Bedienung und Arbeiten mit FLZ_Vortex

Anleitung 15, Auslegungsrechnung per Anstellwinkelfunktion

Bevor wir mit dem Rechnen anfangen noch ein Wort zu der Bezeichnung 'Auslegungsrechnung'.

Die Auslegungsrechnung hat das Ziel, unser Flugzeug für einen bestimmten Einsatzzweck auszulegen.

Man könnte sich z.B. eine bestimmte Geschwindigkeit als Auslegungsziel vorstellen.
Das Motorflugzeug soll mit der Geschwindigkeit 60km/h = 16,667 m/s unterwegs sein, das Höhenruder soll dabei 0 Ausschlag haben.
Für alle anderen Geschwindigkeiten muß dann eine Trimmung durch das Höhenruder erfolgen.
Bei Start oder Landung gibt man viel Höhenruder, weil das Flugzeug nun langsamer als 60km/h ist und mehr Auftrieb benötigt.

Andere Auslegungsziele könnten sein.
Fliegen bei geringstem Sinken (Thermikflug).
Fliegen bei bestem Gleiten (die weiteste Strecke zurücklegen).

Die Auslegung kann auch das Ziel haben , den Flieger zunächst für einen Allround-Zustand auszulegen und dann bestimmte Klappentrimmung
auszurechnen, bei denen z.B. das besten Gleiten, oder das kleinste Sinken erreicht wird.
Diese Trimmungen kann man dann im Sender hinterlegen und bei Bedarf abrufen.


Für unsere Anstellwinkel-Berechnungs-Versuche laden wir uns das Trainer-File aus Anleitung Nr.11 (FLZ_Vortex_Anleitung_11.flz).
Wir hatten ja schon einmal eine Rechnung mit einem Anstellwinkel von 0° gemacht.
Unser Ziel hier war, das die gedachte Rumpf-Bezugslinie im Reiseflug mit 0° in Anstömrichtung zeigen sollte um den Widerstand klein zu halten, oder auch das Erscheinungsbild der Rumpflage als schön zu empfinden.

Das Edit-Feld für die Anstellwinkeleingabe finden wir in der Karte 'Auslegungsberechnung'.
Wir klicken den Radiobutton links neben dem Editdfeld 'Anstellwinkel' an, damit das Programm weiß welche Funktion es rechnen soll.
Zusätzlich aktivieren wir die 2D-Grafik-Schaltbuttons mit dem 'Gamma-Symbol' und der Bezeichnung 'ca' .
Bild_A81.jpg
Den Anstellwinkel von 0° lassen wir mal stehen.
Wir Rechnen nun einmal , in dem wir auf den Button 'Berechnung starten' links unten clicken.

Nach dem Rechendurchlauf erscheinen in der 2D-Grafik zwei Kurven, eine rote und eine grüne (etwas schlecht zu sehen).
Bild_A82.jpg
Die rote Kurve zeigt uns die Zirkulationsverteilung (Gamma-Kurve) an und ist im Prinzip wie eine Auftriebs-Kraftverteilung zu verstehen.
Für eine richtige Kraft in Newton fehlt diesen Werten aber der Staudruck, die Form der Kurve bleibt aber gleich.

Also in der Flügelmitte würde eine große Kraft angreifen, die zu den Flügelspitzen hin kleiner wird.
Dies wird durch den Druckausgleich an den Flügelspitzen verursacht.

Die zweite, grüne Kurve zeigt die ca-Belastung entlang der Spannweite.
Den CA (Auftriebsbeiwert) kennt man z.B. auch aus Profilpolaren, dort wird eine Ca-Kurve über der Anstellwinkel-Achse dargestellt.
Ab einem bestimmten Anstellwinkel verliert das Profil (hier wäre es ein Profilschnitt entlang der Spannweite) seinen Auftrieb.

Wir machen nun noch weiter Anstellwinkelrechnungen.
Dazu tragen wir nacheinander 1,2,3 ... 10,11 ° in das Edit-Feld 'Anstellwinkel' ein und machen jedes mal eine Rechnung mit den Button 'Berechnung starten'.

Nach jedem Rechendurchgang die Kurven beobachten.
Die Form der Kurven ändert sich in diesem Beispiel nicht , aber es fällt auf, das die grüne ca-Kurve je nach Anstellwinkel langsam nach oben wandert.
Bei einem Winkel von 11° erhalten wir folgedes Bild.
Die rot markieren Bereiche warnen uns vor einem Strömungsabriss, es macht nun keinen Sinn mehr, mit noch größeren Anstellwinkeln, weiter zu rechnen, das entspräche dann nicht mehr der Realität.
Bild_A83.jpg

Was können wir dieser Rechnung noch entnehmen.
Wir sehen, das ein Strömungabriss in der Flügelmitte zuerst stattfindet, das ist bei einem Rechteckflügel (Trainer, Anfängermodell) typisch und wäre ein gutmütiges Abrissverhalten.
Der Flieger nimmt dann einfach die Nase runter und holt wieder Fahrt auf, ein Abkippen über ein Flächenende wäre nicht zu beführchten.
Die Querruder wären weiterhin wirksam.
Es gibt genug Konstruktionen, bei denen das nicht der Fall ist.

Man schaue sich die berechnete Schwerpunktlage an, 0,152m .
Dies ist nun die absolut hinterste Schwerpunktlage für diesen Flieger.
Würde ich diesen Schwerpunktlage einstellen und versuchen noch Höhe zu ziehen, dann würde ich noch weiter in der Strömungsabriss geraten.
Nur ein drücken des HR wäre jetzt noch möglich.

Das Stabilitätsmaß ist mit mit 2,8% viel zu klein, der Flieger würde auf kleinste Störungen oder geringste Klappenauschläge heftig reagieren.


Einsatzmöglichkeiten einer Anstellwinkel-Rechnung:

1) Eine Bezugslinie (z.B. Rumpfachse), gegenüber der Anströmrichung festhalten und dann drumherum die Geometrie ändern, z.B. Einstellwinkel der Flächen, Flächengrößen und Flächenposition, oder auch mit Klappen spielen, um sein Wunschziel zu erreichen.

2) Schauen wo ein Strömungsabriss zu erwarten ist.

3) Hinterste Schwerpunktlage ermitteln.

4) Sich per Hand iterativ an eine Wunschauslegung anzunähern.


Intern benutzt FLZ_Vortex die Anstellwinkelrechnung , um die anderen Auslegungsfunktionen (CA, Stabimaß, Schwerpunkt, Geschwindigkeit) zu rechnen.
Dazu werden zunächst zwei verschiedene Anstellwinkelwinkelrechnungen benutzt, um mittels Sekantenverfahren einen besseren neuen Anstellwinkel zu rechnen, der dann näher an der Wunschauslegung liegt.
Dies wird dann mit den jeweils besseren Werten so lange wiederholt, bis sich eine gewünschte Genauigkeit einstellt.

Gruß

Frank

PS: Anleitung 16, Auslegungsrechnung per CA-Funktion
 
Anstellwinkel

Anstellwinkel

Hallo Frank,

nochmal der Anstellwinkel.
Du hast einen Winkel von 11° als Anstellwinkel eingegeben.
Meine Frage wäre jetzt: Bewegt sich das gesamte Flugzeug in einem Winkel von 11° nach oben (es befindet sich im Steigflug).
Oder befindet sich die Lägnsachse des Flugzeugs in einem Winkel von 11° (Kopf hoch Heck unten), das Flugzeug selbst jedoch
fliegt horizontal.

Gruß
Hartmut
 

sfluck

User
Das Bedeutet dass sich das Flugzeug in einem Anstellwinkel von 11° zu einer Flugbahn bewegt (Das zweite was du vorgeschlagen hast).
Ein Flugzeug kann genau so gut mit einem Anstellwinkel von 0° in einen Steigflug übergehen.

Siehe Anleitung 9, Anströmvektor ist umgangssprachlich glaube ich die Flugrichtung.

LG Stefan
 
Anleitung 16, Auslegungsrechnung per CA

Der Auslegungsbeiwert CA ist wie der Name schon sagt ein Beiwert.
Wichtig ist immer eine Bezugsfläche zum Beiwert zu haben, damit man auch eine Idee hat , wie er entstanden ist.
Das 'A' im CA steht im deutschen für Auftrieb, im Englischen wird ein 'L' für lift verwendet, dann wird also ein CL daraus.

Ist der Auftriebsbeiwert groß geschrieben 'CA' oder 'cA', dann ist der Gesamtauftriebsbeiwerte z.B. eine Fläche oder des kompletten Flugzeuges gemeint.
Ist der Auftriebsbeiwert klein geschrieben 'ca' , dann meint man das ca(y) eines Flügelteilstückes entlang der Spannweite in Y-Richtung.

Das CA entsteht , wenn man eine Auftriebs-Kraft , die auf eine Oberfläche wirkt durch die Oberfläche sowie den Staudruck teilt.
Im Staudruck stecken die Luftdichte und die Geschwindigkeit drin.
In der Fliegerei wird für die Bezugsfläche die Auftriebs erzeugende Fläche in der Draufsicht genommen.

Hier ein paar Links zum CA und zum Staudruck , die ich auf die Schnelle gefunden habe.
Speziell die Seite von Hartmut Siegmann (aerodesign) sollte man sich ruhig 20x durchlesen.
http://www.aerodesign.de/aero/auftriebsbeiwert.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Auftriebsbeiwert
http://de.wikipedia.org/wiki/Staudruck
http://de.wikipedia.org/wiki/Polardiagramm_(Strömungslehre)
http://wiki.rc-network.de/index.php/Auftriebsbeiwert

In der Anleitung 15, hatten wir ja schon die grüne Kurve kennen gelernt, diese besteht aus lokalen Auftriebsbeiwerten ca(y) entlang der Spannweite.
Die dazu gehörge lokale Bezugsfläche wird dann immer aus der lokalen Panelbreite und den Flügeltiefen (links und rechts) an diesem Panelstreifen berechnet.
Summiert man alle ca(y)*lokale_Bezugsfläche auf und teilt dann alles durch die Auftriebs erzeugende Fläche des Flügels, kommt man zum Gesamt-CA des Flügels.

Ebenso kann man nun die Summe der Flügel_CA*Flügel_Auftriebsfläche bilden und dann durch die Gesamt-Auftriebs erzeugende Fläche des Flugzeuges teilen und kommt so zum Gesamt-CA des Flugzeuges.

In der Auslegungskarte finden wir das Eingabefeld für das CA und davor den Radiobutton, um diesen CA-Wert zu fixieren.
Dieses CA ist das Gesamt-CA des Flugzeuges.

Die Tabelle von UweH aus #98 von Achim können wir ja mal als Grundlage nehmen.
Speedmodelle: cA 0,10 – 0,25.
Schneller Allrounder: cA 0,35-0,45.
Thermiklastiger Allrounder: ca 0,5-0,6.
Reiner Thermiksegler: ca 0,6-0,7.

Nun laden wir unser Trainermodell aus Anleitung 11 FLZ_Vortex_Anleitung_11.flz
Bild_A84.jpg

Gehen dann in die Auslegungskarte fixieren die CA-Berechnung mit dem Radiobutton und tragen als CA-Wert mal eine 0,3 ein.
Einmal auf den Button 'Berechnung starten', Ergebnis im folgendem Bild.
Bild_A85.jpg

Bitte noch im Kopf behalten, wir rechnen eine stationären Flug aus , also immer schön parallel zu Boden.

Vergleichen wir nun die Werte in beiden Bildern vor und nach der CA-Rechnung.

Der Anstellwinkel hat sich von 0° auf 1,13621° erhöht, ist klar für etwas mehr Auftrieb (Auftriebsbeiwert von 0,21752 auf 0,3 erhöht) braucht das Flugzeug etwas mehr Anstellwinkel.

Das CA=0,3 haben wir eingegeben und fixiert , danach wollten wir ja auslegen.

Das Stabimaß ist von 14,87 auf 11,51 kleiner geworden, das ist aber doof, ich möchte aber etwa 15% behalten.
Der Schwerpunkt ist von 0,11159 auf 0,12484 nach hinten gewandert (also in Richtung Neutralpunkt) , daher auch das kleinere Stabimaß.

Die Geschwindigkeit ist kleiner geworden, ist klar, bei mehr Auftrieb für die gleiche stationäre Flugbahn kann ich den Motor drosseln, so das ich langsamer unterwegs bin.

Was kann man nun aber gegen die veränderte Schwerpunktlage tun?
Ich möchte ja mein Stabimaß von etwa 15% wieder haben.

Machen wir uns doch mal Gedanken, wie wir auf dem Modellflugplatz die gleiche Fluglage beibehalten, wenn wir die Geschwindigkeit drosseln.
Der Schwerpunkt ändert sich beim realen Modell im Flug nicht (jedenfalls nicht gewollt).
Wir drosseln den Motor und müssen als Ausgleich ein wenig Höhenruder ziehen, damit unser Modell mehr Auftrieb, durch einen größeren Anstellwinkel bekommt und dann stationär weiter fliegt.

Machen wir das doch hier auch mal.
Wir klicken das Höhenleitwerk an und gehen in die Unterkarte Klappen.
Geben wir mal -1° für den HR-Klappenwinkel ein.
Bild_A86.jpg

Dann zurück in die Auslegungskarte und eine neue Rechnung für CA=0,3 durchführen.
Bild_A87.jpg
WOW, fast voller Erfolg, der Schwerpunkt ist weiter vorne, das Stabimaß größer, allerdings etwas zu groß, wir wollen ja 15%.
Also das Spiel mit der Klappe erneut, aber etwas weniger Ausschlag.
Habe das mal gemacht und bin bei einem Klappenausschlag von -0,55° gelandet, um unser Stabi auf etwa 15% und somit auch unseren Schwerpunkt wieder an die alte Stelle zu bekommen.
Bild_A88.jpg

Ein dauernder Klappenausschlag für unsere CA=0,3-Auslegung ginge zwar ist aber auch nicht so schön.
Die Klappe möchte ich im Auslegungsflug in Neutralstellung haben.

Was kann man nun als Ersatz für die HR-Klappen-Trimmung nehmen?
Ein Möglichkeit wäre, die Flächengröße des HLW zu ändern (Anleitung 6.2) , geht aber nur schlecht wenn das Modell schon fertig ist.
Aber an der EWD lässt sich vielleicht was drehen.
Habe auch das gemacht, die Klappe des HLW wieder auf 0° eingestellt und den Einstellwinkel (Anleitung 9) des HLW geändert.
Komme dann auf einen Einstellwinkel des HLW von -0,35° .
Wir müßten das Höhenleitwerk hinten mit einem Stück Balsa (1,2mm Dicke) unterlegen.
Bild_A89.jpg

Ergebnis
Bild_A90.jpg

Alternativ könnte man auch den Einstellwinkel der Tragfläche ändern, oder die EWD auf beide Flächen verteilen, um z.B. unsere Rumpfbezugslinie wieder auf 0° Anstellwinkel zu bekommen.
Ausprobieren bis es passt.

Was lernen wir noch.
Eine Klappentrimmung (HR, Wölbklappe) kann man auch durch eine Einstellwinkeländerung ersetzen (geänderte EWD).
Die EWD ist also im Prinzip eine fest eingebaute Trimmung.

Gruß

Frank
 
Hallo,

@Thies,
Das Bild von Achim in Antwort #100 zeigt ein unschönes Abrissverhalten.
Optimal wäre ein Strömungsabriss in der Flügelmitte, da dann die Querruder-Klappen noch ihre volle Wirkung haben.
Beim Bild sind aber die Flügelenden vom Abriss betroffen (genau da wo auch die Querruder sitzen).
Fliegt man nun zu langsam kann es passieren, das die Querruder nicht mehr richtig funktionieren.
Weiterhin kann bei ein unsymmetrischen Anströmung, Böen oder auch beim Kurvenflug das Flugzeug über eine Fläche wegkippen.

Frage an die Kollegen:
Wer hat schon eine Ka6 in dieser Größe (4m) gebaut und kann über die Praxis im Flug berichten?

#101
@Rolf
Kannst Du deine Vorgehensweise bitte etwas näher erklären, für die Einsteiger.

#103
@Hartmut
Im Moment bleiben wir erst mal bei dem einfachen Gedanken, das das Flugzeug parallel zum Boden unterwegs ist und denken uns vorne einen Motor dran.
Die Gewichtskraft des Modelles zeigt im rechten Winkel zum Boden die Auftriebskraft vom Boden weg.
Die Auftriebskraft wird übrigens immer im rechten Winkel zum Anströmvektor genommen.
Wenn wir an Dinge wie Hangflug, Steigflug, noch schlimmer einen Looping denken wird alles viel zu kompliziert.
Man muss das ganze System dann kippen und alle Kräfte mit SIN u. COS für die drei Raumachsen umrechnen .
Und wenn Du dann noch den Kreisflug dazu nimmst , hast Du noch mehr Kräfte.

Gruß

Frank
 
Hallo Frank,

ich hatte die Ka 6 schon mit anderen Flächen in der Luft. Das waren die Original Flächen, die Thermoflügel früher gebaut hat. Da bin ich in einem Monat 2x abgestürzt. Ich bin mit einem ema scale 800 auf Höhe geflogen, Motor aus und sofort ist die Ka 6 über die Fläche abgekippt und ließ sich nicht mehr abfangen. Beim 2ten mal genauso. ich hatte sie aber auch schon 2x problemlos geflogen. Ich habe nie herausbekommen, woran es lag. Aufgrund dessen habe ich der Ka 6 neue Flächen verpasst. Das ist auch der Grund, warum ich momentan sehr ängstlich bin, was die Ka 6 angeht.
Die Abrissserscheinungen im Vortex treten ja bei einer Schwerpunktlage 30% nich auf, wenn ich das richtig verstanden habe.

Gruß Thies
 

DieterH

User
Hallo Thies !
Hast Du deine Ka6 jemals wirklich genau vermessen - und womit ??
EW der Fläche ?
Profile genau bestimmt ? Strak ?
Schränkung ? (evtl. Verzug ??)
Ist ein Unterschied deiner neuen Fläche zur alten ?

Hattest Du viell. zuviel "Hoch" bei deinen Abstürzen? Dadurch bei "Motor aus" evtl. zu langsam und dann Strömungsabriss . . . (natürlich alles Vermutungen, Spekulationen . . ) ;)

Gruß
Dieter
 
Hallo Dieter,

die alten Flächen habe ich nur an der Wurzel vermessen (Torsionsgleichheit) und EWD (mit digitaler EWD Waage Hangar 9)
Die neuen Flächen habe ich mir bauen lassen, von einem alten Hasen. Dort habe nur die Dinge vermessen wie oben. Ob dort eine Schränkung eingebaut ist, weiß ich nicht. Aber die Ka 6 war mit den neuen Flächen auch noch nie in der luft. Die Profile, wie in meinen Beiträgen erwähnt nehme ich als umgesetzt an, wüsste auch nicht wie ich das kontrollieren sollte.

Gruß Thies
 

Tillux

User
Hallo Thies,

das Problem an Deiner Ka6 werden die Einfachtrapezflächen mit starker Zuspitzung ohne Schränkung sein.
Die Erfahrung von plötzlichem Strömungsabriss gibts da leider oft. Habe selbst eine Sagitta mit ähnlicher Fl. Geometrie ohne Schränkung da habe ich den gleichen Effekt. Im Landeanflug z.B. ein Tick zu langsam und sie fällt runter wie ein Stein. Dazu kommt der Widerstand von dicken Rümpfen. Einzige Lösung: Fahrt halten.

Das zeigt eben auch die Auftriebsverteilung im Vortex. Ohne starke Schränkung ist da kaum was zu machen. Ich habe am Aussenflgel nun Turbolatoren hingemacht damit ist es ein bisschen besser, aber nicht viel.

Frank kann den Effekt (leider:cry:) sicher bestätigen.

Hier die Original Sagitta ohne Schränkung:

Schränkung ohne.jpg

-Erster Stömungsabriss aussen. Also genau da wo er nicht sein soll.

Hier mit einer (gedachten) geometrischen Schränkung von -3°:

Schränkung.jpg

-Erster Abriss weiter innen, also schon erheblich besser. Einfachtrapeze sind nach meiner bescheidenen Meinung sowieso eher suboptimal wegen o.g. Gründen.

Hinweis -die Alpina z.B. fliegt nur deshalb so harmlos weil sie ebenfalls im Flügel ca. -3° Schränkung eingebaut hat.
 
Schränkung messen : Mit EWD Waage in zB. 10 cm Abständen den Tragflügel abmessen? Meinetwegen Wurzelprofil auf 0° einmessen und sehen wie sie der Winkel zum Ende verändert?

Gruß Thies
 

Tillux

User
Nee Thies, nicht soviel Arbeit -wer viel misst misst Mist.,

nicht alle 10 cm. Nur an den Knickstellen. Bei Einfachtrapez nur innen und aussen. Ich messe immer (Mist :) ) mit einer Digitalwaage.

Wenn Du keine digitale hast die Wurzel auf 0 bringen.
-Ach ja, ganz schrecklich wäre es wenn Du eine Schränkung hast die in die verkehrte Richtung geht, also z.B. +3 Grad hätte.
Sogar solche Modelle gab es. Total unfliegbar.
 
Anleitung 17 Auslegungsrechnung per Stabilitätsmaß

Das Stabilitätsmaß (kurz Stabimaß oder Stabi) ist ein echt heißes Eisen, da gibt es die wildesten Diskussionen.
In dem Beispiel der Ka6 haben wir schon so eine gewaltige Abweichung gesehen.
15% Stabi wollten wir erst nehmen, 30% Stabi sind es dann geworden.
Weiter unten will ich die Probleme mal aufzeigen und zur weiteren Diskussion aufrufen.

Das Stabimaß ist eigentlich der Abstand[m] zwischen Neutralpunkt und Druckpunkt (der Druckpunkt ist nachher unser Schwerpunkt den wir am
Modell einstellen).
Die Lage des Neutralpunktes und die Lage des Druckpunktes werden von einem Bezugspunkt (dem Konstruktions-Nullpunkt) aus in [m] angegeben.
Somit ist das Stabimaß auch eine Länge in [m].
Weil Längenmaße als Stabi nun schlecht zum vergleichen von verschiedenen Flugzeugtypen taugen, haben sich die Urväter der Aerodynamik die
Geschichte mit der Prozentangabe ausgedacht.
Um das Stabimaß in [m] dimensionslos zu machen verwendet man die Bezugsflügeltiefe l_my (mittlere Aerodynamische Flügeltiefe).

Formel:
Stabimaß[%] = ( Stabimaß[m] / l_my[m] ) * 100

Beispiel: NP ist die Lage des Neutralpunktes, DP die Lage des Druckpunktes(Schwerpunkt)
l_my = 0.2m
Stabimaß[m] = NP - DP = 0.03m

Stabimaß[%] = (0.03 / 0.2) * 100 = 15%

Nun zunächst zur Eingabe und Auslegungsrechnung per Stabimaß.
Wir laden wieder unseren Trainer aus Anleitung 11 (FLZ_Vortex_Anleitung_11.flz).
Bei einer Anstellwinkel-Auslegungsrechnung mit 0° hatten wir ein Stabi von 14,86758%
Bild_A91.jpg

Dann gehen wir in die Karte 'Auslegungsberechnung' und fixieren den Radiobutton vor dem Edit-Feld 'Stabilitätsmaß in % von l_my' .
Und tragen in das Editfeld nun mal 10% ein, gefolgt von einer Berechnung Button 'Berechnung starten'.
Bild_A92.jpg
Anstellwinkel, CA, Schwerpunkt und Geschwindigkeit haben sich nun verändert, weil der Druckpunkt (durch das verkleinern des Stabi) näher an
den Neutralpunkt gewandert ist.

Wir können nun hergehen und die Geometriedaten z.B. Klappenausschläge, Einstellwinkel, Grundriss usw. ändern , um gewünschte Eigenschaften zu
ändern.
FLZ_Vortex wird dann immer versuchen, einen Anstellwinkel zu berechnen bei dem das Stabimaß 10% beträgt.


Zum Thema Stabilitätsmaß bei Nurflügel, hat Hartmut Siegmann auf seiner Seite
http://www.aerodesign.de/nurflugel/swp_nf.htm
einiges geschrieben.

Bei Schwanzflugzeugen werden meist Stabimaße 10-15% genommen.

Nun will ich aber zeigen, das die Prozentangabe beim Stabimaß doch nicht so das wahre ist.

Ich habe 3 Files vorbereitet (Stabi1.flz, Stabi2.flz, Stabi3.flz).
Anhang anzeigen Stabi1.flz
Anhang anzeigen Stabi2.flz
Anhang anzeigen Stabi3.flz

Stabi1 hat einen rechteckigen Tragflügelgrundriss, in Stabi2 ist die Tragfläche mäßig zugespitzt und Stabi3 hat eine große Zuspitzung.
Die Flächeninhalte von Tragfläche und HLW sind in allen Files identisch.
Tragfläche 0,45m^2 und HLW 0,06m^2.
Bild_A93.jpg
Bild_A94.jpg
Bild_A95.jpg

Bei allen drei Files habe ich eine Auslegungsrechnung per Schwerpunkt gemacht und zwar Druckpunkt=Schwerpunkt=0,1m.
Dann habe ich durch minmales Verschieben des HLW in X-Richtung, sowie leichte Anpassung des Einstellwinkels beim HLW, bei jedem File ein CA
von 0,2 und einen Neutralpunkt bei 0,14m eingestellt.

Wie ich oben schon sagte ist das Stabimaß der Abstand zwischen Neutralpunkt und Druckpunkt(Schwerpunkt) und wird zunächst in [m] gemessen und erst dann in [%] von l_my umgerechnet.

Habe also folgende Daten bei allen drei Modellen.

CA=0,2
Druckpunkt = Schwerpunkt = 0.1m
Neutralpunkt = 0.14m
Stabimaß in m = 0.04m

Jetzt aber die Wahrheit des Stabimaßes in [%].

Flieger Stabi1.flz Stabimaß[%] = 13,45419%
Flieger Stabi2.flz Stabimaß[%] = 17,20637%
Flieger Stabi3.flz Stabimaß[%] = 19,56920%

Obwohl alle Drei Flieger ein Metrisches Stabimaß von 0.04m haben (also gleiche Stabilität), gibt es so große Differenzen beim Stabimaß in
[%].

Das liegt einzig und allein an der Bezugsflügeltiefe, die durch die Zuspitzung der Tragflächen stark unterschiedlich ist.
Flieger Stabi1.flz hat ein l_my von 0,29734m
Flieger Stabi2.flz hat ein l_my von 0,23246m
Flieger Stabi3.flz hat ein l_my von 0,20440m

Das ist auch der Grund, warum die Ka6 so aus dem Rahmen fällt, wegen der starken Zuspitzung der Tragfläche.
Und bei den teilweise extrem zugespitzten Nurflügeln aller Horten tritt das gleiche Problem auf, je nach Grundriss sind dann 15,20,25%
Stabimaß[%] notwendig.

Wer hier eine andere Normierung für das Stabimaß findet , kann sich bestimmt Lorbeeren verdienen.
Oder auch eine Schelle, weil sich das mit den [%] so in den Hirnen eingebrannt hat.

Nebenbei, wenn hier jemand über das l_my meckern will, im FLZ_Vortex wird dieser Wert aus allen vorhandenen Flügeln gemittelt berechnet.
Er weicht also vom l_my der größten Tragfläche etwas ab.

Gruß

Frank
 

Tillux

User
@Frank:

Könnte man folglich jetzt so pauschal sagen:

je mehr Zuspitzung der Flügel hat desto höher sollte das Stabimass sein um ähnlich sicher fliegen zu können?
 
Schränkung Ka 6 linker Flügel durchgehend 0 rechter Flügel Wurzel und Mitte 0 Endrippe Nasenleiste 1° nach unten.

Fazit keine Schränkung eingebaut.

Jetzt muss ich mal dringend wieder den eingentlichen thread aufarbeiten :-)

Thies
 

DieterH

User
Um das Stabimaß in [m] dimensionslos zu machen verwendet man die Bezugsflügeltiefe l_my (mittlere Aerodynamische Flügeltiefe).

Frage: Was ist die "aerodynamische Flügeltiefe " ?
Ist die anders als die geometrische?
Bisher dachte ich, der Neutralpunkt eines Flügels ist auch der geometrische Mittelpunkt.
Und von dort an in Flugrichtung wird der Druckpunkt (CG) berechnet ??

Gruß
Dieter
 

Tillux

User
Hallo,

die aerodynamische Flächentiefe errechnet sich aus der Gesamtfläche des Flügels incl. aller Trapeze.
Soweit ich weiß fällt beim Rechnen sogar der Auftrieb des jeweiligen Abschnitts ins Gewicht.

Diese aerodyn. Flächentiefe liegt dann an einem bestimmten Abschnitt des Flügels (nicht an der Wurzel) von dem aus dann gerechnet wird.
Dort wird zum Beispiel auch die Pfeilung eines Flügels rechnerisch berücksichtigt.
Deshalb kann bei extremen Pfeilungen schon mal der Neutralpunkt auch ausserhalb der Flächenwurzel liegen.

Und die verbreitete Pi mal Daumen Schwerpunktangabe stimmt deshalb nur bei völlig ungepfeilten Flächen so ungefähr.
Ist schon einiges beim Erstflug abgestürtzt deshalb.

-Wenn ich das falsch darstellte, bitte berichtigen (mein Wissen darüber ist schon etwas angestaubt).
 
Hallo,

ich habe mal das schlaue Buch 'Schwanzlose Flugzeuge' von Karl Nickel und Michael Wohlfahrt rausgekramt.
Dort ist auf Seite 56 die Formel 2.2.9 für l_my zu finden.
L_My.jpg
s ist die Halbspannweite , l die lokale Flügeltiefe , und F die Gesamtfläche.
Also ein Integral von der linken Flügelspitze zur rechten Flügelspitze, mit l^2(y) * dy.
Man kann daraus ja auch eine Summenformel mit einer Trapez-Näherung bauen und somit beliebige Grundrisse rechnen.


Dann gibt es noch die mittlere Flügeltiefe, die nach der Formel
lm = F/b gerechnet wird.
Findet sich auf Seite 98 im oben genannten Buch.
F ist die Gesamtfläche des Flügels und b die Spannweite.

Gruß

Frank
 
Hallo noch mal,

Ich habe was sehr interessantes in Wikipedia gefunden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schleicher_Ka_6

Da steht unter Flugeigenschaften

a) Schränkung 3°
b) noch viel besser, im Langsamflug werden die Querruder nach oben gefahren.

Schränkung geht bei Thies seinem Flügel nicht mehr, aber macht das mal mit den Querrudern und rechnet neu, so -5 bis -6° nach oben.

Gruß

Frank
 
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