Bericht über die Restaurierung und den Neuaufbau einer Mahagoni-Jolle aus den 50-igern

molalu

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Ich möchte an dieser Stelle gerne über die Restauration und den technischen Neuaufbau einer Mahagoni-Segeljolle berichten.

Teil 1 – Vorgeschichte und Bestandsaufnahme


Die Vorgeschichte:

Im November 2020 wurde in der RCN-Börse eine „Mahagoni Segeljolle „RC Lübeck“ aus den Fünfzigern“ angeboten.

Hier einige der Fotos aus dem Verkaufs-thread:

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Dieses Angebot machte mich neugierig. A) weil ich gerne „alte Schätzchen“ vor der Tonne bewahre und B) weil ich in meinem langen Modellbauerleben noch nie auf das Modell einer Jolle mit diesen Abmessungen gestoßen bin, die obendrein RC-fähig ist.

Modellmaße:

Rumpflänge: 120cm
Breite: 36cm
Masthöhe: 136cm
Kiellänge: 36cm

Der Verkäufer aus der fliegenden Zunft und ohne Erfahrung mit Schiffsmodellen sprach von einem Scheunenfund und wir wurden uns relativ schnell kaufeinig. Den Transport aus der Rhön nach München organisierte ich mit einem Kleintransport-Unternehmer, den ich über myHammer.de ausfindig machte.

Kurze Anmerkung zum Thema „Scheunenfund“. Geht es nur mir so, oder empfinden andere das auch so? Die Zahl der sogenannten Scheunen, Keller- und/oder Garagenfunde von Modellen und Modellbausätzen hat in den zurückliegenden Monaten deutlich zugenommen. Ich bin erstaunt darüber, was in den einschlägigen Verkaufs-Börsen so alles angeboten wird. Da sind es primär Flugmodelle und Bausätze aus den 60-igern und 70-igern, aber auch seltene Schiffsmodelle, bzw. deren Bausätze. Oftmals ist der Zustand dieser Vintage-Modelle sehr gut und auch die Bausätze sind incl. der Originalverpackung in excellentem Zustand.

Irgendwann Anfang Dezember 2020 stand der Transportunternehmer spät abends bei mir vor der Tür und übergab mir einen Karton mit der Segeljolle.




Bestandsaufnahme:

Nach dem auspacken stellte ich sofort fest, dass an diesem Jollen-Rumpf sehr viel Epoxid-Harz oberflächig verarbeitet wurde. Und das ganz offensichtlich in mehreren Schichten. Das, was auf den Verkaufsbildern gar nicht schlecht aussah, wirkte auf mich wie ausgehärteter Schokoladen-Pudding.

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Schnelle Entscheidung – „muss runter bis aufs rohe Holz“.

Im nächsten Schritt habe ich die noch vorhandene und teilweise verbaute RC-Technik untersucht. Was sofort auffiel, war eine Segelwinde, die vermutlich im Eigenbau hergestellt wurde. Der Gehäusegröße nach ein 500er Bürstenmotor mit einem Getriebe. Ob Selbstbaugetriebe oder Kaufteil war für nicht eindeutig zu erkennen. Auf dem Getriebe war eine Hartholzspindel verbaut, an der noch der Rest einer Großsegel-Schot befestigt war. Motorseitig waren 2 Kabel = plus und minus verlötet, die mit Steckern versehen waren, wie man sie damals in den RC-Cars verwendet hat, bevor die bekannten Tamiya-Stecksysteme populär wurden. Ich vermute, dass diese Selbstbau-Winde mit einem RC-Car Regler (vor/zurück) an 6V bedient wurde.

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Für mich das Highlight war die Technik für die Bedienung des baumlosen Vorsegels. Nicht jedes baumlose Vorsegel ist eine Genua. Deshalb bleibe ich in meinem Bericht bei dem Begriff „baumloses Vorsegel“.

Unter Deck fand ich ein analoges 360° Servo. Für einen ersten Test nahm ich einen meiner Futaba FASSTtest – Empfänger, programmierte auf meiner Futaba T14SG auf die schnelle ein neues Modell und hing dieses Servo an den passenden Empfänger-Kanal. Nach dem Einschalten der Empfängerstrom-Versorgung ein, zwei Drehungen und das Servo war in der Mittelstellung. Geber nach vorne und das Servo drehte problemlos mit; Endpunkt erreicht, Geber gehalten, Servo dreht mit deutlicher Reduzierung der Geschwindigkeit zurück in Richtung Mittelstellung. Fazit: Servo unbrauchbar.

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Dennoch wollte ich die vom damaligen Erbauer, die aus meiner Sicht geniale Steuerung eines baumlosen Vorsegels, nicht verwerfen. Das Prinzip war denkbar einfach und dennoch genial. Leider habe ich es versäumt von diesem Servo mitsamt seiner Technik ein Foto zu machen. Ich erkläre es mit einfachen und wenigen Worten:

Auf der kleinen Servoscheibe wurde senkrecht stehend ein ca. 50mm langer und 2mm starker Messingstab per Draht befestigt und mit Stabilit express verklebt. Am Ende der Messingstange und oberhalb der Decksdurchführung wurde ein Zahnrad aufgeschraubt. In einer unmittelbar davor, oder dahinter liegenden 2. Decksdurchführung wurde ein kleines Gummirad, ebenfalls an einer Messingwelle, befestigt. Der Abstand zwischen Zahnrad und Gummirad war so eng bemessen, dass gerade so eben eine Art Umlaufschot durch den Antrieb des Zahnrades von Steuerbord auf Backbord und umgekehrt bewegt werden konnte. An dieser, ich nenne sie jetzt mal so, Umlaufschot, befand sich eine Oese, in der die Vorsegel-Schot mit einem kleinen Häkchen eingehängt wurde.

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Als Fan vom Genua-Modellsegeln war ich von dieser Lösung begeistert und musste mir nun Gedanken machen, wie ich das mit einem geeignetem, digitalen Servo abkupfere und umsetze. Dazu aber später mehr.

Bei der weiteren Untersuchung musste ich feststellen, dass diverse Decks- und Rumpfplanken nicht mehr bündig waren. Bis zu 1mm breite Schlitze waren im Rumpfinneren zu erkennen, die nur dicht hielten, weil der frühere Eigner mit viel Epoxid Schadensbegrenzung betrieben hat.

Der Rumpfaufbau erfolgte ich klassischer Spantbauweise. Die Spanten vermutlich aus 4mm Flugzeug-Sperrholz, die Rumpf- und Decksbeplankung aus 2mm Balsaholz mit finalem Finish aus 0,8mm Mahagonifurnier-Leisten.

Der Rumpf verfügt über einen Schwertkasten. Das abnehmbare Schwert ist eine 2mm Alu-Platte, die Mahagoni-Furnier beplankt wurde. Am unteren Ende des Schwerts wurde ein ca. 1,8 kg schweres Blei verklebt. Das einschieben des Schwerts in den Schwertkasten geht nur sehr schwer und mit Hinzunahme von WD40. Durch die Schwergängigkeit zwar überflüssig, aber gesichert wird das Schwert durch 2 Bolzen, die durch Schwert und 2 Bohrungen im Schwertkasten geführt werden.

Das Ruder wurde in einer klassischen Form, ebenfalls aus mit Mahagoni beplantem Alublech angefertigt, wie man es von manntragenden Jollen kennt. Befestigung durch Splint und Oesen direkt am Heckspiegel. Obendrein klappbar. Unter Deck befand sich mal das Ruder-Servo, das aber nicht dabei war. Die Anlenkung erfolgt über ein Bowdenzugröhrchen, wie es die Flugmodellbauer verwenden, durch das Deck. Für die Anlenkung Servo > Ruder wurde ein 1mm GFK-Stab verwendet.

Das Rigg besteht aus einem ca. 1,30mtr. langen und konischem Holzmast. Der Großbaum hat eine Überlänge von 60cm, was aber nicht der Länge des Baumlieks vom Großsegel entspricht. Das ist kleiner. Den vermutlichen Grund dafür erläutere ich am Ende meines Berichts.

Interessant war auch die Befestigung des Großsegels am Mast. Eine Keep suchte ich vergeblich. Dafür hatte der Mast auf der gesamten Länge eine Ausfräsung, die sehr präzise, vermutlich maschinell, ausgeführt wurde. In dieser Ausfräsung war ein Messing U-Profil, ebenfalls auf der gesamten Länge des Mast, verklebt. Von der Mastspitze kommend bis zum Mastfuß war ein sehr dünner Messingdraht verlegt, der im Bereich des Mastfusses durch den Mast nach vorne geführt wurde und mit einem Auge an einem kleinen Messinghaken eingehängt wurde. Am Mastliek des Großsegels waren/sind kleine Häkchen vernäht, wie wir sie von den BH`s unserer Frauen kennen (hoffentlich keine sexistische Erklärung???). Diese Häkchen werden an dem Messingdraht des Mast eingehängt und fertig ist die Segelbefestigung.

Der Mastfuß mit einem Messing-Vierkant steht in einer Mastfuß-Schiene aus Alu. In dieser Schiene befinden sich mehrere 4-Kant Öffnungen für unterschiedliche Mastpositionen.

Die Befestigung des Riggs erfolgt nahezu klassisch = Vorstag, doppeltes Achterstag, 2 Wanten.

Die vorhandenen Messingbeschläge sehen sehr alt aus und vermutlich teilweise handgefertigt. Z.B., die beiden Decksdurchführungen achtern für die beiden Achterstage, die unter Deck per Wantenspanner befestigt werden.


Mein erstes Fazit: Diese Mahagoni-Jolle kann durchaus in den 50-iger Jahren erbaut worden sein. Vermutlich war das Modell in dieser frühen Phase ein Freisegler, möglicherweise sogar mit einer Windfahensteuerung. Vieles deutet darauf hin, denn durch den zuvor schon beschriebenen Großbaum mit ca. 60cm und durch die beiden Achterstage konnte der Großbaum nicht auffieren, sondern der Weg steuerbord > backbord und zurück wurde durch beide Stagen an achtern eingeschränkt. Das Vorsegel funktionierte vermutlich ähnlich und wehte je nach Kurs frei aus.

Der Umbau auf RC erfolgte nach meiner Einschätzung bereits Mitte/Ende der 60-iger. Es gab damals bereits die berühmte, graue Graupner Varioprop Segelwinde mit konischer und konventioneller Trommel, aber die konnten sich die wenigsten leisten. Modellbauer waren damals schon erfinderisch – insbesondere diejenigen, die handwerkliche Erfahrung aus den erlernten Berufen mitbrachten.

Für alle, die sich für meinen Bericht interessieren, geht`s in Kürze mit Teil 2 weiter. Darüberhinaus bin ich für jeden Kommentar dankbar, sollte jemand mehr über so ein m.E. seltenes Jollen-Modell wissen, oder schon mal besessen haben.
 

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molalu

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In Ergänzung zu Teil 1 meines Berichtes zwei Fotos von der Großsegelbefestigung am Mast, bzw. der Fixierung des Messingdrahtes, an dem die Häkchen eingehängt werden:

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molalu

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München > Ostermontag > starker Wind > 7° fallend > Regen mit Tendenz zu Graupelschauern > Zeit um den Restaurationsbericht fortzusetzen.

Teil 2 – Rumpf samt Ruder und Schwert restaurieren

Wie schon in Teil 1 bei der Bestandssichtung beschrieben, wurden Rumpf und Deck, sowie die Anbauteile Ruder und Schwert aufs schwerste mit Unmengen an Epoxid und Klarlack misshandelt. Nun stand ich vor der Aufgabe das Zeug runter zu holen und das rohe Mahagoni wieder sichtbar zu machen, ohne das 0,8mm Mahagoni-Furnier zu beschädigen.

Ich fing mit dem grobkörnigsten Nass-Schleifpapier an, das mir zur Verfügung stand, um die Oberflächen anzuschleifen. Ich glaube es war ein 40-iger Korn.

Um keinen tagelangen Schleif-Marathon hinzulegen und um meine Oberarmmuskeln zu schonen, entschloss ich mich zu einem Versuch mit Abbeizer. FFP2-Masken waren ausreichend im Haushalt vorhanden und mein Werftraum hat ein großes Fenster zum Lüften. Nach ca. 30 Minuten Einwirken stellte sich heraus, dass meine Entscheidung gut war. Ich konnte mit einer Klinge großflächig die angeweichten Harz- und Lackaufträge in mehreren Arbeitsgängen abziehen. An einigen wenigen Stellen bis auf das rohe Holz.

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Ich ließ den Rumpf danach für 1 Nacht ruhen. Insbesondere um den Abbeizer „ausdampfen“ zu lassen. Danach ging es weiter mit mehreren Nasschleifgängen mit den Körnungen 120 bis 300. Das Ergebnis sah sehr vielversprechend aus. Das Mahagonifurnier war freigelegt, aber der Einsatz der Abziehklinge hatte Spuren hinterlassen. Kleine Schnittspuren im Holz, die ich final mit 240er Körnung trocken verschleifen musste.

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Dann zeigte sich aber, dass der Rumpf über die Jahrzehnte Lagerung und Betrieb nicht schadlos überstanden hat. Insbesondere im Deck, aber auch am Rumpf kamen kleinste Schlitze zwischen den Planken zum Vorschein, die ich unbedingt dicht bekommen musste. Das Deck war hauptsächlich im Bereich der Mastaufnahme betroffen. Um diesen Bereich großflächig um die Mastaufnahme herum stabil zu bekommen, habe ich im Inneren die Decksunterseite mit 60-iger Glasgewebe laminiert und weil ich ausreichend Harz angerührt hatte, habe ich auch gleich das komplette Rumpfinnere mit Epoxid versiegelt. Nach 24 Stunden aushärten war ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Deck und Rumpf waren stabil und dicht.

Durch die Beplankungen mit 2mm Balsaholz und 0,8mm Furnierleisten war der Rumpf nicht nur sehr leicht, er war nach meinem Empfinden auch sehr fragil. Ich entschied mich das komplette Unterwasserschiff bis zur Deckskante mit 60-iger Glasgewebe zu belegen. Gesagt, getan.

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Danach mal wieder mit 240er Körnung nass anschleifen und im nächsten Arbeitsgang eine weitere, dünn aufgetragene Lage Epoxid. Der beinahe selbe Arbeitsschritt erfolgte mit dem Deck, allerdings ohne das verlegen eines Glasgewebes. Dazu hätte ich die alten Messingbeschläge (Klampen und Achterstag-Durchführungen) entfernen müssen, was mir aber zu riskant war. War aber auch kein Problem, weil ich ja große Flächen des Decks von innen mit Glasgewebe belegt hatte.

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Nach dem Aushärten des Epoxid und 24 Stunden später erfolgte der letzte Nassschliff mit einer 300er Körnung. Bei früheren Bauprojekten war an dieser Stelle meine Arbeit beendet und der Rumpf ging zum Lackierer für eine professionelle 2K-Spritzlackierung. Aber warum nicht mal selber machen? Meine bisherigen Lackierversuche mit klarem Yacht-Lack und Pinsel verliefen vorsichtig beschrieben „suboptimal“. Bei meinen Recherchen im Internet stieß ich auf einen 2K-Klarlack aus der Spraydose. Hersteller ist die Firma Standox. Ich erinnerte mich, dass mein Lackierer in seiner Profi-Werkstatt seine Lacke vom selben Hersteller bezog. „Der Preis ist heiß“ - € 26 für die Dose mit 250ml war schon eine Ansage, aber was solls. Der Lackierer hätte mich min. € 150 gekostet. Das besondere an dieser Spraydose – die Dose verfügt über eine 2. Kammer, in der sich der Härter befindet. Aktiviert wird der Härter per zusätzlichem Druckknopf. Also drücken – man hört ein zischen – der Härter vermischt sich nach mehrfachem Schütteln mit dem Klarlack und schon kanns losgehen. Saubere Spraybahnen ziehen, nicht zu dicht an die zu lackierende Oberfläche gehen, nicht zu lange auf ein und die selbe Stelle sprayen und schon klappts mit einem guten Klarlack-Finish. Ich habe eine erste Lage sehr dünn aufgetragen. Sieht dann wie eine Zitronenhaut aus. Da der 2K-Lack schnell trocknet, kann man die 2. Lage sehr bald aufbringen und hat auch nach wenigen Minuten das Ergebnis. Ich war sehr zufrieden und lasse meine Pinsel-Sammlung verstauben.

Einen Wehmutstropfen gab es dann doch noch. Mangels einer Absaugeinrichtung, wie sie die Profis verwenden, musste ich zu guter letzt doch einige Staubeinschlüsse im Klarlack zur Kenntnis nehmen. Aus meiner Sicht ist das alles noch im tolerrierbaren Rahmen. Deshalb habe ich nichts unternommen. Zumal meine Jolle kein Museumsstück werden soll. Vordergründig bin ich auf die Segeleigenschaften gespannt.

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Mast und Großbaum habe ich dann doch noch mit Klarlack gepinselt, was schlussendlich auch gut geklappt hat.

Was ich vergessen hatte zu erwähnen. Vor dem klarlackieren habe ich alle Messingteile mit der Proxxon und runder Stahlbürste auf Hochglanz poliert.

Weil das mit dem lackieren aus der Spraydose so gut geklappt hat, schwebte mir vor das reine Unterwasserschiff (benetzte Fläche) bis zum Wasserpass in weiß matt zu lackieren. 1 Nacht drüber geschlafen und den Gedanken wieder verworfen, weil es mir letztlich doch wichtiger war das Vintage Erscheinungsbild beizubehalten.



Die Restaurierung von Rumpf und Rigg hat gut 2 Wochen Zeit in Anspruch genommen und war letztlich erfolgreich.

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In Kürze geht`s weiter mit Teil 3. Dann berichte ich über den Einbau der RC-Komponenten, insbesondere meine Winden-Lösung für das baumlose Vorsegel.
 
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Hallo Ingolf,

Begeistert verfolge ich deine Arbeit. 🤩👍🏆🏅
Ich möchte dir eventuell einen Tipp geben zum 2 K Klarlack. Habe diesen mehrfach verwendet und bin sehr zufrieden.
Gibt es hier: SprayMax 2K Klarlack du findest diesen auch bei anderen Firmen. Ist aber wesentlich günstiger.

Lg Marcus, der auf den nächsten Bericht gespannt wartet.
 

molalu

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Hallo Markus,
vielen Dank für das Lob - geht runter wie die Rotznase vom 2K Klarlack.
Ich werde zwar für die Jolle keinen Lack mehr benötigen, aber im Regal meiner Werft stehen noch 2 Rennboote, die nach vielen Einsätzen und einigen Abflügen dringend ein neues Farbkleid bräuchten. Da kommt Dein Link gerade recht. DANKE 👍👍
 

molalu

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Nachtrag zu meinem Teil 2 des Restaurationsberichtes

Ich habe letztendlich doch ein paar wenige Veränderungen auf Deck vorgenommen, weil mir das 2-farbige Streifenmuster, insbesondere auf dem Lukendeckel so garnicht gefiel.

Vorher:

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Und nachher:

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Ich habe den Deckel mit einem 1,5mm Mahagonibrett belegt und um das ganze nicht so "steril" aussehen zu lassen, ein Schiebeluk angedeutet.

Für das Ruder habe ich eine Pinne angefertigt:

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So, das solls für heute gewesen sein. In Kürze berichte ich über Einbau und Funktion der RC-Technik.
 

Ragnar

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perfekte Arbeit
 

molalu

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Teil 3 – RC-Technik

Wie schon zuvor beschrieben, hat mich die Jahrzehnte alte Lösung eines Modellbauers für die Steuerung eines baumlosen Vorsegels begeistert. Allerdings wollte ich die Technik mit einer Umlaufschot, die zwischen einem Zahnrad und einem Gummirad eingequetscht bewegt wird, nicht übernehmen, weil ich kein großes Vertrauen in die Haltbarkeit habe.

Nach langem Überlegen bin ich zu dem Entschluß gekommen das selbe Verfahren mit einer Windentrommel auf Deck umzusetzen.

In den 80-igern war es „state of art“ die Marbleheads und TenRater mit einer Schotführung auf Deck auszustatten. Dazu wurde auch die Windentrommel auf Deck verlegt. Das eigentliche Winden-Servo wurde unter Deck verbaut. Bei meiner guten, alten Walicki-Skalpell war das auch so verbaut.

Ich erinnerte mich daran, dass ich so ein Bauteil für die Decksdurchführung der Windentrommel aus alten Regattazeiten in meinem Fundus hatte. Für damalige Zeiten ein Hightech-Teil aus kugelgelagerten Aluminium-Drehteilen, die als Verlängerung auf einer kleinen Servoscheibe aufgeschraubt wurden. Am anderen Ende war die Aufnahme für die Windentrommel, die nahezu bündig auf dem Deck lag.

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Jetzt ging es um die Entscheidung Windenservo, oder gibt es eine Alternative? Ein einfaches Windenservo, z.B. die Windforce von Krick, wäre sicherlich die billigste Variante gewesen. Ich entschied mich für ein programmierbares DITEX-Servo von Hacker.

Nach genauerem Studium und Sichtung der Videos, die Hacker in seinem shop zur Verfügung stellt, war ich beeindruckt davon, was diese Teile können und was da alles programmierbar ist. Da gibt es Einstellungen, auch Telemetrie-Einstellungen, die für anspruchsvolle Modell-Flieger essentiell sind, die ich aber für die Programmierung meines baumlosen Vorsegels nicht benötigte.

Im Frühjahr 2021 hatte Hacker für seine DITEX-Servos eine Preis-Offensive gestartet, was mich obendrein zum Kauf animierte. Mein Wunsch-Servo kostete den halben Preis – anstatt € 149 nunmehr € 60. Dazu noch ein USB Interface-Kabel und den Interface-Adapter – es konnte losgehen, nachdem ich das DITEX-Programm auf meinen Rechner geladen hatte.

Hier der Link:



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Nach viel testen und ausprobieren mit Rechner am Modell habe ich irgendwann die passenden Einstellungen gefunden und gespeichert. Primär ging es um den Servo-Weg, den ich ab Mittelstellung mit 1100° Grad backbord und 1100° steuerbord programmiert habe. Dazu kam noch die Servo-Geschwindigkeit, die ich auf mittlere Geschwindigkeit programmiert habe. Alle anderen features habe ich ignoriert.

Das, was dieses Hightech-Servo jetzt konnte, musste nur noch vom Sender übertragen werden. Ich nutze meinen Sender Futaba T14SG für meine Segelmodelle im Mode2. D.h., die Segelwinde liegt auf dem Gas-Kanal links mit Ratsche. Das Ruder auf dem rechten Geber = horizontal. Weil ich in meiner Jolle 2 Windenservos einsetze = 1 x Großsegelwinde und 1 x Vorsegelwinde (DITEX), habe ich mir überlegt das DITEX-Servo auf den rechten Geber (vertikal) zu legen. Das ist der Kanal, den die Modellflieger für das Höhenruder nutzen. Dazu habe ich eine Ratsche nachträglich verbaut, um zu vermeiden, dass der Knüppel per Feder immer wieder in die Mittelstellung geht.

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Beim erneuten Testen zeigte sich aber, dass diese Lösung nicht gut war, weil ich im Segelbetrieb viel mit dem Ruder-Geber arbeite und dabei parallel und unbeabsichtigt die Stellung des Gebers für das Vorsegel-Servo verstelle.


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Lösung: Mein Sender verfügt über 2 Drehgeber (RD und LD). Ich habe die Geberzuordnung neu programmiert und den Kanal 2 auf RD = Drehgeber programmiert, was auch besser zum optischen Laufweg der Vorsegel-Schot passt.

Ich habe dazu einige Sekunden Video, aber entweder bin ich zu doof, oder es gibt nicht die Möglichkeit den Clip in diesem Beitrag einzustellen. Das ist insofern schade, weil in dem Video die Funktionalität der Steuerung am Vorsegel zu sehen ist. Vielleicht probiere ich es mit einem Youtube-Link.

Im nächsten Schritt ging es an die Großsegelwinde. In meinen Segelyachten verbaue ich gerne autarke Winden-Systeme. D.h., keine Umlaufschot, die über Rollen und Blöcke mit dem Rumpf verbunden ist. Mein System ist einfach und bedienerfreundlich. Es besteht aus einem 10mm Buchen-Rundholz. Je nach Länge des Schotwegs, in der Regel ca. 50cm, wird das Rundholz abgelängt. An einem Ende des Rundholzes wird ein Servohalter befestigt, den ich aus Sperrholz anfertige und an das andere Ende des Rundholzes wird eine Rückholautomatik für die Windenschot befestigt.

„Rückholautomatik“ hört sich so hochtechnisch an. Ist es nicht. Das ist ganz einfach der Clip, den wir alle vom Skifahren kennen und der den Zweck hat die Liftkarte daran zu befestigen. Gibt es meistens gleich im 5er-Set bei ebay für ganz schmales Geld.

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Vorteil dieser Bauweise – ich kann bei Problemen mit der Winde und/oder den Schoten die gesamte Technik aus dem Rumpf nehmen und daran arbeiten.

Das Foto zeigt meine Bauweise und man kann wohl auch gut verstehen, wie die Schotführung in der Praxis funktioniert. Auch hier habe ich an meiner T14SG die Schotwege ab Mittelstellung und die Endstellungen programmiert, indem ich auf dem Geber „Gas“ den Schotweg von „Dicht“ = Geber auf Anschlag zum Körper, bis „Gefiert“ = Geber auf Anschlag vom Körper weg nutzen kann.

Alles im Rumpf verbaut, Servokabel in den dazugehörigen Empfänger-Steckplatz und Großschot durch die Decksdurchführung ziehen. Einen kleinen S-Haken am Ende der Großsegelschot befestigen und den S-Haken an der Oese im Großbaum einhängen. Fertig!!

Stichwort: „Schotweg Großsegel“

Ich hatte in meinem Bericht darauf hingewiesen, dass ich bei dieser Jolle von einem ehemaligen Freisegler ausgehe. Das 2-teilige Achterstag wird durch 2 Decksführungen im Heck geführt. Ich habe dafür unter Deck und unmittelbar unterhalb der Decksdurchführungen 2 kugelgelagerte Rollenblöcke von Cap Maquette auf einer eingeharzten Bodenplatte verschraubt. Die beiden Achterstage werden über die Rollenblöcke in den mittleren Bereich des Rumpfes geführt, sodass ich durch den Lukendeckel Zugang habe. Am Ende jedes Achterstags habe ich jeweils 1 Wantenspanner befestigt, der an einer Schraub-Oese eingehängt wird. In dieser Position kann ich das Achterstag sehr gut auf die notwendige Spannung bringen.

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Weil ich davon ausgehe, dass die Jolle mit dem geringen Freibord und ab Windstärke 3 viel auf der Back liegen wird, wird auch viel Wasser über Deck gehen. Um zu vermeiden, dass über die relativ großen Decksdurchführungen für die Achterstage Wasser in den Rumpf dringt, habe ich pro Decksdurchführung einen Schrumpfschlauch angebracht und geschrumpft.

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Zurück zum Schotweg Großsegel. Den Großbaum hatte ich bereits gekürzt. Ansonsten hätte der Großbaum zwischen linkem und rechtem Achterstag als Anschlag gependelt. Ich habe jetzt aber noch das Problem, dass ich mit dem Achterliek des Großsegels nicht an den beiden Stagen vorbeikomme.

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Ich hätte das originale Großsegel aus Nostalgiegründen gerne verwendet, ich fürchte aber, dass damit der Segelspaß zu kurz kommt. Der Segelstoff ist relativ „lapprig“, sodass bei ausreichend Wind schon die Chance besteht und das Achterliek des Groß unter dem Stag durchrutscht, aber das kann nicht das Ziel sein, denn ich habe genügend Schotweg, um auch mal bei Wind von achtern einen Schmetterling zu fahren.

@Ragnar: auch den "Marlschlag", von dem ich trotz Knotenkunde noch nie twas gehört hatte, habe ich hinbekommen.

Fazit: Mein langjährig guter Bekannter – Herr Mathias Jakobthorweihen von Latsch-Segel, Borgholzhausen bekommt Arbeit. Und das bedeutet sicherlich Wartezeit, weil jetzt die Großsegler erst einmal dran sind (Saison-Start).

Auf die Technik des Ruders und Ruder-Servo muss ich nicht so ausführlich eingehen. Ich verwende ein 12kg Digital-Servo mit einer Ruderanlenkung über 2 Stahllitzen. Die Decksdurchführungen dafür habe ich aus Messingröhrchen mit 2mm Innendurchmesser angefertigt. Auch beim Ruderservo – Servoweg ab Mittelstellung rechts/links programmiert und fertig.

So, liebe Mitleser – das solls erst einmal gewesen sein. „Ich habe fast fertig“ um bei Trappatoni zu bleiben. Als nächstes kümmere ich mich um einen neuen Segelsatz und wenn das Segeln mit der Jolle nicht zum totalen Reinfall wird, kommt auch bestimmt noch ein Video im Laufe des Sommers.

Ich bedanke mich bei allen Mitlesern für die Aufmerksamkeit, für nette Kommentare (auch die per PN), für die Likes. Nach wie vor suche ich Modellbauer, die etwas zu einem Jollen-Modell beitragen können, ggf. selbst gebaut und/oder gesegelt haben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht eine Option für zukünftige Schot-Abdicht-Arbeiten... ;)
Schot etwas einwachsen, dann in den Bereich der Decksdurchführung ziehen und dann ganz normalen Pattex auf Durchführung und Schot geben.
Trocknen lassen, kurz an der Schot ziehen und man hat die perfekte, fast unsichtbare Abdichtung.
...und Spraymax kann ich auch nur empfehlen! Damit arbeite ich jetzt seit über 4 Jahren.
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Der Rumpf ist gedruckt, mit einem Strumpf beschichtet und mit Acryl lackiert. Danach kam der 2K drauf.
 

molalu

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Danke für den Hinweis, kannte ich noch nicht. Aber nicht die Grossschot kann zum Problem werden, weil ich nicht glaube so weit auf der Backe zu liegen, um mittig über die Decksdurchführung Wasser aufzunehmen.
Bei meinem Abdichtversuch ging es um die beiden Decksdurchführingen nahe der Deckskante für die beiden Achterstage (siehe Foto).
 
Hallo Ingolf,

Habe hier ein Video von einem Tenrater Tina gefunden. Tenrater Tina Leider kann ich es nicht richtig erkennen, wie es funktioniert mit den Focksegel ohne Baum.

Lg Marcus
 

molalu

User
Hallo Marcus, wenn ich das im Video richtig erkenne, segelt die Yacht eine Genua. Man erkennt 2 Schotleinen, die von achtern über Steuerbord- und Backbord geführt werden.
Welche Windentechnik der Modellbaukollege verwendet, kann man logischerweise nicht erkennen.
Kann sein das da z.B. eine Schepp Genuawinde eingesetzt wird, kann aber auch sein, das der Eigner mit 2 Winden die Genua bedient.
Frag den Eigner doch mal über seinen Youtube-Kanal.
 
Ingolf,

das du das hier klar bekommst, ist mir schon lange klar.
Erfahrungen = 1000 Boote ?

Der Rumpf könnte ein FD Riss sein.
Als ex. Flying Dutchman, ( FD), Segler, vermute ich's.

Tippe mal ein FD , Bilder.
Die Brüder Jörg & Eckhardt Diesch = FD Weltmeister.

Nun baust du ein Weltmeisterboot.
Lese hier noch weiter.

Sehr schön, viel Spaß noch.
 

molalu

User
Der Rumpf könnte ein FD Riss sein.

Hallo Gerd,
den FD hatte ich auch schon auf meinem Zettel und wieder verworfen. Schau dir mal im Teil 1 meines Berichts das 2. Foto mit der Seitenansicht des Bugs an.
Passt nicht. Aber das Modell vom Weltmeister-Boot der Diesch-Brüder zu haben, wäre ja mal nicht schlecht gewesen.
 
Bleibe dir sicher.

Er ist's.

Zwar wahrscheinlich mit die erste Rumpfform.

Was glaubst du, was die Weltmeister an der Rumpfform optimiert haben.
Da wird 100 x geändert, immer das Siegerschiff hielt her.
Es waren immer International andere, besonders GBR, war federführend.
Später endlich die Diesch Brüder.

Eckhardt wohnt doch in deiner Nähe.

Den FD gab es schon so um 1950.
Da war ich noch nicht da.
Geh mal im Netz u. hol dir den Rumpfriss her.

Wichtig, bau mal schön an dein Weltmeister Boot weiter.

Übrigens das Großboot zu segeln war einfach nur fantastisch.

FD, ...... segel bald.
Bilder, will ich sehen.
 

molalu

User
Okay, schaun mer mal. Den FD bin ich schon als Vorschoter auf dem Ammersee gesegelt.
 

molalu

User
Nach 4 Monaten Wartezeit sind dann endlich die neuen Segel von der Segelmacherei Latsch gekommen. Hergestellt aus leichtestem Spinnakertuch. 3 Stunden hat die Ehefrau damit verbracht die Stagreiter (Büstenhalter-Häkchen) am Mast-Liek zu vernähen. Danach gings an aufriggen.

Und so sieht die Jolle fertig aus:

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Die Mahagoni-Jolle ist segelfertig und neue Projekte warten.

Sollte ein Mitlesender Interesse an diesem Unikat haben - ich gebe die Jolle wegen der neuen Projekte zum Materialkostenpreis ab. Kontakt per PN bitte.
 
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