b-boats buzzards bay - Ein amerikanisches Catboat

Hallo Leute,

es gibt Neues von
b-boats_Logo.jpg


Naja, dieses Mal wird es wohl eher eine Absichtserklärung. Aber die große Resonanz auf unsere buzzards bay auf der Faszination Modellbau in Friedrichshafen nötigt mich fast dazu schon vorab über unser nächstes Modell zu informieren.

buzzards bay wird ein klassisches Catboat, wie es nun seit gut 150 Jahren an der amerikanischen Ostküste Einsatz findet. Sie geht auf eine Konstruktion zurück, die ich vor vielen Jahren mal gemacht und in 1:10 gebaut habe. Das Modell, die CAT WEASEL, hat mich auf viele Veranstaltungen begleitet und immer wieder begeistert. Ich hatte mir damals noch in Tusche einen Plan gemalt, danach meinen ganz persönlichen Bausatz angefertigt und den dann genüsslich gebaut. Krönung war mein Johnny, der das Modell steuerte und bei jeder Wende den Diener machte, damit er den Baum nicht an den Kopf bekommt. Was mich besonders gefreut hat, war die Tatsache, dass der damalige Chefredakteur der SchiffsModell, Hans-Jörg Welz, mein Modell für das Titelbild der Milleniumsausgabe des Magazins wählte. Hier ist es:
Bild-Catweasel.jpg


Unserem Motto folgend wird buzzards bay nun auf Basis dieses Modells, aber im Maßstab 1:6 entstehen. Die Konstruktion ist feritg, der erste Frästeilesatz gefertigt und das Mustermodell im Bau. Aber bevor es ans Modell geht, möchte ich Euch ein wenig zu den nicht minder interessanten Originalen entführen.

Jetzt starten wir erst mal den Thread, schauen wie Eure Resonanz ist und legen dann Stück für Stück nach, bis das Mustermodell im Wasser ist. Ich bin schon gespannt was bei der Geschichte rauskommt. Ich hoffe Ihr auch!

Damit soll es für heute mal genug sein.

Bis bald

Euer Klaus
 

ulfbodo

User
Moin Klaus,
da hast du dir aber ein anspruchsvoll segelndes Bootskonzept ausgesucht.
Du wirst runterskaliert beim Modell einen Flossenkiel brauchen. Üblich sind bei Cat Booten aufholbare Schwerter. Segelverhalten ähnlich OK Jolle oder O Jolle.
Je nach Windeinfall wirst du erhebliche Verschiebungen der Druckpunktmomente haben. O. g. Jollen fahren daher bei raumen Kursen mit aufgeholtem Schwert.
Bei einem festen Kiel wirst du bei einigen Kursen mit starkem Ruderdruck rechnen müssen.
Ich bin gespannt, welche Segeleigenschaften du bei den ersten Schlägen erfährst.
Ich drück dir die Daumen für den Projekt.
Gruß Ulf
 
Ja Ulf, da sprichst Du so eine Sache an, die Du als Performance Segler bestimmt nur schwer verstehen kannst.

buzzardy bay wird im Schwert 500 g Ballast bekommen, aber eigentlich nur damit es sich per Funke beim Segeln absenken lässt. Vor dem Wind kommt es hoch, am Wind runter. Ansonsten werden es wohl 5 - 6 kg Innenballast werden. Mein kleines Catboat segelt im kleineren Maßstab mit dem Konzept recht gut und verträgt sogar eine Mütze Wind. Natürlich funktioniert das nur weil solche Boote auf zu hohen Winddruck mit Abdrift reagieren. Eine IOM Regatta werde ich damit also auf keinen Fall gewinnen. Auch der Ruderdruck ist ein Thema. Die "barndoor", so nennen die Catboater liebevoll das riesige Ruderblatt, erzeugt mächtig Druck, der an der Pinne gehalten werden will. Auch die Cat-Takelung ist nicht ganz anspruchslos, auch wenn es nur ein Segel ist. Besonders Augenmerk gehört auch dem Längstrimm. All diese Unzulänglichkeiten sind der Reiz am Catboat-Segeln. Glaube mir das macht Spaß. Ich habe zwei Stück gebaut, ein "normales" Catboat und einen Sandbagger. Unglaublich was die DInger vor 150 Jahren schon für Segelleistungen hatten...

Für mich liegt in all diesen Herausforderungen der Reiz trotzdem ein gut segelndes Modell zustande zu bringen. Sei also gespannt. Natürlich werde ich berichten und vielen Dank fürs Daumendrücken!!!

Schöne Grüße

Klaus
 
Aber wenn ich nun schon über Catboats schreibe, dann müsst Ihr auch noch etwas über die Originale ertragen, bevor ich in die Modellkonstruktion einsteige:

Die Großen und Literatur

Catboats breiteten sich etwa ab der Mitte des letzten Jahrhunderts von Cape Cod, Massachusetts ausgehend an der Küste Neuenglands aus. Es waren kleine Fischerboote, die mit einem oder zwei Mann Besatzung gut zu handhaben waren. Ihre Länge betrug zwischen 5 und 12 m. Ihre Wendigkeit war sehr gut, weshalb sie gerne zum Hummerfang eingesetzt wurden. Aber auch Hochseefischerei wurde mit ihnen betrieben. Dabei wurden allerlei Modifikationen vorgenommen, um das Boot optimal an seine Aufgabe anzupassen. Beispielsweise hat man zum Fischen von Schwertfisch am Bug einen Ausleger angebracht auf dem der Fischer mit der Angelrute stand!

Das Catboat war der Mittelpunkt im Leben der Eigner. Unter der Woche wurde damit gearbeitet und am Sonntag wurde es herausgeputzt und die Familie spazieren gefahren. Manchmal wurde es auch zum regattieren verwendet. Um 1860 entstanden die Sandbagger, extreme Konstruktionen, die selbst heutige Liberayachten unterbesegelt erscheinen lassen. Das waren Schiffe vom Volk fürs Volk. Während sich die Haute Voile mit Yachten wie der AMERICA um den Americas Cup prügelte, segelten die Fischer mit ihren Sandbaggern nicht weniger spannende, ich würde fast sagen spektakulärere, Rennen.

Wer über Catboats schreibt, darf die Familie Crosby aus Osterville, Cape Cod, Massachusetts nicht unerwähnt lassen. Diese Familie war maßgeblich an der Weiterentwicklung von Catboats beteiligt und man sagt sie bauten die besten Catboats. Zeitweise existierten bis zu drei Boatyards von Crosby Geschwistern, die alle volle Auftragsbücher hatten. Natürlich hatte jeder Crosby seine Handschrift, so daß der Experte noch heute erkennen kann, welches Boot von einem Crosby kommt und es sogar einem bestimmten zuordnen kann. Auch die BRECK MARSHALL, die Ende der 1980er Jahre unter der Mitwirkung von Horace Manley Crosby jr. in Mystic Seaport gebaut wurde, ist nach alten Plänen und Aufzeichnungen von Daniel Crosby aus Osterville, Massachusetts entstanden und entspricht dem Entwicklungsstand um die Jahrhundertwende vom 19ten ins 20te Jahrhundert.

Gegen Ende des Jahrhunderts begann man kleine Verbrennungskraftmaschinen in die Boote einzubauen, wodurch dann schnell die Segel verschwanden und das Ende der Catboats als Arbeitsboote eingeleitet wurde. Gestorben ist das Catboat aber bis heute nicht. In den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts hat man es als Vergnügungsboot für den kleinen Mann wiederentdeckt. Aus dieser Zeit stammt auch die hier beschriebene Konstruktion von der buzzards bay, die sich an einen Entwurf von Fenwick Williams, der wohl mit der größte Catboatkonstrukteur für den Freizeitbereich war, anlehnt. Diese Catboats erkennt man an der größeren Kajüte. Denn der Hobbykapitän will ja schließlich auch darin schlafen, der Fischer hingegen brauchte das große Cockpit als Stauraum.

Es wurden auch viele kleine offene Catboats gebaut, das bekannteste dürfte wohl der BEETLE CAT der Concordia Company sein, die diese Boote in großen Stückzahlen gebaut hat. Heute werden sie noch in traditioneller Weise gebaut.

Nach einer zwischenzeitlichen Flaute werden heute wieder fleißig Catboats gebaut. Traditionelle Holzboote waren bis zur Jahrtausendwende eher eine Seltenheit, pflegeleichtes GFK wurde bevorzugt. Das hat sich in diesem Jahrtausend geändert und es sind mittlerweile einige Werften auf den Bau von Catboats in Holz spezialisiert, wenn auch meistens in Leistenbauweise. Die Verbreitung dieser praktischen Daysailer ist in den Neuenglandstaaten mittlerweile wieder so groß, daß man fast in jedem Hafen ein Catboat finden kann, auf Cape Cod gibt es fast keinen anderen Typ...

In Deutschland gibt es schon lange die kleine SEEZUNGE, die aber leider im Dornröschenschlaf liegt und nur sehr selten zu sehen ist. Erscheint eine auf dem Markt, wird sie zu sehr hohen Preisen angeboten. Vereinzelt kann man auch schon andere Catboats in den Häfen und auf Messen antreffen. Wer einmal eines gesehen hat, der wird erstaunt sein, wie groß das Platzangebot dieser kleinen Boote ist. Catboats polarisieren. Entweder man mag sie und verfällt ihnen, oder man mag sie eben nicht. Zwischendrin gibt es nichts.

Ratet mal zu welcher Gruppe ich gehöre😊


Hier noch etwas Literatur und falls Ihr Bilder sucht, dass ist das große Netz sehr hilfreich.

John Leather
Das Gaffelrigg
RKE-Verlag, Kiel 1989

Barry Thomas
Building the Crosby Catboat
Mystic Seaport Museum, 1989

Howard I. Chapelle
American small sailing craft
W. W. Norton \& Company, New York 1951

Maynard Bray
Watercraft
Mystic Seaport Museum, 1986

Fifty Wooden Boats
A catalog of building plans, Volumme I
Wooden Boat Publications, 1984

John M. Leavens
The catboat book
The Catboat Association, 1991


Ich bin auf Eure Kommentare gespannt 😊
 

ulfbodo

User
Auf jeden Fall ein exotisches Schmuckstück auf dem Wasser, welches dem Skipper Fingerspitzengefühl und know how beim trimmen und segeln abverlangt. Ich würde sie gerne mal bei etwas stärkeren Wind sehen.
Kommt bestimmt noch mal 'ne Gelegenheit.
 
Moin Klaus,

eine schöne Idee, dieses kleine Boot. Ich habe schon öfter Modelle von Catboats segeln sehen und war beeindruckt. Ein Freund von mir (Leider macht er jetzt in alten Autos statt Schiffsmodellen) hat vor ca. 10 Jahren mal das Catboat "Kurz und Gut" nach Harry Wustrau gezeichnet und angefangen zu bauen. Leider nie fertig geworden, aber ich weiß, wo ein geklinkerter Rumpf noch rumliegt. Ich glaube, ich muß den Erbauer mal motivieren fertig zu werden...

Besonders freut mich, dass sich jemand mit dem Bau vorbildgetreuer oder ähnlicher Yachten und Segelboote beschäftigt und viel Zeit investiert sowas "unter die Leute zu bringen". So bin ich mit meinen Schärenkreuzerspantensätzen nicht mehr so einsam;)

Auf jeden Fall drück ich die Daumen, dass auch dieses Modell ein Erfolg wird. Es würde der Community gut tun.

Herzliche Grüße aus Bremen

Lothar
 
So, dann reden wir mal vom Eingemachten. Wie kam es denn zur Konstruktion von buzzards bay? Das möchte ich hier gerne erklären.

Nachdem ich noch immer kein 3D-CAD so sicher beherrsche, dass ich ein Boot damit sinnvoll konstruieren könnte, habe ich mich für den Fußweg entschieden. Schließlich habe ich das Boot ja schon einmal gebaut, nur eben kleiner. Den Plan habe ich abfotografieren lassen. Da ist er:

Segelplan.jpg

Einen Konstruktionsplan habe ich damals auch gemacht
Schnitt und Draufsicht.jpg

Und einen Linienriss gab es auch:
Linienriss.jpg

Die Einzelteile hatte ich damals auch alle gezeichnet, aber das erspare ich Euch. Irgendwie sollte die buzzards bay im Aufbau dem kleinen Catboat ähnlich sein. Das war klar, aber wie komme ich zu strakenden Linien? Abzeichnen vom fotografierten Plan war keine Option, da der Plan Verzüge aufweist. Am Flachbettscanner scannen wollte mein Copyshop nicht, weil der Plan schon zu lange gerollt war und sich demzufolge nicht mehr kopieren ließ. So jedenfalls die Aussage der Geschäftsführerin. Ihr seht es ja an der Jahreszahl auf dem Plan. Seit dem habe ich das Transparent in einer Zeichenrolle gelagert. So hat man das damals halt gemacht.
 
Der Weg ging dann eben wieder über DelftShip.

Das Original der kleinen Cat Weasel ist ein Catboat von Fenwick Williams aus dem Jahre 1929. Fenwick war damals der Held der Freizeitcatboats und hat jede Menge Catboats gezeichnet, in allen möglichen Größen. Das hier hatte im Original eine Länge von etwas mehr als 5 m. Damit habe ich erstmal meine bewährte Excel angeworfen und das hier rausbekommen:
1699808138005.png


Die Reffgrenze liegt bei einem relativ niedrigen Wert, weil Catboats einen geringen Freibord haben. Aber das Wellental des rumpfeigenen Wellensystems gibt es ja auch noch und so sollten meiner Erfahrung nach 3 Bft Wind schon drin sein. Bei 8 kg Verdrängung und 5,5 kg Ballast ist da dann auch ganz schön was unterwegs für so ein kurzes Boot.
 
Dann ging es aber wirklich an Delftship. Erst mal die Hauptabmessungen festlegen, dann den Linienriss und Spantenriss als Hintergrundbild hinterlegen und schon kann es losgehen. Es waren ein paar Stunden Arbeit aber dann kam ein ordentlich strakender Rumpf dabei raus. Hier ist er:
1699808462289.png


Das Schöne an DelftShip ist übrigens, dass man davon nicht nur einen Spantenriss exportieren kann, der wirklich sauber strakt:
1699808574882.png


... sondern man kann darüberhinaus auch noch diverse Sachen berechnen lassen. Über die vielen Details mag ich Euch nicht langweilen, aber zwei wesentliche Werte sind die Verdrängung und die Lage des Auftriebsschwerpunkts. Beides ist für die folgende Konstruktion sehr wichtig undkann in 2D nicht ermittelt werden.

Wer nun ganz genau die Zeichnungen vergleicht, der wird feststellen, dass ich den Plan auch leicht verändert habe. Ich habe meiner buzzards bay
vorne etwas mehr Auftrieb gegeben, als es Fenwick vor fast 100 Jahren gemacht hat. Der Grund liegt darin, dass meine kleine Catweasel dazu neigte auf raumen Kursen den Bug wegzustecken. Man sieht das auf dem Titelbild der SchiffsModell, das ich oben gepostet habe, ganz gut. Beim kleinen Modell habe ich die Tendenz mit etwas mehr Ballast im Heck ganz gut hinbekommen, beim großen Modell sind die Linien vorne eben etwas voller. Demzufolge ist buzzards bay kein Scale Boot, sondern eine auf einem Original basierende Eigenkonstruktion.
 
Jo, damit konnte es an die 2D-Konstruktion in bewährter Manier gehen. Hier ist sie:
1699809168423.png


Viele viele Tage Arbeit stecken in der Konstruktion und auch jede Menge kleine Kniffe, die den Bau erleichtern. Die Grundidee war dabei wie bei bonito einen Frästeilesatz zu erstellen, der sich selber ausrichtet. Nur wollte ich diesmal keine Helling verwenden, sondern das Modell sollte so gebaut werden wie die Originale auch, nur eben mit modernen Methoden. Man muss nämlich wissen, dass Catboats damals Massenware waren. Deshalb haben die Bootsbauer ihre Baumethoden ständig optimiert, um Holz zu sparen und schneller zu werden. Die oben genannten Cosby Brüder konnten das besonders gut und konnten deshalb von ihrem Beruf auch ganz gut leben. Hätten sie damals schon eine CNC-Fräsmaschine gehabt, dann hätten Sie sie benutzt. Demzufolge ist meine Baumethode ganz bestimmt ein klein wenig scale.

Wie das im Detail dann aussieht, das verrate ich gerne, aber nicht mehr heute.
 
Noch ein paar Worte zur verwendeten Software:
  • Delftship ist ein tolles Programm, um Rümpfe zu entwerfen. Es kann als Freeware für den Freizeitgebrauch kostenlos heruntergeladen werden. Nachdem ich aber Frästeilesätze verkaufen möchte, habe ich die Professional Version gekauft, die unendliche Erweiterungsmöglichkeiten bietet, die ganz bestimmt mal noch erkunden werde.
  • Mein 2D-CAD heißt DevCad und ist von Stefano Duranti. Stefano ist ein toller Kerl, er entwickelt diese Software (und noch manches mehr) und gibt hervorragenden Support. Auch hier habe ich die Pro-Version gekauft, die nicht mehr Features hat wie die normale, aber dafür professionell verwendet werden kann. Der Preis dieser Software ist unschlagbar und die Qualität auch.
Mir ist es wichtig legale Software zu verwenden. deshalb möchte ich das hier explizit erwähnen.
 
Hallo Klaus,

schöne Erklärungen zu Delftship. Meine Boote zeichne ich ja komplett in 2D. Das Straken nimmt dann natürlich etwas mehr Zeit in Anspruch. §D mache ich im Beruf.... brauche ich nicht so sehr in meiner Freizeit. Ich bin ja hoffnungsloser Nostalgiker, daher gefällt mir Deine gute alte Handzeichnung eigentlich viel besser;)

Aber wegen des Verdrängungsschwerpunktes in 2D möchte ich Dir widersprechen:
Wenn Du die Größe der Flächen der Spanten unter der KWL in ein Diagramm einträgst, welches die gleichen Spantabstände aufweist, wie Dein Modell, kannst Du eine Kurve zeichnen Der Schwerpunkt der Fläche der Kurve sollte recht gut den Verdrängungsschwerpunkt darstellen. So haben es jedenfalls die Altvorderen gemacht. Man kann den Schwerpunkt mathematisch errechnen, indem man mit Kurvendiskussion usw. rechnet, oder auch von Hand, oder im 2D-CAD. den Flächenschwerpunkt darstellt.

Ist mühseliger, geht aber:)

Grüße

Lothar
 
Hallo Lothar,

Stimmt, da war ich nicht präzise genug. Ich habe das alles auch schon von Hand gemacht. Das geht gut, kostet aber viel Zeit. Besagte Kurve von Hand zu zeichnen kostet etwa eine Stunde. In Delftship ist es ein Klick mit der Maus. Nostalgie hin oder her, es ist halt immer ein Kompromiss. Den Rumpf zu entwickeln hat mich einen ganzen Sonntag gekostet. Von Hand wäre ich eine gute Woche beschäftigt gewesen. Der große Captn Nat hat auch noch zusätzlich ein Halbmodell gebaut, um strakende Linien zu erhalten. Er brauchte auch eine Woche, aber bei 16h Arbeitstagen. Nun, die Zeit habe ich leider nicht und irgendwie macht es auch Spaß sich Arbeit abnehmen zu lassen 😊

Ein richtig oder falsch gibt es nicht, da muss eben jeder seinen Weg finden.

Schöne Grüße

Klaus
 
Ulf hat mich heute per WhatsApp gefragt wie denn die Linien bei 20° Krängung aussehen.

Eine sehr interessante Frage. Leider habe ich (noch immer) nicht herausgefunden wie man in Delftship Krängung einstellt und dabei gleich die Berechnungen machen lässt. Ich habe einfach mal das ganze Modell um die x- Achse, das entspricht der Geraden, sie sich aus dem Schnitt der Wasserlinie mit der Längsprojektion ergibt, um 20 ° gedreht. Da kommt dann dieses Bild heraus:
1699892602005.png


Leider rechnet DelftShip da nix vernünftiges mehr. Immerhin den Lateralschwerpunkt kann man noch bestimmen. Aber wie der Auftriebsschwerpunkt wandert sieht man nicht und wie groß die Verdrängung ist auch nicht. Deshalb ist es kein echtes Krängen.

Aber man kann sehr schön sehen wie die Wasserlinien zu grooooooßen Flächen werden und dass das Boot hinten recht flach wird und auch vorne Auftrieb bekommt. Finde ich sehr spannend. Das werde ich jetzt immer mit abprüfen. Mit buzzards bay bin ich jedenfalls schon mal sehr zufrieden. Bin auf Eure Kommentare gespannt!

Falls jemand raus hat wie man echte Krängung mit DelftShip macht, dann bitte her mit dem Tipp. Ich weiß es geht, nur noch nicht wie. 😢
😢😢
 
Moin Moin Modellbauer / Piperfreund

Zu Deiner Frage wie man Kränkung in DelftShip simulieren kann.

Vor ab -> Ja, es geht....... In der Free-Version, aber auch in der Kaufversion.
Komfortabel wird das dann in der Kaufversion mit dem Zusatzmodul Yachtmodellierung.

Trotzdem kann man in der Free-Version von Delftship eine Kränkung simulieren. Das ist allerdings
mit Handarbeit verbunden. Funktioniert nicht automatisch.

Folgenden Arbeitsweg habe ich mir erarbeitet.

Der Rumpf muß gespiegelt werden. Damit eine geschlossene Rumpfschale entsteht.
Achtung! In der Kalkulation wird das Volumen des Unterwasserschiffes auch verdoppelt.
Diesen Wert merken. Den brauchen wir für die weitere Arbeit.

Nun kann der Rumpf um die X-Achse gedreht werden. Winkelgrad nach Wunsch eingeben.
10°, 15°, 20° .... usw.
Achtung! Sollte der Rumpf so weit gedreht werden, daß Wasser auf das Deck spült? Unbedingt ein Deck
in das Modell einzeichnen. Der Rumpf muß geschlossen sein. Sonst funktionieren die Berechnungen in
DelftShip nicht.

Wenn Du nun die Kalkulation in DelftShip öffnest, wirst Du erkenne, daß die Verdrängung nicht mehr stimmt.
Diese muß jetzt angepaßt werden. Zwei Möglichkeiten stehen zur Verfügung. Rumpf auf der Z-Achse verschieben.
Oder die Wasserlinie anpaßen. Verschieben geht über das Verschieben-Tool. Wasserlinie über die Eingabemaske
einstellen. -> Projekt->Projektwerte->Hauptmaße->Tiefgang. (Das ist meine bevorzugte Variante)

An dieser Stelle ist Geduld gefragt. Ein Herantasten an den Verdrängungswert vom Anfang (gemerkter Wert) erfordert
immer wieder eine Korrektur der Z-Lage des Rumpfes oder der Hauptdaten der Wasserlinie.

Erschwert wird diese Arbeit noch, wenn das Boot auf der Y-Achse gedreht werden muß. z.B. wenn der Spiegel nicht
unter die Wasserlinie tauchen darf.

Es müßen immer wieder die Parameter kontrolliert werden. Solange Anpassen bis der Rumpf liegt wie gewünscht.
Verändere ich einen Parameter, wirkt sich das gleich auf die anderen Parameter aus. Und müßen
dem entsprechen angepaßt sein.
Geduldig sein, bis alles stimmt. Ein ständiges hin- und herspringen zwischen den
verschiedenen Eingabemasken ist erforderlich. (Projektwerte, Kalkulation, 3D-Ansicht, Rotation-Tool und ggf. Verschiebe-Tool)

Der gespiegelte Rumpf mit der Drehung auf X-Achse sieht in der Darstellung "verzerrt" aus. Ursache ist die
Spiegelung des Rumpfes. Das Programm ist nur für einen halben Rumpf ausgelegt. Und nun ist DelftShip etwas
"Verwirrt". Darum auch die Verdoppelung der Verdrängugswerte. Das ist ebend so..........

Habe noch einen wichtigen Hinweis.
DelftShip ist ein Großschiff-Programm. Eigentlich für unsere Modelle nicht geeignet. Die Berechnungen funktionieren
erst alle richtig ab einen Meter. Um so größer der Rumpf ist, um so besser für das Programm.
Arbeite mit Maßstäben die vergrößern. Eine RG65 (650mm) Länge habe ich in DelftShip immer im Maßstab 10:1 gezeichnet.
Also 6.50m....... Der Maßstab hatte sich angeboten. Wenn man die Maße für das Modell haben wollte, braucht man nur das Komma
verschieben ........

Alle Daten, die für diese Simulation (Kränkung) wichtig wären, bekommt man mit dieser beschriebenen Arbeitsweise auch nicht ermittelt.
Aber Linienriss, Auftriebsschwerpunk, Berechnungen sind auf jeden Fall zu sehen.
Braucht man mehr? Dann sollte man unbedingt die Kaufversion mit dem Zusatzmodul benutzen.
Für mich als Hobbyanwender reichen die ermittelten Ergebnisse aus. Die Fleißarbeit nehme ich gerne in Kauf. Ist ja Hobby und macht
auch Spaß.

Eine kurze Zusammenfassung meiner Arbeitsweise und Erfahrungen,

Kuddel
 

ulfbodo

User
Ein paar weiter Gedanken dazu:
ein Segelboot ist ja immer ein bewegter Körper in einem chaotisch bewegtem Medium. Das Verhalten des Systems "Boot" kann daher im Vorfeld bei der Konstruktion immer nur eine Nä herung sein.
Neben all den tollen digitalen Hilfsmitteln sind (Gott sei Dank) immer noch eine gute Portion Intuition Gefühl und Erfahrung nötig.
Ich habe noch klassischen Bootsbau gelernt und zeichne meine Konstruktionen immer in 1:1 mit Lineal, Zirkel und Stracklatten auf einem passenden Schnürboden.
Das gibt einem ein gutes Gefühl für die "Harmonie" der Rumpfform.
Auch kann ich so einfach eine genäherte Krängunswasserlinie einkonstruieren und diese auch stracken (wichtig). Dabei kann dann auch der sich vergebene neue Verdrängunsschwerpunkt und die resultierenden Momente genähert ermittelt werden.
Außerdem macht das Konstruieren auf einem "Schnürboden" (LxB +ca. 50%) Spaß und ist ein spannender Bestandteil des Bootsbaus.
Und weil das alles nur ein Teil der Konstruktion sein kann und damit alles relativ ist, - wir betrachten ja nur das statische Verhalten, kommen die Einflüsse des dynamischen Verhaltens hinzu.

Die Massenverteilung längsschiffs, bezogen auf die Verdrängungskurve längsschiffs (stampfen bei Welle).
Und das Krängunsverhalten aW bei Welle: ein breites steifes Schiff hat eine stärkere Krängungsbewegung als ein schlanker Rumpf, was einen Einfluß auf die Segelleistung hat.
Dies ist alles sehr komplex und kann daher eben im Vorfeld nur annähernd berücksichtigt werden.
Eigene, am besten körperliche, Segelerfahrungen können /sollten aber schon bei der digitalen Konstruktionsarbeit mit einfließen.
Ich bin gespannt.
Ein tolles Hobby, jeder so wie er es gelernt oder sich erarbeitet hat.
Klaus, du baust ein tollen neues Boot, basierend auf den Konstruktionsgedanken, die zur Zeit der ersten Catboote Vorgabe waren und optimierst sie mit modernen technischen Hilfsmitteln, ohne den Charakter dies Bootstyps zu verfälschen.
Ich freue mich auf schöne Segelbilder
 
Moin Moin Modellbauer / Piperfreund

Zu Deiner Frage wie man Kränkung in DelftShip simulieren kann.

Vor ab -> Ja, es geht....... In der Free-Version, aber auch in der Kaufversion.
Komfortabel wird das dann in der Kaufversion mit dem Zusatzmodul Yachtmodellierung.

Trotzdem kann man in der Free-Version von Delftship eine Kränkung simulieren. Das ist allerdings
mit Handarbeit verbunden. Funktioniert nicht automatisch.

Folgenden Arbeitsweg habe ich mir erarbeitet.

Der Rumpf muß gespiegelt werden. Damit eine geschlossene Rumpfschale entsteht.
Achtung! In der Kalkulation wird das Volumen des Unterwasserschiffes auch verdoppelt.
Diesen Wert merken. Den brauchen wir für die weitere Arbeit.

Nun kann der Rumpf um die X-Achse gedreht werden. Winkelgrad nach Wunsch eingeben.
10°, 15°, 20° .... usw.
Achtung! Sollte der Rumpf so weit gedreht werden, daß Wasser auf das Deck spült? Unbedingt ein Deck
in das Modell einzeichnen. Der Rumpf muß geschlossen sein. Sonst funktionieren die Berechnungen in
DelftShip nicht.

Wenn Du nun die Kalkulation in DelftShip öffnest, wirst Du erkenne, daß die Verdrängung nicht mehr stimmt.
Diese muß jetzt angepaßt werden. Zwei Möglichkeiten stehen zur Verfügung. Rumpf auf der Z-Achse verschieben.
Oder die Wasserlinie anpaßen. Verschieben geht über das Verschieben-Tool. Wasserlinie über die Eingabemaske
einstellen. -> Projekt->Projektwerte->Hauptmaße->Tiefgang. (Das ist meine bevorzugte Variante)

An dieser Stelle ist Geduld gefragt. Ein Herantasten an den Verdrängungswert vom Anfang (gemerkter Wert) erfordert
immer wieder eine Korrektur der Z-Lage des Rumpfes oder der Hauptdaten der Wasserlinie.

Erschwert wird diese Arbeit noch, wenn das Boot auf der Y-Achse gedreht werden muß. z.B. wenn der Spiegel nicht
unter die Wasserlinie tauchen darf.

Es müßen immer wieder die Parameter kontrolliert werden. Solange Anpassen bis der Rumpf liegt wie gewünscht.
Verändere ich einen Parameter, wirkt sich das gleich auf die anderen Parameter aus. Und müßen
dem entsprechen angepaßt sein.
Geduldig sein, bis alles stimmt. Ein ständiges hin- und herspringen zwischen den
verschiedenen Eingabemasken ist erforderlich. (Projektwerte, Kalkulation, 3D-Ansicht, Rotation-Tool und ggf. Verschiebe-Tool)

Der gespiegelte Rumpf mit der Drehung auf X-Achse sieht in der Darstellung "verzerrt" aus. Ursache ist die
Spiegelung des Rumpfes. Das Programm ist nur für einen halben Rumpf ausgelegt. Und nun ist DelftShip etwas
"Verwirrt". Darum auch die Verdoppelung der Verdrängugswerte. Das ist ebend so..........

Habe noch einen wichtigen Hinweis.
DelftShip ist ein Großschiff-Programm. Eigentlich für unsere Modelle nicht geeignet. Die Berechnungen funktionieren
erst alle richtig ab einen Meter. Um so größer der Rumpf ist, um so besser für das Programm.
Arbeite mit Maßstäben die vergrößern. Eine RG65 (650mm) Länge habe ich in DelftShip immer im Maßstab 10:1 gezeichnet.
Also 6.50m....... Der Maßstab hatte sich angeboten. Wenn man die Maße für das Modell haben wollte, braucht man nur das Komma
verschieben ........

Alle Daten, die für diese Simulation (Kränkung) wichtig wären, bekommt man mit dieser beschriebenen Arbeitsweise auch nicht ermittelt.
Aber Linienriss, Auftriebsschwerpunk, Berechnungen sind auf jeden Fall zu sehen.
Braucht man mehr? Dann sollte man unbedingt die Kaufversion mit dem Zusatzmodul benutzen.
Für mich als Hobbyanwender reichen die ermittelten Ergebnisse aus. Die Fleißarbeit nehme ich gerne in Kauf. Ist ja Hobby und macht
auch Spaß.

Eine kurze Zusammenfassung meiner Arbeitsweise und Erfahrungen,

Kuddel
Hallo Kuddel,

danke für Deine Tipps. Die sind wertvoll. Irgenwie so war ich ja auch schon unterwegs, nur habe ich halt die Verdrängung bei dem Bild oben noch nicht korrigiert. Dafür war ich in fünf Minuten fertig. Aber das hiniterieren an die richtige Verdrängung mache ich noch am Wochenende. Du hast Recht, man muss eigentlich auch die Verkippung um die Querachse beachten, sofern sich der Aufstriebsschwerpunkt in der Längsachse verschiebt. Nur so bekommt man die korrekte gekrängte Schwimmlage. Wird probiert, versprochen!

Schöne Grüße

Klaus
 
Ein paar weiter Gedanken dazu:
ein Segelboot ist ja immer ein bewegter Körper in einem chaotisch bewegtem Medium. Das Verhalten des Systems "Boot" kann daher im Vorfeld bei der Konstruktion immer nur eine Nä herung sein.
Neben all den tollen digitalen Hilfsmitteln sind (Gott sei Dank) immer noch eine gute Portion Intuition Gefühl und Erfahrung nötig.
Ich habe noch klassischen Bootsbau gelernt und zeichne meine Konstruktionen immer in 1:1 mit Lineal, Zirkel und Stracklatten auf einem passenden Schnürboden.
Das gibt einem ein gutes Gefühl für die "Harmonie" der Rumpfform.
Auch kann ich so einfach eine genäherte Krängunswasserlinie einkonstruieren und diese auch stracken (wichtig). Dabei kann dann auch der sich vergebene neue Verdrängunsschwerpunkt und die resultierenden Momente genähert ermittelt werden.
Außerdem macht das Konstruieren auf einem "Schnürboden" (LxB +ca. 50%) Spaß und ist ein spannender Bestandteil des Bootsbaus.
Und weil das alles nur ein Teil der Konstruktion sein kann und damit alles relativ ist, - wir betrachten ja nur das statische Verhalten, kommen die Einflüsse des dynamischen Verhaltens hinzu.

Die Massenverteilung längsschiffs, bezogen auf die Verdrängungskurve längsschiffs (stampfen bei Welle).
Und das Krängunsverhalten aW bei Welle: ein breites steifes Schiff hat eine stärkere Krängungsbewegung als ein schlanker Rumpf, was einen Einfluß auf die Segelleistung hat.
Dies ist alles sehr komplex und kann daher eben im Vorfeld nur annähernd berücksichtigt werden.
Eigene, am besten körperliche, Segelerfahrungen können /sollten aber schon bei der digitalen Konstruktionsarbeit mit einfließen.
Ich bin gespannt.
Ein tolles Hobby, jeder so wie er es gelernt oder sich erarbeitet hat.
Klaus, du baust ein tollen neues Boot, basierend auf den Konstruktionsgedanken, die zur Zeit der ersten Catboote Vorgabe waren und optimierst sie mit modernen technischen Hilfsmitteln, ohne den Charakter dies Bootstyps zu verfälschen.
Ich freue mich auf schöne Segelbilder
Ja Ulf,

das ist natürlich die hohe Schule. EIn Segelboot nur in seinem eigenen QWellensystem zu simulieren ist schon eine Nummer. Nochmal komplizierter wird es mit den Wellen des Ozeans. Die Profis können das mittlerweile halbwegs gut, weshalb man immer weniger Schlepptanktests macht. Aber ganz ohne sie geht es nicht, denn eine Simulation ist nur so gut wie ihre Randbedingungen und die bekommt man nur durch Tests. Aber ich glaube für uns Modellbootler genügen die rudimentären DInge, die schon von 100 Jahren funktioniert haben, um ein gutes Boot hinzubekommen. Das Catboat hier hat ja schon gute 50 Jahre Evolution hinter sich gebracht, da brauche ich nicht mehr viel korrigieren ;-)

Trotzdem bin ich gespannt wie ein Flitzebogen wie die buzzards bay sich auf der Mandichio Bay (= Stausee am schönen Lech) macht.

Schöne Grüße

Klaus
 
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