterhin war ein starkes, motorabhängiges Rollen nach rechts (!) vorhanden.
Zunächst mal ab ins „warme“ (nicht ganz so kalt wie draussen) Auto und Analyse was grade abgegangen war. Erklärbar war für mich zunächst das hecklastige Moment aus dem tief montierten Motor. Als Gegenmaßnahme habe ich dann für den Zweitflug erst mal satt Blei vorne provisorisch befestigt. Zunächst mal im Gleitflug den anderen Schwerpunkt austrimmen – ging grade noch so. Der Motorflug ging dann schon einen Tick entspannter, aber das starke motorabhängige Rollen nach rechts war nach wie vor da.
Mittlerweile habe ich das Modell 4 mal mit draußen gehabt und versucht es fliegbar hinzuoptimieren. Ich erspare euch die Beschreibung jedes einzelnen Iterationsschritts.
Nickverhalten:
Um das Nicken in den Griff zu bekommen habe ich den Motorsturz mehrfach nach unten vergrößert. Zuletzt landete ich bei ca. 7 Grad gegenüber der Tragflächensehne. Er hängt damit so vorne so tief nach unten, dass ein Abgleiten bei der Landung eigentlich nicht mehr möglich ist. Selbst mit diesem starken Motorsturz ist es immer noch notwendig den Schwerpunkt weit nach vorne zu legen und satt Tiefe auf die Motorfunktion zuzumischen.
Im Bild wird deutlich, wie tief der Motor hängt. Beim Hecktriebler Agus hingegen geht die Mittellinie mehr oder weniger exakt durch die Motorachse. Das Nickmoment bei Lastwechsel geht gegen 0. Präzises Fliegen unter Lastwechseln in Bodennähe ist problemlos möglich.
Rollverhalten:
Für mich nach wie vor unerklärlich ist die sehr starke motorabhängige Rollreaktion nach rechts. Im Bild der im Mischer eingestellte Ruderausschlag, der notwendig ist, um bei voller Antriebsleistung gegenzusteuern. Im antriebslosen Gleitflug stehen die Ruder sauber auf neutral.
Und es handelt sich hierbei nicht um das bekannte „Propellerdrall trifft auf Seitenleitwerk“ Problem. Das würde andersrum wirken und ist eigentlich bei den hochdrehenden Motoren mit kleinen Luftschrauben kein Thema. Der Motorseitenzug ist 0 Grad. Verzüge irgendwelcher Art, die eine so krasse Reaktion rechtfertigen würden, konnte ich nicht feststellen. Kann mir einer von euch erklären, was hier aerodynamisch / flugmechanisch vorgeht?
Fazit:
Die extremen antriebsbedingten Nick- und Rollreaktionen lassen sich mit den Mischfunktionen des Senders für meine Ansprüche nicht sauber kompensieren. Selbst bei präzisester Mischereinstellung auf jeden stationären Betriebspunkt ergeben sich bei Lastwechsel starke, mit Mischern nicht kompensierbare Eigenreaktionen. Für einen Speeder (so muss man die Auslegung eigentlich nennen) wird es dann ganz schnell unkontrollierbar.
Die einzig stressfrei fliegbare Lösung scheint mittels Gyro auf Längsachse und Querachse erreichbar zu sein. Es bleibt jedoch das Modell mit der kranken Aerodynamik / Flugmechanik. Schon allein das Wissen um diese Unzulänglichkeiten lassen bei mir keine Freude aufkommen. Weiterhin der praxisfremd unten stehende Motor, der bei jeder Landung leidet.
Für mich hat das Projekt jetzt erst mal beendet. Vielleicht finden die vorzeitig in Rente geschickten Reststücke noch eine sinnvolle Zweitverwendung. Das dann aber in der nächsten Bastelsaison.
Viele Grüße
Christoph